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Bekanntmachung der Nds. Staatsoper Hannover
Zitat
Die
verkaufte Braut
Singspiel
von Bedřich Smetana
Libretto von
Karel Sabina, Neufassung von
Martin G. Berger
In
deutscher Sprache
Premiere der
Inszenierung am 29. Oktober 2016
Eine arrangierte Ehe
ist Ausgangspunkt
der
Komödienhandlung.
Die klare Regelung
von Erbschaft und
Besitzvergabe
motiviert den
nüchternen Pakt der
Väter Kruschina und
Micha: Kruschinas
Tochter Marie und
Michas jüngster Sohn
Wenzel sollen den
Bund fürs Leben
schließen. Nachdem
Michas erstgeborener
Sohn als verschollen
gilt und seine
Erbansprüche damit
erloschen sind,
erscheint der naive
Wenzel aus rein
pekuniären Gründen
als der ideale
Schwiegersohn. Marie
setzt sich gegen den
Plan ihres Vaters
zur Wehr und stellt
ihre Liebe zu dem
mittellosen
Außenseiter
Hans über
finanzielles
Auskommen und
gesellschaftliches
Ansehen. Um das
Liebespaar zu
trennen, wird nichts
unversucht gelassen.
Heiratsvermittler
Kezal, dessen
finanzieller Vorteil
ebenfalls von Maries
Verbindung mit
Wenzel abhängt,
versucht Hans
umzustimmen. Eine
hohe Geldsumme soll
Hans dazu bewegen,
seiner geliebten
Marie abzuschwören.
Der Außenseiter
willigt ein und sagt
sich von der
Enttäuschten los; er
stellt allerdingsm
die Bedingung, dass
nur ein Sohn des
Bauern Micha Marie
zur Frau nehmen
dürfe. Dieser
Handel, von der
entrüsteten
Dorfgesellschaft
zutiefst
missbilligt, ebnet
den Weg für das
lieto fine.
Hans gibt sich als
Michas erstgeborener
Sohn aus erster Ehe
zu erkennen. Was
unmöglich schien,
tritt ein: Die
Vereinigung des
ursprünglichen
Liebespaares Hans
und Marie erfüllt
sowohl die Klausel
als auch den
ursprünglichen
Wunsch der Eltern.
Smetana geizt nicht
mit musikalischen
Höhepunkten, zu
denen zweifelsohne
auch die mitreißende
Ouvertüre zählt: Das
rasante vierstimmige
Streicherfugato, das
in unermüdlichen
Achtelbewegungen auf
und nieder fährt,
bereitet die
spannungsgeladene
Atmosphäre, in denen
sich diverse
Tanzrhythmen
nahezu eruptiv
entladen. Weder
Smetana noch sein
Librettist Karel
Sabina hatte mit dem
herausragenden
Erfolg ihres als
komische Oper
konzipierten Werks
gerechnet, das 1866
noch mit
gesprochenen
Dialogen im Prager
Interimstheater
uraufgeführt worden
war.
Es
folgten drei weitere
Fassungen, bis
Die verkaufte Braut
1870 dreiaktig
vorlag. In dieser
Fassung ersetzten
Rezitative den
gesprochenen Text,
neben weiteren
musikalischen
Ergänzungen hatte
Smetana inzwischen
eine wuchtige Polka
in C-Dur, einen
Furiant im
synkopierten
Dreivierteltakt und
einen Springtanz
hinzugefügt. Nicht
zuletzt aufgrund
dieser Tänze mag
sich Die
verkaufte Braut
als
(tschechische)
Volksoper etabliert
und ihren
Siegeszug angetreten
haben. Die 300.
Prager Vorstellung
wurde mit einem
Festakt begangen.
Zum internationalen
Durchbruch verhalf
1892 das Gastspiel
des Böhmischen
Landes- und
Nationaltheaters bei
der Wiener Musik-
und
Theaterausstellung.
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'Die
verkaufte Braut' - in Hannover ein
Musical auf Kaffeefahrt-Niveau
SOKO München,
SOKO Stuttgart,
SOKO
Leipzig, 'Rote Rosen' in Lüneburg,
Krimis, Soaps und Telenovelas sind so
beliebt, weil sie heimatliche Städte und
und Dialekte einbeziehen.
Für intellektuelle Theatermacher ist
'Heimat' allerdings nur Anlass zu Hohn und
Spott.
Im 19. Jahrhundert sammelten Dichter und
Musiker Volksmärchen und Volkslieder als
Quelle der Inspiration.
Für die Fürsten war das Volk, die
'canaille' dazu da, Steuern für die
Hofhaltung, junge Mädchen für die
Vergewaltigung und Söhne für die Kriege
zu liefern.
Im Jahr 1918 wurden die Fürsten
in Deutschland abgeschafft.
Aber nicht alle!
Eine Gruppe von unseren Steuern
finanzierten Autokraten,
zusammengeschlossen im Schutz- und
Trutzbündnis 'Deutscher Bühnenverein'
regiert selbstherrlich unsere
Theaterkultur: die Intendanten.
Cuius regio, eius religio war
fürstliches Gesetz, des Intendanten
Vorlieben hat das Publikum zu schlucken.
Das gilt heute.
Hat ein Dramaturg es geschafft, einen
Intendantenposten zu erreichen, darf er
Ensemblemitglieder feuern oder kalt
stellen, die ihm genehmen Regisseure
engagieren, die dann ihre privaten
Neurosen an Darstellern und Werken
austoben dürfen.
Das Publikum, also der Steuerzahler, hat
drei Möglichkeiten:
entweder es geht nicht mehr in die Oper
oder es ärgert und ekelt sich, oder es
will hip und trendy sein und nach der
Premiere ein Glas Sekt mit dem Intendanten trinken und
alles 'interessant' finden.
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Friedrich Smetana (1824 - 1884), der
zunächst im Stil der deutschen Romantik
komponierte, kam durch den Text von
Karel Sabina, der ihm zu einer heiteren
Volksoper vorlag, in Berührung mit der
Volksmusik und erkannte bald, welche
Schätze hier bisher unerschlossen für
die Kunstmusik noch ruhten.
'Die verkaufte Braut' spielt daher für
die tschechische Nationaloper die Rolle,
die Glinkas 'Leben für den Zaren' für
die russische und Webers 'Freischütz für
die deutsche Oper bedeutet.
Letztere von der Nds. Staatoper Hannover
in unüberbietbarer
Weise mit Ekel und Hass verunstaltet.
Die Uraufführung der 'Braut' 1866 in
Prag wurde vom Publikum nicht in der
richtigen Weise gewürdigt.
Erst 1892, acht Jahre nach Smetanas Tod
gelangte sein Meisterwerk in Wien zur
erfolgreichen Aufführung und eroberte
nun schnell die Bühnen der Welt.
Die Ouvertüre ist ein Paradestück - und
Vorspielprüfungsstück für Streicher -
bei der das Orchester seine Virtuosität
beweisen kann.
Feurige Volkstänze, Polkas, Furiants
sind wie die Kette eingängiger Melodien
Klänge und Rhythmen tschechischer
Volksmusik, die ins Blut gehen und
mitreißen. Das Nds. Staatsorchester
zeigte sich von seiner besten Seite.
Schade, dass es in dem optischen Klimbim
später nicht mehr zur Geltung kam.
Ein Hoch dem Staatsorchester!
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Und was bietet die Nds. Staatsoper
Hannover - meine langjährige
künstlerische Heimat - nun in szenischer
Hinsicht?
Beim Eintritt in die Foyers sehen wir
grellgrüne Werbung einer Promotion-Firma,
namens 'prolocal' oder 'Proletencall'.
Aus Lautsprechern tönt ein unangenehmes
Rumpeln, Knarren, Heulen. Eine
Besucherin bittet: 'Kann man den Krach
nicht abstellen? Da kriegt man ja
Angst!' Aber die jungen Leute, die mit
grünen Flyern und Tabletts in den Händen
herumwimmeln, mit grellgrünen Schiffchen
auf dem Kopf und grellgrünen Schleifchen
um den Hals, behaupten, der Regisseur
habe das angeordnet, das bringe
Atmosphäre.
Werbeblätter werden verteilt, man solle
sich registrieren lassen, es gäbe was zu
gewinnen.
Die Balkonwände des Zuschauerraums sind
behängt mit grellgrünen Werbebannern, im
Bühnenhintergrund eine Filmleinwand zur
Darstellung von Zappelbildern, Filmen
und eingeblendeten Life-Aufnahmen der
Darsteller. Alles ein Wirrwarr,
optischer Overkill.
Ein Animateur, der sich als Promoter der
Firma 'Proletencall' - angeblich vom
Intendanten selber zu Hilfe für die
Produktion der Oper gerufen -
quasselt und nervt , regt das Publikum
zu 'move' an, schreit nach Applaus, das
Publikum folgt und klatscht sich in
Laune.
'Irgendwie' - ein Wort, das ich von
Herzen hasse - wird die Oper 'Die
verkaufte Braut' in das Gezappel
hineingebastelt, man singt, begrapscht
sich, hockt aufeinander, mimt
Vereinsleben, der Motivationstrainer
ruft sich selber zu: "Ich bin gut! Ich
bin gut!"
Endlich Pause.
Mir ist schlecht.
Im Foyer findet das Publikum das, was
im Entertainment 'hip' ist: eine 'drag-queen' auf Plateausohlen, die
Esmeralda als Conchita Wurst mit Bart,
Chinesen-Mangas, Indianer und mit all'
den Attraktionen kann man sich
fotografieren lassen, mit Schnellabzug
als Andenken an einen unvergesslichen
Krawallabend in der Niedersächsischen
Staatsoper Hannover.
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Während der Pause hat die Technik
pinkfarbene Bänder von zwei Maibäumen
auf der Bühne über den Zuschauerraum zu
den Rängen gespannt, damit alles noch
volkstümlicher aussieht.
Das Filmgezappel lässt nach, Marie im
feschen Dirndl singt, Hans, als
geflohener Sohn, gleich Flüchtling,
gleich Salafist im beigen Hemd mit
weißem Mützchen singt (heiliger Fritz
Wunderlich, hilf!), Kezal sieht
attraktiv mafiös aus, singt (ihr Heiligen
des Basses: Böhme, Frick, Ridderbusch
helft!!!), die Ensembles der Eltern
werden mit moves garniert, der
Algorithmus des Firmen-Computers hat die
Hochzeit hingekriegt, als letztes Wouw
erscheinen Solisten und Chor, Männlein wie
Weiblein als Bräute, auf Smetana hört
schon lange kein Mensch mehr.
Aus dem im Bärenfell steckenden Deppen
Wenzel wird jetzt ein Terrorist, der
durch die Unterbühnen rennt - der
Kameramann mit seiner Filmapparatur
immer hinterher - und die Bräute, die
sich zu verbergen suchen, dann doch
erschießt.
Der Holzhammer bringt krachend die
politische Botschaft.
Nur eines will ich noch: 'Das Ende!'
Und für das Ende sorgt der Intendant.
Mir ist speiübel. Nichts wie raus!
Das Publikum grölt, die Umerziehung vom
kultivierten Theaterbesucher zur 'misera
plebs' ist gelungen.
Jetzt sind wir ganz nach unten geöffnet.
Alternativ, tiefer, tiefer, ganz unten.
Sind das hier an diesem Abend, in diesem
Haus die Hannoverner, die ich als
besonnene Menschen schätze?
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Die Niedersächsische Staatsoper ist
das kulturelle Flaggschiff der
Landeshauptstadt Hannover!
Über 300 Jahre wurde sie vom Geld und
vom
Willen der Bürger getragen, als erstes Opernhaus nach dem Krieg wieder aufgebaut,
glanzvoll und angesehen in Deutschland
und in der Welt - man erinnere sich an
die Aufführungen für internationale
Messegäste - seit zwei Intendanzen zum
Experimentierlabor und zur Amüsierbude
herabgesunken.
Den Stil des Hauses bestimmt der
Intendant.
Dieser wird im Hinterzimmer des
Ministeriums von Politikern berufen -
nach dem Motto: 'ich kenne da jemand! -
und nun mach' mal!
Politiker sind Betriebswirte, Landwirte,
Gewerkschaftler, Juristen, bestenfalls
noch Lehrer, für die die seit den
Achtundsechzigern diffamierte
bürgerliche Hochkultur nur ein
randständiges Thema darstellt.
Die Theaterleiter trauen den
Meisterwerken der Musiktheaterliteratur
nicht und beauftragen Vertreter des’
’Regisseurtheaters’, um sie zu
verschlimmbessern.
Lehrer und Lehramtsstudierende haben
größte Bedenken gegen die Aufführungen
der Staatsoper. Soll die gebildete
Jugend, unsere zukünftigen
Leistungsträger,
die Stücke nur in verzerrter Form
kennenlernen?
Dies darf nach Ablauf des Vertrages des
jetzigen Theaterdirektors nicht wieder
passieren!
Niedersachsen hat Besseres verdient,
damit Hannover wieder glänzt!
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