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'Ein feingefügtes Ensemblespiel' Schon beim Lesen des Lebenslaufs von Agatha Christie im gut gestalteten Programmheft von Erik Bendijs beginnt das Kribbeln der Spannung darauf, was sich der Spielkreis für sein Publikum, das sowohl aus dem Stadtteil als auch, wie man an den Autokennzeichen ablesen konnte, aus dem Umkreis anreiste, wieder hat einfallen lassen. Im Altarraum der abweisend, kahlen Kirche ist ein Wohnzimmer mit allem notwendigen Mobiliar eines Mittelklassehaushalts aufgebaut - hier eben das Drehkreuz eines Pfarrhaushalts. Hier werden sich die Schicksale, die Intrigen und ein Mord abspielen. Die dörflichen Bosheiten, das gegenseitige Belagern unter dem Vorwand freundschaftlicher Mildtätigkeit nahmen ihren Lauf. Die Geschichte nachzuerzählen ist äußerst schwierig, da das Stück kompliziert in Inhalt und Aufbau ist und hier auch die Spannung für die kommenden Vorstellungen nähme. So ist es mir eine Freude, die Protagonisten, in ihrer Vielfalt und Charakteristik zu beschreiben: Sigrid Jahnel als pfiffige Miss Marple legt Wert darauf, Kriminalfälle nicht aus vordergründigen Indizien, sondern aus der Analyse der Schwächen der menschlichen Natur heraus zu lösen, was ihr dann auch mit Scharfsinn und beispielhaft guter Diktion gelingt. Rüdiger Hofmeister, der diensthabende Inspektor Slack verkörpert humorig den selbstherrlichen Beamten, aufmerksam assistiert von Britta Stille als Jennings. Pfarrer Clement, würdevoll und energisch gespielt von Jochen Gerner, wachsen die Ereignisse über den Kopf, während seine geliebte Griselda - Bianca Großkopf - sich schwärmerisch in Widersprüche verwickelt. Susanne Frangenberg, als patente Mary, mit dem Stolz der Unentbehrlichen ist der Liebling des Publikums. Birgit Langer als liebestoll-dramatische Anne, Virginia, das herzlose 'sexy-girl' von Wiebke Pompetzki und Marianne Homann, die exzentrische Lady mit indischer Vergangenheit, alle kreisen sie um den charmanten und raffinierten Striezi 'mit Bart' - Thomas Schenk. Dekorativ belebt Klaus Tönnishoff als Dennis die Szene, während Sandor Tatje eine anrührende Studie eines an der Welt und sich selbst leidenden Hawes vorführt, den die übermäßig konsumierten Pillen nur vorübergehend außer Gefecht setzen, so dass der herbeieilende, knorrige Dr. Haycock, Udo Makus, ihn noch ins Leben zurückrufen kann. Die Regie von Jennifer Menzel hat die Charaktere schlüssig herausgearbeitet und für einen flotten Ablauf des Geschehens gesorgt. Auch ist man als Zuschauer dankbar, vom Ekel und Mätzchen des 'Regisseurtheaters' verschont zu bleiben, dessen man in den Staatstheatern ausgesetzt ist. Das Publikum erlebte konzentriert das verwirrende Geflecht der Handlung und belohnte das Ensemble an diesem Sonntag-Nachmittag mit sehr freundlichem Applaus.
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