Zitat aus der HAZ vom 28. April
2017.
Demnach gibt Herr Dr. Klügl zwei Jahre vor Ablauf seines Vertrages doch
wohl zu, in Hannover gescheitert zu sein.
Das wusste man schon 2014, aber die rot-grüne Landesregierung
verlängerte den Vertag ja damals noch bis 2019.
Nun will er es auf höherem Niveau probieren.
Das Scheitern.
Er kann es. Das haben die vergangenen Jahre gezeigt:
Kommt ja nicht darauf an, dass der dritte Rang sehr häufig geschlossen
ist, dass meist nur an 20 von 30 Tagen im Monat vor Publikum gespielt
wird, somit der Apparat leer läuft, Solisten, Chor, Orchester nicht
beschäftigt sind, dass Karten in großem Maße verschenkt werden, dass
großformatige Bühnenbauten an den Stücken vorbeigehen, die Produktionen
trotz hohem finanziellem Aufwand nicht gerettet werden können und sie
vorzeitig in der Versenkung verschwinden, weil das Publikum wegbleibt.
Aus einem Nest in Basel ….
… kam schon so mancher Vogel geflogen, schlug seine Krallen in die
Meisterwerke der Opernliteratur, um sie so zu zerrupfen, dass das
Publikum - bis auf Sensationslüsterne – das Opernhaus in Hannover leer
stehen lässt.
Nun hat die rot-grüne Regierung des Landes Niedersachen durch das Nds.
Ministerium für Wissenschaft und Kultur heimlich still und leise – ohne
öffentliche Ausschreibung und damit ohne Transparenz gegenüber der
Bevölkerung und Fairness gegenüber anderen Interessenten, denen das
Freiwerden der Opernintendanz Hannover nicht bekannt wurde, walten zu
lassen – ein ’Basler Leckerli’ – eine Frau Laura Berman, auf die
Position der Intendanz der Nds. Staatsoper Hannover gehoben.
Die Besetzung der Planstelle geschah nach dem Motto, das der langjährige
geschäftsführende Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, auf
einer Podiumsdiskussion am 26. April 2017 im Theater Regensburg
anprangerte, dass gerade bei größeren Häusern ohne Ausschreibung mit
Telefonkontakt gearbeitet werde:
"Ich brauche einen neuen
Intendanten. Weißt du keinen?"
Ihre Vorstellungen für Oper in Hannover deutete die laut HAZ vom 12. Mai
2017 heute schon 57-jährige Frau Berman – sie wird damit bei
Dienstantritt fast das Rentenalter für Frauen in Deutschland mit 60
Jahren erreicht haben – auf Seite 23 an:
1.) Wichtig sei, dass man Oper “auch ohne Vorbildung genießen“ könne.
Eine gute Idee, wenn die Werke so klar und eindeutig inszeniert werden,
wie die Autoren sie gemeint haben.
Gesicherter Unterricht muss der weiteren Verblödung und Verrohung durch
Vorbildung entgegenwirken.
2.) ’Weg vom Kanon der bekannten Werke’.
Das Repertoire der Nds. Staatsoper Hannover ist schon so ausgedünnt und
in Richtung Entertainment abgerutscht, dass wieder aufgebaut werden
muss.
3.) ’Dass Berman nicht mehr auf
ein festes Sängerensemble setzt’
Die Brutalität des ’hire and fire’ zerstört Lebenswege, hindert junge
Talente an kontinuierlicher Entwicklung. Das Publikum will mit ’seinen
Sängern’ vertraut sein wie ’der Fan’ mit seiner Fußballmannschaft.
Internationale Spezialisten für die schwersten Partien z.B. Isolde,
Brünnhilde, Turandot, Elektra, Otello, Siegfried, Tristan zu engagieren,
ist selbstverständlich.
Nur, die Agenturen müssen inzwischen die Ränder unserer Zivilisation
aufsuchen, denn welcher junge Mitteleuropäer will einen Beruf ergreifen,
bei dem er mit schlecht bezahlten Stückverträgen abgespeist oder - bei
Zeitverträgen - alle paar Jahre auf die Straße in eine unsichere Zukunft
und letztendlich in die Arbeitslosigkeit geworfen wird.
Es wird sich zeigen, ob die neue Theaterdirektorin dem Trend folgt,
unsinnig große dreidimensionale, dreigeschossige Bauten auf die Bühne zu
stellen, die nichts mit den Werken zu tun haben und nur irgendwelchen
irrwitzigen Ideen des Bühnenbildners folgen, weil dem Regisseur sonst
nichts einfällt.
Wenn das die Richtung sein wird, ist auch ihr Scheitern zu erwarten,
denn das Publikum sieht sich auch in Zukunft keine Produktion an, die
nur auf Geldverschwendung am Stück vorbei basiert.
Aus der Vergangenheit sei hier nur an ’bühnenbildnerische
Lächerlichkeiten’ wie für Rusalka, Feischütz, Fledermaus, Macht des
Schicksals, Falstaff, Traviata, Werther, Tosca, Verkaufte Braut,
Holländer in Hannover erinnert.
“Wozu dienet dieser Unrat“ … wie z.B. der Riesenaufbau für den
Mittelteil des ’LOT’, der auch noch mühsam mit großer Kraftanstrengung
hin und her bewegt werden musste?
Kommentar
|
Protokoll
Außerordentliche
Delegiertenversammlung
des Richard-Wagner-Verbandes International e. V.
am Sonntag, 09.10.11 im Konferenzraum des
Cosmopolitan Restaurant, Frankfurt/Main
Ganz deutlich stellt Frau Märtson allerdings
dar,
dass der RWVI den Bayreuther
Festspielleiterinnen
nicht sagen wird, was sie zu tun haben und was
zu lassen!
Als Privatperson ist es jedem freigestellt,
seinen Groll und Verdruss der Festspielleitung
mitzuteilen,
aber der Richard Wagner Verband International
distanziert sich komplett davon.
Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu den
Festspielleiterinnen
und das möchten wir für den Verband
und für die Stipendiaten nicht infrage stellen!
Die Delegierten bekräftigen diese Aussage durch
Applaus.
Auch Herr Weyringer untermauert
die Aussagen von Frau Märtson.
Es wäre anmaßend, wenn wir als RWVI
in die künstlerischen Belange der Festspiele
eingreifen würden!
|
|
Beim Bund der Steuerzahler in Bayern ist
man inzwischen der Meinung, wolle man das weiter in BT
auf die Bühne des Festspielhauses bringen, was dort
jetzt gezeigt werde, könne man das gerne so machen -
aber ohne Gelder der Öffentlichen Hand.
Noch immer sind Richard-Wagner-Vereine -
allein diverse in Deutschland - der Meinung, man müsse
sich für die BT-Festspiele, sei es nun grundsätzlich
oder für deren Fortbestand, einsetzen.
|
|
|
Zitat
ttp://www.rwv-ammersee.de/rwv/files/6714/3050/9221/S_A_T_Z_U_N_G_RWV_Ammersee_web.pdf
Zweck des Vereins ist es
a) die auf Wunsch
Richard Wagners gegründete Richard Wagner-Stipendienstiftung zu
unterstützen,
b) das Verständnis für das Werk Richard Wagners zu wecken, bzw.
zu vertiefen,
c)sich für den Fortbestand der Bayreuther Festspiele
einzusetzen,
d) das kulturelle Leben am Ammersee mitzugestalten,
e) den künstlerischen Nachwuchs zu fördern,
f) die musische Bildung und Erziehung zu fördern.
http://www.rwv-augsburg.de/Richard-Wagner-Verband_Augsburg_e.V./rwv_augsburg___startseite.html
Der Richard-Wagner-Verband International
1. • fördert den künstlerischen Nachwuchs
2. • unterstützt die auf Anregung Richard Wagners
gegründete
Richard-Wagner-Stipendienstiftung
3. • vertieft bzw. weckt das Verständnis für das Werk
4. • fördert und koordiniert die Zusammenarbeit mit
ausländischen Wagner-
Gesellschaften
5. • setzt sich für die Bayreuther Festspiele ein
https://rwv-bamberg.jimdo.com/wir-%C3%BCber-uns/
§ 2
Zwecke
Zweck des Verbandes
ist es
a) das Verständnis für
das Werk Richard Wagners zu wecken bzw. zu vertiefen,
b) die auf Anregung Richard Wagners
gegründete Richard-Wagner-Stipendien-Stiftung zu unterstützen,
c) sich für die Bayreuther Festspiele
einzusetzen,
d) den künstlerischen Nachwuchs zu
fördern,
e) das kulturelle Angebot in Bamberg
zu bereichern,
f) den Kontakt zu anderen
Richard-Wagner-Verbänden auf nationaler und internationaler Ebene
zu pflegen.
http://www.wagnerverband-berlin.de/neu/contao/index.php/satzung.html
§ 2 Zweck des Verbandes
a. das Verständnis für das Werk Richard Wagners zu wecken
und zu vertiefen,
b. das kulturelle Leben in der Region Berlin-Brandenburg
mitzugestalten,
c. die auf Wunsch Ricard Wagners gegründete und in
Bayreuth bestehende Richard
Wagner Stipendienstiftung zu unterstützen,
d. den künstlerischen Nachwuchs zu fördern
e. sich im Sinne der Festspielidee Richard Wagners für den
Fortbestand der
Bayreuther Festspiele einzusetzen,
f. die Beschaffung von Mitteln für steuerbegünstigte
Körperschaften oder juristische
Personen des öffentlichen Rechts, die sich auf dem
Gebiet der Förderung von
Wissenschaft und Forschung dem Werk Richard Wagners
widmen.
http://rwv-bonn-siegburg.de/category/2_wir-uber-uns/2_1_portrait/
Weitere Zielsetzungen sind…
1.
das
Verständnis für das Werk Richard Wagners zu wecken und zu
vertiefen,
2.
sich
für den Fortbestand der Bayreuther Festspiele einzusetzen und
deren Besuchsmöglichkeiten den Mitgliedern zu erleichtern,
3.
das
kulturelle Leben in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis mitzugestalten,
4.
den
künstlerischen Nachwuchs zu unterstützen.
http://www.rwv-hannover.de/ueberuns/zieleverband
Der Richard Wagner-Verband Hannover e.V.
ist eine gemeinnützige Vereinigung, die in ihrer Satzung fünf
Ziele formuliert:
- Das Verständnis für
das Werk Richard Wagners zu wecken bzw. zu vertiefen.
- Die auf Anregung von
Richard Wagner gegründete Richard-Wagner-Stipendienstiftung
zu unterstützen.
- Sich für die
Bayreuther Festspiele einzusetzen.
- Den künstlerischen
Nachwuchs zu fördern.
- Das kulturelle Leben
in Hannover mitzugestalten.
Der Richard Wagner Verband International will
- den künstlerischen
Nachwuchs fördern
- die auf Anregung
Richard Wagners gegründete Richard-Wagner-
Stipendienstiftung unterstützen
- das Verständnis
für das Werk Richard Wagners wecken bzw. vertiefen
- die Zusammenarbeit
mit ausländischen Wagner-Gesellschaften fördern und
koordinieren
- sich für die
Bayreuther Festspiele einsetzen.
http://wagner-verband-leipzig.de/engl/index.php/satzung.html
§ 2 –
Zweck des Verbandes
a)
das Verständnis für Werk und Leben Richard Wagners bei
kritischer Auseinandersetzung mit der antisemitischen Haltung
des Künstlers zu vertiefen,
b) die Kenntnis der zu Richard Wagners
Werk hinführenden und von ihm bis in die Gegenwart
ausstrahlenden Entwicklungstendenzen zu erweitern
c) Verständnis für das Werk Siegfried
Wagners zu vermitteln
d) die auf Anregung Richard Wagners
gegründete Richard-Wagner-Stipendienstiftung zu unterstützen,
mittels einer teilweisen Zuwendung von Verbandsmitteln sowie
durch Spenden, die nur für Stipendien verwendet werden dürfen.
e) sich für die Bayreuther Festspiele
einzusetzen
f) in Verbindung mit anderen
Musikinstitutionen Leipzigs den künstlerischen Nachwuchs zu
fördern und ihm Auftrittsmöglichkeiten zu vermitteln.
http://www.richard-wagner-verband-mv.de/satzung.html
§
2
(1) Zweck des Verbandes ist,
a)
das Interesse für die Auseinandersetzung mit dem Werk und dem
Leben Richard Wagners anzuregen und zu vertiefen,
b) das kulturelle Leben in Mecklenburg-Vorpommern
mitzugestalten,
c) die auf Anregung Richard Wagners gegründete Richard-Wagne Stipendien-
stiftung zu unterstützen,
d) den künstlerischen und wissenschaftlichen Nachwuchs in
Mecklenburg
Vorpommern nach den Richtlinien der
Richard-Wagner-Stipendienstiftung
Bayreuth zu unterstützen,
e) die musische Bildung und Erziehung zu fördern. Dieser
Satzungszweck
wird verwirklicht, indem der Verband kulturelle
Veranstaltungen
durchführt. Diese Veranstaltungen können z.B. sein:
Studienreisen,
Seminare, Vorträge, Gespräche, der Besuch von Konzerten
und Opern.
f) sich im Sinne der Festspielidee von Richard Wagner für den
Fortbestand der
Bayreuther Festspiele einzusetzen.
http://www.wagner-verband-minden.de/pdf/satzung.pdf
S A T Z U N G
Richard Wagner-Verband,
Ortsverband Minden e.V.
§ 2 Zweck des Vereins ist es
a) die auf Wunsch Richard
Wagners gegründete Richard Wagner-Stipendienstiftung
fortzuführen
b) das Verständnis für das Werk Richard Wagners zu wecken, bzw.
zu vertiefen
c) sich für den Fortbestand der Bayreuther Festspiele
einzusetzen
d) das kulturelle Leben in unserer Stadt mitzugestalten
e) den künstlerischen Nachwuchs zu fördern
http://www.rwv-muenchen.de/
Richard Wagner
Verband International:
- Fördert den
künstlerischen Nachwuchs
- unterstützt die auf
Anregung Richard Wagners gegründete
Richard-Wagner-Stipendienstiftung
- unterstützt das
Verständnis für das Werk Richard Wagners zu wecken bzw.
vertiefen
- fördert und
koordiniert die Zusammenarbeit mit ausländischen
Wagner-Gesellschaften
- setzt sich für die
Bayreuther Festspiele ein
http://www.rwv-region-rhein-sieg.de/ueber-uns/satzung/
§ 2 Zweck
Zweck des Vereins ist es, das Interesse für
das Leben und das Verständnis für das Werk Richard Wagners zu
wecken, zu erhalten und zu vertiefen sowie das kulturelle Leben
in der Region mitzugestalten. Ein Schwerpunkt soll dabei auf
der Zielgruppe Kinder und Jugendliche liegen.
Der Zweck wird u. a. dadurch verwirklicht,
dass der Verein
- kulturelle
Veranstaltungen durchführt oder unterstützt,
- die
musikalisch-künstlerische Bildung der Jugend fördert,
- die auf Wunsch des
Komponisten gegründete Richard-Wagner-Stipendienstiftung
unterstützt und
- sich für den
Fortbestand der Bayreuther Festspiele einsetzt.
Der Verein sucht die regelmäßige oder
gelegentliche Zusammenarbeit mit geeigneten Institutionen oder
Personen zur Verwirklichung des Vereinszwecks.
Ziele unseres Ortsverbandes Solingen/Bergisch
Land e.V. sind:
- Das Verständnis für das Werk
Richard Wagners zu wecken und zu
vertiefen
- sich für die Bayreuther Festspiele einzusetzen
- das kulturelle Leben im Bergischen Land mitzugestalten
- den künstlerischen Nachwuchs zu fördern
- Besuche von Opern, Konzerten, Liederabenden
- WagnerTreffs mit Vorträgen, Künstlergesprächen und
Diskussionen.
http://www.rwv-ulm.de/index.php/wir-ueber-uns/satzung
§ 2 Zweck des
Verbandes ist es,
das Verständnis für das Werk Richard Wagners zu wecken bzw. zu
vertiefen,
a) die auf Anregung Richard Wagners gegründete
Richard-Wagner-Stipendienstiftung zu unterstützen,
b) die Fortführung der Bayreuther Festspiele werbend und tätig
zu unterstützen,
c) den künstlerischen Nachwuchs zu fördern,
d) das kulturelle Leben in Ulm und Neu-Ulm mitzugestalten.
Zitatende
|
Dies nur beispielhaft Aussagen verschiedener RW-Vereine, dass sie sich
für Bayreuth einsetzen.
Die Frage ist nur, wie soll das geschehen bzw. wie geschieht das, sich
einzusetzen bzw. den Fortbestand der sogenannten Festspiele zu sichern.
Erstaunlich, dass ausgerechnet Leipzig, mit dem Verein in Richard
Wagners Geburtsstadt, gemäß Veröffentlichung im Internet, immer noch
“sich für die Bayreuther Festspiele“ einzusetzen gedenkt, obwohl doch
angeblich die Satzung dahingehend geändert wurde, dass man sich eben
nicht mehr verwenden werde.
Nachfolgend ein Zitat aus einem Leserbrief zur Rolle von
Ministerialdirigent Toni Schmid im Bayerischen Staatsministerium für
Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
|
Zitat
[…] Wie äußerte sich Herr Schmid noch
in einem Porträt der Süddeutschen Zeitung im Oktober zu den
Zuständen im Festspielhaus?
Er sagte dort: „Und dass es in Bayreuth immer noch zugeht wie im
Irrenhaus, ist halt den besonderen Umständen dort geschuldet".
Wir müssen nicht erneut darauf eingehen, dass Herr Schmid der
Auslöser war, der 2008 die amtierende Festspielleitung ins Amt
befördert und ein um Klassen besseres Team nicht hat zum Zuge
kommen lassen.
Aber ab diesem Zeitpunkt setzte dieser Irrsinn bei den
Festspielen ein.
Es scherte ihn einen Dreck, 2008 den Stiftungsrat zu
missbrauchen, um die heutige Festspielleitung zu installieren,
die in der Folge nur soviel zusammenbrachte, dass die
Kartennachfrage beängstigend gesunken ist.
Nein, auch als in Kenntnis dieser Tatsache 2013/2014 über einen
Nachfolgevertrag ab 2015 nachgedacht wurde, hat er wieder im
Alleingang einen neuen Vertrag mit Katharina Wagner
abgeschlossen und dazu den Stiftungsrat gleich ganz übergangen.
Ein Stiftungsrat übrigens, dem kaum Personen angehören, die mit
Fachkenntnis die Qualitäten eines Bewerbers für den
Festspielleiterposten beurteilen können.
Parallel dazu hat er trickreich diesen unsinnigen, unkündbaren
Mietvertrag mit einer Laufzeit von 25jahren aus dem Boden
gestampft und den Geldgebern eingeredet, das sie das Geld zur
Sanierung der Festspielgebäude nur einer langjährig „an der
Macht klebenden" Festspielleitung zur Verfügung stellen dürfen,
obwohl die Festspiele nicht einmal Eigentümer der Gebäude sind.
Wem vertrauen die Geldgeber eigentlich, sollte Katharina Wagner
mal aus irgendeinem Grunde nicht mehr zur Verfügung stehen?
Dass diese Festspielleitung nur Inszenierungen auf die Bühne
bringt, in denen die Besucher nicht mehr die Werke Richard
Wagners wieder erkennen, kümmert ihn auch nicht. In all diesen
Jahren hat Herr Schmid die Festspiele in „Grund und Boden
verwaltet"
Das fatale daran ist, dass die Gesellschafter der Festspiele
GmbH alle diese Fakten seit Jahren kennen, aber nicht die Kraft
aufgebracht haben, diese Abwärtsspirale zu stoppen.
[…]
Zitatende
Heribert A. Bludau,
Weidenberg – Leserbrief im Nordbayerischen Kurier
|
AKTUELL
kulturjournal.de
Juni 2017
AKTUELL
Anfangs hatte
ich geglaubt, Barock sei etwas ganz Erhabenes, Edles, Unantastbares –
und damit, zumindest für junge Leute, auch ein bisschen Langweiliges.
Bis ich dahinter kam, wie radikal und revolutionär die ‚alten‘ Meister
gewesen sind, wie viel Leidenschaft, Sinnlichkeit und Dramatik in ihrer
Art zu komponieren stecken. Es ging so weit, dass ich ihre Perücken
manchmal für reine Tarnung hielt, so als ob wir nicht gleich merken
sollten, was sich in Wahrheit in ihrer Musik abspielt“, so Daniel Hope
in seinem Buch für Klassikeinsteiger Wann darf ich klatschen?
Weiter schreibt er: „Was die Beliebtheit der Alten Musik angeht, haben
uns die Verfechter der historischen Aufführungspraxis nicht nur einen
unglaublichen Dienst erwiesen, indem sie uns so viel über diese Zeit und
die Art des Musizierens beigebracht haben, sondern sie haben
mittlerweile auch einen eindeutigen Punktsieg errungen:
Ihre
Konzerte und Aufnahmen haben zu einem wahren Barock-Boom geführt und das
Interesse an den alten Meistern sprunghaft steigen lassen.“
Zurück in
die Zukunft Der Musikmarkt, Konzertagenturen und Plattenlabels und haben
den Trend längst erkannt.
„Alte Musik“
erlaubt neue Höreindrücke, ein vermeintlich bekanntes Repertoire wird
durch die Historisch informierte Aufführungspraxis neu erschlossen,
„Ausgrabungen“ aus Archiven und Bibliotheken und Wiederentdeckungen
beleben das Konzert- und Operngeschehen, erschließen neue
Hörerschichten.
Das
Klangbild der Entstehungszeit zu rekonstruieren, hat längst auch den
regulären Musikbetrieb erfasst und beschränkt sich nicht länger auf die
Zeit vor Haydn und Mozart. Wie, mit welchen Instrumenten, in welcher
Stimmstärke und Klanglichkeit wurden Beethoven, Brahms und Wagner
ihrerzeit interpretiert, sind Fragen, mit denen sich inzwischen alle
Ensembles, Orchester und Dirigenten befassen.
Die Zeiten
scheinen vorbei, in denen die Tonfrequenz wegen eines brillanteren
Klangs immer
höher und höher geschraubt, das Blech im voller und voller besetzt und
die Streichersätze so dick und opulent wie möglich genommen wurden. Die
sogenannte „Alte Musik“ ist nach der Regensburger Definition also nicht
auf Epochen beschränkt, nach der Maxime der Macher der Tage Alter Musik
hat sich im deutschsprachigen Raum das Verständnis durchgesetzt, das
gesamte musikalische Erbe sei auf die Interpretation seiner
Entstehungszeit hin zu befragen.
Die historische
Aufführungspraxis stellt eine geeignete und geschichtlich fundierte
Alternative zum gewohnten Klassikmusikbetrieb dar, der zunehmend in
seinen Konventionen
Das
ardini, Leiter des Zefiro Baroque Orchestra
Freitag, 2.
Juni
Cäcilienmesse
Festliche
Eröffnung. Joseph Haydns
Missa
Cellensis in honorem Beatissimae Virginis
Mariae,
Hob. XXII:5 mit den Regensburger
Domspatzen
und dem L‘Orfeo Barockorchester (Österreich) unter der Leitung von
Domkapellmeister Roland Büchner.
20.00 Uhr; Dreieinigkeitskirche, Am Ölberg 1/Gesandtenstraße
A Journey throu
the Music of the Englisch Masters
Das britische Vokalsextett The Gesualdo Six
interpretiert Vokalpolyphonie der Renaissance,
Sätze von John Dunstable. John Taverner.
John Sheppard, Thomas Tallis, William
Byrd, Robert Parsons, Robert White und
Thomas Tomkins.
22.45 Uhr; Schottenkiche St. Jakob, Jakobstraße 3
Samstag, 3.
Juni
The
Beethoven Project
Susanna Ogata (Violine) und Ian Watson (Hammerflügel) aus den USA
spielen
die drei
Sonaten op.
30 von Ludwig van Beethoven.
Ogata spielt auf einer Joseph-Klotz-Geige von 1772,
Watson auf dem Nachbau eines Instruments von Anton Walter (1752–1826)
aus der Werkstatt von Paul McNulty.
11.00 Uhr; Neuhaussaal, Theater am Bismarckplatz, Bismarckplatz 7
ars supernova – Medieval Jazz – eine Erfahrung von Zeitlosigkeit
Das Ensemble Les Haulz et Les Bas spielt Musik für Bläser und
improvisiert zu Sätzen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Schalmei, Zink
und Serpent werden kombiniert mit Saxofon, Gitarre und Perkussion.
Konzert in Kooperation mit dem Jazzclub Regensburg. e. V. 14.00 Uhr;
Leerer Beutel, Bertoldstraße 9
Erbarme dich
Kantaten und Instrumentalmusik des 17. Jahrhunderts in Deutschland. Das
Ensemble Masques aus Kanada unter der Leitung von Olivier Fortin
(Cembalo, Orgel) spielt Werke von H. Schütz, H. I. F. Biber, D.
Buxtehude, P. H. Erlebach, Ch. Geist, J. Ch. Bach und J. H. Schmelzer.
Countertenor ist Damien Guillon, zurzeit einer des besten seines Fachs.
16.00 Uhr; St.-Oswald-Kirche, Weißgerbergraben
La Maddalena
Schauspielmusik zu einem von Giovanni Battista Andreini konzipierten
Barockdrama über die Büßerin Maria Magdalena aus Mantua von 1617, zu dem
unter anderem Claudio Monteverdi Musik beigesteuert hat, und ein
Sepolcro, eine Wiener Sonderform des Oratoriums, zu Ehren der heiligen
Maria Magdalena von Antonio Bertali (1605–1669) mit dem belgischen
Ensemble Scherzi Musicali.
20.00 Uhr; Dreieinigkeitskirche, Am Ölberg 1
Zum letzten Mal!
Deutsche Oper Berlin
Richard Wagner
Erster Abend des Bühnenfestspiels ’Der Ring des Nibelungen’
’Die Walküre’
Der tägliche Spurt die Treppen hinauf in den Vortragssaal. Dann, gut
informiert vom Dramaturgen, nimmt das Publikum die Plätze ein, man kennt
schon die Nachbarn. Und wie immer die Leute in der Mitte der Reihe, die
spät kommen, sodass die bereits Sitzenden wieder aufstehen müssen.
Das ’Sturm-Motiv’ zu Siegmunds Flucht erzeugt Angst und Unbehagen und
man kann es nicht verhindern, sich an die Inszenierung von Hans-Peter
Lehmann in der riesigen Jahrhunderthalle in Breslau zu erinnern, wo
jeder Lauf, jeder Gang, jede Reaktion oder jeder Blick so stimmig aus
der Musik entwickelt war, dass man sich andauernd sagt:
Ja, genau so ist es!
Götz Friedrich konnte das auch, so dass die Szene zwischen Sieglinde und
Siegmund ein feines Kammerspiel wird.
Erster Aufzug
Die Bühne zeigt eine
dunkle Halle, ein großer Tisch steht in der Mitte. Überragt von einem -
wohl vom Blitz zerfetzten - Baum. Im Hintertegrund Sitze für das
Personal in Hundings Hütte, links am Portal eine bescheidene Kochnische.
Ein wohlgenährter Mensch poltert herein: Siegmund.
Wes Herd dies
auch sei, hier muss ich rasten.
In schäbiger Hausfrauenkluft entdeckt Sieglinde statt
ihres Ehemanns Hunding, einen Fremden. Sie erliegt ihrer
Hilfsbereitschaft und schließlich ihrer aufgestauten Libido. Bis es zum
Äußersten kommt, genießt das Publikum in atemloser Stille die
kammermusikalischen Künste Richard Wagners und die sensible, liebevolle
Ausführung durch das Orchester. Dazu die in jeder Lage wohltuend
angenehme Stimme von Eva-Maria Westbroek -
Ja! So soll es sein!
Hunding erscheint mit seiner Gang, die auf den Stühlen am
hinteren Bühnenrand Platz nimmt. Erfreulich die Bemerkung im
Probenbericht von 14. September 1984:
Hunding soll nicht böse sein/wirken. Er ist
kein Finsterling, [nur weil er Bassist ist.]
Tobias
Kerner ist also auch ein kerniger, junger Mann, singt so gesund und
prächtig, dass man ihm alle guten Wünsche auf die Bühne sendet.
Dagegen das blöde Klischee,
hohe Stimme = gute, liebenswerte Person
tiefe Stimme = böse Person oder eklige, alte Schachtel.
Dass
Eva-Maria Westbroek schon am Ende des ersten Aufzugs mit nicht
endenwollendem Jubel bedacht wird, hat sie absolut verdient, denn
sängerisch und darstellerisch ist sie ein Glanzpunkt dieser Walküre.
Zweiter Aufzug
Die Bühne nach dem Abbau von
Hundings Saal bis hinten in den Tunnel offen.
Im Orchester das Spiel mit dem ’Schwert-Motiv’, dem ’Flucht-Motiv’, dem
’Liebes-Motiv’, dem ’Hunding-Motiv’, dem ’Walküren-Motiv’.
Für die Walküre ist ein anderer Wotan vorgesehen.
Brünnhilde ist Evelyn Herlitzius - mit dem Walkürenruf, dann der
stimmlich tiefer liegende Teil der Partie in der Walküre - eine
erstaunliche Sängerdarstellerin.
Das ’Fron-Motiv’ ab dem
Fricka naht,
deine Frau,
im Wagen mit dem Widdergespann.
bei der Flucht Sieglindes und
Siegmunds vor Hunding und der Überleitung in die Welt der Walküren.
Mit Unbehagen
und schlechtem Gewissen
Der alte Sturm, die alte
Müh'!
Doch stand muss ich hier halten!
erwartet
Wotan seine Ehefrau Fricka, die weiß gewandet mit Weißfuchskragen an Lil
Dagover als Frau Buddenbrook erinnert. Richard Wagner selbst, seine
Exegeten und das Publikum finden sie meist unsympathisch, aber wer hört
schon gerne die Wahrheit?
Diagonal von links vorne nach hinten rechts stehen drei Modelle der
zerstörten Städte Dresden, Berlin und Coventry als Memento: “Nie wieder
Krieg.“
Daniela Sindram singt mit stimmlichem Wohllaut, guter
Textverständlichkeit und damenhafter Attitüde, eine durchaus akzeptable
Auffassung dieser Rolle, die Richard Wagner nur mit wenig schmeichelnden
Kantilenen, sondern rezitatorisch wie im Rheingold gestaltet hat.
Wenn ich als Fricka auf der Bühne stand, dachte ich immer an Carla del
Ponte vom Gerichtshof in Den Haag, denn sie war fest entschlossen, das
Recht durchzusetzen:
Ich kriege sie alle, ob Milosevic oder Wotan!
Nimm den Eid!
Nachdem sie das Recht wieder hergestellt hat, erhebt sie sich von ihrem
Sitz und geht würdevoll mit ihrem Weißfuchskragen zufrieden ab.
Wotan trägt seiner Lieblingstochter Brünnhilde seine bittere
Gewissenserforschung vor. Da der Text sehr verschraubt ist, hat man
Mühe, ihn zu verstehen, selbst wenn noch so geschliffen gesprochen wird.
Aber es lohnt sich, ihn sorgfältig zu lesen und sich ins Verständliche
zu übersetzen.
Als junger
Liebe Lust mir verblich,
verlangte nach Macht mein Mut:
von jäher Wünsche Wüten gejagt,
gewann ich mir die Welt.
Unwissend trugvoll, Untreue übt' ich,
band durch Verträge, was Unheil barg:
Listig verlockte mich Loge,
der schweifend nun verschwand.
Von der Liebe doch mocht' ich nicht lassen,
in der Macht verlangt' ich nach Minne.
Den Nacht gebar, der bange Nibelung,
Alberich, brach ihren Bund;
er fluchte der Lieb' und gewann durch den Fluch
des Rheines glänzendes Gold
und mit ihm masslose Macht.
Den Ring, den er schuf,
entriss ich ihm listig;
doch nicht dem Rhein gab ich ihn zurück:
mit ihm bezahlt' ich Walhalls Zinnen,
der Burg, die Riesen mir bauten,
aus der ich der Welt nun gebot.
Die alles weiss, was einstens war,
Erda, die weihlich weiseste Wala,
riet mir ab von dem Ring,
warnte vor ewigem Ende.
Von dem Ende wollt' ich mehr noch wissen;
doch schweigend entschwand mir das Weib.
Da verlor ich den leichten Mut,
zu wissen begehrt' es den Gott:
in den Schoss der Welt schwang ich mich hinab,
mit Liebeszauber zwang ich die Wala,
stört' ihres Wissens Stolz, dass sie Rede nun mir stand.
Kunde empfing ich von ihr;
von mir doch barg sie ein Pfand:
der Welt weisestes Weib
gebar mir, Brünnhilde, dich.
Mit acht Schwestern zog ich dich auf;
durch euch Walküren wollt ich wenden,
was mir die Wala zu fürchten schuf:
ein schmähliches Ende der Ew'gen.
Dass stark zum Streit uns fände der Feind,
hiess ich euch Helden mir schaffen:
die herrisch wir sonst
in Gesetzen hielten,
die Männer, denen den Mut wir gewehrt,
die durch trüber Verträge trügende Bande
zu blindem Gehorsam wir uns gebunden,
die solltet zu Sturm
und Streit ihr nun stacheln,
ihre Kraft reizen zu rauhem Krieg,
dass kühner Kämpfer Scharen
ich sammle in Walhalls Saal!
Wotan hat sich über seine
Verstrickungen und sein Scheitern in Wut geredet
’er stürmt fort
und verschwindet’
unter harten Orchesterschlägen in fff und lässt Brünnhilde mit dem
’Unmut-Motiv’ allein zurück. Für die traurigen Betrachtungen, den Wälsungen
Siegmund nicht schützen zu dürfen, wäre ein heldischer Sopran mit
klangvoller Mittellage wünschenswert.
In wilder Flucht kommen Siegmund und Sieglinde, die sich an ihre
schrecklichen Erlebnisse erinnert, sich selbst beschuldigt, ehrlos zu sein –
bis sie ohnmächtig zusammenbricht.
Die nun folgende Todverkündigung gehört dem sensiblen Solo-Pauker – das
Publikum wagt nicht zu atmen. Der feierliche Dialog zwischen Brünnhilde und
Siegmund erfordert von beiden eine noble, satte Mittellage.
Gerührt von Siegmunds Liebe zu Sieglinde und seinem Verzicht auf Walhall
beschließt Brünnhilde für das sich liebende Geschwisterpaar das Schlachtlos
zu wenden, die Musik jubelt in heftigen Triolen und sie stürmt davon:
Auf der Walstatt
sehe ich dich wieder!
Dort gibt es ein grausiges Gemetzel, Wotan zersplittert Siegmunds Schwert,
Brünnhilde rafft die Reste zusammen und flieht mit Sieglinde
Zu Ross, dass ich
dich rette!
Schließlich muss Hunding dran glauben und er fällt virtuos wie ein Stuntman
vornüber.
Wotan, der Wütende, droht Brünnhilde furchtbare Strafe an
Weh der
Verbrecherin!
Furchtbar sei die Freche gestraft,
erreicht mein Ross ihre Flucht!
und geht mit dem
’Unmuts’- und dem ’Sorge-Motiv’ ab.
Der Vorhang fällt – unglaublicher Jubel für die wunderbare Sieglinde
Westbroek und das Orchester.
Dritter Aufzug
Richard Wagners ’Walkürenruf-Motiv’, seinem populärsten ’Hit’, dem
’Walküren-Ritt’.
Aus vielfältiger Erfahrung weiß ich, dass in der gesamten Opernliteratur
nichts so viel Spaß macht als in einem Rudel kameradschaftlicher,
dramatischer Kolleginnen mitzusingen. Allerdings sollte das schön klingen!
Nur so wird es reizvoll, die einzelnen Sätze mit unterschiedlichen Timbres
zu hören.
Aber warum schreien diese an der-Deutschen-Oper-Berlin-Rocker Bräute so?
Da unten im Graben spielt ein symphonisches Orchester, dessen Mitglieder die
dynamischen Anweisungen des Komponisten durchaus genau realisieren und keine
heavy-metal-band. So wie modische Inszenierungen viel Pop auf die Bühne
bringen – was Götz Friedrich dankenswerterweise nicht tat – könnte es ja
wohl bald sein, dass in der Oper nicht mehr belcanto- sondern Pop gesungen
wird.
Mit einer gewaltigen Suada schickt der erzürnte Göttervater Wotan seine
Töchter fort und jetzt dürfen sie ff ’Weh’ singen.
Für Brünnhilde hat der Vater das miserable Los des Hausfrau vorgesehen, so
wie Richard Wagner es auch für selbstverständlich hielt:
Aus eurer Schar
ist die treulose Schwester geschieden;
mit euch zu Ross durch die Lüfte nicht reitet sie länger;
die magdliche Blume verblüht der Maid;
ein Gatte gewinnt ihre weibliche Gunst;
dem herrischen Manne gehorcht sie fortan;
am Herde sitzt sie und spinnt,
aller Spottenden Ziel und Spiel.
Umgeben von weiblich
konnotierten Holzbläsern und dem jetzt zart klingenden ’Unmuts-Motiv’ klagt
Brünnhilde, dass sie nur aus Liebe gehandelt habe und verspricht ihm in
Sieglindes Sohn einen freien Helden. So hat sie die schlimmste Erniedrigung
abgewendet.
Mit großer Tapferkeit singt Evelyn Herlitzius die letzten strapaziösen Sätze
der Walküren-Brünnhilde,
Auf dein Gebot
entbrenne ein Feuer;
den Felsen umglühe lodernde Glut;
es leck' ihre Zung', es fresse ihr Zahn
den Zagen, der frech sich wagte,
dem freislichen Felsen zu nahn!
Dann legt Wotan
sie auf ein kleines Podest in der Bühnen Mitte, rundum werden kreisrunde
Deckel weggeschoben, aus diesen entflammt richtiges Feuer, Loges Motiv
ertönt mit seinen Flöten, Wotan singt seinen Abschied, küsst die Gottheit
von Brünnhilde, das Stück endet ganz silbrig ppp und man wartet auf
Siegfried.
Das ergriffene Publikum braucht ein paar Sekunden, um vor dem Applaus
durchzuatmen, bedankt sich fein abgestuft beim tapferen Iain Paterson als
Wotan, dem feschen Hunding von Tobias Kehrer, der schönen Fricka Daniela
Sindram, der erstaunlichen Brünnhilde Evelyn Herlitzius und Siegmund von
Stuart Skelton, der überlebt hat.
Enthusiastisch wird das Orchester mit Donald Runnicles gefeiert, und man
denkt mit Genuss zurück an feinste Soli, Kammermusik zum Hinschmelzen mit
Nuancen, die man kaum noch so gehört hat.
Deutsche Oper
Berlin
Richard Wagner
Zweiter Abend des Bühnenfestspiels ’Der Ring des Nibelungen’
’Siegfried’
|
Zitat
Als ich den ’Siegfried’ entwarf. Fühlte ich, mit
vorläufigem gänzlichen Absehen von der musikalischen Ausführung, die
Unmöglichkeit oder mindestens die vollständige Ungeeignetheit davon,
diese Dichtung im modernen Verse auszuführen. Ich war mit der
Konzeption des ’Siegfried’ bis dahin vorgedrungen, so ich den
Menschen in der natürlichsten, heitersten Fülle seiner sinnlich
belebten Kundgebungen vor mir sah. […] So wie dieser Mensch sich
bewegte, musste aber notwendig auch sein redender Ausdruck sein;
hier reichte der nur gedachte moderne Vers mit seiner
verschwebenden, körperlosen Gestalt nicht mehr aus. […] Es war dies
der nach dem wirklichen Sprachakzent zur natürlichsten und
lebendigen Rhythmik sich fügenden, zur unendlich mannigfaltigsten
Kundgebung leicht sich befähigende stabgereimte Vers, in welchem
einst das Volk selbst dichtete, als es eben noch Dichter und
Mythenschöpfer war.
Zitatende
Richard Wagner in ’Eine Mitteilung an meine Freunde’ |
Im symphonischen Aufbau der drei ’Ring’-Abende mit einen Vorspiel ist beim
Siegfried das ’Scherzo` zu erwarten.
Das Bühnenbild und seine begrenzten Möglichkeiten erfordert, dass Mimes
Werkstatt ein paar Meter nach vorne kurz hinter die Portale versetzt werden
muss. Paukenwirbel und das ’Grübel-Motiv’ der Fagotte stimmen ein, das
’Schmiede-Motiv’ mischt sich mit dem ’Schwert-Motiv’, das Hämmern wird
lauter, grell schreit Mime seine Verzweiflung heraus, schließlich mit dem
Seufzer des Geplagten:
Zwangsvolle Plage!
Müh’ ohne Zweck!
Man muss ihn
mögen, den armen Kerl, trotz seiner noch kommenden Machenschaften. Burkhard
Ulrich singt und spielt ihn so hervorragend. Hier ist ein Charakter-Tenor am
richtigen Platz.
Um ein wenig Natur und Farbe auf die sonst triste Bühne zu bringen,
gestattet der Bühnenbildner als räumlichen Abschluss der Behausung einen
Vorhang mit bunten Blumen.
Siegfried lässt sich hören. Ein Bärenfell trägt er herein und lacht hinauf
aufs hohe C. Das Verhältnis von Siegfried und Mime ist zweckgebunden. Mime
zieht das
’zullende Kind’ auf, um an das Gold und den Ring des Nibelungen wieder zu
gelangen. Siegfried spürt das, quält das kleine Monster
kann ihn ja nicht
leiden!
Für Richard Wagner war die Geburt eines Sohnes – nach zwei ’wertlosen’
Mädchen, das, was seinem Leben endlich einen Sinn gebe und:
“Er soll dann die Sachen, die ich nicht habe machen können, zu Stande
bringen.“ Die exaltierten Vorstellungen, die den Vater mit der Zukunft des
Sohnes beschäftigen, sollten natürlich einen viel gewichtigeren
Lebenszuschnitt als die Schwestern erhalten: Reisen, Militär, Hausbesitzer,
Gelehrter – standen in Einklang mit den Vorstellungen seiner Zeit. Dem
jugendlichen Helden Siegfried werden insgesamt sechs Motive zugeordnet, die
alle zu Beginn aufwärtsgerichtet sind. Keine andere Figur im Ring wird so
vielfältig beschrieben, so rundum positiv gezeichnet, so mit positiv
männlicher Identität aufgeladen. Mime aber ist weiblich semantisiert:
Sitz ich daheim in
Fleiß und Schweiß,
nach Herzenslust schweifst du umher
eine traditionelle Familienkonstellation. Das weibliche Element soll Mime
einen unsympathischen Zug der Schwäche verleihen, denn er erhält ein Motiv,
das einen durch kleine Intervalle geprägten melodischen Duktus hat und sich
um sich selbst dreht.
Siegfried steht kurz vor der sexuellen Erweckung, beobachtet die Tiere,
sehnt sich nach einer Frau und träumt von seiner Mutter. Vor ihr erhielt
Mime für die geleistete Geburtshilfe
ich half, so gut
ich konnt'
die Stücke eines zerbrochenen Schwertes.
Das soll ihm Mime wieder neu schmieden, was dem aber nicht gelingt.
Siegfried selber vermag es und mit dem ’Wanderlust-Motiv’, das leider in der
Gesamtkomposition nicht mehr wiederkehrt
Aus dem Wald fort
in die Welt ziehn – nimmer kehr ich zurück
stürmt er davon.
Den verzweifelten Mime besucht ein finsterer Fremder, musikalisch eingehüllt
in die weichen Akkorde des ’Wanderer-Motivs’. Hier wünscht sich der
erfahrene Hörer eine samtige, edle, runde, üppige Heldenbaritonstimme. So
was wächst wohl nicht mehr so häufig
auf der Erde
Rücken.
Wanderer und Mime setzen sich für die Wissenswette in Siegfrieds
’Kinderzimmer’. Mime gibt die richtigen Antworten.
Die Frage
wer wird aus den
starken Stücken, Notung, das Schwert wohl schweißen?“
wird beantwortet mit
Nur wer das
Fürchten nie erfuhr,
schmiedet Notung neu!
Mime verkriecht sich in seine Werkstatt, aus Angst, Fafner käme und wolle
ihn fangen.
Da kehrt Siegfried zurück und raspelt die Schwertstücke klein, schmilzt sie,
gießt das flüssige Erz in eine Form, kühlt mit Wasser ab, Dampf steigt auf,
er öffnet die Form und entnimmt das wiedergewonnene Schwert. Götz Friedrich
zeigt jeden Arbeitsschritt. In ’modischen Inszenierungen’ wird etwas
gefummelt, ohne das der Text berücksichtigt würde.
So schneidet
Siegfrieds Schwert
Das Orchester spielt presto possibile.
Ende des ersten Aktes.
Das Publikum ist ganz hingerissen von Burkhard Ulrich als Mime, stellt sich
aber die Frage wie der Siegfried seine Töne produziert. Das kann man heute
wohl so machen:
Frisch aus dem Hals wie ein Pop-Sänger. Einer von uns, zum Anfassen, weil
wir uns nach unten öffnen, nur nicht elitär sein.
Wird die Gesangstechnik zur soziologischen Frage?
Zweiter Aufzug
Erste Szene
Der Umbau brachte eine freie Bühne, mit Bodentüchern bedeckt, Tücher von
oben mit angedeuteten Blättern, Peter Sykoras Wald.
’Fafner-Motiv’, dazu das ’Vernichtungs-Motiv’.
Alberich kriecht für sein
In Wald und Nacht
vor Neidhöhl halt ich Wacht
aus dem Boden
und ist erregt über den plötzlichen hellen Schein
Naht schon des
Wurmes Würger?
Ist’s schon, der Fafner fällt?
Das Licht verglimmt und der Wandrer tritt aus der Nacht.
Alberich kann dem betrügerischen Göttervater vorhalten
Mit meinen
Schätzen zahltest du Schulden;
mein Ring zahlte der Riesen Müh',
die deine Burg dir gebaut.
der aber kündigt
an:
Ein Helde naht,
den Hort zu befrein;
zwei Nibelungen geizen das Gold;
Fafner fällt, der den Ring bewacht:
wer ihn rafft, hat ihn gewonnen.
Der Wanderer weckt Fafner, Siegfried und Mime kommen, um sich mit dem Wurm
zu messen.
Und Mime meint:
Fafner und
Siegfried, Siegfried und Fafner,
O, brächten beide sich um!
Siegfried bleibt zurück, umgeben
von zarten Sekundschritten des Waldwebens sinnt er über seine Mutter und den
ekligen Zwerg Mime.
Den Waldvogel kann er nicht verstehen, schnitzt sich eine Flöte, um es dem
Vogel nachzutun, es gelingt nicht.
Da greift er zu seinem Horn – die Herauforderung für jeden Hornisten.
Schafft er Siegfrieds Ruf ohne ’Kiekser’?
Fafner erscheint und stellt sich hier als eine unheimliche Maschine dar,
Roboter sind unter uns, es wird digitalisiert, die Umwelt wird
automatisiert, bis der Mensch überflüssig ist – bis auf die Programmierer.
Siegfried schafft es, das Programm mit seinem Schwert zu stören und Fafner
warnt im Sterben
Blicke nun hell,
blühender Knabe;
der dich Blinden reizte zur Tat,
berät jetzt des Blühenden Tod!
Ein Tropfen Drachenblut von Fafner, vom Schwert am Finger abgeschleckt,
lässt ihn plötzlich das Waldvöglein verstehen, das ihn auch vor Mime und
dessen Heuchlergerede warnt.
Der kommt mit einem Gebräu, um Siegfried zu vergiften, ist aber aus
Vorfreude auf den Hort und den Ring ganz außer sich. Siegfried bemerkt den
Betrug und erschlägt Mime.
Siegfried versteht nun den Gesang der Vögel, es wird ihm der Weg zur Braut
wohin du
flatterst, folg' ich dir nach!
Dritter Aufzug
Das Vorspiel gemischt aus Motiven, die Wotan bedrängen.
Ein mit rotfleckigen Tüchern behängtes Gemach. In der Mitte eine Schlafkoje
als Thron, auf ihm eine umfängliche Frau: Erda.
Auf dem Dach des Gemachs steht Wotan, der Wanderer, der mit seinem
Erda! Erda! Ewiges
Weib!
Wache, erwache, du Wala! Erwache
sie weckt.
Das ’Vertrags-Motiv’, dann eine weibliche Abwärtsbewegung in den Holzbläsern
für das von monströser Stimme aus einer lebenden Statue gesungene
Der die Rechte
wahrt, der die Eide hütet,
wehret dem Recht, herrscht durch Meineid?
Ein Potentat hört das nicht gerne, aber was kann die Wahrheit schon
ausrichten gegen die Verblendung durch Machtgier, und Frauen haben hier
überhaupt nicht mitzureden. Auch Erda nicht und so zieht sie den Vorhang vor
ihrem Schlafsessel zu und das Gemach verschwindet.
Die zweite Szene zeigt Siegfried und den Wanderer, der auf seinen Enkel
keinen Einfluss mehr hat, der ihm mit Notung auch den Speer zerschlägt und
der Entmachtete kann ihm nur noch zurufen:
Zieh hin! Ich kann
dich nicht halten!.
Siegfried mach sich auf den Weg
Im Feuer zu finden
die Braut!
Eine Tür aus dem Raum führt in einen Glutofen – der Tunnel wird weit, auf
dem kleinen Podest liegt die schlafende Brünnhilde, die echten Flammen
lodern aus den Bodenöffnungen.
Siegfried kommt durch den Tunnel zum
Selige Öde auf
sonniger Höh'!
Er findet eine schlafende Gestalt, schneidet den Brustpanzer auf und stellt
fest
Das ist kein Mann!
voller Schreck
Wen ruf' ich zum
Heil, daß er mir helfe?
Mutter! Mutter! Gedenke mein!
Eine Soloharfe
läutet mit ihren Arpeggien Brünnhildes Erwachen ein, gefolgt vom
’Freia-Motiv’, das die Liebe zur Frau darstellt, dazu das ’Waberlohe-Motiv’,
das mehrfach wiederholt wird eine Septe umfasst und die weibliche
Liebesfähigkeit symbolisiert. Ein opulenter Klangjubel entfaltet sich und
man kann nicht verhindern, dass man doch dauernd Birgit Nilssons
Heldenstimme in der Erinnerung hört.
Die Feuer im Boden erlöschen - die armen Techniker haben aus der Unterbühne
Mühe die Löcher mit Deckeln trittsicher rechtzeitig zu verschließen.
Aber die beiden Liebenden singen tapfer bis zum hohen C, noch ist die Welt
in Ordnung, aber das höchste Liebesglück
lachender Tod
zu nennen,
verheißt nichts Gutes.
Das Publikum entlädt seine Spannung in Bravorufen und stuft seine
Begeisterung je nach subjektiv wahrgenommener Leistung ab.
Besonders erfreut ist man, dass der fabelhafte Mime von Burkhard Ulrich
gefeiert wird.
Richard Wagner
Dritter Abend des Bühnenfestspiels ’Der Ring des Nibelungen’
’Götterdämmerung’
Ihrem Ende eilen
sie zu,
die so stark im Bestehen sich wähnen.
äußerte Loge schon im Rheingold.
Die Verwebung der Leitmotive bildet einen Strom von Gedanken, aufblitzenden
Erinnerungen und Assoziationen und wird zum prägenden Bestandteil der
stimmungsschweren Musik.
Auf dem Walkürenfelsen – die Nornenszene, wie der Abschied Siegfrieds von
Brünnhilde sind als rekapitulierenden Verknüpfung und Vorspiel konzipiert.
In schläfrig und schwermütiger Stimmung flechten die Normen in traditionell
weiblicher Beschäftigungsart an den Schicksalsfäden und beklagen den Zustand
der Welt.
Die Schilderung Wotans, der einen Ast aus der Weltesche bricht, diese danach
abstirbt und die Schilderung der Burg wird mit prachtvoll männlicher
Klangentfaltung umgeben, den Frauen aber, die der Tier- und Pflanzenwelt
nahe stehen, gesteht Richard Wagner nur eine fahle Bläserbegleitung zu, sie
haben sich mit Klagen zu begnügen. Sie können nichts bewirken und wollen zur
Mutter, hinab!
Für den Ersten Aufzug - erste Szene – (die Halle der Gibichungen am Rhein) -
folgt eine Übergangsmusik, in der das neue ’Helden-Motiv’ für Siegfried und
das neue ’Liebes-Motiv’ für Brünnhilde, die zur liebenden Normalfrau
heruntergestuft ist, erklingen. Sie schickt ihn
Zu neuen Taten, teurer Helde,
sie hat ihre Stärke verloren, neigt sich ledig der Kraft, aber
immerhin übergibt ihr Siegfried
zum Tausche deiner Runen
den Ring.
Selbst Grane, das Ross, hat seine Kraft verloren.
Wem soll da eine Verherrlichung dienen?
Der Schluss der Szene ist eine stimmliche Kraftprotzerei.
Es verwundert, dass Richard Wagner, der von der Minderwertigkeit des Weibes
– die in Mitteleuropa noch gute hundert Jahre als unumstößlich galt –
überzeugt war, sängerische Leistungen erwartete, die jede Kampfsportart
übertreffen.
Siegfrieds Rheinfahrt - Das Orchester nimmt die Weise des Hornes auf und
führt sie unter Verwendung von acht in einander verwobenen Motiven in einem
kräftigen Satz durch.
Erster Aufzug
Erste Szene
Die Halle der Gibichungen am Rhein – düster, schwarz-grau-silber
säulenartige Hänger, Gläser, die Personen vergrößern, erleuchtete Abgänge
links und rechts.
Gunther, ganz modisch in weißem Dinnerjackett, Hagen in finsterem schwarz,
treffen sich, um die nähere Zukunft des Clans zu besprechen. Damit dieser
nicht ausstirbt, wird es Zeit, dass Gunther eine Frau und seine Schwester,
Gutrune hier rotgelockt im Abendkleid, einen Mann bekommt.
Hagen, Sohn von Alberich und Frau Gibichung, die ihn gegen ein ordentliches
Goldkapital auf die Welt brachte, hat die Weltlage im Blick, stachelt seinen
eitlen Bruder mit der Aussicht auf die ’Superbraut Brünnhilde’ an, weiß, das
Siegfried auf dem Rhein herannaht und das Komplott ist in seinem Kopf
beschlossen.
Zweite Szene
Zur Berliner Götterdämmerungs-Cocktail-Stunde, da Siegfried keinen üblichen
Ritterzweikampf bestehen muss, erhält er eine Spezialmischung aus dem
Giftschrank der Familie Gibichung. Seine Erinnerung schwindet, man schwört
sich Blutsbrüderschaft und bricht zum Brünnhildenfelsen auf, den Tarnhelm
als hinterhältiges Werkzeug dabei.
Gutrune jubelt
Siegfried – mein!
Es folgt ein großer Moment in diesem
Werk.
Hagen setzt sich vorne links an den Rand der Bühne, atemlose Stille im
Publikum.
Contrabsässe und Tuben spielen den grausigsten Tritonus abwärts, darüber
schiebt sich das ’Vernichtungs-Motiv’, dazwischen ein Fetzen von Siegfrieds
Horn, dasselbe noch einmal, dann singt Alfred Pesendorfer: schwarz und edel,
rund und wunderschön – Runnicles gibt ihm Zeit, um jeden Ton des
Hier sitz ich zur Wacht
auszukosten.
Die Halle verschwindet für die dritte Szene -
Brünnhildes Felsen.
Man erfreut sich an der Waltrautenerzählung, untadelig vorgetragen von
Daniela Sindram, wunderschön gesungen mit guter Diktion und engagierter
Darstellung. So hat es zu sein im weltstädtischen Berlin.
Brünnhilde wird getäuscht, überwunden und verschleppt. Der unter der
Gibichungen-Droge stehende Siegfried legt das Schwert zwischen sich und
Brünnhilde
Nun, Notung, zeuge du,
daß ich in Züchten warb.
Die Treue wahrend dem Bruder,
trenne mich von seiner Braut!
Brünnhildes ’Liebes-Motiv’ klingt wie ein vergeblicher Schrei, mit
fff-Tremolo schließt der erste Aufzug und das Publikum muss sich erholen.
Zweiter Aufzug
Erste Szene - Uferraum vor der Halle der Gibichungen
Düster tönt das ’Vernichtungs-Motiv’, die langsamen
Triolen von Hagen
segelt nur lustig dahin!
das ’Ring-Motiv’ leiten zum Gespräch
Hagens mit Alberich, der hinter einer vergrößernden Glasscheibe steht.
Da Siegfried Wotans Speer zerschlug, ist die Macht auf ihn übergegangen.
Somit gilt es, ihn zu bekämpfen, um wieder in den Besitz des Ringes zu
kommen.
Mit gehauchtem
Sei treu! – Treu!
verschwindet er.
Die Morgendämmerung breitet sich aus und mit seinem Hornruf erscheint
Siegfried in größter Munterkeit für die zweite Szene.
Er berichtet Gutrune wie Gunther und er Brünnhilde überlistet haben und nach
der Fahrt wieder die Gestalt des anderen angenommen haben.
Gutrune will mit den Hochzeitsfeierlichkeiten beginnen, aber Hagen ruft
seine Mannen mit Waffen zusammen. Der Männerchor der Deutschen Oper Berlin
kann nun seine stimmliche Wucht entfalten – bei einem wilden Fest soll allen
Göttern geopfert werden.
Zur Begrüßung von Brünnhilde erklingt dann das
Heil dir und deiner Braut!
anfangs sehr vorsichtig.
Die Gedemütigte entdeckt den Ring an Siegfrieds Hand und dass dieser sehr
vertraut mit Gutrune ist.
Er also ist
der trugvolle Dieb!
und
dem Manne dort bin ich vermählt.
Siegfried, der Nichtsahnende ruft mit dem
’Hochzeits-Motiv’ zum fröhlichen Fest, Hagen aber weiß, wie mit Brünnhildes
Zorn auf Siegfried sein Plan aufgehen wird:
Wer dich verriet, das räche ich.
In seiner
Verzweiflungsszene zeigt Gunther – Seth Carico – was in ihm steckt und dass
er stimmlich und darstellerisch überzeugen kann.
Auf muntres Jagen ziehen wir morgen
der Edle braust uns voran,
ein Eber bracht' ihn da um.
Im gewaltigen Terzett geben Brünnhilde, Gunther und Hagen ihre Gründe für
Siegfrieds Tod an. Hagen erwartet der Hort, Gunther muss seine Ehre wieder
herstellen, Brünnhilde wendet sich an ihren Vater Wotan. In allem Fortissimo
ertönt wie Hohn das ’Hochzeits-Motiv’.
Der Zug formiert sich, aber Rache und Tod liegen in der Luft.
Der Vorhang schließt sich.
Dritter Aufzug
Erste Szene Wildes Wald-
und Felsental am Rheine
Die Bühne ist weit offen, in der Mitte von hinten nach vorne verlaufend ein
flacher Steg, dunkle Bodentücher, aus denen sich die Rheintöchter winden.
Die raffinierten, impressionistischen Harmonien für die Rheintöchter sind
Hinweise auf die musikalische Zukunft mit ihren schwer zu lernenden und zu
treffenden vertrackten Tonschritten.
Trotz ihres schmeichelnden Schöngesangs können sie Siegfried aber nicht den
Ring abschwatzen. Sie müssen sich in die Tiefen des Rheins zurückziehen.
Er aber
Im Wasser wie am
Lande
lernte nun ich Weiberart:
wer nicht ihrem Schmeicheln traut,
den schrecken sie mit Drohen;
wer dem nun kühnlich trotzt,
dem kommt dann ihr Keifen dran.
hält dagegen sein Macho-Gehabe.
Die Bodentücher werden für die zweite Szene weggezogen, Hagen kommt mit
seinen Mannen, die sich links und rechts von vorne bis in die Tiefe der
Bühne lagern.
Für das
Mime hieß ein mürrischer Zwerg
erhält Siegfried von Hagen
einen Trunk, der ihm seine Erlebnisse in Erinnerung ruft.
Für diese Erzählung verarbeitet Richard Wagner u.a. die Motive des Wurms,
Mimes Fürsorge, Schwert, Notungruf, Wälsungenschicksal, Waldvogel und
Waldweben, Vergessenheitstrank, Tarnhelmzauber, Brünnhildes Frauen,
Feuerzauber, Freia, Schlummer und Rache.
So erzählt er zu Gunthers Entsetzen von Brünnhilde inmitten des Feuers, ihre
Erweckung und den Rausch der Liebe.
Durch ein Geräusch – gemeint sind aufflatternde Raben – aufgeschreckt, fährt
Siegfried hoch, bietet Hagen den Rücken, der sticht mit dem Speer zu.
Harte Schläge und der chromatischen Triolenaufgang der Trauermusik.
Einige Sätze noch
Brünnhilde, heilige Braut!
das ’Schicksalskunde–Motiv’ und die Pauke begleiten sein Ende.
Bei den Fortissimo-Schlägen rennt Gunther eindrucksvoll mit wehendem Mantel
in die Tiefe der Bühne.
Der Trauermarsch enthält vierzehn Leitmotive und ist eines der genialsten
Musikstücke, das auch den Kältesten ergreift.
Dritte Szene
In der Halle der Gibichungen läuft Gutrune ängstlich umher,
War das sein Horn?
Nein! Noch kehrt er nicht heim.
Schlimme Träume störten mir den Schlaf!
Siegfrieds Leiche wird hereingetragen, sie erhebt den Arm als Hagen nach dem
Ring greift.
Gunther wird von Hagen erschlagen, Gutrune wirft sich über den Bruder.
Brünnhilde nimmt den Ring von Siegfrieds Hand und wünscht
Starke Scheite schichtet mir dort
am Rande des Rheins zuhauf!
Hoch und hell lodre die Glut,
die den edlen Leib
des hehrsten Helden verzehrt.
Die erstaunliche Evelyn Herlitzius – vor Jahren sang sie die Partie zum
ersten Mal mit Christan Franz als Siegfried in Münster.
Die Technik entfaltet ein Feuerwerk an Zerstörung und lassen sie wieder
verschwinden, um der Utopie von einer besseren Welt Platz zu machen.
Der Tunnel sieht aus wie am Anfang beim Rheingold, aus dem weißen Bodentuch
ragen Gestalten, eine Menschengruppe schaut auf das Licht am Ende des
Tunnels, Sieglindes ’Liebes-Motiv’ verkündet eine neue Welt.
Es spricht für den Bildungsstand des Publikums, das nach dem Schlussakkord
lange Stille herrscht.
Jeder sortiert noch einmal seine Gedanken und nimmt Abschied von dieser
weltberühmten Götz-Friedrich-Zeittunnel-Inszenierung.
Sie war wichtig und wahrhaftig, ohne übergestülpten Regisseurstheater–Unfug.
Nach kräftigem Schlucken und Durchatmen wird gejubelt, vor Begeisterung
geschrieen, die Solisten und der Chor gefeiert und das Haus tobt, als das
Orchester mit Donald Runnicles auf der Bühne erscheint.
Diesen Bericht habe ich aus meinem ganz persönlichen Bedürfnis geschrieben,
er ist daher nicht neutral und objektiv, dafür aber ehrlich.
Kalenderblatt
Thema des Tages
Leo Slezak
... am 01.
Juni 1946 gestorben
|
Bis in
seine letzten Lebenstage schrieb er seinem Sohn Walter Briefe nach
Hollywood.
Der letzte ist auf den 18. Mai 1946 datiert. Auch er kam wie die
anderen nicht an. Sie wurden nach dem Krieg von seinem Sohn Walter
Slezak in einem Buch unter dem Titel ’Mein lieber Bub’
zusammengefasst und sind bei Piper in München erschienen.
Walter Slezak machte in Amerika Karriere, drehte Filme und verdiente
gutes Geld, lebte auf einer eigenen Farm, während der Vater während
des Krieges sich in seinem Haus am Tegernsee nur mühsam am Leben
halten konnte.
Tochter Margarete war bei ihm und sein Schwiegersohn, der ihn mit
dem ’Rollwagerl’ durch den Ort schob, wo er Lebensmittel
zusammenschnorrte.
Er, der immer gut gelebt und gegessen hatte - auch um seine 1,95
Meter Körper-Gesamthöhe für die anstrengenden Rollen 'in Schwung' zu
halten.
Als Statist begann er am Stadttheater in Brünn, sang die
Chorstellen, die ihm im Gedächtnis geblieben waren, mit. Adolf
Robinson, der in der Vorstellung des 'Bajazzo' den Tonio sang, hörte
ihn so und wurde sein Lehrer.
Mit 19 Jahren debütierte er in Brünn mit dem Lohengrin. Damals
glückte noch nicht alles so, wie es sich der Lehrer vorstellte.
Schon sehr bald aber holte ihn die Lindenoper nach Berlin. Da hatte
er nicht viel zu singen, wurde übersehen - allenfalls als Adolar in
Webers 'Euryanthe' durfte er mit ’Unter blühnden Mandelbäumen’
auftreten.
Breslau war die nächste Station, da sang er dann schon große Rollen.
Bei einem Gastspiel von Theodor Reichmann von der Wiener Staatsoper
als Hans Sachs -
sang Slezak den Walter von Stolzing.
Reichmann empfahl ihn dem Direktor der Wiener Staatsoper, Gustav
Mahler, der ihn zu einem Gastspiel auf Anstellung einlud. Allein wie
Wahl der Rollen, die man anbot, war schon eine Staatsangelegenheit.
Er suchte den Arnold in Rossinis 'Wilhelm Tell' aus, sang alles aus,
auch die hohen Cis. Als zweite Rolle den Radames und als dritte den
Walter, den er ja schon in Breslau gesungen hatte.
Der Erfolg war groß, die Anstellung sicher und so sang Leo Slezak -
unterbrochen von vielen Gastspielen weltweit - bis zum Jahr 1934 an
der Wiener Staatsoper.
Er verabschiedete sich dort mit dem Canio im 'Bajazzo', der Oper, in
der er damals in Brünn als Statist Aufmerksamkeit bei Adolf Robinson
erlangte.
Leo Slezak war ein humorvoller Mensch, der sich durch
seine komödiantischen Talente sehr gut im neuen Medium
Unterhaltungsfilm zeigen konnte.
Er spielte u.a. in:
'Freut euch des Lebens'
'Die vier Gesellen'
'Die Herren vom Maxim'
'Golowin geht durch die Stadt'
'Es war eine rauschende Ballnacht'
'Münchhausen'
Seine Bücher verstärkten noch seine Popularität, so dass viele Fans
auch noch heute sich gern an den großen Sänger, Filmschauspieler und
Autor erinnern.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44419897.html
Leo
Slezak sang die großen Partien des Tenorfachs - deutsches Fach vom
Tamino bis zum Tannhäuser (der Siegfried lag ihm nicht, der war ihm
für seinen hohen Tenor zu tief angelegt) oder das italienische Fach
bis hin zum Otello.
Für das französische Fach ließ er sich speziell von Jean de Reszke
in Paris ausbilden.
Aufgrund dieser Vielfalt bei der Möglichkeit der Besetzung von
Rollen, wurde Caruso gewarnt als Slezak in New York sein Engagement
an der Metropolitan Opera antrat:
'Caruso hüte dich, Slezak kommt!'
Neben den Opernpartien sang Leo Slezak gerne und mit viel Erfolg
weltweit vornehmlich ’Das Deutsche Lied'. |
Uraufführung
'Tristan'
10. Juni 1865
|
Eigentlich hatte die Premiere ja schon am 15. Mai 1865 stattfinden
sollen, aber da wurde Malvine Schnorr heiser, sie konnte so
unmöglich die große Partie der Isolde singen - also musste
verschoben werden.
Dabei verlief die Generalprobe am 15. Mai vor 600 geladenen Gästen
ohne Störung - auch das Publikum, durch die Presseaktionen in Pro
und Contra geteilt, verhielt sich zivilisiert.
Das Sängerpaar - Ludwig Schnorr von Carolsfeld und Malvina Schnorr -
zog sich nach Bad Reichenhall zurück. Waren es die Aufregungen, die
Intrigen, die Malvina die Stimme verschlugen - es gibt keine
ärztlichen Bulletins über das Krankheitsbild.
Dann - Mitte Juni - war es soweit. Die Crème de la Crème war
anwesend.
Das Publikum schwieg, lauschte und sah eine Darstellung der
Titelrollen, die sogar Wagner schon in dem Proben begeisterte.
Gab er anfangs noch seine geflüsterten Gestaltungshinweise auf die
Szene, so war er dann überwältigt, wie schnell Schnorr die Einwürfe
aufnahm und bald selbständig die Rolle gestaltete.
Kurz vor Mitternacht
war die Vorstellung zu Ende, man jubelte - Wagner erschien mit den
Sängern und Hans von Bülow, dem Dirigenten, auf der Bühne - und man
weinte.
Heutzutage weint man, sieht man Produktionen des 'Tristan' wie die
in Braunschweig
http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_
im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm
und die in
Regensburg
http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_
29.11.2014_Theater_RBG_final.htm
Es ist schon
unglaublich wie die Werke wie der ’Tristan' der Lächerlichkeit - und
das noch zu Lasten der Steuerzahler - preisgegeben werden.
Beide Produktionen, Braunschweig wie Regensburg, unter der Aufsicht
von Herrn Neundorff von Enzberg – dort als Dramaturg, hier als
Theaterdirektor.
Die neueste Version einer ’Tristan’-Interpretation konnte man in
Landshut/Bayern erleben.
http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_05._Mai_2016_
'Tristan_in_LA'.htm |
Thema des Tages
Richard Strauss
|
... am 11. Juni 1864 geboren
Cosima Wagner sah in ihm den idealen Schwiegersohn - er durfte dank
ihrer Macht in Bayreuth assistieren - als er aber dann selber Opern
komponierte und damit wie mit der
'Salome' und der
'Elektra' auch noch Erfolg
hatte, war es mit der Sympathie vorbei.
Schon 1928 war Richard Strauss der Meinung, eine Diktatur sei
notwendig in Deutschland. Als diese dann Realität wurde, stellte er
sich und unterzeichnete 1933 das Schmähpapier gegen Thomas Mann, der
sich über Richard Wagner mit 'Leiden und Größe Richard Wagners'
geäußert hatte.
Im November 1933 wurde im Beisein von Hitler, Goebbels die
Reichskulturkammer eröffnet. Ihn selber ernannte man zum Präsidenten
der Reichsmusikkammer, die dann Berufsverbote gegen Kollegen-Musiker
erließ.
Er dankte Hitler und Goebbels für die Einrichtung der RMK und er sah
es so, dass er nur 'den Präsidenten mime', um 'Gutes zu tun und
größeres Unglück zu verhüten.'
Diese Äußerungen gegenüber Stefan Zweig kamen der Gestapo zur
Kenntnis und er wurde 1935 des Amtes - als 'Rücktritt' vertuscht -
enthoben.
Goebels fand: 'Komponieren kann der Junge.'
1938 dirigierte er seine
'Arabella' in Düsseldorf, die
Handschrift der Oper hatte er Emmy Sonnemann und dem Gatten Hermann
Göring anlässlich deren Vermählung vermacht. |
Thema des Tages
Otto Daube
|
... am
12. Juni 1900 geboren
Zitat
„Deutscher Geist ist es, den uns Weimar und Bayreuth bewahrt
haben. Stehen wir zu beiden Trägern unserer deutschen
Kultur, so stehen wir für uns selbst ein und bauen auf, was
uns eingerissen ist: Das heilige Deutsche Reich deutscher
Nation.“
(Otto Daube. In: Deutsche Festspiele in Weimar 1926.)
Zitatende
|
Er wollte Weimar 1926 zum Weiheort neben
Bayreuth machen - es gelang nicht.
Die deutsche Schule in Sofia beschäftigte ihn als Musiklehrer. Hier
erreichte ihn eine Anfrage der Reichsmusikammer.
Er möge herausfinden, was es über den Bulgaren Patscho Wladigeroff
zu sagen gebe.
Der Komponist - damals Mitte 30 - war in Deutschland ausgebildet
worden und beschäftigte sich zu der Zeit mit einer bulgarischen
Nationaloper.
Wegen der guten diplomatischen Beziehungen wolle man diese 'im
Reich' aufführen.
Daube aber berichtete nach Berlin.
Die Mutter des Komponisten sei eine geborene Pasternak aus Odessa
und Volljüdin.
Damit war keinerlei Aufführungschance für Wladigeroff gegeben.
1934 bestellte man das NSDAP-Mitglied zum Musikerzieher nach
Detmold.
Was ihm in Weimar nicht glückte, sollte nun an der Lippe möglich
sein und er überzeugte die Stadtverwaltung, dass unbedingt eine
Wagner-Festwoche stattfinden müsse.
Schon ein Jahr später spielte man den sächsischen Meister und 1941
zeigte man im Detmolder Theater 'Tristan' und 'die Walküre' in einer
Original-Bayreuther Besetzung.
Als glühender Nationalsozialist wurde er 1937 zum Landesleiter der
Reichsmusikkammer Gau Westfalen-Nord berufen.
1942 las man von ihm als Referatsleiter im NS Lehrerbund 'Richard
Wagner und die deutsche Schule'.
Als Mitglied im 'Bayreuther Bund der deutschen Jugend' verstand er
sich als Anführer dieser Kampftruppe wider die 'Entartung der
Kunst'.
Die Entnazifizierung überstand er - 1948 erhielt er eine Stelle als
Lehrer in Hattingen.
Eine seiner Schülerinnen war dort Marie-Luise Marjan. |
Thema des Tages
'Der Freischütz'
|
... am 18. Juni 1821 uraufgeführt
Er kam auf die Welt, um den 'Freischütz', die deutscheste aller
deutschen romantischen Opern zu schreiben. Das Bindeglied zwischen
dem deutschen Singspiel und den großen romantischen Opern des
weitergehenden 19. Jahrhunderts.
Berlin war es mit seinem Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, das
Webers Meisterwerk der Öffentlichkeit vorstellte und mit dem endlich
ein Sieg über die italienische Oper und Gaspare Spontini errungen
werden konnte.
Allein in Berlin wurde der 'Freischütz' bis 1884 nahezu 500 mal
aufgeführt.
Die Deutschen feierten auch ihr Selbstgefühl, nachdem Napoleon
abgetreten
war - litt aber unter der Restauration nach dem Wiener Kongress von
1815.
Die Möglichkeiten der szenischen Gestaltung basierten nach dem
Zweiten Weltkrieg auf den Bildern der Zerstörung und fanden damit
Anschluss an die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, in die Johann
Friedrich Kind sein Libretto einfügte.
Exzesse gab es allenthalben, die dem Werk nicht dienten und das
Publikum verschreckten, ob an der Lindenoper mit dem ausgeweideten
Schwein, in Krämers Schnürbodenakrobatik an der Komischen Oper oder
Christof Nel's Lächerlichkeiten an den Frankfurter Städtischen
Bühnen Anfang der 1980er Jahre.
Regensburg spielte eine Version, die schon in Halle und Würzburg zu
sehen war.
Gedanken_zu_'Der_Freischuetz'_
am_Opf._Metropol-Theater_Regensburg
Kritik_'Der_Freischuetz'_
-_Opf._Metropol-Theater_Regensburg
Auch die Nds. Staatsoper in Hannover
hatte Webers Meisterwerk im Spielplan.
Allerdings blieb nicht viel von ihm übrig, bzw. es wurde allerlei
Kram und Krempel drübergestülpt.
Thema_des_Tages_12._Dezember_2015_
'Freischuetz'
Thema_des_Tages_14._Dezember_2015_
'Freischuetz_nochmal_-_Presse'
Thema_des_Tages_16._Dezember_2015_
’Freischuetz_Antwort_Baerenklau'
Thema_des_Tages_16._Dezember_2015_
'Und_wieder_Freischuetz'
Thema_des_Tages_16._Dezember_2015_
'Freischuetz_Kritikerneuerung' |
Banause
Bürgermeister
Dass Theater und andere Kultureinrichtungen immer mal wieder Gegenstand von
Sparplänen sind, ist seit Jahrzehnten nicht wirklich neu. Wenn es nicht bei
bloßen Überlegungen blieb, kostete das immer wieder auch künstlerische
Arbeitsplätze. Inzwischen scheint allerdings in manchen Rathäusern
demonstrative Kulturferne programmatisch Einzug zu halten.
Wer die
Leserkommentare unter beliebigen Online-Theatermeldungen liest, findet immer
häufiger und lautstärker die Forderung, Theater so rasch wie möglich
abzuschaffen (jedenfalls soweit sie von Land oder Kommune bezuschusst
werden) und stattdessen Sport- oder wahlweise auch Parkplätze zu bauen. So
unerfreulich ist das wahre Leben aber nicht: Pöbel-Kommentare im Internet
stehen glücklicherweise nicht für eine Gesamtbevölkerung, die mehr oder
weniger schweigt — und von der ein nicht kleiner Teil weiterhin ins Theater
oder in die Oper geht. Trotzdem bleiben auch manche Politikerstimmen
beunruhigend: Wenn zum Beispiel in Hagen Politiker von den
„Champagner-Etagen" reden, die nun nicht mehr von Kürzungen ausgenommen
werden dürften, dann ist das nicht bloß falsch, weil es solche Kürzungen
schon früher gegeben hat: Mit solchen realitätsfernen Sprüchen wird der
falsche Eindruck verfestigt, Theater und Opern seien bloße Kostenträger,
deren wenige und elitäre Besucher mit Steuergeldern bezuschusst würden und
deren Angestellte in Saus und Braus lebten, Angesichts niedriger Gagen
gerade für künstlerisches Solopersonal reicht's dann nicht mal für
Champagner zum Discounter-Preis.
Vor
allem nehmen Politiker bewusst einen Abbau von kultureller Bildung in Kauf.
Gerade in diesen Zeiten ist das mehr als fahrlässig. Theater sollen dem
Publikum ein allumfassendes Angebot machen und gegen populistische
Anfechtungen Horizonte öffnen. Das kann mit immer weniger politischer
Rückendeckung, Vorstellungen nicht gelingen. Nur wenn die Voraussetzungen
stimmen, kann Theater ein keineswegs elitäres Konzept bieten, das sich an
alle richtet wohlfeile Sonntagsreden aus Politikermund sind dabei nicht
hilfreich, wenn sie durch das wochentägliche Handeln ad absurdum geführt
werden.
SONNTAGSREDEN SIND NICHT HILFREICH
Die
Kommunen sind Hauptakteur der Theaterförderung. Folglich waren es schon
immer vor allem kommunale Mandatsträger, die Kürzungen exekutieren mussten.
Allerdings saßen ihnen dabei nur zu oft der Regierungspräsident oder die
Landesregierung im Nacken. Inzwischen allerdings verfestigt sich der
Eindruck, immer mehr kommunale Amtsträger würden dem Glauben anhängen, mit
mehr Kulturfeindlichkeit die eigene Verbundenheit mit den “kleinen Leuten"
demonstrieren zu können. Wo vor zwanzig Jahren ein Bürgermeister noch mit
stolz geschwellter Brust sein Theater präsentierte (und nolens volens auch
mitfinanzierte), will sein aktueller Nachfolger durch Banausentum punkten.
Auf
dieser Klaviatur wollte auch der ehemalige Bonner Bürgermeister Jürgen
Nimptsch (SPD) mit seinem Vorschlag spielen, die Opernhäuser in Bonn und
Köln zusammenzulegen. Dass eine Fusion von allem anderen abgesehen, auch
betriebswirtschaftlich keinen Sinn gemacht hätte, spielte bei seinem Vorstoß
keine Rolle. Am Ende war diese Schnapsidee sicher nicht der einzige Grund,
weshalb Nimptsch 2015 abgewählt wurde. Aber steter Tropfen höhlt den Stein.
Irgendwann glauben auch wohlmeinende Bürgerinnen und Bürger, Theater oder
Oper seien verzichtbarer Luxus.
MAN WIRD
JA WOHL NOCH DENKEN DÜRFEN"
Aktuell
zeigt das Beispiel Düsseldorf, wie kulturferne Bürgermeister zuweilen
zunächst mal einen Testballon starten lassen, um dann zurückzurudern, wenn
der gewünschte Erfolg vorerst ausbleibt oder der Widerstand zu stark ist.
Als sich die Sanierung des Düsseldorfer Schauspielhauses immer länger hinzog
und immer teurer wurde, brachte der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas
Geisel (SPD) die Idee ins Spiel, das Gebäude entweder abzureißen und genauso
wieder aufzubauen oder es zum Kongresszentrum zu machen — wobei das
Schauspielhaus dann ausgelagert würde. Es gehe darum, so Geisel, „welche
Bedeutung dieses Gebäude der Hochkultur hat'. Es folgte heftige Empörung in
allen Düsseldorfer Stadtratsfraktionen, auch in seiner eigenen. Überregional
warnte die FAZ, ‚Düsseldorf würde sein Herz verlieren' Intendant Wilfried
Schulz dachte laut über einen Rücktritt nach. Mitte November ruderte der OB
halbherzig zurück. In einer Podiumsdiskussion mochte er zwar das Wort
„Abriss" nicht mehr in den Mund nehmen, aber Denken sei ja wohl erlaubt.
Düsseldorf zeigt auch, dass die Kulturdezernenten der Linie ihrer Chefs
nicht unbedingt folgen: Hans-Georg Lohe (CDU), Kulturdezernent in der
NRW-Landeshauptstadt, stellte sich gegen seinen OB.
Das
gleiche passierte auch in Lübeck, wo Oberbürgermeister Bernd Saxe dem
Theater 800.000 Euro zugesagte Zuschüsse streichen wollte, um die vom
Stadtparlament, der Bürgerschaft, abgelehnte Tourismusabgabe auszugleichen.
Die parteilose Kultursenatorin Kathrin Weiher protestierte. Und der gesamte
Haushalt fand - wenn auch aus anderen Gründen - keine Mehrheit in der
Bürgerschaft.
KRISEN
DURCH FALSCHE PRIORITÄTEN UND UNVERMÖGEN
Theatermacher und -verantwortliche mussten zu allen Zeiten nicht bloß ihre
Häuser füllen, sondern ebenfalls Kontakt zu den politisch Verantwortlichen
pflegen, auch um die Finanzierung ihrer Institutionen sicherzustellen. Mag
sein, dass das heute mehr denn je gilt und zunehmend schwieriger wird als in
früheren Zeiten. Trotzdem wird niemand den Rathausbewohnern pauschal
Kulturfeindlichkeit unterstellen, auch nicht in all jenen Städten, die ihren
Theatern die Zuschüsse kürzen oder streichen. Die Spanne reicht von
Sachzwängen wie Haushaltsaufsicht in Verbindung mit falscher
Prioritätensetzung wie in Hagen bis zu offensichtlichem Unvermögen wie in
Trier.
In Hagen
etwa wütete Oberbürgermeister Erik O. Schulz so lange gegen sein
Traditionstheater, bis der Stadtrat eine existenzbedrohende 1,5
Millionen-Kürzung beschloss. Allerdings steht die Stadt unter
Haushaltsaufsicht, helfen könnte bestenfalls ein stärkeres Engagement des
Landes Nordrhein-Westfalen, das schon traditionell prozentual weniger für
Theaterfinanzierung ausgibt als alle anderen Bundesländer. Nach den auf
diese Weise unumstößlichen Sparverdikten kündigten Spartenleiter ihren
Ausstieg an. Sämtliche Kandidaten für die Nachfolge des am Ende der
Spielzeit ausscheidenden Intendanten Norbert Hilchenbach gaben auf, zuletzt
die umstrittene Dominique Caron.
Niemand unterstellt pauschale
Kulturfeindlichkeit.
Die Spanne reicht von
Haushaltsaufsicht bis zu offensichtlichem Unvermögen.
Für die
hochverschuldeten Städte im Ruhrgebiet bedeutet die Theater-Abstinenz der
Düsseldorfer Landesregierungen - egal welcher Coleur unmittelbare
finanzielle Bedrängnis.
In
Wuppertal, ehemals Heimat von Pina Bausch, zum Beispiel sollen die
verbliebenen neun Ensemblemitglieder des Schauspiels mehr spielen, dafür
bekommen sie unter Umständen weniger Geld: Tarifsteigerungen werden von der
Stadt künftig nicht mehr übernommen, sondern müssten vom Theater getragen
werden. Auch hier hat die Intendantin den Dienst quittiert. Schon seit 2013
hatte es immer wieder Sparrunden gegeben. Sinnbild der von der Stadt zu
verantwortenden Finanzkrise des Theaters ist die damalige Schließung des
Schauspielhauses.
In Trier
hingegen, mit einem grundsätzlich auskömmlich ausgestatteten Theater,
entstanden finanzielle Schwierigkeiten durch die Wurstigkeit von
Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD), der einem wirtschaftlich unerfahrenen
Intendanten eine Generalvollmacht inklusive fünfjährigem Anstellungsvertrag
verschaffte. Ergebnis:
3,6 Millionen Euro Defizit nebst 300.000 Euro Abfindung für den schließlich
geschassten Karl Sibelius. Immerhin steigt der Landeszuschuss für das
Theater Trier 2017 auf 6,1 Millionen Euro und der Stadtrat will am
Dreisparten-Theater festhalten. Auf der anderen Seite will der
Steuerzahlerbund das Theater abwickeln und verweist auf den Shuttle-Bus nach
Luxemburg) wo ja auch ein Kulturangebot existiere.
Mancherorts steht der Stammtisch im Rathaus.
Aber es darf kein Gegeneinander von Kultur und Sozialem geben. Beides ist
essentiell.
Mancher
Kommunalpolitiker mag sich denken, dass sich neu geschaffene Angebote an
eine vermeintlich breite Öffentlichkeit besser „verkaufen' lassen als die
kontinuierliche und unspektakuläre Bezuschussung des städtischen Theaters,
bei dem es nichts einzuweihen und keine roter Bänder zu durchschneiden gibt.
Es scheint, als hätten viele Politiker ihre Abwehrkräfte gegen eine
virtuelle Kulturfeindlichkeit verloren. Der Gedanke an die eigene Karriere
mag bei dem einen oder anderen noch dazu kommen: Mathias Brodkorb (SPD), der
als Kultusminister von Mecklenburg-Vorpommern in den vergangenen Jahren die
Theaterlandschaft seines Bundeslandes gründlich zertrümmerte, schielte dabei
immer nur auf die Finanzen. Helfershelfer hatte er in manchen Rathäusern.
Niemand hat je ein inhaltliches Argument aus Brodkorbs Munde gehört. Nach
der Landtagswahl im September wurde er Finanzminister.
MEHR
KULTUR AUF KOSTEN DER KÜNSTLER?
Der
Stammtisch scheint mancherorts im Rathaus zu stehen. Rationale Argumente wie
etwa das der Umwegrentabilität können dort erfahrungsgemäß wenig ausrichten.
Seit Jahren belegen Studien immer wieder, dass Kommunen zusätzliche
Einnahmen verbuchen, wenn attraktive Theater am Ort zahlungskräftiges
Publikum von auswärts anlocken.
Im
sächsischen Chemnitz scheint das verstanden worden zu sein. Bürgermeisterin
Barbara Ludwig (SPD) will rund um den Theaterplatz ein Kulturquartier
schaffen, die Stadt soll dafür deutlich mehr Geld in die Hand nehmen. Der
Haken dabei: Die Theaterbeschäftigten sollen auch weiterhin auf einen Teil
ihrer Gehälter verzichten, auch über 2018 hinaus, wenn der geltende
Haustarifvertrag ausläuft. Weshalb das Chemnitzer Kulturkonzept zu Lasten
der Künstlerinnen und Künstler gehen soll, hat noch niemand erklärt
SOLIDARITÄT NICHT ERST UNTER DRUCK
Augsburg
liegt in Bayerisch-Schwaben. Daran allein kann es aber nicht liegen, dass
die dortigen Einwohner in ihrer Mehrheit ein Bürgerbegehren nicht
unterstützt haben, das vordergründig die anstehende Sanierung des Theaters
ablehnte und letztlich wohl die Existenz des Hauses in Frage gestellt hätte.
Auch Bürgermeister Kurt Gribl (CSU) und die Stadtratsmehrheit hatten sich
schon 2015 für die Erneuerung des Theaters ausgesprochen.
Außerdem
hatte sich die Staatsregierung in München großzügig gezeigt und den Großteil
der Kosten übernommen.
An
diesem Beispiel lässt sich ablesen, was gegen - regierende oder
nicht-regierende Kulturbanausen getan werden kann: Dass Kultur nicht zur
Disposition gestellt werden darf, muss die Bürgerschaft einer Kommune und
müssen auch die Bürger immer wieder laut - auch lautstark - deutlich
machen. Auch wenn es nicht in der Verfassung steht, existiert ein Grundrecht
auf Kultur. Die Solidarität mit dem Theater darf nicht erst einsetzen, wenn
irgendwo eine Drucksituation entsteht.
Schließlich darf es kein Gegeneinander von Kultur und Sozialem geben. Bühnen
und Bäder dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden - beides ist für die
Stadtgesellschaft essentiell. Wer es dennoch zulässt, begibt sich auf die
Argumentationsebene von Populisten. Es kommt auf die gerechte Verteilung der
Finanzmittel an vor allem die kommunalen Haushalte dürfen nicht weiter
ausbluten.
(Jörg Rowohlt)
Auszug
aus dem Fachblatt der Genossenschaft der Deutschen Bühnenagehörigen 1/17
Lohengrin
Die Quellen -
Literarische und historische
Grundlagen
Richard Wagner hat fast zwangsläufig schon in frühester Kindheit sehr engen
Kontakt zum Theater und zu einem literarischen Umfeld erhalten. Sein Vater
Friedrich Wagner pflegte, neben seiner beruflichen Tätigkeit als
Polizeiaktuarius in Leipzig, als Laiendarsteller aufzutreten und der “im
allgemeinen sehr für Poesie und Literatur eingenommen, namentlich dem damals
von den gebildeten Ständen sehr gepflegten Theater eine fast
leidenschaftliche Teilnahme” entwickelte. So zeugte “von seiner großen
Neigung für das Theater [...] außerdem die Wahl eines innig vertrauten
Hausfreundes, des Schauspielers Ludwig Geyer.” (Mein Leben S. 10)
Der nach dem frühen Tod des Vaters
Friedrich Wagner als Stiefvater die Erziehung der Kinder übernehmende Ludwig
Geyer, der “als Schauspieler des sogenannten Charakterfaches [...] bei dem
neu errichteten Dresdener Hoftheater eine vorteilhafte, ehrende und dauernde
Anstellung” (ML S. 10) erhielt, machte sich einen Namen und beeinflusste
durch diese seine Tätigkeit die Erziehung Richard Wagners entscheidend.
Hinzu kam, dass er in diesem Umfeld ständig mit dem Theater, der Musik und
auch mit Dichtungen in Berührung kam, zumal Ludwig Geyer, dem “auch
dichterisches Talent [...] zueigen war; nach manchen in oft sehr zierlichen
Versen verfassten Gelegenheitsstücken [...] auch mehrere Lustspiele”
schrieb, “von denen eines, der Bethlehemitische Kindermord, in gereimten
Alexandrinern, häufig gegeben ward, gedruckt erschien und von Goethe
freundlichst gelobt wurde.” (ML S. 10)
So ist es verständlich, dass die
“frühesten Jugenderinnerungen [...] an diesem Stiefvater” anhaften und den
unmittelbaren Kontakt zum Theater herstellen.
Aber sehr schnell bekommt Richard
Wagner – außer zu der Literatur, die er durch die eigenen Werke seines
Stiefvaters und das Lernen der Rollen durch ihn kennen lernt – auch Kontakt
zu anderen Werken, als er zu einem Pastor zur Erziehung gegeben wird.
“Großen Eindruck machte auf mich die Vorlesung einer Biographie Mozarts,
wogegen die Zeitungs- und Kalenderberichte über die Vorfälle des
gleichzeitigen griechischen Befreiungskampfes drastisch aufregend auf mich
wirkten.” Und noch später bei der Lektüre des Kampfes der Hellenen gegen die
Perser empfindet er die Eindrücke des neuesten griechischen Aufstandes gegen
die Türken wieder. (ML S. 12)
Die frühe Erziehung Richard Wagners
wurde auch von der übrigen Familie geprägt, zumal Geschwister selber eine
Theaterlaufbahn einschlugen und damit für ihn der Umgang mit der Bühne
weiter vertieft wurde. Die Schwestern heirateten in die angesehene
Buchhändler-Familie Brockhaus und Avenarius ein oder gingen eine Ehe mit
Sängern ein.
Auch sein “Oheim gewann später einen
nicht unbedeutenden Einfluss” auf seine Entwicklung. (ML S. 9) Dieser Onkel,
Adolf Wagner, dessen “Herausgabe des Parnasso Italiano zu erwähnen” ist,
“welche er Goethe mit einem italienischen Gedicht widmete” und das ihm “von
Goethe einen anerkennungsvollen schönen Brief und einen silbernen Becher aus
des Dichters gebrauchtem Hausgeräte erwarb”. (ML S. 16) wecken in ihm das
Interesse an Geschichte, Sagen und Mythen.
Bei den Spaziergängen, die er mit
seinem Onkel unternimmt, wird er von den Passanten belächelt, während er mit
ihm in “tiefsinnigen und oft aufreizenden Diskussionen” [...] alles Ernste
und Erhabene auf dem Gebiete des Wissens” erörtert.
Als er allerdings den Faust mit dem
Onkel durchgehen will, meint dieser, dass er das Werk noch nicht verstehen
könne, was Richard Wagner nicht nachvollziehen kann, da er sich doch bereits
mit Shakespeare und Dante durch die Gespräche mit dem Onkel “so vertraut mit
diesen erhabensten Vorbildern” bekannt gemacht habe. (ML S. 31)
Im Familienkreise wurden
Theateraufführungen “zu gegenseitiger Überraschung oft mit großen
Vorbereitungen” veranstaltet und er “in einer Parodie der Grillparzerischen
Sappho, in welcher ich selbst im Chor der Gassenbuben vor dem Triumpfwagen
Phaons mitwirkte.” (ML S. 19)
Richard Wagner suchte sich “diese
Erinnerungen [...] durch ein schönes Puppentheater aufzufrischen und er
beabsichtigte die Familie “durch eine glänzende Aufführung auf diesem
Theater zu überraschen.” So ging er “an die Abfassung eines Ritterstückes,
dessen Rollen ich mit meinen Puppen einstudieren wollte”. (ML S. 19)
In der Schule erweckt er Aufsehen und
er wird - durch seine philologischen Kenntnisse – bevorzugt gefördert und
sein Lehrer Sillig “erlaubte mir, ihn öfter zu besuchen und ihm meine
Arbeiten, die in metrischen Übersetzungen sowie in eigenen Gedichten
bestanden, mitzuteilen.” (ML S. 21) Besonderen Eindruck macht Richard Wagner
bei den Deklamationsübungen, dass der Lehrer “den damals 12jährigen Knaben
veranlasste, nicht nur Hektors Abschied aus der Ilias, sondern selbst den
berühmten Monolog des Hamlet vom Katheder herab zu rezitieren.” (ML S. 21)
Die ersten Anfänge einer
dichterischen Tätigkeit zeigen sich beim Abfassen eines Gedichtes auf den
Tod eines Mitschülers, das zur Trauerfeier gedruckt und in “zahlreichen
Exemplaren verteilt wurde.” (ML S. 22)
Allerdings gibt es zwangsläufig - aufgrund des Alters und der nicht
vorhandenen Erfahrung - auch Fehlschläge und schlechte Leistungen in der
Schule, die ihn aber nicht entmutigen, sondern im Gegenteil, aus dieser
Empfindung heraus beginnt der Fünfzehnjährige mit der Abfassung einer
Dichtung “zu welchem Shakespeare hauptsächlich durch »Hamlet«, »Macbeth« und
»Lear«, Goethe durch »Götz von Berlichingen« beigetragen hatten.” (ML S. 32)
Er verwendet alles und “weder was aus
Rittergeschichten mir bekannt war, noch was aus Lear und Macbeth mir
vertraut geworden, hatte ich ungenutzt gelassen, um mein Drama mit reichsten
Situationen auszustatten.”
Wichtig ist in diesem Zusammenhang,
dass er bereits damals eine Vertonung des Stückes plante und er meinte,
dass das “Werk erst richtig beurteilt werden könnte, wenn es mit der Musik
versehen sein würde, welche ich dazu zu schreiben beschlossen hatte”. (ML S.
34)
Bereits sehr früh kommt diese Arbeitsmethode zur Anwendung, als Richard
Wagner die Einheit von Text und Musik bereits im ersten schöpferischen
Vorgang verwirklicht.
Wie sehr ihn die Vertonung eines literarischen Gedankens
bereits bei der Abfassung des Textes beschäftigte, schreibt er später, am
30. Januar 1844, an den Kritiker und seinen einzigen Berliner ’Vorposten’
Karl Gaillard, dass ihn nur ein solcher Stoff anziehe, der sich ihm auch in
seiner musikalischen Bedeutung zugleich darstelle. “Ehe ich daran gehe,
einen Vers zu machen, ja eine Szene zu entwerfen, bin ich bereits in dem
musikalischen Dufte meiner Schöpfung berauscht, ich habe alle Töne, alle
charakteristischen Motive im Kopfe, so dass, wenn dann die Verse fertig und
die Szenen geordnet sind, für mich die eigentliche Oper ebenfalls schon
fertig ist, und die detaillierte musikalische Behandlung mehr eine
ruhige und besonnene Nacharbeit ist, der der Moment des eigentlichen
Produzierens bereits vorangegangen ist.” (Sämtliche Briefe, Breitkopf und
Härtel, Kassel, 2000)
Selbst wenn
dies in den Anfängen als Sechzehnjähriger noch schleppend vor sich geht, so
führte er zuweilen “die Dichtung zugleich mit der Musik und der
Instrumentation in der Weise aus, dass ich, während ich die eine
Partiturseite schrieb, für die folgende selbst nicht einmal den Text im
voraus überlegt hatte. (ML S. 40)
In der Begeisterung, ein Trauerspiel
zu entwerfen, bemerkt er später, dass er ”schon damals sehr für
Deutschtümlichkeit eingenommen” ist und sich die “auffallend undeutsche
Bennennung” seiner Heldin im Stück nur mit seinem “Enthusiasmus für
Beethovens »Adelaide« erklären” lässt. (ML S. 34)
Aber auch bei der Beurteilung der
Musik, die er über den Kontakt seiner Familie mit dem Theater erhält, ergibt
es sich “dass ich mich von je für die deutsche Oper erklärte.”
Maßgeblichen Anteil an dieser
Entwicklung hat die Verpflichtung seiner Schwester Klara an die italienische
Oper in Dresden, wo die erst Sechzehnjährige in Rossinis Oper ‚La
Cenerentola’ gefeiert wurde.
Die deutsche Oper in Dresden führte zu dieser Zeit trotz des starken
Einflusses von C. M. v. Weber nur ein Schattendasein und Richard Wagner
verabscheute hier den italienischen Kastraten Sassaroli, der im Hause Wagner
häufig zu Gast war, wegen seiner hohen “Weiberstimme” besonders.
Allerdings führten auch die Berichte
über die Zustände in der italienischen Oper in Dresden zu einer Abneigung
sogar gegen die Sprache selber.
“Die fetten Jahre kommen jetzt“
… teilte die HAZ am Freitag, 28. April 2017 auf Seite 25 mit und zitierte
damit eine Äußerung des Theaterdirektors Klügl von der Nds. Staatsoper
Hannover.
Mancher wird dabei denken, der hat gut reden, hat seinen Spaß gehabt,
hinterlässt ein leeres Haus und kassiert ab 2019 seine Rente für die Jahre,
in denen er das Publikum verärgerte, aus dem Haus trieb, worunter seine
Nachfolgerin leiden wird.
Denn wer geht da noch hin.
’Remmi-Demmi’ wird gelegentlich ein bestimmtes Publikum ins Theater ziehen,
für das dieses ’nach unten’ geöffnet wurde.
Nur dafür sind 60 Millionen Euro Subvention zu viel.
Wir werden weiter und stetig mit Überzeugung appellieren:
Hört auf damit, die großen Werke zu verfälschen und zum Abbau Eurer
Frustrationen zu missbrauchen.