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Impressum *

 

 




 

 


Bemerkungen eines voll zahlenden Theaterbesuchers
zur szenischen Umsetzung von

Friedrich Smetana
'Die verkaufte Braut'

 


Nds. Staatsoper Hannover
Premiere
29.10.2016

 

   

   

 Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

 


Bekanntmachung der Nds. Staatsoper Hannover

Zitat

 

Die verkaufte Braut

Singspiel von Bedřich Smetana

Libretto von Karel Sabina, Neufassung von Martin G. Berger

In deutscher Sprache

Premiere der Inszenierung am 29. Oktober 2016

 
Eine arrangierte Ehe ist Ausgangspunkt der Komödienhandlung. Die klare Regelung von Erbschaft und Besitzvergabe motiviert den nüchternen Pakt der Väter Kruschina und Micha: Kruschinas Tochter Marie und Michas jüngster Sohn Wenzel sollen den Bund fürs Leben schließen. Nachdem Michas erstgeborener Sohn als verschollen gilt und seine Erbansprüche damit erloschen sind, erscheint der naive Wenzel aus rein pekuniären Gründen als der ideale Schwiegersohn. Marie setzt sich gegen den Plan ihres Vaters zur Wehr und stellt ihre Liebe zu dem mittellosen Außenseiter

Hans über finanzielles Auskommen und gesellschaftliches Ansehen. Um das Liebespaar zu trennen, wird nichts unversucht gelassen. Heiratsvermittler Kezal, dessen finanzieller Vorteil ebenfalls von Maries Verbindung mit Wenzel abhängt, versucht Hans umzustimmen. Eine hohe Geldsumme soll Hans dazu bewegen, seiner geliebten Marie abzuschwören. Der Außenseiter willigt ein und sagt sich von der Enttäuschten los; er stellt allerdingsm die Bedingung, dass nur ein Sohn des Bauern Micha Marie zur Frau nehmen dürfe. Dieser Handel, von der entrüsteten Dorfgesellschaft zutiefst missbilligt, ebnet den Weg für das lieto fine. Hans gibt sich als Michas erstgeborener Sohn aus erster Ehe zu erkennen. Was unmöglich schien, tritt ein: Die Vereinigung des ursprünglichen Liebespaares Hans und Marie erfüllt sowohl die Klausel als auch den ursprünglichen Wunsch der Eltern.

Smetana geizt nicht mit musikalischen Höhepunkten, zu denen zweifelsohne auch die mitreißende Ouvertüre zählt: Das rasante vierstimmige Streicherfugato, das in unermüdlichen Achtelbewegungen auf und nieder fährt, bereitet die spannungsgeladene Atmosphäre, in denen sich diverse Tanzrhythmen

nahezu eruptiv entladen. Weder Smetana noch sein Librettist Karel Sabina hatte mit dem herausragenden Erfolg ihres als komische Oper konzipierten Werks gerechnet, das 1866 noch mit gesprochenen Dialogen im Prager Interimstheater uraufgeführt worden war.

Es folgten drei weitere Fassungen, bis Die verkaufte Braut 1870 dreiaktig vorlag. In dieser Fassung ersetzten Rezitative den gesprochenen Text, neben weiteren musikalischen Ergänzungen hatte Smetana inzwischen eine wuchtige Polka in C-Dur, einen Furiant im synkopierten Dreivierteltakt und einen Springtanz hinzugefügt. Nicht zuletzt aufgrund dieser Tänze mag sich Die verkaufte Braut als (tschechische) Volksoper etabliert und ihren

Siegeszug angetreten haben. Die 300. Prager Vorstellung wurde mit einem Festakt begangen. Zum internationalen Durchbruch verhalf 1892 das Gastspiel des Böhmischen Landes- und Nationaltheaters bei der Wiener Musik- und Theaterausstellung.

Termine

03.11.16 Do 19:30 Karten
12.11.16 Sa 19:30 Karten
19.11.16 Sa 19:30 Karten
03.12.16 Sa 19:30 Karten
15.12.16 Do 19:30 Karten
27.12.16 Di 19:30 Karten
06.01.17 Fr 19:30 Karten
11.01.17 Mi 19:30 Karten
15.01.17 So 18:30 Karten
05.02.17 So 18:30 Karten
 

Leitungsteam

Musikalische Leitung
Benjamin Reiners
Inszenierung
Martin G. Berger
Bühne
Florian Parbs
Kostüme
Sabine Schröder
Licht
Claus Ackenhausen
Live-Kamera
Anna-Sophia Leist /
Sirish Uterhark
Video
Elana Siberski /
sputnic
Choreographie
Mathias Brühlmann
Choreinstudierung
Dan Ratiu
Dramaturgie
Steffi Mieszkowski
 

Besetzung

Kruschina
Stefan Adam
Ludmilla
Brigitte Hahn
Marie
Kelly God
Mícha
Michael Dries
Hata
Almuth Herbst
Wenzel
Pawel Brozek
Hans
Robert Künzli
Kezal
Shavleg Armasi
Springer
Fabian Gerhardt
Esmeralda
Karine Minasyan
Muff
Jan Szurgot

Chor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

 

 

 


'D
ie verkaufte Braut' - in Hannover ein Musical auf Kaffeefahrt-Niveau

SOKO München, SOKO Stuttgart, SOKO Leipzig, 'Rote Rosen' in Lüneburg, Krimis, Soaps und Telenovelas sind so beliebt, weil sie heimatliche Städte und und Dialekte einbeziehen.
Für intellektuelle Theatermacher ist 'Heimat' allerdings nur Anlass zu Hohn und Spott.

Im 19. Jahrhundert sammelten Dichter und Musiker Volksmärchen und Volkslieder als Quelle der Inspiration.
Für die Fürsten war das Volk, die 'canaille' dazu da, Steuern für die Hofhaltung, junge Mädchen für die Vergewaltigung und Söhne für die Kriege zu liefern.

Im Jahr 1918 wurden die Fürsten in Deutschland abgeschafft.
Aber nicht alle!
Eine Gruppe von unseren Steuern finanzierten Autokraten, zusammengeschlossen im Schutz- und Trutzbündnis 'Deutscher Bühnenverein' regiert selbstherrlich unsere Theaterkultur: die Intendanten.

Cuius regio, eius religio war fürstliches Gesetz, des Intendanten Vorlieben hat das Publikum zu schlucken. Das gilt heute.

Hat ein Dramaturg es geschafft, einen Intendantenposten zu erreichen, darf er Ensemblemitglieder feuern oder kalt stellen, die ihm genehmen Regisseure engagieren, die dann ihre privaten Neurosen an Darstellern und Werken austoben dürfen.
Das Publikum, also der Steuerzahler, hat drei Möglichkeiten:
entweder es geht nicht mehr in die Oper oder es ärgert und ekelt sich, oder es will hip und trendy sein und nach der Premiere ein Glas Sekt mit dem Intendanten trinken und alles 'interessant' finden.
 

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Friedrich Smetana (1824 - 1884), der zunächst im Stil der deutschen Romantik komponierte, kam durch den Text von Karel Sabina, der ihm zu einer heiteren Volksoper vorlag, in Berührung mit der Volksmusik und erkannte bald, welche Schätze hier bisher unerschlossen für die Kunstmusik noch ruhten.

'Die verkaufte Braut' spielt daher für die tschechische Nationaloper die Rolle, die Glinkas 'Leben für den Zaren' für die russische und Webers 'Freischütz für die deutsche Oper bedeutet.
Letztere von der Nds. Staatoper Hannover in unüberbietbarer Weise mit Ekel und Hass verunstaltet.

Die Uraufführung der 'Braut' 1866 in Prag wurde vom Publikum nicht in der richtigen Weise gewürdigt.
Erst 1892, acht Jahre nach Smetanas Tod gelangte sein Meisterwerk in Wien zur erfolgreichen Aufführung und eroberte nun schnell die Bühnen der Welt.

Die Ouvertüre ist ein Paradestück - und Vorspielprüfungsstück für Streicher - bei der das Orchester seine Virtuosität beweisen kann.
Feurige Volkstänze, Polkas, Furiants sind wie die Kette eingängiger Melodien Klänge und Rhythmen tschechischer Volksmusik, die ins Blut gehen und mitreißen. Das Nds. Staatsorchester zeigte sich von seiner besten Seite. Schade, dass es in dem optischen Klimbim später nicht mehr zur Geltung kam.
Ein Hoch dem Staatsorchester!
 

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Und was bietet die Nds. Staatsoper Hannover - meine langjährige künstlerische Heimat - nun in szenischer Hinsicht?

Beim Eintritt in die Foyers sehen wir grellgrüne Werbung einer Promotion-Firma, namens 'prolocal' oder 'Proletencall'.
Aus Lautsprechern tönt ein unangenehmes Rumpeln, Knarren, Heulen. Eine Besucherin bittet: 'Kann man den Krach nicht abstellen? Da kriegt man ja Angst!' Aber die jungen Leute, die mit grünen Flyern und Tabletts in den Händen herumwimmeln, mit grellgrünen Schiffchen auf dem Kopf und grellgrünen Schleifchen um den Hals, behaupten, der Regisseur habe das angeordnet, das bringe Atmosphäre.
Werbeblätter werden verteilt, man solle sich registrieren lassen, es gäbe was zu gewinnen.

Die Balkonwände des Zuschauerraums sind behängt mit grellgrünen Werbebannern, im Bühnenhintergrund eine Filmleinwand zur Darstellung von Zappelbildern, Filmen und eingeblendeten Life-Aufnahmen der Darsteller. Alles ein Wirrwarr, optischer Overkill.

Ein Animateur, der sich als Promoter der Firma 'Proletencall' - angeblich vom Intendanten selber zu Hilfe für die Produktion der Oper gerufen - quasselt und nervt , regt das Publikum zu 'move' an, schreit nach Applaus, das Publikum folgt und klatscht sich in Laune.

'Irgendwie' - ein Wort, das ich von Herzen hasse - wird die Oper 'Die verkaufte Braut' in das Gezappel hineingebastelt, man singt, begrapscht sich, hockt aufeinander, mimt Vereinsleben, der Motivationstrainer ruft sich selber zu: "Ich bin gut! Ich bin gut!"
Endlich Pause.
Mir ist schlecht.

Im Foyer findet das Publikum das, was im Entertainment 'hip' ist: eine 'drag-queen' auf Plateausohlen, die Esmeralda als Conchita Wurst mit Bart, Chinesen-Mangas, Indianer und mit all' den Attraktionen kann man sich fotografieren lassen, mit Schnellabzug als Andenken an einen unvergesslichen Krawallabend in der Niedersächsischen Staatsoper Hannover.

 

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Während der Pause hat die Technik pinkfarbene Bänder von zwei Maibäumen auf der Bühne über den Zuschauerraum zu den Rängen gespannt, damit alles noch volkstümlicher aussieht.

Das Filmgezappel lässt nach, Marie im feschen Dirndl singt, Hans, als geflohener Sohn, gleich Flüchtling, gleich Salafist im beigen Hemd mit weißem Mützchen singt (heiliger Fritz Wunderlich, hilf!), Kezal sieht attraktiv mafiös aus, singt (ihr Heiligen des Basses: Böhme, Frick, Ridderbusch helft!!!), die Ensembles der Eltern werden mit moves garniert, der Algorithmus des Firmen-Computers hat die Hochzeit hingekriegt, als letztes Wouw erscheinen Solisten und Chor, Männlein wie Weiblein als Bräute, auf Smetana hört schon lange kein Mensch mehr.
Aus dem im Bärenfell steckenden Deppen Wenzel wird jetzt ein Terrorist, der durch die Unterbühnen rennt - der Kameramann mit seiner Filmapparatur immer hinterher - und die Bräute, die sich zu verbergen suchen, dann doch erschießt.
Der Holzhammer bringt krachend die politische Botschaft.

Nur eines will ich noch: 'Das Ende!'
Und für das Ende sorgt der Intendant.

Mir ist speiübel. Nichts wie raus!

Das Publikum grölt, die Umerziehung vom kultivierten Theaterbesucher zur 'misera plebs' ist gelungen.

Jetzt sind wir ganz nach unten geöffnet.
Alternativ, tiefer, tiefer, ganz unten.
Sind das hier an diesem Abend, in diesem Haus die Hannoverner, die ich als besonnene Menschen schätze?
 

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Die Niedersächsische Staatsoper ist das kulturelle Flaggschiff der Landeshauptstadt Hannover!
Über 300 Jahre wurde sie vom Geld und vom
Willen der Bürger getragen, als erstes Opernhaus nach dem Krieg wieder aufgebaut, glanzvoll und angesehen in Deutschland und in der Welt - man erinnere sich an die Aufführungen für internationale Messegäste - seit zwei Intendanzen zum Experimentierlabor und zur Amüsierbude herabgesunken.

Den Stil des Hauses bestimmt der Intendant.
Dieser wird im Hinterzimmer des Ministeriums von Politikern berufen - nach dem Motto: 'ich kenne da jemand! - und nun mach' mal!

Politiker sind Betriebswirte, Landwirte, Gewerkschaftler, Juristen, bestenfalls noch Lehrer, für die die seit den Achtundsechzigern diffamierte bürgerliche Hochkultur nur ein randständiges Thema darstellt.

Die Theaterleiter trauen den Meisterwerken der Musiktheaterliteratur nicht und beauftragen Vertreter des’ ’Regisseurtheaters’, um sie zu verschlimmbessern.
Lehrer und Lehramtsstudierende haben größte Bedenken gegen die Aufführungen der Staatsoper. Soll die gebildete Jugend, unsere zukünftigen Leistungsträger,
die Stücke nur in verzerrter Form kennenlernen?

Dies darf nach Ablauf des Vertrages des jetzigen Theaterdirektors nicht wieder passieren!

Niedersachsen hat Besseres verdient, damit Hannover wieder glänzt!
 

 

 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Marie-Louise Gilles

 

 

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