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Gesetze -
Zensur -
Freiheit -
political correctness -
Terror
Was haben Gesetze und Freiheit - Zensur und Terror mit Richard Wagner zu
tun?
Er lebte in einer Zeit, in der von 'Gott gesandte' Kaiser und Könige und
Fürsten die Gesetze machten, eine freie Meinungsäußerung
lebensgefährlich war und jeder weiß, dass Richard Wagner ein politisch
Verfolgter war. Trotzdem achtete er Gesetze, vor allem die, die seinen
Beruf betrafen:
Die Gesetze der Harmonielehre, die Gesetze zum Aufbau eines Musikdramas.
Er war so schlau, seine Werke in mythische Zeiten oder in ein erträumtes
Mittelalter zu versetzen, litt also nicht unter der Zensur wie sein
italienischer Kollege und Zeitgenosse Giuseppe Verdi.
Sehr intensiv hat er sich mit germanischem Stammesrecht, dem
flandrischen Recht, der Hierarchie der Götterwelt und ihren Rechten
befasst, aber am Ende sollte bei ihm Mitleid und Liebe siegen -
natürlich leider zu Lasten der Frauen - und das geht auch nicht ohne
Rechtsordnung.
Revolutionen, der Erste und der Zweite Weltkrieg haben der westlichen
Welt eine freiheitliche Rechtsordnung gebracht, die aber immer gefährdet
ist durch Gleichgültigkeit, Gewohnheit, political correctness und im
Gegenzug hereinbrechende totalitäre, religiöse Terrorsysteme.
Fast weltweit werden die 1948 proklamierten Menschenrechte anerkannt,
die zu lesen sich immer wieder lohnt.
Was hat das mit Kunst zu tun?
Richard Wagner, Richard Strauss und einige Zeitgenossen hatten das seit
300 Jahren gültige tonale System so ausgedehnt, dass es folgerichtig von
Arnold Schönberg abgeschafft wurde, indem er die 12 Halbtöne für
gleichberechtigt erklärte.
Jeder Komponist experimentierte, um sein eigenes Kompositionssystem zu
erstellen.
Im Gegenzug erleben wir die Pop-Musik, die in ihrer primitiven Tonalität
die Massen beherrscht.
In der bildenden Kunst ist es genauso. Wenn ein heutiger so genannter
Künstler behauptet, das, was er da zusammenschmeißt ist 'Kunst', dann
ist das 'Kunst'.
Dies hörte ich kürzlich in einer Ausstellung in Hamburg.
Was hat das mit dem Musiktheater zu tun?
Den dauernd missverstandenen und in falschem Zusammenhang zitierten Satz
Richard Wagners:
'Kinder macht Neues', der in einem Brief an Liszt vom 8. September 1852
gerichtet war - er bezieht sich auf Berlioz, den er kritisiert, er solle
besser ein neues Werk zu schreiben, statt jahrelang an seinem Benvenuto
Cellini herumzubasteln - nahm eine Gruppe von Theatermachern,
Redakteuren, Dramaturgen, die seit Ende der Siebziger sich breit machen
als Legitimation, vornehmlich Werke Richard Wagners umzukrempeln, auf
den Kopf zu stellen, Falsches überzustülpen und jedes Bühnenstück nur
noch als Rohstoff für ihre wirren Ideen, privaten Probleme und Mätzchen
zu benutzen.
Gestützt von der gelangweilten und erlebnisgierigen Journaille, erfreut
durch das Buh-Geschrei des Publikums - 'Na, endlich haben wir unseren
Skandal, der uns bekannt macht' - werden sie von den Intendanten
gehätschelt, erhalten Honorare von Zig-Tausenden, während die Solisten
auf der Bühne jährlich zum Abschuss freigegeben werden oder nur noch
Stückverträge bekommen.
Was hat das mit Bayreuth und den Richard Wagner Verbänden zu tun?
Ein Verband äußerte sich 2008 anlässlich eines völlig verunglückten
Holländer – Peter Konwitschny war damals Chefregisseur in Leipzig:
Zitat
Leipziger Erklärung der Richard
Wagner Verbände
der neuen Bundesländer und Berlins
[...]
Die versammelten Richard Wagner Verbände einigten sich
darauf, ein verstärktes Augenmerk auf die Verantwortung
der Intendanzen gegenüber dem Werk Richard Wagners
und der Interpretation durch die Regisseure zu legen.
Zitatende
Trotzdem gab es weiterhin von Jahr zu Jahr miserablere Vorstellungen,
die in Bayreuth damit zusammenhingen, dass der Begriff ’Werkstatt
Bayreuth’ um sich griff.
Dieter-David Scholz - Musikjournalist, Rezensent und „Spezialist“ in
Sachen Musiktheater im Allgemeinen und Richard Wagner im Besonderen -
schrieb 2010 in einem Artikel für die 'Deutsche Welle':
Wolfgang Wagner habe 'mit seinem Werkstattgedanken den künstlerischen
Niedergang der Festspiele' eingeleitet.
Wenn in einer 'Werkstatt' kein Meister mehr tätig ist, sondern nur
Praktikanten, wildgewordene Egomanen, dann sind die Ergebnisse
entsprechend.
Der Wagner-Interpret Barrie Kosky, der hier in Hannover den 'Ring' in
den Sand setzte (ein Hauptsponsor meinte mir gegenüber, wenn wir das
gewusst hätten, was dabei herauskam, hätten wir unser Geld dafür nicht
gegeben), steht vor der Tür, dazu Jonathan Meese, dessen Geschmiere und
seine Hitler-Gruß-Performance für die 'Diktatur der Kunst' stehen, wird
sich im Festspielhaus breit machen.
Hinzu kam der Kongress in Graz, wohin ich, um den erkrankten Gunnar
Lundin, dessen Systematik und Formalismus ich schätzen lernt, gerne zu
entlasten für teures Geld flog, der beschämend ablief.
Dem gewählten Vorstand gelingt hoffentlich ein Neuanfang.
Mitgliedern des RWV-Hannover liegt Kunst am Herzen, die hin und wieder
zu den Veranstaltungen kommen, die Reisen mitgemacht haben, es genossen,
wenn ich meine Berichte verlas, die anfangs humorvoll, dann satirisch,
schließlich wegen unerträglicher Vorstellungen - siehe Bremen 'Rienzi',
'Tannhäuser' als billiger Krimi usw. aufgegeben wurden.
Es gibt Meinungsfreiheit, die ihre Grenze hat, wenn jemand beleidigt und
diffamiert wird - das ist eine Straftat.
Es gibt Religionsfreiheit, die erlaubt, dass jeder an irgendetwas
glauben darf - oder auch nicht.
Gesetze regeln das Zusammenleben und die Freiheit hat da ihre Grenze wo
einem Mitmenschen Schaden zugefügt wird.
Mord, Totschlag, Diebstahl, Betrug sind Straftaten!
Die Zensur ist überwunden!
Joseph Beuys hat verkündet: 'Jeder Mensch ist ein Künstler!
Also, wenn ich behaupte: 'Das ist Kunst, dann ist das Kunst'!
Das ist die Freiheit der Kunst!
Immerhin wies Frau Märtson anlässlich des 'Holländer' in Würzburg’ am
22. September 2002 - damals war sie noch nicht RWVI-Präsidentin - darauf
hin, dass es in Bezug auf 'Freiheit' Grenzen gebe.
Bewirkt hat das nichts.
Gäste kamen und Gäste gingen -
- in Bayreuth erschien jemand, der kein Wort deutsch sprach und
inszenierte -
- einer, der ein paar Operetten gemacht hatte das Publikum in
Bremen wollte ihn lynchen (ich war dabei) und inszenierte -
- ein Schriftsteller inszenierte -
- ein Performer, der Städte beschimpfte: 'Ich mach dich fertig
Regensburg' (ich war dabei) und inszenierte -
- dann der Chef der Volksbühne
- wie meinte Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles
kürzlich:
"Castorf zertrümmert noch, der hat noch nicht gemerkt, dass es in
die andere Richtung geht“.
Der ließ für viel Geld in Bayreuth ein bombastisches Bühnenbild der
amerikanischen 'route 66' bauen, beklagte sich, dass in der Musik alles
ordentlich sei, er brauche Chaos - und inszenierte.
Kritiker warten auf den Skandal und sagen wie Detlef Brandenburg in der
letzten Ausgabe des intendantengebundenen Fachjournals ’Die Deutsche
Bühne’ in Bezug auf den Regisseur der jetzigen ’Meistersinger’ in
Bremen:
'Ich bin gespannt, was er aus dem Stück macht?!
Fragt man Juristen, rennt man gegen eine Gummiwand aus political
correctness:
'Das ist die Freiheit der Kunst!'
Lehrer/Innen schämen sich mit ihren Schülern, mit denen sie die Werke im
Unterricht besprochen haben, ins Theater zu gehen, wo dann Hamlet über
Apfelsinenkisten balanciert oder sich im Rindenmulch wälzt wie an
Ostermayers Schaubühne in Berlin oder Ferdinand von Walter in Schillers
’Kabale und Liebe’ am Deutschen Theater in Berlin an Steigeisen die
Wände hochklettert.
Was hinterlassen wir mit solchen Inszenierungen auf den deutschen Bühnen
den folgenden Generationen und wie soll unter solchen Umständen eine
Integration von Asylanten und Flüchtlingen funktionieren?
Was für ein Bild bekommen diese nun nach Deutschland strömenden Menschen
von uns?
Auf dem Theater sehen sie Chaos, Täuschung, Irreführung.
Die großen Werke der Theaterliteratur werden lächerlich gemacht,
dekonstruiert und zertrümmert, zu Tode experimentiert wie arme
Laborkaninchen - von den gequälten Sängern und Darstellern ganz zu
schweigen.
Und wir lassen das zu, stellen dafür Steuergelder bereit.
Damit schafft sich Deutschland langfristig doch ab.
So wie alle Freiheit Grenzen dort hat, wo sie zum Schaden wird, sollte
auch der Betrug im Namen der Freiheit der Kunst eine Grenze haben.
Das Werk Richard Wagners ist gedanklich so reich, dass es mit
wechselnden technischen Mitteln aus dem Stück heraus - ohne Unsinniges
drauf zu klatschen, unendlich weitgefächert interpretiert werden kann.
Aber mit echt deutscher Lust an der Selbstzerstörung lassen wir zu, dass
das weltweit abgelehnte 'german trash theater' wie eine Pest- oder
Ebola-Epidemie eine Spur der Zerstörung kultureller Werte hinterlässt.
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Es hat mir Freude gemacht, für das 'Hundertjährige' des RWV-Hannover ein
erstklassiges Liebhaber-Orchester, zwei Chöre, ein schönes Programm,
einen guten Sopran - Betsy Horne - den wunderbaren Albrecht Pöhl, eine
sinnvolle Moderation und den großen NDR-Sendesaal aus dem Hut zu
zaubern.
Es hat mir Freude gemacht, Ihnen bei unseren 'Jour fixes'
Persönlichkeiten aus dem Musik- und Theaterleben herbeizuschaffen.
Es hat mir Freude gemacht, Ihnen zusammen mit jungen Künstlern die
Instrumente im Orchester Richard Wagners vorzustellen.
Es hat mir Freude gemacht, die Stipendiaten für Bayreuth herauszusuchen
- diesen Sack Flöhe zu bändigen - und jedes Jahr ein schönes
Konzertprogramm zu liefern.
Es hat mir Freude gemacht, 2013 'Ein Fest für Richard Wagner' zu
gestalten, die Programme zu erfinden, den NDR weichzuklopfen, dass die
Radio-Philharmonie mit ihrem fabelhaften Chefdirigenten Gullberg-Jensen
das von mir erfundene Programm spielt, zusammen mit Christian Schütte
die Sponsoren weichzuklopfen, die Engagements von Stargast Camilla
Nylund, dem Mädchenchor und Männerstimmen zu engagieren, unseren
ehemaligen Stipendiaten Mareike Bielenberg, Stephanie Rüther, Daniel
Eggert - dem NDR zu empfehlen und Proben zu machen.
Es hat mir Freude gemacht, ein Programmheft mit Beiträgen namhafter
Künstler wie Camilla Nylund, René Kollo, Cornelius Meister, Bernd Weikl
und Hans-Peter Lehmann für das Fest für Richard Wagner zu gestalten.
Es hat mir Freude gemacht, Wissenschaftler für unser Symposium zu
interessieren, die Hochschule einzubinden, zu bearbeiten, ein Theater
für den Lohengrin zu interessieren, ein Ensemble zusammenfinden, Proben
zu leiten, Werbung zu initiieren und das alles unter den Augen des
Schatzmeisters.
Aber es ging finanziell völlig glatt aus und es wurde ein Überschuss
erwirtschaftet.
Dann war ich mit in Bayreuth und erlebte zwar eine muntere
Stipendiatenschar, unter anderem einen Herheim-Parsifal - der gedanklich
und handwerklich beeindruckend - mit den Intentionen des
Bühnenweihfestspiels Richard-Wagners aber überhaupt nichts zu tun hatte.
Laurenz Lütteken, Professor für Musikwissenschaft an der Universität
Zürich bemerkte am 24. September 2014 – also vor drei Wochen – in einem
Artikel, den mir letzte Woche Christian Schütte ans Herz legte:
Nach ihm handelt es sich ’beim Regietheater’um einen Prozess der
fortwährenden szenischen Destabilisierung, dessen Grenzen nach etwas
mehr als einer Generation weitgehend erodiert sind.’
und weiter:
’Die Erarbeitung einer schwierigen Partie sei heute von einer solchen
Flut szenischer Extravaganzen überschattet, dass die Aufführung nicht
selten Schaden oder sogar Schiffbruch durch immer schwerer erträgliche
Last entgleister Bildwelten erleidet.
Was sollen die Pappschachteln im Hause von Kapitän Daland in Bayreuth?
Was die Fäkalienhebeanlage im Tannhäuser von Bayreuth –
Entspricht das der Maßgabe in den Satzungen der meisten RW-Vereine, sich
für Bayreuth einzusetzen?
Oder was ist damit gemeint?
Im Protokoll der Sitzung des RWVI vom 9. November 2011 hieß es
Zitat:
Ganz
deutlich stellt Frau Märtson allerdings dar, dass der RWVI
den Bayreuther Festspielleiterinnen nicht sagen wird, was sie zu tun
haben und was zu lassen!
Es wäre anmaßend, wenn wir als RWVI in die künstlerischen Belange der
Festspiele eingreifen würden!
Zitatende
Ist das so?
Was ist die Konsequenz?
Politiker sind auf den Plan gerufen und es wird gespart.
Sparten werden abgeschafft, Theater werden geschlossen.
Gerade droht Ministerpräsident Erwin Sellering von
Mecklenburg-Vorpommern mit Theaterauflassungen.
Da muss man doch wohl dem Präsidenten von Hohenhau vom Bund der
Steuerzahler und nun auch den Rechnungshöfen Recht geben, die
feststellen, wenn die Theater – auch Bayreuth - das so machen wollen,
dann sollen sie die Finanzen selber regeln, aber nicht öffentliche
Gelder unter Missachtung des vom Gesetzgeber vorgegebenen
Bildungsauftrages verschwenden.
Die Landesregierung in Stuttgart ist durch ein Gutachten des
Rechnungshofes aufgefordert, unten am Fuß der Leiter anzufangen.
500 Studienplätze und 50 Professoren-Stellen an Musikhochschulen sollen
– allein nur in Baden-Württemberg - aufgegeben werden, da durch
Kürzungen der Budgets und damit Fehlen von Planstellen bei Theatern,
Kirchen und sonstigen Institutionen die Absolventen nach Jahren des
Studiums keine Anstellung finden und somit in die Arbeitslosigkeit – und
damit wieder zu Lasten des Steuerzahlers - ausgebildet werden.
In diesen Strudel der Vernichtung deutschen Kulturgutes möchte ich nicht
hineingezogen werden und da den von mir beschriebenen Vorgängen seitens
des RWV Hannover in Bezug auf die Produktion von Werken Richard Wagners
– wo auch immer - nichts entgegengestellt wird --- verabschiede ich mich
und ich werde mich - selbst wenn mir Mitleidende in den Ohren liegen,
ich solle mich an die Spitze einer Gegenbewegung stellen, diesem Wunsch
nicht nachkommen, denn RW-Vereine lieben ja ’modische Inszenierungen’.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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Es
gilt das gesprochene Wort.
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