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'Eine Mitteilung an meine Freunde'

Ausgabe April 2017

 

 


'Regietheater – Fluch oder Segen?'
 
Editorial zur Ausgabe April 2017

 

Die Podiumsdiskussion am 15. März 2017 in Leipzig beweist beispielhaft, wie viele mutige, für die Kunstform Oper engagierte Mitbürger es gibt.

Vor der Veranstaltung bewegten mich natürlich die Fragen:
Wie sind meine Diskutanten?
Benutzen sie eine hochmütige Ausgrenzungssprache  oder drücken sie sich allgemeinverständlich aus?
Wird das Publikum aggressiv oder dämmert es passiv vor sich hin?

Nein, nichts von alledem, sondern in gegenseitiger Wertschätzung verlief das Frage- und Antwortspiel so lebendig, dass die zwei vorgesehen Stunden schnell vergingen.

Der Eingangsbeitrag warf die Frage nach der Haltung der Richard Wagner-Verbände auf, die die zerstörerische Vorreiterrolle der Bayreuther Festspiele unter Katharina Wagner nicht deutlich genug kritisieren.

Die Vorliebe für Hass- und Chaos-Regisseure wie Schlingensief, Neuenfels, Castorf hat aus den einst weltweit als Höhepunkt des Theaterjahres angesehenen Aufführungen einen so widerwärtigen Rummel gemacht, dass das kultivierte Publikum wegbleibt, aber andererseits manch unbedarfter Intendant meint:
’Wenn Bayreuth das so macht, dann muss ich das auch so machen – das ist modern!’

Zwei eingespielte Szenen aus Lohengrin.
1. Eine Produktion aus Wels.
2. Eine aktuelle Produktion der Mailänder Scala.

Lohengrins Auftritt im ersten Akt.
In Wels kann der Tenor ungestört schön singen, aber so gemütlich ist die Situation nicht, wenn “ein Wunder“, wie der Chor vorher wild aufgeregt gesungen hat, in die verängstigte Menge hereinbricht. Werktreue Gestaltung sollte auch einfallsreich und phantasievoll sein.

Der arme Scala-Lohengrin liegt wie ein aus dem Ei gefallener Vogel zuckend und gekrümmt auf dem Boden, mit dem Rücken zum Publikum. Bis in die nackten, sich verkrampfenden, ausdrucksvollen Fußsohlen ist Jonas Kaufmann hochmusikalisch und schafft es, die ersten lyrischen Phrasen im Liegen zu singen. Dann aber braucht er die Atemstütze, steht auf, zuckt spastisch und kratzt sich. Das also ist:

Der Held, der Retter, der Erlöser?

Ich versuche die Gedankengänge nachzuvollziehen, die den gut bezahlten Regisseur zu solchem Unsinn führten. Es kann nur so sein, dass er genau das Gegenteil vom Text ausdrücken will.

Also sollte Elsa doch hier besser singen:

“Mein Depp! Mein Spasti! Mein Gestörter!“

dann stimmte der Text mit der Szene überein. Aber wer will das und bezahlt solchen Unfug, der sich dann durch die ganze Aufführung hinzieht.
Hätte ich zu wählen, bevorzugte ich die schlichte, erste Version.

Die Regieanweisungen Wagners sind sehr genau und ausführlich.
Das Lebensgefühl der Menschen des 19. Jahrhunderts im kleinstaatlich zerstückelten Deutschland war aber ein anderes als unser globalisiertes, technisiertes Denken.
Man träumte sich in eine vermeintlich edlere Welt des Mittelalters und der Sagen und Märchen zurück.

Aus diesen allgemeingültigen Stoffen und der Musik des Komponisten, der die seelische Befindlichkeit genau schildert, kann ein Regisseur, der sein Handwerk der Realisation auf der Bühne versteht, die Geschichte so erzählen, dass sie den Zuschauer packt und ihm Einsichten über sich selbst vermittelt.

Die unverschämte Eitelkeit der heutigen Regisseure belästigt uns mit ihren eigenen Problemen, die sie im privaten Umfeld oder mit dem Psychiater klären sollten.

Die Sänger sind gezwungen, die Zumutungen auszuhalten, sonst werden sie bei nächster Gelegenheit gekündigt, oder, wenn sie international sind, als schwierig abqualifiziert und von den Agenten nicht vermittelt. Der kürzlich verstorbene große Bassist Kurt Moll hat sich dem Trend verweigert. Er leistete es sich einfach.

Es ist ein verhängnisvoller Irrtum der Regisseure, die großen Werke in unseren heutigen Alltag zu übersetzen, was dann im ’Soziologenschnack’ und ’Dramaturgensprech’:

’Herunterbrechen auf unsere Zeit’,
’Dekonstruktion’ oder
’Folie für unser Leben’

heißt.

Manch Zuschauer lässt sich von dem Geschwätz einschüchtern und welche im Beruf gestählte Frau nimmt sich die Zeit, wütende Briefe an die Intendanz zu schreiben? (Kopie an das Ministerium!)

Die Adressaten in den Ministerien lachen sich doch schief über die Texte der Bürger und die Intendanten freuen sich über jede Art von Buhgeschrei, kommen sie doch in die sie unterstützende Feuilletonschreiberei.
Obwohl sie sich dafür halten, sind Intendanten, Minister und Regisseure keine allwissenden Götter.
Für die heutigen Probleme gibt es Zeitungen, Fernsehen, Film, Internet.

Das Stichwortprotokoll der Diskussion beim Richard Wagner-Verband Leipzig ab Seite 33 beweist, dass vier berufserfahrene Diskutanten und ein wissendes für die Kunstform Oper engagiertes Publikum die kulturpolitischen Behörden aufrütteln wollen, um dem zerstörerischen Bazillus des Regisseurstheaters ein Ende zu bereiten, indem Intendanzen mit verantwortungsvollen Menschen besetzt werden, die die Werte der Kunst und Erziehung achten.




Zum Inhalt dieser Ausgabe:

Da der Wunsch nach Auslieferung zusätzlicher Exemplare der ’Mitteilung an meine Freunde’ leider nicht befriedigt werden kann, wird sie einschließlich dieser Ausgabe in Zukunft auch auf www.marie-louise-gilles.de
veröffentlicht.
Dies erleichtert der Leserschaft auch den Zugang zu angegebenen Links.


Die Seite 5 zeigt ein Schreiben unserer Rechtsberatung an die Nds. Staatstheater GmbH, die Bearbeitung unserer Dienstaufsichtsbeschwerde vom Juli 2016 einfordernd.

Der Verwaltungsleiter des Unternehmens des Landes Niedersachsen – dieses zur Zeit beherrscht von einer Rot-Grünen Regierung – antwortet am 14. Februar 2017, hält also gerade mal den gesetzten Termin mit 15. Februar 2017 ein und verweist auf laufende Abstimmungen mit dem Ministerium.
Dieses Schreiben vom 14. Februar 2017 wird Ihnen auf Seite 6 vorgelegt.

Wir haben daraufhin der Verwaltungsleitung der Nds. Staatstheater GmbH eine Mail zur Kenntnis gegeben, die wir unmittelbar nach der Wiederaufnahme der Tosca an der Nds. Staatsoper an unser Büro in Regensburg sandten.
Schreiben und Text der Mail finden Sie auf den Seiten 7 bis 9.

Es folgt ab der Seite 10 ein Schreiben an verschiedene Dienststellen des Landes Niedersachsen.

Es zeigt auf die Lage der Einrichtung Nds. Staatsoper Hannover mit dem für die Staatsoper einer Landeshauptstadt geradezu ’mickrigen Spielplan’ im Monat März 2017
– fünf mal Holländer,
– zwei Konzerte,
– sechs Mal Ballett,
– fünf Mal Musical
insgesamt also 17 Vorstellungen vor Publikum in einem Monat.

Dem sind gegenübergestellt Auszüge eines Jahresplans, aufzeigend die Vielfalt des Spielplans und die Spieltage mit großen Veranstaltungen wie es war und zur Zeit nicht ist.

Von Seite 17 an folgt eine Ausarbeitung über das Thurn und Taxis-Archiv in Regensburg.

Das Kulturforum von Seite 21 an beschäftigt sich mit allgemeinen Fragen zur Bildung, wie sie auch schon früher behandelt wurden.

Von Seite 27 folgen Kalenderblätter zum April und ab Seite 31 sind einige Kommentare unserer Leser eingefügt.

Ab Seite 33 ist das bereits erwähnte Stichwort-Protokoll einer Veranstaltung des Richard-Wagner-Verbandes in Leipzig abgedruckt und eine Resolution hierzu ab Seite 44.

Wir wünschen eine spannende Lektüre.
 



 


 

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Holzlände 6
93047 Regensburg
Tel.: 0177 – 2 96 43 66
info@kulturjournal-regensburg.de

Kulturjournal – Holzlände 6 – 93047 RBG

Herrn
Verwaltungsdirektor Jürgen Braasch
c/o Staatstheater Hannover GmbH                                              1. März 2016
Opernplatz 1
30169 Hannover

 

 

 

Betrifft:         Dienstaufsichtsbeschwerde vom 17. Juli 2016
Bezug:            Eingang am 20.Juli 2016

Bestätigung durch die Landtagsverwaltung vom 28.7.2016



Sehr geehrter Herr Verwaltungsdirektor,

unser Rechtsvertreter ’vor Ort’, Herr RA Wahner, leitete Ihr Schreiben vom
14. Februar 2017 an uns weiter.

In selbiger Angelegenheit sandten wir am 27. Februar 2017 eine Mitteilung an Frau Dr. Gabriele Heinen-Kljajic, die diese sicherlich im Rahmen der Abstimmung einer Bearbeitung unserer Dienstaufsichtsbeschwerde - nach nun mehr als sieben Monaten - an Sie weiterleiten wird.

Angehängt der Text einer E-Mail, die unmittelbar nach einer Tosca-Vorstellung ins Büro nach Regensburg gesandt wurde.

Mit freundlichen Grüßen


Dieter Hansing
im Bund der Steuerzahler



C/ Frau Dr. Gabriele Heinen-Kljajic; Ministerin für Wissenschaft und Kultur
 




Anhang an das Schreiben an Verwaltungsdirektor Braasch vom 1.3.2016

Interne
E-Mail an das Büro Kulturjournal Regensburg

Peter, guten Morgen,
das Beste gleich zum Anfang:
Im Foyer wurden wir gestern Abend coram publico vor der Tosca-Vorstellung ausgerufen:

Zitat
Ist hier ein Herr Hansing?

Ja, hier!

Sie sind der Einzige der Karten für den dritten Rang gekauft hat.
Der dritte Rang bleibt geschlossen. Hier sind ihre Ersatzkarten für den zweiten Rang.
Es wurden nur 600 Karten verkauft, bei 1202 Plätzen.
Ob alle, die Karten kauften, auch kommen, steht nicht fest.
Zitatende

So viel zum Thema Auslastung der Nds. Staatsoper Hannover.

Nun zur Sache:
Ein Stück, das einmal Tosca hieß
Und wiederum ist es der Staatsoper Hannover gelungen, ein Meisterwerk so zu vermurksen, dass aber auch gar nichts zueinander passt.
Victorien Sardou schreibt schon auf der ersten Seite von ’La Tosca’.
’La scène à Rome, le 17. Juin 1800’.

Die Nds. Staatsoper Hannover gibt auf Ihrer Internetseite an:

Zitat
»Tosca« ist Puccinis dramatischstes und erbarmungslosestes Werk. In der
vor dem Hintergrund des napoleonischen Krieges in Italien
spielenden Geschichte um eine Sängerin, die aus Liebe ungewollt zur Widerstandskämpferin wird und sich dem politischen Machtapparat entgegenstellt, bricht die Realität brutal in die Kunstwelt ein, bricht deren Harmonie auf und erschüttert den Traum von Schönheit.“
Zitatende

Der Hintergrund der Story ist die Schlacht bei Marengo am 17. Juni 1800 und die Nds. Staatsoper Hannover ist so naiv, dies auch im Netz zu verbreiten, damit also die Basis zu legen, ihr arglistige Täuschung vorzuwerfen, da auf der Bühne nichts mit dem, was vorgegeben ist und was im Textheft, in der Partitur und auf den Übertiteln steht und was gesungen wird, übereinstimmt.

Der erste Akt spielt in Hannover nicht in einer Kirche, sondern vor einer grauen Rückwand von Grablegen, statt einer Madonna ein Putzeimer, Cavaradossi malt nicht, sondern kratzt an der Wand mit den Gräbern und schmiert auf Papier, das am Boden liegt.

Der Chor der Messdiener sind ’junge Pioniere’ der NVA, Scarpia und seine Leute sind in den gezeigten Uniformen Mitglieder der ruhmreichen Nationalen Volksarmee und singen als DDR-Atheisten mit einem Chor von DDR-Bürgern und Freunden aus den sozialistischen Bruderstaaten das ’Te deum laudamus’.

Im zweiten Akt statt des prunkvollen Palazzo Farnese ein mickriger, sozialistischer  Holzverschlag – möglicherweise irgendwo bei Bautzen oder Hoyerswerda – im ersten Stock das Büro des NVA-Genossen Oberst Scarpia, der sich beim Aufgehen des Vorhangs die Hose zumacht und ein soeben oral vergewaltigtes DDR-Mädchen entlässt.
Ebenerdig sind Folterräume, wo auch Cavaradossi gequält wird. Tosca in kurzem Kleidchen, keine Spur von Diva, wenigstens gönnt man ihr einen Weißfuchskragen.
Gruß aus der Sowjetunion!
Tosca schneidet dann Scarpia mit dessen Rasiermesser die Kehle durch.

Im dritten Akt statt ’Castel St. Angelo’ die Holzkiste aus dem zweiten Akt. Politische Gefangene werden von NVA-Soldaten vor ihrer Hinrichtung in Zellen gesperrt, der Tenor singt ’E lucevan le stelle’, der NVA-Wachsoldat bietet ihm die Hilfe eines Priesters an (in der DDR als atheistischem Staatsgefängnis kaum möglich), Toscalein erscheint im Reisemantel, Cavaradossi und die Gefangenen werden erschossen, sie rennt die Treppe im Inneren der Holzkiste rauf und wird oben an der Brüstung erschossen.

Regisseurin und Bühnen/Kostümbildnerin haben angeblich ihre Erfahrungen mit dem Sozialismus abgearbeitet. Das hätten sie besser mit einem selbstverfassten Stück und mit einer Band hingekriegt.
Das in Hannover Gezeigte aber ist Verfälschung und Betrug.
Bei unserer nächsten Vorstellung werden wir besonders auf die Übertitel achten, die allesamt das gesungene Original wiedergeben.

Der Text beinhaltet – hier nur kurz – die entscheidenden Worte im ersten Akt:

DER MESNER atemlos.

Wißt Ihr's nicht? ...
 ... der Verbrecher Bonaparte ...

SCIARRONE.

Eine Schlacht ging uns verloren ...

SCARPIA.

Wir geschlagen, sagst du? Wo denn?

SCIARRONE.

Bei Marengo.

SCARPIA.

Höll' und Teufel!

SCIARRONE.

Bonaparte hat gesiegt.

SCARPIA.

Nicht Melas?

SCIARRONE.

Nein, denn Melas wurde flüchtig.

DER MESNER
Mit diesen Affen

Von Voltairianern,

Die alles frech und ohne Scheu begaffen,

Hat niemand gern zu schaffen! etc.

Alles hat nichts mit der DDR-Szenerie der Tosca in Hannover zu tun und das kann nicht mit Freiheit der Kunst verbrämt und vertuscht werden.

Das Tollste ist, die Demonstration der Chormitglieder.
Sie tragen Schilder mit der Aufschrift:
’Viva il re’
Dämlicher am Stück vorbei, kann diese Ostblock-Inszenierung kaum noch gehen.

Beste Grüße, bis nachher am Telefon – Dieter



Das folgende Schreiben ging an verschiedene Dienststellen des Landes Niedersachsen

 

Ks. Prof.
Marie-Louise Gilles
Dipl.- Kulturwissenschaftlerin
Fehrsweg 2
30655 Hannover
Tel. / Fax 0511 – 56 26 37
E-Mail info@marie-louise-gilles.de
www.marie-louise-gilles.de

 

                                                                                         10. März 2017

Betrifft: Niedersächsische Staatsoper Hannover

Ausgangslage  

Die Niedersächsische Staatsoper Hannover wird monatlich vor Publikum durchschnittlich nur an 20 von 30 Tagen betrieben.


Beispielhaft wird hier der März 2017 angegeben, der eine Auslastung vor Publikum von lediglich 54,8 Prozent erreicht.
Dies bedeutet auch, dass ein wirtschaftlicher Einsatz des Orchesters, des Chores und der Solisten nicht gegeben ist.

So waren bei zwanzig Spieltagen im März 2017 im szenischen Einsatz geplant:

Frau God fünf Auftritte vor Publikum (Holländer-Senta)
Frau Hahn keinen Auftritt vor Publikum
Herr Adam fünf Auftritte vor Publikum (Holländer)
Herr Davies keinen Auftritt vor Publikum

Die übrigen Zeiten - im Schnitt 10 Tage im Monat - werden mit Pseudoveranstaltungen wie

- Führung durch das Opernhaus
- Gesangsworkshop für Kinder
- Singen mit dem Publikum

gefüllt bzw. durch später im Jahr liegende Veranstaltungen wie Tanztage im April zu Ostern oder ein Evita-Sommergastspiel im Juli 2017 der Öffentlichkeit gegenüber im Spielplan (Leporello) überdeckt und damit optisch eine Vollbelegung des Hauses vorgetäuscht.

Da Anfragen – auch eine Dienstaufsichtsbeschwerde - an das Land Niedersachsen bezüglich der Auslastung des Hauses und der Nutzung vor Publikum bzw. Veröffentlichung dubioser Auslastungszahlen bisher nicht beantwortet wurden, muss davon ausgegangen werden, dass hier Missstände bestehen, deren Aufklärung der Öffentlichkeit, aus für den Steuerzahler gegenüber unerfindlichen Gründen, nicht aufgezeigt werden sollen.

 

2017

Belegung

Konzert

Oper

Musical

Ballett

 

 

 

 

 

 

01.03.

 

 

Holländer

 

 

02.03.

 

 

 

Candide

 

03.03.

 

 

 

 

Don’t think

04.03.

 

 

Holländer

 

 

05.03.

 

 

 

Candide

 

06.03.

leer

 

 

 

 

07.03.

leer

 

 

 

 

08.03.

leer

 

 

 

 

09.03.

 

 

 

 

Don’t think

10.03.

 

 

 

 

Liebschaften

11.03.

 

 

 

Candide

 

12.03.

 

Konzert

 

 

 

13.03.

 

Konzert

 

 

 

14.03.

leer

 

 

 

 

15.03.

leer

 

 

 

 

16.03.

leer

 

 

 

 

17.03.

 

 

 

Candide

 

18.03.

 

 

 

 

Don’t think

19.03.

 

 

Holländer

 

 

20.03.

leer

 

 

 

 

21.03.

leer

 

 

 

 

22.03.

leer

.

 

.

 

23.03.

leer

 

 

 

 

24.03.

 

 

Holländer

 

 

25.03.

 

 

 

 

Liebschaften

26.03.

 

 

Holländer

 

 

27.03.

leer

 

 

 

 

28.03.

leer

 

 

 

 

29.03.

leer

 

 

 

 

30.03.

leer

 

 

 

 

31.03.

 

 

 

 

Don’t think

 

 

 

 

 

 

Summe

14

2

5

4

6

 

 

 

 

 

 

 

leer

Konzert

Oper

Musical

Ballett

 

 

 

 

 

 

 

14 Leerstände
2 Konzerte / 15 szenische Belegungen vor Publikum
31 = 100 % / 17 x 100 = 1700:31 = 54,8 % Belegung

 
Es ergibt sich daraus, dass die Nds. Staatsoper Hannover

- einerseits zu hoch subventioniert wird, wenn sie z.B. im März 2017 nur an

  17 Tagen vor Publikum agiert,

bzw.

- andererseits finanziell so schlecht da steht, um Spielpläne anzubieten,

  wie sie aus der Aufstellung in der Anlage ersichtlich sind und

  jahrzehntelang mit täglich großen Veranstaltungen Gang und Gäbe waren.

 

Beides stellt die Institution Nds. Staatsoper Hannover in Frage.

Daher muss sie in künstlerischer wie wirtschaftlicher Hinsicht neu bewertet werden.


Kommentar

Die Niedersächsische Staatsoper Hannover arbeitet unter der Leitung des Herrn Dr. Klügl mit den angebotenen Inszenierungen wie Die Meistersinger, Don Giovanni, Falstaff, Der Freischütz, Rusalka, Werther, Die verkaufte Braut, Der fliegende Holländer, Candide usw. durch z.B. finanziell völlig überzogenen Bühnenbildern am Publikum vorbei, so dass:

- der dritte Rang häufig geschlossen bleibt;
- Produktionen vorzeitig abgesetzt werden;
- Karten auf der basis ’buy one get one free’ verschleudert werden;
- Karten für z.B. Holländer auf völlig unseriöse Weise
   mit einer Art Schnitzeljagd per Fahrradsattelschoner
   unters Volk gebracht werden sollen (siehe HAZ vom 9.2.17).

und der Aufsichtsrat mit:

- Dr. Gabriele Heinen-Kljajić (Nds. Ministerin für   Wissenschaft und Kultur)
  – als Vorsitzende

- Frank Doods (Staatssekretär, Nds. Finanzministerium)

- Hajo Cornel

- Corinna Gottschalk (Ministerialrätin, Nds. Finanzministerium)
- Harald Härke (Kultur- und Personaldezernent, Landeshauptstadt
   Hannover)

- Dr. Dietrich H. Hoppenstedt (Präsident a. D., Stiftung Niedersachsen)

- Michael Piotrowski  (Betriebsratsvorsitzender)

- Dr. Uwe Reinhard - (Staatssekretär a. D.)

- Dr. Annette Schwandtner
  (Ministerialdirigentin, Ministerium für Wissenschaft und Kultur)

- Prof. Dr. Klaus Siebenhaar
  (Freie Universität Berlin, Institut für Kultur- und Medienmanagement)

- Karsten Sorst (Stellv. Betriebsratsvorsitzender)


nicht in der Lage ist, einen ordnungsgemäßen und erfolgreichen Spielbetrieb vor Publikum an 30 Tagen pro Monat auf hohem Niveau, der Landeshauptstadt entsprechend gemäß dem Bildungsauftrag und unter sinnvoller Verwendung der hohen Subventionen aus Steuergeldern, zu realisieren.
 

Schlussbemerkung

Mangelhaft ist:

- die Anzahl der Spieltage pro Monat;
- das Angebot an Werken des Musiktheaters;
- die inszenatorische Umsetzung der Werke;
- damit die Auslastung des großen Hauses;
- die künstlerische und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit

der Nds. Staatsoper Hannover.

Es besteht somit dringender Handlungsbedarf, das Haus als ’Eine Institution des Landes Niedersachsen’ personell – vor allem in der Leitungsebene – und wirtschaftlich so auszurichten, dass an jedem Tag des Monats ein Spielplan im Opernhaus der Niedersächsischen Landeshaupt mit einer publikumsgerechten Umsetzung der Werke so erfolgen kann, wie er beispielhaft - als Anlage aufgeführt - jahrzehntelang in praxi realisiert wurde.

Marie-Louise Gilles

im Bund der Steuerzahler

 

Ks. Prof.
Marie-Louise Gilles
Dipl.- Kulturwissenschaftlerin
Fehrsweg 2
30655 Hannover
Tel. / Fax 0511 – 56 26 37
E-Mail info@marie-louise-gilles.de
www.marie-louise-gilles.de

 
Auszug eines Teils eines monatlichen Spielplans zurückliegender Spielzeiten
Oper Hannover

 

 

 

 

26.03.

Der Nussknacker

27.03.

Elegie für junge Liebende

28.03.

Manon Lescaut

29.03.

Ballettabend

30.03.

Fra Diavolo

31.03.

Martha

01.04.

Capriccio

02.04.

Die Hochzeit ds Figaro

03.04.

Der Rosenkavalier

04.04.

Ballettabend

05.04.

Capriccio

06.04.

Manon Lescaut

07.04.

My Fair Lady

08.04.

Martha

 

 

 

Ks. Prof.
Marie-Louise Gilles
Dipl.- Kulturwissenschaftlerin
Fehrsweg 2
30655 Hannover
Tel. / Fax 0511 – 56 26 37
E-Mail info@marie-louise-gilles.de
www.marie-louise-gilles.de

 
Auszug eines Teils eines monatlichen Spielplans zurückliegender Spielzeiten
Oper Hannover

 

 

 

 

29.05.

Elegie für junge Liebende

30.05.

Fra Diavolo

31.05.

Tosca

01.06.

Die Fledermaus

02.06.

Ballettabend

03.06.

Carmen

04.06.

Madama Butterfly

05.06.

Lohengrin

06.06.

Fra Diavolo

07.06.

Ballettabend

08.06.

Fra Diavolo

09.06.

Der Liebestrank

10.06.

Die Hochzeit des Figaro

11.06.

Fra Diavolo

 

 

 

Ks. Prof.
Marie-Louise Gilles
Dipl.- Kulturwissenschaftlerin
Fehrsweg 2
30655 Hannover
Tel. / Fax 0511 – 56 26 37
E-Mail info@marie-louise-gilles.de
www.marie-louise-gilles.de


Auszug eines Teils eines monatlichen Spielplans zurückliegender Spielzeiten
Oper Hannover

 

 

 

 

30.10.

Owen Wingrave

31.10.

Madama Butterfly

01.11.

La Cenerentola

02.11.

Albert Herring

03.11.

Cosi fan tutte

04.11.

Cavalleria rusticana / Der Bajazzo

05.11.

Boris Godunow

06.11.

Manon Lescaut

07.11.

Der Rosenkavalier

08.11.

Der Opernball

09.11.

Madama Butterfly

10.11.

Cavalleria rusticana / Der Bajazzo

11.11.

Die Hochzeit des Figaro

 

 

 

 

Fürst Thurn und Taxis

Hofbibliothek und Zentralarchiv
 

279 Jahre lang war die Partitur von Antonio Vivaldis (1678–1741) Oper ’Argippo’ verschollen, lediglich das Libretto war bekannt. Cembalist und Dirigent Ondrej Macek hat jahrelang nach den Noten dieses Dramma per musica gesucht, von dem man wusste, dass es 1730 im Palast des Grafen Spork in Prag aufgeführt wordn war. Zeitgenössische Briefe und der Reiseweg der italienischen Musikgesellschaft, die damals in Prag gastierte, führten nach Regensburg.

Also forschte Macek hier in den Archiven und wurde fündig – im Familienarchiv der Fürsten von Thurn und Taxis. „Als ich die Papiere durchgeblättert, das Manuskript aufgeschlagen und die ersten zwei Takte gelesen habe – geriet ich in Euphorie, denn Vivaldi blitze aus wirklich jeder Note hervor.“ Nähere Untersuchungen von Stil und Material lassen inzwischen keinen Zweifel mehr an der Urheberschaft der Partitur, die Oper gehört zudem in die Hochphase von Vivaldis Schaffen. Argippo war nicht der letzte Sensationsfund im Thurn und Taxis Zentralarchiv.
 


Familienarchiv und Weltgedächtnis
 

Vom Führerschein des Fürsten bis hin zu den Sitzungsprotokollen des Immerwährenden Reichstags, von den Landkarten und Streckenverzeichnissen ehemaliger Postrouten bis hin zu den Presseberichten über Fürstin Glorias Porträtmalerei – das Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv verwahrt die archivalischen Quellen zur Geschichte der fürstlichen Familie, ihrer Besitzungen, Dienstleistungs-, Gewerbe-, Produktions- und Industrieunternehmungen und der an sie durch Kauf oder Säkularisation überkommenen Herrschaften in ganz Europa. Es umfasst gegenwärtig über sechs laufende Kilometer Archivalien und Sammlungsgut aus zwölf Jahrhunderten. Das Archiv ist sowohl Familien- wie auch Unternehmensarchiv. Es entstand im 16. Jahrhundert am zentralen Verwaltungssitz der Familie in Brüssel, es wurde 1728 nach Frankfurt am Main verlegt und 1757 endgültig nach Regensburg, dem Wohnsitz der Familie seit 1748. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts waren viele Teile des Archivs im Komplex der Schnupftabakfabrik in der Gesandtenstraße untergebracht, ehe man alle Archivalien in Schloss St. Emmeram zentrierte. Teile des Archivs befinden sich verstreut in den weiteren Besitztümern der Familie außerhalb von Regensburg wie etwa in Sigmaringen, wo das Obermarchtaler Archiv verwahrt wird. Aus dem ehemaligen Kloster St. Emmeram befinden sich keine Dokumente im Zentralarchiv,

diese wurden mit der Säkularisation komplett nach München geschafft. Die systematische Archivierung im Haus

Thurn und Taxis beginnt mit den Patenten des Postunternehmens, schon allein aus dem Grund, um Erbengenerationen das Monopol auch weiterhin zu sichern. Höchst bemerkenswert:

1624 wird das Postwesen, das bis dahin im „Mannlehen“ verliehen war, auch auf die weiblichen Mitglieder des Hauses ausgeweitet und so auch zu einem „Weiberlehen“. Alexandrine von Taxis (gebürtige de Rye, 1589–1666) versah stellvertretend für ihren minderjährigen Sohn Lamoral Claudius Franz das Amt des Generalpostmeisters der Kaiserlichen Reichspost und in den Spanischen Niederlanden.

Sie gilt somit als erste Unternehmerin Europas, die sich zudem in der äußerst schwierigen Zeit des Dreißigjährigen Kriegs als fähige Organisatorin erwies und das Netz der Kaiserlichen Reichspost sogar noch ausweiten konnte. Die sorgfältige Verwahrung von Dokumenten war stets ein nötiges Unterfangen, um die Vorrangstellung der Dynastie und ihres Unternehmens, der Post, zu sichern.

 

Das Postarchiv

Die Registraturen und Archive der Kaiserlichen Reichspost, des Niederländischen Postgeneralats und der Fürstlich Thurn und Taxisschen Lehenposten gelangten nach dem endgültigen Ende der fürstlichen Posteinrichtungen 1867 ebenfalls nach Regensburg. Das Postarchiv, eines der wertvollsten Wirtschaftsarchive

der Neuzeit mit Archivalien zwischen 1500 und 1870 umfasst 270 laufende Meter Akten in 10.000 Faszikeln und 1000 Posturkunden. Dieser Bestand ist in die Liste der „National wertvollen Archive der Bundesrepublik Deutschland“ eingetragen. „Alle mehr oder minder sensationellen Erkenntnisse und Entdeckungen sind Zufallsfunde“, so Dr. Peter Styra, Leiter der Thurn und Taxis Hofbibliothek und des Zentralarchivs, „man arbeitet

an einem bestimmten Thema und sucht sich hierzu die Akten zusammen, in denen dann im Idealfall Mosaiksteinchen auftauchen, Dokumente oder Hinweise, die ein neues Bild der Geschichte ergeben oder viele bislang angenommene Tatsachen über den Haufen werfen. So ergaben jüngst die Recherchen von Claudia Kirchner, die über die spanische Post unter der Leitung von Maffeo Tassis ihre Dissertation schreibt, dass die spanische Seitenlinie der Familie von Thurn und Taxis analog dem europäischen Modell das Postwesen in

Mittel- und Südamerika aufgebaut und betrieben hat.“

 

Vielfalt der Bestände

Eine strikte Trennung von Hofbibliothek und Archiv ist nicht möglich, in zu vielen Bereichen ergeben sich Überschneidungen. Die Bestände umfassen Nachlässe, Besitzurkunden, Gerichtsakten, Kartensammlungen, mehrere grafische Sammlungen, eine Foto- und Plakatsammlung, Tonträger (audio-visuelles Material wie Tonbänder, CDs, DVDs und dergleichen), die Siegelsammlung und die circa 14.000 Personalakten ehemals fürstlicher Angestellter. Von großer Bedeutung bis heute sind die zahlreichen Baupläne. So wurden jüngst bei der Renovierung des Barbinger Rathauses, einer ehemaligen fürstlichen Besitzung, Archivalien des Zentralarchivs zu Rate gezogen.

Gleiches gilt aktuell für die Sanierung des Wasserschlosses Pürklgut. Als die Stadt Frankfurt 2004 das 1944 zerstörte Palais Thurn und Taxis von 1739 wieder aufbaute, konnte man sich auf die Originalpläne von Robert de Cotte, Hofbaumeister von Ludwig XIV., stützen.

Für kommende Forschergenerationen öffnet sich ein schier unerschöpflicher Schatz an Quellen. Stellvertretend für die vielen erstrangigen kulturgeschichtlichen Quellen sei die Sammlung Häberlin genannt, ein gewaltiges Konvolut an Flugschriften und -blättern aus den Kriegsjahren 1618 bis 1648, die bis heute kaum erschlossen sind.

Das Fürstenhaus hat außerdem Zeitungsdienste weltweit beauftragt, alle relevanten Ausschnitte aus Publikationen wie Zeitungen und Zeitschriften zu erfassen, sofern sie eine Berichterstattung über Haus und Familie Thurn und Taxis enthalten.

 

Stipendiaten und Studien

„Das Thurn und Taxis Zentralarchiv lebt davon, dass es genutzt wird“, so Dr. Styra, „es ist lebendig.

Akten und Dokumente liegen nicht nur verwahrt in den Depots, sie werden genutzt. Es ist dem Fürstenhaus ein Anliegen, dass die Quellen ausgewertet werden.“ 1923 gründete Fürst Albert I. die bis heute aktive Franz-

Marie-Christinen-Stiftung, die Studierende der Geisteswissenschaften bei der Erforschung von Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte des Hauses Thurn und Taxis unterstützt. Dazu stehen die reichhaltigen Bestände des Zentralarchivs und der Hofbibliothek zur Verfügung.

Bislang wurden über 70 Stipendiaten betreut, aktuell können sich 14 Studierende drei Jahre lang auf ihre wissenschaftliche Arbeit konzentrieren, ohne sich nebenher um ihren Lebensunterhalt sorgen zu müssen. Zudem haben Stipendiaten die Möglichkeit, ihre Dissertation in der Reihe der „Thurn und Taxis Studien“ zu veröffentlichen. Alexandra Dembergers Dissertation Das adelige Damenporträit zu Pferd – Reitkultur und Reitliteratur am Hofe der Fürsten von Thurn und Taxis wurde mit ‚summa cum laude’ ausgezeichnet. Spannende Themen sind in Vorbereitung, Material, das nicht nur für die Fachwelt interessant ist. So wird demnächst ein Beitrag über „Die Modelle der Heiligen Stätten im Thurn und Taxis Zentralarchiv“ veröffentlicht, eine Abhandlung über das barocke Refektorium von St. Emmeram, den Globus des Johann Gabriel Doppelmayr (1677–1750), die Erstellung einer modernen Partitur über die Geburtstagskantate für Fürst Carl Anselm von 1790 und viele weitere geschichtliche und kunstgeschichtliche Arbeiten sowie aus den Gebieten der Vergleichenden Kulturwissenschaft und Musikwissenschaft sind zu erwarten. Durch die geschichtlich herausragende Stellung der Dynastie, durch die europaweiten Verflechtungen und Vernetzungen des Hauses Thurn und Taxis sind nahezu alle Themenbereiche nicht nur familiengeschichtlich von Relevanz, sondern ganz allgemein für alle, die geisteswissenschaftlich forschen.

 

Die Musikaliensammlung

Als Prinzipalkommissare des Kaisers am Reichstag in Regensburg oblagen den Fürsten von Thurn und Taxis zahlreiche repräsentative  Pflichten. Dazu gehörte der Unterhalt eines Theaters und einer Hofkapelle. Fürst Carl Anselm (1733–1805) war der wichtigste Förderer der Hofmusik und betrieb deren Ausbau zu einem weithin geachteten Ensemble. Die Hofkapelle gehörte im Spätbarock und in der Frühklassik neben der Mannheimer und der esterházyschen Hofkapelle zu den drei bedeutendsten. Heute zählt die Musiksammlung des fürstlichen

Hauses mit über 2500 Musikhandschriften zu den herausragenden Sammlungen von Musik des 18. Jahrhunderts weltweit. Im Bestand versammelt sind Choralhandschriften, Orgeltabulaturen, Chorbücher, Aufführungsmaterial der fürstlichen Hofmusik, Partituren von Opern, Oratorien, Kantaten, Messen, sinfonische und kammermusikalische Werke.

Fünf der 84 Sinfonien von Joseph Haydn sind nur in der Regensburger Hofbibliothek nachweisbar. Die Musikwelt darf noch auf etliche Überraschungen aus der Musikaliensammlung hoffen, namhafte Musiker der Alte-Musik-Szene wie etwa Oboist Albrecht Mayer nutzen die Quellen für „Ausgrabungen“ und bereichern so ihr Repertoire. Neben dem umfangreichen Notenmaterial befinden sich auch einige Instrumente wie versilberte Trompeten und Hörner der fürstlichen Gardemusik in der Musikaliensammlung, sofern diese nicht in den Thurn und Taxis Museen ausgestellt sind.

 

Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv

Das Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv ist ein Privatarchiv. Das fürstliche Haus erlaubt eine Benutzung des verwahrten Archivguts, soweit ein berechtigtes Interesse vorliegt und keine Schutzfristen oder konservatorischen Bedenken entgegenstehen. Ein berechtigtes Interesse ist insbesondere dann gegeben, wenn die Benutzung zu amtlichen und wissenschaftlichen, gegebenenfalls auch heimatkundlichen, familiengeschichtlichen oder publizistischen Zwecken erfolgt. Bezieht sich das Archivgut auf eine Person, so dürfen diese Unterlagen frühestens zehn Jahre nach deren Tod benutzt werden. Ist das Todesdatum nicht bekannt, so gilt eine Frist von 100 Jahren nach der Geburt der betreffenden Person.

 

Zur Einsichtnahme in Bestände nach 1920, die die fürstliche Familie betreffen, bedarf es der Genehmigung der fürstlichen Familie. Es besteht kein rechtlicher Anspruch auf Nutzung des Archivs. Die Einsichtnahme in Archivalien findet ausschließlich im Lesesaal der Hofbibliothek statt. Der Zutritt in die Magazine von Archiv und Bibliothek ist nicht möglich, über mehr als 300 Findbücher (Repertorien) wird die Signatur der erforderlichen Dokumente ermittelt.

Vor dem Besuch des Archivs ist eine Anmeldung erwünscht, bei komplexeren Themen zwei Wochen im Voraus. Generell wird darauf geachtet, die Wartezeiten für die Forschenden möglichst kurz zu halten.

Bibliothek und Archiv stehen jedem Bürger ab 16 Jahren für wissenschaftliche, berufliche und schulische Zwecke und für die persönliche Fortbildung offen.

Die Nutzung ist unentgeltlich, für Familienforschung jedoch wird pro Arbeitstag eine Gebühr von 15 Euro erhoben. Im Lesesaal stehen 20 Arbeitsplätze und WLAN zur Verfügung.

 

Die Digitalisierung des Archivguts läuft seit vielen Jahren, aufgrund des immensen Umfangs wird sich diese Aufgabe lange hinziehen. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten des Archivs ist der Besuch für Rollstuhlfahrer nur sehr eingeschränkt möglich, eine Begleitperson ist unerlässlich.

 

Die rechtliche Grundlage für die Nutzung bildet die „Allgemeine Benützungsordnung der Bayerischen Staatlichen Bibliotheken (ABOB)“ beziehungsweise das „Bayerische Archivgesetz (BayArchivG)“.

Träger der Bibliothek und des Archivs ist SD Albert Fürst von Thurn und Taxis, neben dem Leiter Dr. Peter Styra sind als festangestellte Mitarbeiter Ulrike Weiß und Matthias Fischer M. A., tätig.

Die vorbildlich à jour gehaltene Homepage informiert ausführlich über die Einrichtung, ihre Bestände und Nutzungsbedingungen.


Fürst Thurn und Taxis - Hofbibliothek und Zentralarchiv

Emmeramsplatz 5,
93047 Regensburg

Tel. 0941.5048-117,
Fax. 0941.5048-7117

hofbibliothek.thurnundtaxis.de/zentralarchiv

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 8.00 bis 13.00 Uhr

 

 

Kulturforum 1.0

Bildungspolitik ist nicht mehr ein in sich abgeschlossener Bereich, sondern Bestandteil der Gesellschaftspolitik.

Technische, wirtschaftliche Entwicklung stehen in engem Zusammenhang mit der Bildung der Bevölkerung.

Die früher einseitige Betrachtung von Arbeit, Kapital und Boden als Basis von Produktion wurde erweitert um Bildungs- und Ausbildungskomponenten.

Die Grundsätze lassen sich wie folgt darstellen:

 

 

 

1.

Bildungspolitik bedeutet Gesamtpolitik

 

 

2.

Freiheitliches, demokratisches, soziales Bildungswesen verlangt gleiche Bildungschancen für alle.

 

 

3.

Schule, Hochschule und Erwachsenenbildung stellt die bildungspolitische Gesamtkonzeption dar.

 

 

Der Grundsatz:
Gleiche Bildungschancen für alle, bedeutet nicht die Nivellierung der Bildung durch das Absenken des Niveaus - nach dem Motto:
'Nach unten öffnen.'

'Nicht jedem das Gleiche, sondern jedem das Seine.'

Jeder soll so unterrichtet werden, dass er optimal - bezogen auf seine Möglichkeiten - gefördert werden kann.

So können alle zu den Besten der jeweiligen Gruppe ausgebildet werden.

Um das zu erreichen, ist eine effiziente Lehrerfortbildung notwendig.

Kulturforum 1.1

Das Problem der Kosten für Kunst und Kultur – die Präsidentin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover lässt sich über die hohen Subventionen des Musiktheaters in Heft 2/15 des Pressto aus - liegt innerhalb der Häuser oder Unternehmen wie Bayreuth, wird aber von den Theaterleitungen negiert, da man an Liebgewordenem festhalten und keine Reduzierungen vornehmen will, schwächte man dann doch seine eigene Stellung.

Das Ansehen einer Stadt steht und fällt mit der Qualität seiner kulturellen Einrichtungen.

In dem Zusammenhang sei auch in Erinnerung gerufen, dass Produktionen wie Wagners 'Meistersinger' in Hannover schlecht besucht waren und die Produktion abgesetzt wurde, der 'Ring des Nibelungen' beim Publikum nicht ankam. Ein Hauptsponsor gab bekannt: Wenn wir gewusst hätten, was bei der Produktion herauskommt, hätten wir unser Geld nicht gespendet. Karten wurden bei 'Don Giovanni' frei abgegeben wie bei Burger King, wenn Sie dort einen Whopper - Boulettenstulle - nach der Vorgabe BUY ONE; GET ONE FREE kaufen und selbst der konzertante 'Mefistofele' nicht gefiel und nicht mehr angeboten wurde, somit Löcher im Spielplan entstanden.

Kulturforum 1.2

'Bildungsgerechtigkeit'

- ein Wort auch aus wahltaktischen Gründen gern benutzt - was ist darunter zu verstehen und wie ist sie umzusetzen, um sie - möglichst frei von parteipolitischen Ansätzen - zu erreichen?
In diesem Zusammenhang müssen zwangsläufig auch die unterschiedlichsten Schulsysteme betrachtet werden, die durch die föderalen Gegebenheiten in der Bundesrepublik zu berücksichtigen sind.

Politische Konstellationen ergeben sich durch das Wählervotum.
Wollte die Bevölkerung Niedersachsens eigentlich die Regierung aus CDU und FDP fortbestehen lassen, meinten einige - um dies zu sichern - sich der FDP zuwenden zu müssen, mit dem fatalen Ergebnis, dass diese Partei zwar eine hohe Zustimmung verzeichnen konnte, die Union aber geschwächt durch diese Stimmenverschiebung hervorging und mit einer Stimme Mehrheit sich eine von der Mehrheit der Bevölkerung nicht gewollte Koalition aus Rot und Grün ergab.

Diese diskutiert zur Zeit in der Schulpolitik die Fragen nach z.B.
Abschaffung von 'Sitzenbleiben' und das Wiederholen von Klassen. Die Abschulung sollen durch individuelle Förderung überflüssig gemacht und in der Grundschule die Noten durch Entwicklungsberichte ersetzt werden. Die Schullaufbahnempfehlung ist zu eliminieren - so jedenfalls in diesem Norddeutschen Bundesland, festgelegt im Koalitionsvertrag von Rot und Grün.
Bisher war gemäß den Gesetzesvorlagen möglich, für die Schuljahre 6 bis 8 wahlweise Benotungen in den Zeugnissen auszusprechen oder Entwicklungsberichte abzugeben.
Nun soll für die Gesamtschule die Benotung endgültig entfallen und nur noch Entwicklungsberichte sind abzugeben.

Hier zeigt sich eine Tendenz, die schon seit Jahren vorherrscht:
'Runter mit der Bildung und der Leistung' und hin zu einem 'Kaskoabitur', das zu fatalen Fehlentwicklungen führt - siehe hierzu der Beitrag des BR Fernsehen 'Ausbildungsmisere' vom 2. Mai 2014.
Wer meint, durch Abschaffung der Noten den Bildungsstand zu erhöhen, liegt falsch.

Die CDU will daher im Gegensatz zur jetzigen niedersächsischen rot-grünen Landesregierung das Notensystem beibehalten - was auch von 85% der Schüler und Studenten befürwortet wird - und den jungen Menschen nahebringen, dass auch in der Schule Leistung etwas zählt und gefördert wird, weil soziale Einstellung und Leistungsbereitschaft auch in Zukunft zu Schlüsselkompetenzen zählen werden. Wichtig in dem Zusammenhang muss die individuelle, begabungsgerechte Förderung sein, die auch vielfältig zu sein hat und nicht einem 'Einheitsbrei' das Wort redet, nur um zu vermeiden, gegen den Gleichheitsgrundsatz zu verstoßen.

In Niedersachsen zeigte sich während der Jahre 2003 bis 2013 eine Halbierung der Anzahl junger Menschen, die ohne Abschluss die Schule verließen - hier wirkten sich die individuelle Förderung des Einzelnen und berufsorientierte Angebote aus.
Dazu Steigerung des finanziellen Aufwandes für Bildung von 3,7 Milliarden Euro auf 5 Milliarden Euro p.a. in den zehn Jahren der schwarz-gelben Regierung in Niedersachsen.

Wird aus Bildungsgerechtigkeit - aus der Sicht des Erziehungswissenschaftlers - der Begriff Bildung herausgelöst, findet er sich in den Teilbereichen wie z.B. Leistung, Elternhaus, Migration, Inklusion, Finanzen, wobei hier die Zahl der 'Leitmotive' durch Verflechtungen mit anderen Einzelthemen ins Uferlose geht.
Anders bei dem Begriff Gerechtigkeit, der bereits seit der Antike unter dem Aspekt 'Gleiches für alle'  diskutiert wird.
Bildung ist nicht das, was PISA misst. Zur Bildung eines Menschen gehört nicht nur Wissen, sondern Persönlichkeitsentfaltung, aus der sich letztendlich die Frage ergibt, was habe ich als Person mit meinen Möglichkeiten, meinem über die Jahre gewachsenen Wissen, meiner Lebenserfahrung und Menschenkenntnis aus meinem Leben gemacht.

Es kann nicht PISA zur Beurteilung herangezogen werden, wenn allein die Sprache bei der Vermittlung von lehrplangerechtem Wissen in den Schulen nicht uneingeschränkt zur Verfügung steht.
Hier Finnland - 98 Prozent der Schüler Verfügen über Kenntnisse der Sprache des Landes, gegenüber denen, die in Berlin-Neukölln oder am Münchener Hasenbergl oder in Giersing der Schulpflicht entsprechen.
Was hört ein Kind während der Schwangerschaft, Bildung beginnt bereits im Mutterleib.
In einem Familiengefüge türkischer Gastarbeiter muss die Enkelin mit der Oma zum Arzt gehen, weil die sich nicht ausdrücken kann.
Was lernt der Nachwuchs in einem solchen Umfeld?

Problematisch ist der Versuch, Bildungsgerechtigkeit an Abschlüssen messbar zu machen, um festzustellen, ob Kinder aus bildungsfernen Familien zu schlechtern Abschlüsse kommen, als solche mit Eltern aus bildungsnahen Schichten - denn Bildung lässt sich nicht an Abschlüssen festmachen.
Ganz falsch ist es, einen Rückschluss zuzulassen: Wer eine geringere Bildung besitzt, ist ein minderwertiger Mensch.

Das von den Schulen zu vermittelnde Wissen offeriert einzelne Gebiete, die vom Lehrplan und den bundesrepublikanischen Regionen unterschiedlich bewertet werden, und bietet der 'Allgemeinheit im deutschen Klassenpublikum' etwas, bezogen auf heutige Bedürfnisse an. Bildung verändert sich aber und muss daher immer wieder neu definiert werden.

Gerechtigkeit bedeutet neben 'Gleiches für alle', aber auch 'Jedem das Seine' - was zwangsläufig dazu führen muss, jeden gemäß seiner Fähigkeiten zu fördern.
Ein 'Über-Hürden-hinwegheben' von Schwachen muss auf der anderen Seite auch die spezielle Förderung von Begabten vorsehen, was letztendlich der Gemeinschaft nützen kann.

Das System der Gesamtschule vermag Schwächere zu fördern, ermöglicht Bildungsgerechtigkeit, reduziert aber Begabte.
Eingliedrigkeit gegenüber Dreigliedrigkeit des Schulsystems.
Angeblich kann die Gesamtschule 'Mängel' aus einem bildungsfernen Elternhaus ausgleichen.

Kulturforum 1.3

'Tradition - Aufbruch'
'Hoffnungshauch wider die Wüstenwelt'


Eine Veranstaltung der HMTMH und der evangelischen Hochschulgemeinde am 5.11.2012

Es ist Sabbat.
Ein Rechtgläubiger bittet in Jerusalem überraschend einen Goi in sein Haus zum Tee.
Der stellt im Gebäude starken Brandgeruch fest und wird eines Topfes auf dem Feuer ansichtig, der verkohlende Speisereste beinhaltet.
Er zieht dem Topf vom Herd - der Rechtgläubige entlässt den Gast mit Dank, durfte er doch aus Gründen der Tradition nicht tätig werden.

Eine rechtgläubige Familie hat vergessen, das Sabbatlicht anzuzünden. Sie bittet eine arabische Nachbarfamilie zu sich. Diese bemerkt die Dunkelheit im Raum und zündet das Sabbatlicht an.
Nach gemeinsamer Zeit wird die arabische Familie hinauskomplimentiert, sie geht, nicht ohne beim Verlassen des Raumes, das Sabbatlicht zu löschen.
 
Tradition ist auch, an diversen Hochschulen in Deutschland, Kirchenmusik zu lehren.
So in Regensburg wie auch in Hannover an der HMTM.
Die Stadt an der Donau kann sich glücklich schätzen, neben ca. 180 Studierenden genügend Bewerber für die Studienplätze an der katholischen Kirchenmusikschule aus aller Welt zu haben - ein Absolvent betreut beispielsweise in der Welterbestadt vier Gemeinden als Organist und Chorleiter.
Die Zugangsvoraussetzungen für die HfKM sind hoch, man kann sich erlauben, bei Aufnahmeprüfungen zu sieben - nicht jeder mit Abitur und Leistungskurs Musik entspricht den Bedingungen.
Bewerber müssen in der Lage sein, ad hoc eine Fuge, beinhaltend Augmentation und Krebs sowie andere Variationsmöglichkeiten eines vorgegebenen Themas, zu komponieren.

Die Plätze an Musikhochschulen sind oft so schwach belegt, dass nun die Hochschulleitung vom Ministerium gedrängt wird, zu prüfen, ob die Ausbildung überhaupt und, wenn ja, in der hohen Qualität - der Tradition gemäß - weiterbestehen soll oder man dem Trend der Zeit zu folgen hat, abzuflachen, damit genügend Studierende aufgenommen werden können, um die Ausbildungsgänge zu füllen und damit zu erhalten.

Evangelische Gemeinden können das Geld landesweit für Organisten oder Bläserensembles kaum mehr aufbringen, so dass zweckgebundene Kollekten abgehalten werden, die in den meisten Fällen kaum Erträge erbringen.
In Gottesdiensten oder anderen ritualen Ereignissen muss als Ersatz der CD Player angeworfen werden.

Zu den Problemen, Studierende für die angebotenen Studiengänge zu finden, kommt die Diskrepanz zwischen 'Theorie und Praxis'.
Dürfen bei den 'Domspatzen' in Regensburg Kinder aller Glaubensrichtungen und eben auch Ungetaufte dort ihre Schulzeit absolvieren und im Dom und anderswo Gottesdienste sängerisch begleiten, darf eine asiatische Organistin in Elze bei Hannover im evangelischen Gottesdienst nicht für die musikalische Begleitung an der Orgel tätig werden, da sie - nach Meinung der Kirchenoberen - ungetauft auf der Bank Platz nähme und ungetauft das Instrument bediene.

Andererseits aber akzeptiert die in nächster Nähe beheimatete HMTM Hannover alle Nationalitäten, um die Studiengänge im Fachbereich Kirchenmusik zu füllen - da ist es gleich, ob Studierende aus Asien, Afrika, Europa oder Amerika die Plätze, getauft oder ungetauft, belegen.

Wie problematisch sich 'das Füllen der Hochschulen' auswirkt, zeigen die Ausbildungen besonders im Falle Gesang - die Klassen mit meist irgendwelchen 'Gesangsbeflissenen', belegt werden, die dann am Ende der Ausbildung in die Arbeitslosigkeit entlassen werden und, wenn sie Glück haben, irgendwo als 'Kanzelschwalbe' (Ausdruck des ehemaligen HMTH-Dozenten Prof. Uwe Kreyssig) enden.

Hier sollte der Steuerzahler ein Auge und ein Ohr riskieren und gleich bei ersten Musizierstunden sein Veto einlegen, einen Applaus verweigern, damit nicht junge Menschen auf einen falschen Weg gelenkt werden, nur weil eine Dozentin bei der Aufnahmeprüfung - wie geschehen - meinte: “ich höre da was“ oder ein Dozent eine Aufzunehmende mit der Aussage bedachte: „Die ist aber garnicht hübsch“ und der damals anwesende Vertreter der damaligen ZBF meinte: “und genau die brauche ich in fünf Jahren.“ Inzwischen gehört die garnicht Hübsche zum festen Solo-Ensemble einer deutschen Staatsoper.


Eine gewisse Einflussnahme wäre hier durch die Teilnahme der ZAV an den Aufnahmeprüfungen zu den Gesangstudiengängen sinnvoll - hier könnten diese aktiven Marktbeobachter sagen - das wird was oder eben nicht wie eine bekannte Sängerin als Dozentin der Musikhochschule Köln bei einer Bewerberin um einen Studienplatz deutlich konstatierte: “Mädel heirate lieber!“

'Tradition ist Schlamperei' meinte einst Gustav Mahler - Tradition ist wichtig, um heutzutage letzte Werte zu wahren, damit nicht alles verflacht und dem Affen Zucker gegeben wird, wenn Bach-Werke verjazzt werden oder Buxtehude im Rapp die Kirchenbesucher zum Applaus animiert.
Hauptsache die Leute kommen, erleben die theatralische Atmosphäre mit ästhetisch gestalteten Bühnenbildern mit kunstvoll und eleganten Kostümen eines katholischen Gottesdienstes, eines katholischen Kirchentages, eines Auftritts seiner Heiligkeit und klatschen - auch nach einer Predigt?
Was aber ist, wenn die 'Gläubigen' sich in Missfallenskundgebungen wie bei den so genannten 'F e s t'-spielen in Bayreuth ergehen und hier den ’Geistlichen’ ausbuhen?
Die Theater im deutschsprachigen Raum - auch Bayreuth - pflegen landauf - landab das Regisseurstheater unter Außerachtlassung des Bildungsauftrages zu Lasten der Steuerzahler, zum Unwillen vieler, die Werte erhalten wissen wollen.

Am Deutschen Theater in Berlin turnt Ferdinand von Walter in 'Kabale und Liebe' kopfüber-kopfunter die Wände rauf und runter.

Bemerkungen_zu_'Kabale_und_Liebe'_ -_Deutsches_Theater_Berlin.htm
 

An Ostermeiers 'Schaubühne' ist die zentrale Rolle des Hofmarschalls von Kalb ganz einfach gestrichen.
Kritik_'Kabale_und_Liebe_-_Schaubuehne_Berlin_01.11.09

 

Und im Theater Regensburg spielt der 'Onegin' in einer U-Bahn-Station:
Kritik 'Eugen_Onegin'_Premiere_19.12.2009_Theater_Regensburg

Kritik_'Eugen_Onegin'_-_Theater_Regensburg_Rep.-Vorstellung._18.2.2010
 

Puccinis 'Manon' endet in der 'Donauschönen' ('Kosename' für Regensburg) nicht als Deportierte in der amerikanischen Wüste - obwohl das Theater dies auf seiner Webseite zur Irreführung des Publikums behauptet:
Kritik_'Manon_Lescaut'_-_Opf._Metropol-Theater_Regensburg_28.6.08.htm
 

Sie wird hier in einer Kneipe angeschossen, bittet textgemäß Des Grieux um Wasser, der läuft nach hinten in die Kulisse, obwohl er in dem Beisl ringsum von Trinkbarem, in Flaschen abgefüllt und in Regalen aufgestellt, umgeben ist und gibt vor, nichts Flüssiges zu finden:
Kritik_'Manon_Lescaut'_Oberpf._Metropol_Theater_Regensburg_Rep.Vorst._12.10.08
 

Gottfried ersticht in Regensburg im dritten Aufzug des 'Lohengrin' seine Schwester Elsa:
Bemerkungen_zu_'Lohengrin'_ -_Oberpf._Metropol-Theater_Regensburg_1._und_30.11.2010
 

In Braunschweig am Staatstheater in der Verantwortung des damals dortigen Operndirektors und nunmehrigen Regensburger Theaterdirektors haben 'Tristan und Isolde' eine weiße Couchgarnitur zu Verfügung, so dass der Held - in Anlehnung an Loriot - seiner Auserwählten zuraunen kann:
“Isolde lassen sie uns zur Sitzgruppe gehen“:

Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_im_'Staatstheater_Braunschweig'
 

Der 'Giovanni' war dort besonders hübsch in Szene gesetzt - man lese selber:
Bemerkungen_zu_'Don_Giovanni'_im_'Staatstheater_Braunschweig'

 

Der Gipfel der Geschmacklosigkeit war die Regensburger 'Aida' in Mielkes Vorzimmer in der Stasizentrale in Berlin:
http://www.telezeitung-online.de/Eindruecke_von_Verdis_'Aida'_-_im_Theater_Regensburg.htm

 

Daher ist Festhalten an den Resten von Werten ein Gebot der Stunde, nicht dem Zeitgeist nachlaufen, denn der ändert sich ständig.

Folgten die Hochschulen diesem nach unten gerichteten Trend, gerieten sie ins Flachtrudeln, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt - das sollte den Ministerien klargemacht werden - gerade jetzt im Nds. Wahlkampf.

Kirchenmusik ist ein Teil der deutschen Kultur. Kompositionen der großen Meister dürfen nicht verunstaltet werden, auch hiervor muss gewarnt werden.
Es ist klar, wie das Original gemeint ist.

 



Kalenderblatt

Ruggiero Leoncavallo
  ... am 23. April 1857 geboren

Mit Unterhaltungsmusik begann er, Geld zu verdienen. Er begleitete Barsänger und schrieb 'Mattinata', wurde Korrepetitor im Theater und meinte, wie Wagner eine Tetralogie schreiben zu müssen. Der Titel 'Crepusculum' - die Geschichte der Medicis - wurde zwar von Ricordi angenommen, aber nur der erste Teil uraufgeführt, der zweite Teil über Savonarola und der dritte über Cesare Borgia blieben unter Verschluss, zugunsten von Puccini,

Mascagni's Stück aus dem wahren Leben 'Cavalleria rusticana' war dann die Anregung für seine Oper 'I pagliaci', mit der er Weltrum ereichte, deren Erfolg aber nicht wiederholen konnte.

Als Puccini mit seiner 'Manon' textlich nicht weiterkam, bat er Leoncavallo mit am Libretto zu arbeiten.
Die Oper wurde für alle ein großer Erfolg.

Die nun als Operndirektorin für das Staatstheater Mainz tätige Frau Gürbaca - übrigens versuchte sie sich gerade - durch das Eingreifen der Frau Votteler wurde Schlimmeres verhindert - am Theater Augsburg mit 'Mahagonny'.

Diese Dame inszenierte in Regensburg 'Cavalleria' und 'Bajazzo'.
Nachfolgend ein Auszug aus den Bemerkungen zu einer der Repertoirevorstellungen dieser Produktion aus dem Jahr 2004.

[...]
Der Abend schreitet nach der Pause fort, in der gleichen Szenerie beginnt 'Bajazzo'. Tonio monologisiert an der Rampe, da kommen die Komödianten und bereiten ihre Vorstellung vor.

Kinder – immer gut für jede Art von Inszenierung auf einer Bühne – toben freudig herum, weil die beim Publikum immer ankommen.
Nedda improvisiert mit den Kindern, Canio halb angezogen, der umschnallbare Bauch baumelt vor dem Körper, bereitet mit seinem "Ein herrliches Schauspiel bereiten wir heut’ Abend um neun" den Chor auf die Vorstellung vor.
Er legt den Bauch ab, dann kuschelt sich Nedda an diesen – merkwürdig, warum tut sie das? Niemand kann es sagen.

Dass Silvio die geliebte Nedda mit seinem "auf nächste Nacht denn" um Mitternacht abholen will, heißt doch nicht, dass es jetzt und sofort in dieser Szene, in der nur über den Plan gesprochen wird, plötzlich völlig dunkel wird und dann auch noch über einem Sternenhimmel auf dem hinteren Aushang das ach so beliebte "O sink hernieder Nacht der Liebe" assoziiert wird.

Gleich drauf, im grellen Verfolgerlicht, tauchen Canio und Tonio mit "Ah – den Buhlen gefangen" auf. Dann ist plötzlich wieder der gesamte Bühnenraum einheitlich hell.
Warum?
Niemand kann es sagen.

Weitere Beispiele ließen sich aufführen,

wo mit einem Licht-An-und-Ausknipsen wohl irgendwelche Effekte erzielt werden sollen.

Ein Bruch in der Dramaturgie entsteht beim Aufbau der Bühne für die Colombinen-Szene. Die Regisseurin lässt einen Hänger mit Vorhang herunter, hinter dem Beppo sein Lied an Nedda/Colobine singt und ein paar kümmerliche Seifenblasen fliegen lässt.

Die gesamten Beleuchtungshänger fahren herunter und sollen so das Theater auf dem Theater dokumentieren. Dass dies überhaupt nicht zur 'Cavalleria'-Szenerie passt, scheint der Regisseurin offensichtlich nicht aufgefallen zu sein. Mit dieser Lösung hätte sie für den ersten Teil ebenfalls eine Theaterszene: Tenor gegen Bariton, Sopran mit Bariton gegen Tenor oder ähnlich dem Vorspiel Ariadne schaffen müssen.
Nur dann hätte die Szenerie 'Cavalleria' nicht mehr gepasst.
So aber hängt die Colombinen-Szene in der Luft.

Viel nachvollziehbare Aktionen gibt es hier überraschenderweise nicht.

Was das permanente Bewegen der Finger von Nedda soll - niemand kann es sagen.
Der Chor steht im Zuschauerraum, der für den Auftritt erleuchtet wird – wie originell.
Und dass Tonio den Silvio am Ende von der Bühne drängt – ist nicht verständlich. Will er diesen vor Canio schützen? Warum, er ist doch der eindeutige Widersacher.
Offensichtlich war das Publikum mit diesen häufig sich stellenden Fragen überfordert.
Als die Schwarzen herauskamen, buhte das Volk gewaltig.

[...]

 

 


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Uraufführung von Puccini's 'Turandot'
   ... am 25. April 1924

Toscanini brach die Vorstellung an der Stelle von Liù's Tod ab. Hier konnte Puccini die Komposition selber nicht mehr fortsetzen. Er starb nach einer Kehlkopfoperation während der Arbeit an seiner Oper.

Franco Alfano vervollständigte das Werk nach Skizzen Puccini's. Dieses Finale kürzte dann Toscanini noch einmal, dirigierte aber die zweite Vorstellung mit Alfano's Finale.

Die gesamte Oper mit Alfano's komplettem Schluss wurde erst 1982 in London konzertant und 1983 in New York szenisch gegeben.

Die Geschichte der Prinzessin Turandot schrieb der 1720 in Venedig geborene Theaterdichter Carlo Gozzi, der bereits 1761 'Die Liebe zu den drei Orangen' veröffentlichte, zu der Prokofjew die Musik schrieb.

Weitere Märchendramen folgten, die aber keinen großen Erfolg hatten - Gozzi wollte zeigen, dass Zauber- und absurde Stücke sehr wohl für das Theater geeignet seien.

Doch schnell geriet er in Vergessenheit.

Während Friedrich Schiller mit seiner Bearbeitung der 'Turandot' die Wiederentdeckung von Gozzi einleitete, war es Schiller's Landsmann, der Schwabe Karl Gustav Vollmoeller, der 1911 eine neue Übersetzung der 'Turandot' aus dem Italienischen besorgte und das Stück Gozzi's originalgetreu für die Bühne entwickelte.

Ferruccio Busoni bearbeitete Vollmoeller's 'Turandot' für sich und vertonte seinen eigenen Text, das Werk wurde 1917 in Zürich uraufgeführt.

Die Brutalität der chinesischen Kaiserreiche ist Thema der Geschichte. Turandot ehelicht den Mann von königlichem Blute, der die drei Rätsel löst, die sie ihm aufgibt. Löst er sie nicht, dann muss er fallen durch die Hand des Henkers.

Das Volk Chinas ist seit Jahrhunderten unterdrückt, will zur Ablenkung vom trostlosen Sein, Kampf und Gräuel.

Schleifet die Messer, wieder steht eine Hinrichtung bevor, denn der junge Prinz von Persien, der konnte die Rätsel nicht raten, drum soll er ohne Zögern bei Mondesaufgang sterben.

Das Volk wartet auf den Zeitpunkt der Hinrichtung.

Sehet den Schimmer sich mehren, der ganze Himmel erstrahlt in vollem Glanze, Putinpao, der Mond geht auf.

“Kopf ab!“ - ist die Devise des Volkes.

Kalaf, der Fremde, löst die Rätsel und gibt Turandot selber auf, seinen Namen zu finden. Das Volk drangsaliert ihn, aber er schweigt. Liu, die Kalaf liebt, gibt Turandot den Hinweis auf die Macht der Liebe.

Kalaf nennt seinen Namen in verschlüsselter Form, mein Name ist “Gemahl“.
Nicht Gewalt und Schmerz sollen in Zukunft in China herrschen, sondern die Liebe.
 


 

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Rolf Hochhuth

   ... am 01. April 1931 geboren

 

Der deutsche Dramatiker ist ein Vertreter des dokumentarischen Theaters, wobei Themen behandelt werden, deren Zielrichtung in der Darstellung von Aufklärung, Konfrontation und Agitation liegt.

Es geht um Realismus, nicht Naturalis-mus.

Politisches Theater wie Erwin Piscator es sah, wird seit Mitte der 60-er Jahre produziert. Typische Werke hierfür sind Hochhuths 'Stellvertreter', Kipphardts 'In der Sache Robert Oppenheimer' und dessen 'Bruder Eichmann'.

Hochhuth gibt seinen Figuren die Möglichkeit - durch aktives Eingreifen oder durch Verzicht auf dieses - die Geschichte zu beeinflussen.

Der von 1953 bis 1963 als Verlagslektor arbeitende, gelernte Buchhändler zeigte

'Guerillas' am 15.5.1970 im Staatstheater Stuttgart in der Regie von Peter Palitzsch .

'Die Hebamme' am 4.5.1972 an den Münchner Kammerspielen, Regie August Everding, mehr oder weniger zeitgleich in Kassel. Regie Kai Braak, in Essen, Regie Erich Schumacher, in Göttingen, in Wiesbaden und in Zürich -

'Lysistrate und die Nato' 1974 in Essen Regie wieder Erich Schumacher und am Volkstheater in Wien -

'Tod eines Jägers' 1977 bei den Salzburger Festspielen -

'Juristen' 1980 am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg, am Deutschen Theater in Göttingen und an den Städtischen Bühnen in Heidelberg -

'Ärztinnen' 1980 am Staatstheater Mannheim -

'Judith' 1984 zunächst in englischer Sprache in Glasgow und 1985 in Kiel -

'Unbefleckte Empfängnis' 1989 Schillertheater Berlin

'Sommer 14' 1990 am Akademietheater in Wien.

Nach Ilse Holzapfel - der Mutter von Rolf Hochhuth - ist die Stiftung benannt - seit 17. Mai 1993 als rechtsfähig beim Regierungspräsidium Stuttgart eingetragen - die 1996 das Grundstück mit dem denkmalgeschützten Theatergebäude am Schiffbauerdamm in Berlin übernahm und seit 1998 an das Land Berlin vermietet.

Heiner Müller, der damalige künstlerische Leiter, bezeichnete die Aktion als 'feindliche Übernahme'.

Von 1903 bis 1906 inszenierte Max Reinhardt im Theater am Schiffbauerdamm u.a. Shakespeares 'Sommernachtstraum', danach war es bis 1925 hauptsächlich Operettentheater und ab 1928 wieder für das Schauspiel benutzt.

1953 übergab die Regierung der sogen. 'DDR' das Haus an das Berliner Ensemble unter der Leitung von Bertolt Brecht und Helene Weigel.

Das 'Berliner Ensemble' ist seit 1992 eine gemeinnützige GmbH, als alleiniger Gesellschafter ist Claus Peymann tätig. Er
ernennt den Intendanten und die Geschäftsführer.

Claus Peymann hat sich selbst als Intendant und allein vertretenden Geschäftsführer des BE eingesetzt und Bettina Wißmann zur kaufmännischen Geschäftsführerin berufen.

 




Kommentar


Sehr geehrte Frau Gilles,
herzlichen Dank für die Sendung mit dem hochinteressanten Inhalt.
Es tut gut, zu lesen, dass das Wort ’Hochkultur noch nicht untergehen muss, solange es so mutige und versierte Verfechter gibt, die sich auch öffentlich positionieren und nicht nur resignieren.

Der Star einer Aufführung sollte für mich das Werk bleiben, im Theater wie in der Oper und nicht – wie immer häufiger – ’die Mogelpackung’, in der alles in Spektakel abstrusen Mätzchen ersäuft wird.

In einem wahren Überbietungswettbewerb möchte der Regisseur der Star sein, indem er das Original kleinmacht.
Was für ein kultureller Offenbarungseid!

 

Frau H. aus H.

 





Kommentar
 


Hallo, liebe Frau Gilles,
ich habe letzten Donnerstag im Opernhaus Hannover einmal eine Musicalvorstellung getestet. Habe mir Candide angeschaut, und war, obwohl kein Musicalfan, recht angetan. Ansprechende Inszenierung, musikalisch und schauspielerisch auf hohem Niveau, hat mir alles gut gefallen. Und nebenbei stellte ich fest, dass ich viele Melodien daraus schon kannte.

Traurig war aber mal wieder der Besuch der Vorstellung. 3.Rang geschlossen, 1. u. 2. Rang seitlich fast leer, die letzten 4 Reihen im Parkett auch leer. Aber diese Erfahrung machten wir ja schon lange. Nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert, geht irgendwann keiner mehr hin.

Schade, schade.

Frau R. aus H.


 





Kommentar
 


Die Häufung origineller bis verkrampfter Opernaufführungen scheint mir ein typisches Strukturproblem zu sein: In allen kreativen Berufen gibt es zu viele Mitspieler. Der Kampf um die Karriere ist hart. Mit werkgerechten Aufführungen und einem zufriedenen Publikum allein kann man nichts werden. Man muss auffallen, möglichst großräumig und kontrovers diskutiert werden. Nur so fällt die Inszenierung den Kulturverantwortlichen auf und wird zur Startrampe fürs Weiterkommen.

In der bildenden Kunst ist das genauso. Jungen oder nicht so bekannten Künstlern die Chance einer Ausstellung zu geben, bringt zwar die Künstler weiter, vielleicht auch das Kunstleben der Stadt, aber nicht den Kurator. Der will beweisen, dass er einen international bekannten Namen ranschaffen kann, möglichst den Vertreter einer spektakulären Position. Nur so wird die Ausstellung überörtlich beachtet und der Traum, Museumsdirektor zu werden, wird greifbarer. Ob das Publikum die Freude am Schauen behält oder eher vergrault wird, spielt nicht die Rolle.

Frau E. aus H.


 

 


 

Kommentar


In der Tat wäre es klüger, wenn gewählte Politiker Entscheidungen über Theaterleitungen nicht im stillen Kämmerlein träfen (wie das im Berlin der Fall war), sondern das Gespräch etwa mit Ensemblevertretungen suchen.

Das jeweilige Ensemble könnte so an der Profilentwicklung des Hauses mitwirken .

Findungskommissionen für neue Intendanten sollten auch mit Mitarbeitervertretungen besetzt sein – was durchaus andernorts praktiziert wird.

So einfach wie der amtierende Berliner Kulturstaatssekretär Tim Renner kann es man sich jedenfalls nicht machen. Er findet schlicht, Künstlerinnen und Künstler hätten kein Recht bei der Frage mitzubestimmen, wer Intendant wird.

Jörg Rowohlt in ’Bühnengenossenschaft’ Heft 11/2016

 


Veranstaltungsprotokoll

Offene Podiumsdiskussion:

„Regietheater: Fluch oder Segen?“

 

Veranstaltung am 15.03.2017, 19.00-21.00 Uhr in der Stadtbibliothek Leipzig

Veranstalter: Richard-Wagner-Verband Leipzig, gemeinsam mit den städtischen Bibliotheken Leipzig

Podiumsteilnehmende:

·       Prof. Marie-Luise Gilles, Hannover, Sängerin und Hochschullehrerin

·       Michael Heinicke, Dresden, Regisseur

·       Rolf Richter, Stasiedel, ehemal. Kulturjournalist LVZ und langjähriger Opernbesucher

·       Werner P. Seiferth, Regisseur (wegen Krankheit entschuldigt)

 

Moderation: Dr. Dieter David Scholz, Berlin

 

Teilnehmende: ca. 80 Personen

 

Veranstaltungsverlauf:

 

·       Begrüßung durch Herrn Krakow, Dank an die Stadtbibliothek für Raum und Organisation und Einladung zu kommenden Veranstaltungen, z.B. Vorstellung neuer Veröffentlichungen.

·       Vorstellung der Beteiligten – Podium.

·       Die Veranstaltung lange vorbereitet durch Bernd Voigtländer

·       B. Voigtländer trägt seine Intention vor:

·       Aktuelles Musiktheater in heutigen Theatern ist von Bewahrung unseres vielschichtigen Opernerbes m.E. weit entfernt.

·       Oft nicht nachvollziehbar bis bewusst zerstörerisch von mir gedeutet, Bayreuth eingeschlossen, wenn nicht Vorreiter.

·       Trendwende erwartet und erwünscht ist kaum erkennbar.

·       Eigentlich kein Problem: nicht gehen, fertig! Aber so leicht ist das dann doch nicht.

·       Unser Verband hat Veranstaltungen gemacht, war bei Opernbesuchen usw., im Verbandsjournal meist zurückhaltend kommentiert bis gut angesehen, ich bin oft anderer Meinung und wünschte mir, dass es im Journal auch zum Ausdruck kommt, Kritik kann auch mal deutlich werden, sie macht Dinge interessant.

·       Herzlichen Dank an Podiumsteilnehmende.

 

 

·       Als Gesprächseinstieg: Videoeinspielung zweier Szenen Lohengrin,
1. Aufzug, 3. Szene

·       Variante I: Wels 2009

·       Variante II: Mailänder Scala aktuell

·       Ergänzung: Vorstellung Podium:

·       Entschuldigung Herr Seiferth:
Es war/ist ihm ein großes Anliegen, seit einigen Opern in Leipzig (Holländer, …) geht er nicht mehr in die Oper, in Vorbereitung der Veranstaltung erhöhter Blutdruck, so dass ärztliches Reiseverbot ausgesprochen wurde, er sendet Definitionsangebot Regietheater von Joachim Herz:

·       „Musiktheater versucht, das Geschehen auf der Bühne so zu gestalten, dass aus ihm organisch und mit Notwendigkeit die Musik erwächst, die der Komponist dafür komponiert hat. Somit ist Musiktheater das Gegenteil von Regietheater, wo die Ideen des Regisseurs dem Stoff der Vorlage neuer Aspekte abgewinnen.“ (Joachim Herz)

·       Scholz (Sch): Überleitung/Einführung ins Podiumsgespräch, wir sahen zwei mal die gleiche Szenen, sehr unterschiedliche, einige Ausführungen der Unterschiede, u.a. Lohengrin als Priester und als Epileptiker.

·       Was ist Werktreue eigentlich? Verantwortung ist vielleicht das richtige Wort.

·       Frage an Frau Gilles (G) Wie würden Sie diese beiden Szenen beurteilen?

·       G: die erste Szene ist werkgetreu, mir eigentlich ein bisschen zu getreu, ein wenig mehr Einfall wäre möglich. Tenor hatte Gelegenheit schön zu singen, man hat es genossen. Der arme Spastiker, man bewundert ihn dass er so noch singen kann, das ist eine Zumutung für einen großen Sänger, und ist ein schöner Mann!

·       Sch: Gibt ja noch viel mehr Zumutung, Urinale, Putzfrauen usw.

·       Heinicke (H): wenn ich die Bilder betrachte, würde ich nicht sagen, dass das werktreu ist.

·       Die Regieanweisungen Wagners sind aus seiner Zeit. Es gilt zu überlegen: Was hat sich der Meister gedacht und was denke ich mir heute, aber immer mit der Partitur als non plus ultra.

·       Ich bin gefragt wurden: Warum bleiben sie so genau an der Partitur und machen nicht was Modernes? Ich sagte, das hieße ja ich würde mich höher als Mozart erachten.

·       Befindlichkeiten der Regisseure werden heute höher geachtet als die Menschen, die auf der Bühne stehen, ein Sänger, der sich gegen Spastik wehrt, verliert seinen Job, kaum ein Sänger sagt heute “nein“.

·       Sch: Der gerade verstorbene Kurt Moll hat “nein“ gesagt, er erlaubte es sich!

·       Ein großer Irrtum der Regisseure ist: sie glauben, sie müssten die Botschaften der Stücke in Bilder des heutigen Alltagsleben übersetzen, aber es geht ja nicht um unseren heutigen Alltag, es geht um Zukünftiges, Illusionen, um Wünsche und Träume, das kann man nicht (…) in 60er Jahre Schuhkartons inszenieren.

·       G: Für alle Probleme, die uns heute bewegen, gibt es Film, Fernsehen, Musical, Internet, Streaming zuletzt André Chenier aus der Bayerischen Staatsoper.

·       Oper ist veredelt, bewegt sich in Sphären oberhalb des alltäglichen Lebens, man muss nicht katholisch sein, um eine Messe auf dem Petersplatz schön zu finden. Man braucht Oper, um dem Alltag enthoben zu werden, Oper veredelt.

·       Mit „Kinder schafft Neues“ – hat er nicht gemeint, die Stücke zu verhunzen. Ich lehne es ab und ich glaube, Sie auch, tun sie es auch laut kund. (Applaus)

·       Sch: Ergänzung, Man kann statt eine Kutsche einen Cadillac nutzen, das ist nicht Aktualisierung.

·       Erzählt von Mailand Tosca, es gab kein Geld mehr; um die Premiere zu retten, es wurden 1900 Ursprungsbilder der Ursaufführung verwendet, in 9 Tagen Premiere gestellt, war die aufregendste Tosca, die ich je gesehen habe,

·       es wäre an der Zeit, szenisch historische Aufführungspraxis durchzusetzen, warum macht Bayreuth nicht einmal eine Uraufführungskopie des Tristan – die ganze Welt würde anreisen!

·       H: Ich plädiere immer mehr dafür, die Stücke in der Zeit zu lassen, wo sie der Autor hingesteckt hat.

·       Mit der letzten Meistersinger Aufführung (..) da gibt es so viel, in so vielen Dingen, die auch unseren Problemen entsprechen. Der Zuschauer ist intelligent genug, das zu übersetzen, dazu kommt der Schauwert.

·       Die Menschen, die dieses Werk heute singen, sind Menschen von heute, sie haben eine andere Individualität als Sänger als noch vor 100 Jahren, wenn wir die Schauspielkunst damaliger Sänger sehen würden, würden wir uns totlachen…

·       Sch: Menschen von heute spielen anders als vor 100 Jahren.

·       H: Bei Diskussionen in Chemnitz sagte ich: Das Wichtigste für eine Opernaufführung ist Musik, die Sänger und Licht. Wenn die Beziehung untereinander gut ist, dann gelingt es, das was im Text und in Musik angeboten ist, so genau wie möglich umzusetzen.

·       Sch: Es fällt das Stichwort „Handwerk der Regisseure“

·       Das ist eine Dummheit: Ein junger Mann auch wenn er dummes Zeug erzählt, Konwitschny war begabt.

·       Zitat Herz: Es gibt hochmusikalische Regisseure, die aber anscheinend den Ehrgeiz haben, für ein bereits genmanipuliertes Publikum zu spielen, das in der Lage wäre, zwei Stücke gleichzeitig aufzunehmen, Musik und Text und gleichzeitig - nicht zugehörig -  Bühne usw.

·       H: Wer mit dem Reclamheft Oper inszeniert ist ein überflüssiger Charakter. Ich bin versucht eine Mozartpartitur so umzusetzen. Die Meister haben komponiert, was auf die Bühne umzusetzen ist.

·       Heute gibt es den Aspekt der ’Freiheit der Kunst’. Wenn ein Regisseur sein Inneres nach Außen kehren will, warum macht er das bitte mit meinem Geld? Ich beschneide nicht die Freiheit der Kunst, aber manches hat nichts mit Kunst zu tun, sondern ist Unsinn.

·       Sch: zurück zum Handwerk der Regisseure.

·       Das größter Problem sind die Intendanten, die heute viele fachfremde Leute inszenieren lassen, die von Oper keine Ahnung haben, die die Stücke blöd finden, siehe ein Regisseur in Berlin über Aida „ist ein Scheiß-Stück“. Zu viele Unberufene sind als Regisseure tätig … von der Architektur, vom Film, von unter dem Motto, siehe Dörrie: “ich versteh ja nichts von Oper, aber ich mach sie gerne!“ – wenn so jemand Opern inszeniert, da sind die Intendanten verantwortlich.

·       Frage: Wie sehen sie die Intendanten?

·       G: Ich habe mit mäßigen und großartigen gearbeitet. Problem liegt in der Politik, wie kommen die dazu, mit völliger Gleichgültigkeit solche Leute in hohe musikalische Positionen zu setzen?

·       Es ist zu viel Geld da, das falsch ausgegeben wird… Wir müssen uns zusammenrotten gegen die Politiker, die diese Intendanten anstellen, die Leute anstellen, die die Opern verhunzen. Wir sägen damit den Ast ab, den wir zum Blühen bringen wollen. Die Politik ist die Quelle des Übels, die engagieren die Intendanten! Ich arbeite in Hannover an einem Bürgerbeirat, der hier Einfluss nehmen will. Und auch wenn es denen lieb wäre, ich gebe nicht auf.

·       Sch: Grundlage dafür ist eine verfehlte Bildungspolitik, gibt kaum noch Schulen wo Musik als Wert ernsthaft unterrichtet wird.

·       Oper als Wert existiert im allgemeinen Bewusstsein nicht mehr, Respekt vor Oper als autonomes Kunstwerk schwindet, niemand käme auf die Idee, einen Picasso zu zerschneiden, um ihn in einen neuen Rahmen zu zwingen, aber Oper wird nicht mehr ernst genommen als Kunstwerk.

·       Wie groß ist der Einfluss der Politiker auf die Gestaltung des Theaters? Politiker sind unerfahren mit Kultur, das sind selten sehr engagierte Personalentscheidungen, in Berlin gibt es fragwürdige Kultursenatoren, die fragwürdige Intendanten aussuchen, die fragwürdige Regisseure aussuchen …

·       H: Ja, es ist ein entscheidendes Problem, dass zwischen Bürgermeister und Intendanten keine Gespräche stattfinden. Die Politik will Leute, die keine Probleme machen, sondern tun, was Politik vorschreibt. Ein Politiker kann nicht reinreden, außer Steuergelder werden verschwendet.

·       Wenn das Publikum mit Füßen abstimmen würde, hätten wir weniger Probleme. Aber in den meisten Fällen ist Publikum verunsichert “sind wir diejenigen, die es nicht verstehen?“, also gibt es höflichen Applaus für die Leistung,

·       Ich habe in Chemnitz mit 3 Intendanten zusammengearbeitet, der 1. wurde mit Eintritt ins Rentenalter freundlich abgeschoben „Sie machen uns zu viel Probleme“, 2. Wurde mit Lorbeeren empfangen, weil er alles umsetzen wollte, was Stadt verlangte, dann kam nichts mehr, und es wurde schwierig, 3. ist Gehorsam, macht alles was Stadt verlangt - und das wirkt sich nicht gut auf das Theater aus! Ein Intendant hat die Aufgabe, zu kämpfen. Es gibt keinen Kulturjournalist mehr, da schreiben Leute, die haben keine Ahnung. Also zur Frage Eingriff der Politik in Kunst – geht nicht.

·       Sch: Damit sind wir wieder bei der Frage der Verantwortlichkeit, Herr Richter (R), sie haben das Leipziger Opernleben lange beobachtet. Wie betrachten Sie die heutige Situation?

·       (R) Mit gespaltener Zunge muss ich sagen:

·       Gab damals frischen Wind mit Herz, der war immer umstritten, auch vom Feuilleton, aber Leute sind hingegangen, es gab das Brigadetagebuch “wir haben Kultur genossen“, viele einfache Leute hatten Gefallen am Theater, DDR Kulturpolitik, man hat Leute reingetrieben, aber es hat was gebracht.

·       Zimmermann: neue Oper, hervorragende Opern.

·       Heutige Premieren: da treffen sie viele Leute, die da sind, weil es schick ist, man applaudiert immer…

·       Sch: Das ist der Bildungsnotstand: Das Publikum applaudiert sich selbst, “wir können es uns leisten hier zu sein“.

·       Wir haben vieles gegen Regietheater gesagt und ich sehe viel Unerfreuliches. Viele machen Regisseurstheater, die ihres machen und dennoch vermitteln sie in der anderen Sichtweise das Stück, Stück wiedererkennbar lassen

·       G: Nennen Sie mir ein Beispiel!

·       Sch: Ich könnte viele nennen. Bsp. fabelhafte Salome in Magdeburg, verstörend neue Inszenierung in archaischen Bildern, aber es hat das Stück erklärt, das ist das Wichtigste: Das Stück muss sich aus der Inszenierung erklären.

·       G.: Diese Regisseurin scheint dem Stück mit Respekt begegnet zu sein. Warum nicht ein wenig aktualisieren? Gut, aber es gibt Schauspielregisseure, die bringen ihre eigenen Neurosen auf die Bühne, sind völlig unmusikalisch “wann ist die Scheiß-Musik endlich zu Ende?“

·       Es gibt richtig und falsch… Richtig kann eine modernisierte Inszenierung sein, stilisiert heute oder nicht, aber man muss es mit Respekt machen! Ich wehre mich gegen Schauspielregisseure, die nicht hören können.

·       Sch: Es gibt Stücke, wo Themen behandelt werden, die heute schwer vermittelbar sind (Bsp. Freischütz), das Stück glaubwürdig heutigen Menschen zu vermitteln, ist fast nicht möglich… Sittenbild dieser Zeit usw. ist uns fremd, historische Konflikte… Regisseure lenken ab und machen daraus ein Stück ’Mann mit Angst vor Frau’ oder so, aber Musik ist die gleiche.

·       H: Freischütz ist eines der kompliziertesten Opernwerke, die ich je gemacht habe,

·       man kann die Fragen, die es aufwirft, nicht beantworten für das Publikum, aber aus der Zeit heraus ein Sittenbild zeigen, das geht, das so vorzuführen, dass es nachempfindbar ist, dann hat es eine ungeheure Wirkung und dann ist es auch nicht museal; Luthervergleich.

·       wichtig ist dass den jungen Menschen das vermittelt wird, worum es geht.

·       H: Viele gute Beispiele, wo Regisseure einem Stück eine völlig neue Farbe abgewinnen konnte und es wirkt, auch wenn etwas nicht stimmt. (Bsp. Inszenierung mit tollen Kritiken ?) “Das war toll, aber falsch!“

·       S: Das war eine Inszenierung, über dessen Aussagekraft lässt sich streiten, aber … Oper ist Zaubertheater im besten Falle. Oper darf nicht langweilig sein, sie muss faszinieren und dann vermittelt sie auch was.

·       G: Ich habe viel gelernt von Götz Friedrich… Charakter als Haut überziehen, aber es war eine mühsame Arbeit, wie der gebohrt hat bis man das gefühlt hat was man singen sollte… das ist das, was das Publikum aufnimmt, wenn da jemand ist, der will was Spannendes erzählen, wenn es ehrlich gemeint ist, spürt das Publikum das. Es geht darum, etwas ausdrücken und Musik veredelt es. Wenn man sich aber vier Stunden ekelt, dann dürfen wir nicht mitmachen.

·       S: Ja, die Ausdruckskraft eines Sängers… Es gibt faszinierende Regisseure. (Bayreuth Parsifal-Übertragung, Regie: Stefan Herheim),

·       Das sind große Inszenierungen mit Bilderfülle, die kaum jemand versteht. Es geht nicht darum eindeutig zu sein auf der Bühne, man muss nicht alles verstehen. Es geht um mögliche Assoziationen.

·       Frage: Kann ein Stück eindeutig inszeniert werden?

·       H: Niemals mit dem Anspruch das alles verstanden wird!

·       Dafür gibt es zu viele Momente, die zusammengebracht werden müssen, wenn es dem Regisseur gelingt, das Emotionale herauszufordern, das ist es. Die meisten Besucher können anschließend kaum eine Handvoll Details erzählen, meine ganzen Ideen können die gar nicht auseinandergenommen aufnehmen

·       S: Herr Richter, was erwarten Sie, wenn Sie in die Oper gehen?

·       R: Faszination, Musik, Sänger die ihr Handwerk beherrschen.

·       Ich will berührt sein. Oper kann jene Dramatik bieten, die Schauspiel gar nicht bieten kann. Wer die Oper als Kick sehen will, ist fremd dort. Alberne, komplizierte Verdi Konstellationen, der Unwissenste ist davon berührt – darum geht es und das fehlt mir oftmals.

·       S: Die Reife der Sänger!? Was macht man mit dem Ensemble wenn Sänger nicht mehr glaubwürdig die Rollen auf die Bühne bringen können?

·       G: das habe ich oft erlebt  … das Evchen geht jetzt nicht mehr, viele Tränen von schweren Bässen und Sopranen… das ist bitter.

·       Wenn die Leute einen Intendanten haben, der ihnen das klar macht und sie fühlen sich dennoch behütet, dann kann man die schlimme Zeit überwinden und langsam in das Altersfach überführen, man muss liebevoll mit diesem Instrument umgehen. Stimme ist ein Kunstwerk für sich wie der Köper einer Tänzerin, Oper ist ein Kunstwerk für sich, Hans Peter Lehmann konnte das, Leute sind dageblieben auch im Altersfach, Intendant muss auch fordern und Sänger vor einem Irrtum bewahren, z.B.: wenn Sänger zu früh Rollen singen wollen, ich weiß nicht, ob Politiker da die richtigen Leute auswählen.

·       S. Die kennen sich nicht aus!

·       G: Dann sollen sie sich beraten lassen

·       S: Das tun sie nicht!

·       S: Es braucht Intendanten, die klug genug sind, die Sänger nicht zu verheizen.

·       H: Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust.

·       Die eine möchte weiter den Ensemble-Gedanken tragen und entwickeln, 40 Jahre damit gearbeitet, die schwersten Jahre, wo das Ensemble Stammpersonal war, riesige Arbeit, für alle Stücke finden und beschäftigen, und hart gegenüber Künstlern sein, Vertrag nicht verlängern und wenn Entwicklung nicht so ist, wie vorgestellt…

·       Andere Seite: Semi-Stagione-Prinzip: das ist für künstlerischen Leiter viel einfacher, unglaublicher künstlerischer Gewinn, weil man Stücke ansetzen kann, wo man sich Sänger fachspezifisch dazu engagiert, ist viel einfacher aber ob es besser ist, weiß ich auch jetzt nicht genau.

·       S: Es war immer so dass es Stagione-Theater gab, musterhaftes Ensemble für eine Serie.
Frage ist was soll Kunst oder Oper? Ich finde, Oper ist was ganz besonderes, ein Fest, Oper war immer eine Luxuskunst. Das hat zur Folge, man darf viel erwarten. Stagione-Prinzip mit möglichst passgenauen Besetzung scheint da gut zu sein.

·       G: vergleichen wir es mit Fußball… Ensembletheater ja oder nein ? – Ich vertrete Ensemble Theater! Man kennt seine Leute wie beim Fußballverein, wenn über ein solches Ensemble Regietheater hereinbricht, wenn die Leute verstört sind, ist das schlimm.

 

·       Anmerkung Publikum: Wir kommen vom Thema weg!

·       S: Fragen aus Publikum.

·       Ensembletheater hat den Vorteil: Intendanten haben früher selbst inszeniert, kannten ihre Leute, man konnte Leute untereinander einsetzten, man hatte längere Verträge.

·       S: gibt Argument für und gegen das Ensemble-Theater, nun zu Fragen:

·       Publikum, Frau Veit: zum Anfang zurück Einspielung, sie haben gesagt sie haben zwei Deutungen gesehen, ich habe eine gesehen, das erste habe ich als werkgetreu Wagner empfunden, das sind für mich Sternstunden, wenn ich es so erlebe, wie ich denke, dass er es gewollt hat, ich empfinde das nicht als langweilig. Ich oute mich als Gegner des Regietheaters, ich möchte die Stücke so sehen, wie sie vom Schöpfer gedacht waren.

·       H: Es ist eine Diffamierung meines Berufsstandes, wenn man den Begriff des Regietheaters verteufelt, jedes Stück hat einen Regisseur.

·       S: Besser Regisseurstheater, Frage an Publikum: Gibt es jemand der sagt, ich sehe gern etwas Neues? (2 Meldungen aus Publikum) Meldung:  zur zweiten Szeneneinspielung “Mich hat das fasziniert. Ein unschuldiger Embryo der da lag, kein Spastiker, der in die böse Welt fiel .. und zuckte, ganz hilflos… Machen Sie es sich doch nicht so einfach mit Eindrücken, die von den alten Bildern abweichen, man muss doch nicht 100% Regieanweisungen umsetzen!

·       S: Ich habe 70 Tristane, 20 Ringe … usw. … erlebt. Wir haben viele Vergleiche!

·       H: Es ist absolut legitim, dass es 70 verschiedene Meinungen  gibt. Bewahrendes muss nicht buchstabengetreu sein.

·       S: Es gibt aber durchaus objektive Kriterien, ob eine Inszenierung gut ist.

·       Regietheater kann auch gelingen (Bayreuth Lohengrin). Wichtig ist der Begriff Verantwortung. Grundsätzlich sich entscheiden müssen über die Richtung ist falsch, weil künstlerische Freiheit wichtig ist.

·       Publikumsbeitrag: Ich plädiere für Offenheit für Regietheater. Wie soll man 10 Stücke in Bayreuth ertragen, wenn es immer exakt am Text entlang, exakt an Regieanweisungen entlang geht?

·       S: Wie gehe ich mit meiner Verantwortung dem Stück gegenüber um?

·       Publikumsbeitrag: Wenn ich in die Oper gehen, sehe ich immer dieselben Leute, die jungen Leute habe ich noch nie gesehen, dass man die anspricht…  in ein paar Jahren ist die Oper ganz leer. Dagegen ist die  Komische Oper in Berlin immer rappelvoll und da sind junge Leute, hier in Opern sehe ich nur Alte.

·       S: Das ist ein deutsches Problem, in Italien ist Publikum ganz jung, 1/3 unter 27… Warum ist es in Deutschland so schrecklich?

·       H: 1990 in Chemnitz Sinfoniekonzert, Durchschnittsalter 60.
25 Jahre später, genauso… Die Jungen sind älter geworden und sind dann ins Konzert gegangen. Das ist auch ein Reifeprozess; die jungen gehen wegen der Show…, Theater hat allgemeinbildende Aufgabe für gesamtes Spektrum.

·       S: Barrie Kosky macht faszinierendes Theater mit Mut, aber wenn man 5 Stücke sieht, ist es fast immer das gleiche, immer Travestie, Tuntentheater. Das geht in einigen Stücken gut auf, in anderen nicht. Ich behaupte die Leute kommen und amüsieren sich und verstehen das Stück nicht, ich prophezeie ihnen, es kommt der Punkt, wo die Leute da auch nicht mehr kommen.

·       G.: Diesen ewigen Tuntenball auf Wagner übertragen (das hat er bei uns gemacht), das war sehr schlimm;

·       Theater machen Jugendarbeit, sie erleben was ist Oper so wie die Sportvereine, an manchen Theatern wird das gut gemacht, wenn die Kinder dann mal in ein Theater gehen und diesen Krampf sehen, dann sind die bedient!

·       V: zum Bildungsnotstand, es gibt viele gute Musiklehrer.

·       S: Wann waren Sie in der Schule? Ich bin erschüttert, wie wenig Musik unterrichtet wird.

·       Publikumsbeitrag: Theater ist immer Ausdruck seiner Zeit. Man kann heute nicht mehr inszenieren wie vor 40 Jahren. Man muss sich auf die Zeit einstellen. Wenn ich heute in eine Vorstellung gehe, muss ich wissen, wer kommt denn, für wen inszeniere ich denn? Wenn die Leute gehen und sind berührt, die kleine Seele ist berührt, dann ist das wunderbar!

·       S: Es gibt Regisseure, die wollen sich selbst beglücken, nicht die anderen.

·       Publikumsbeitrag: Regisseure sind alle ein wenig verrückt. Das Niveau der Oper gesanglich ist besser als in der DDR, aber die letzte Premiere Freischütz… wenn ein Amerikanerin und ein Russe und Chinese fleißig deutsch lernen und gefühlsmäßig sich treffen müssen; bei 4 Ausländern dann ist das ein tolles Konzert im Kostüm, aber emotional berührt hat es mich nicht.

·       S: Das ist das Thema der Gesangsausbildung, und es war eine Israelin (keine Amerikanerin).

·       Publikumsbeitrag: Regietheater wenn es modern gemacht wird, muss es ganz modern sein, Männer moderne Kleidung, Frauen alte, das hat keine einheitliche Linie, (Sch: man könnte sagen: sie will Bogen spannen von Historie zu Moderne), ganz modern oder gar nicht).

·       S: Ein Stück muss glaubwürdig sein und bewegen.

·       G: Je sparsamer die Mittel verwendet werden, desto stärker kommt der emotionale Gehalt heraus.

·       Zuruf Publikum: Weniger ist mehr!

·       Publikumsbeitrag: Wie schätzen sie das ein, ob die Vielzahl der Spielstätten vielleicht ein Teil des Problems für den Kulturbetrieb ist?

·       S: Ich finde es schön, wenn viel Oper gespielt wird. Frage ist, ob es sich rechnet. Aber künstlerisch ist es ein Ansporn zu Kreativität.

·       G: Finde ich auch, das ist gut, besonders für junge Leute.

·       Publikumsbeitrag: An Diskussionslage erinnert, Peter Stein (youtube) Interview er sagte das Problem sei die „Konventionsfalle des Unkonventionellen“, die Regisseure wollen auf Teufel heraus abweichen.

·       S: Wenn jemand hochbegabt ist, ist es wurscht, wie er Dinge auf die Bühne bringt.

·       G: Es war wunderbare Zeit mit Zadek und … viel probiert, aber immer werkbezogen und mit Respekt, wenn es zu schlimm wurde, haben die Bremer Zuschauer fast die Bühne gestürmt,

·       Ich kenne Regietheater, wie es anfing, das hat es immer gegeben: Regie. Aber es ist eine Spielleitung und nach meiner Meinung nicht mal eine Kunst, es ist eine Zuarbeit, um ein Stück auf die Bühne zu bringen, sie dienen.

·       Publikumsbeitrag Frau Veit:

Zitat von Peter Stein:
"Ich lasse mich nicht verarschen. Alles muss modernisiert werden, man darf nichts mehr so machen wie es früher gemacht worden ist, in der Renaissance war das so, bei Schiller und bei Goethe. Diese dämliche Wichtigtuerei der Regisseure! Was soll denn das! Der Regisseur ist völlig unwichtig. Er soll Vermittler sein zwischen dem Autor und dem Zuschauer. Das wesentliche sind natürlich die Schauspieler. Die Regisseure haben ständig Einfälle.
Grauenvoll ! "
(Interview in ’Die Presse’, 19. April 2010)


 

·       S: Das ist eine sehr zugespitzte Formulierung, Kollegenschelte.

·       Publikumsbeitrag: Ich möchte fragen, ob es sich gehört, wenn ein Regisseur die Handlung der Oper verändert? Wie kann sich das Publikum äußern, wie es gefallen hat? Hat wenig Gelegenheit… murrt mit Freunden, Kollegen… Ich klatsche, weil die Sänger haben Leistung gebracht. Die Sänger ärgern sich vielleicht, wenn Arbeit nicht gut war und wir freuen uns, wenn Publikum buh ruft…

·       S: persönlichen Brief an Intendanten schreiben, die nehmen das ernst.

·       Rückfrage: Sind sie sicher?

·       G: Schreiben Sie!

·       H: Regisseur darf grundsätzlich die Handlung nicht so verändern, dass das Stück entstellt wird, aber man kann komprimieren.

·       S: Gibt Regisseure, die Stücke sehr verändern, Freischütz in Erfurt z.B., da gab es keine Nummer in normaler Abfolge, solche Extreme sind selten. Wehren Sie sich, schreiben sie an Intendanz oder Kulturpolitiker!

·       Wir haben alle Aspekte berührt, Einladung zum Schlusswort.!

·       Krakow: Dank an alle, die Meinung geäußert haben, wir haben unterschiedliche Standpunkte gehört, eher eine Linie im Podium mit Akzentuierungen.

·       Deutliche Reaktionen bei Holländer Premiere, direkt im Theater auch anschließend, mit heftigen Reaktionen auch auf meine Person hin, die Diskussionskultur liegt teilweise im Argen, manchmal redet man über statt miteinander.

·       Den klassischen Ring Nibelungen in Jahrhunderthalle Breslau, sehr junges Durchschnittsalter.

·       Bin auch mehrmals in Schulen gewesen.

·       Entfernung eines großen Teils der Bevölkerung von Religion macht es auch nicht leichter, Dinge zu verstehen, die durch 2000 Jahre Christentum beeinflusst sind. Wie bringt man das einem heutigen Publikum nah?

·       S: Historische Dimension und religiöse und musikalische .. .wenn das nicht da ist, wie soll es in Theatern verstanden werden?

·       G: Theater hat einen Bildungsauftrag, ich habe viele Jahre Musiklehrer ausgebildet, Schüler sehen das heutige Regisseurstheater und sagen hinterher zur Lehrkraft: “tun sie uns das nicht mehr an“. Junge Leute an deutsches Kulturgut heranzuführen, ist wichtige Aufgabe

·       S: Es gibt keinen Bildungskanon mehr, es sollte doch festgelegt werden, was kennengelernt werden muss, aber ohne Elternhaus und Schule - keine Chance!

·       Es gibt viele Initiativen, die aus Theater heraus Schüler unterstützen, wenn Kinder eingeführt sind und verstehen was passiert.

·       G: Bitte an Publikum, einverstanden zu sein, aus dieser Veranstaltung etwas herauszukristallisieren und das weiterzugeben (kein hörbares Veto)

·       S: Vielen Dank Wir haben viele Seiten beleuchtet. Dank und Verabschiedung

·       Krakow: Dank seitens Wagner Verbandes bei Podium

·       “Vorhang fällt und alle Fragen offen?
Fragen werden auch immer wieder neu gestellt.“

 

für das Protokoll - gez. Christiane Voigtländer

 

 

Resolution

Die Bürgerinitiative Opernintendanz ersucht die kulturpolitischen Dienststellen, die leitenden Positionen im Bereich Musiktheater erst nach Beratung mit fachkompetenten Gremien zu besetzen.

Voraussetzung ist eine ordnungsgemäße öffentliche Ausschreibung, sorgfältige Recherchen über Studium und vorheriges Arbeiten.
Persönliches Gespräch und Befragung im Kreis des Sachverständigenkollegiums.

So können Fehlentscheidungen zugunsten der Vertreter des Regisseurstheaters vermieden werden.

Es ist untragbar für unsere Kulturnation, dass der Bildungsauftrag missachtet wird, die Opernhäuser leer stehen und Steuergelder vergeudet werden.

Für weitere Informationen stehen wir gerne zur Verfügung:
Bürgerinitiative Opernintendanz – Fehrsweg 2 – 30655 Hannover
info@marie–louise–gilles.de
 


 


Richard Wagner an Ferdinand Heine
Dezember 1852

“[...]
Gar nichts liegt mir daran,
ob man meine Sachen giebt:
mir liegt einzig daran,
daß man sie so giebt,
wie ich's mir gedacht habe;
wer das nicht will und kann,
der soll's bleiben lassen.
Das ist meine ganze Meinung,

[...]


 

 


 


Leipziger Erklärung der Richard Wagner Verbände der neuen Bundesländer und Berlins von 2008

Zitat
Die versammelten Richard Wagner-Verbände einigten sich drauf , ein verstärktes Augenmerk auf die Verantwortung der Intendanzen gegenüber dem Werk Richard Wagners und der Interpretation durch die Regisseure zu legen.
Zitatende


Kommentar:
Solange aber  Richard Wagner-Vereine in ihren Satzungen noch immer den Slogan verbreiten, sie würden sich für die Bayreuther Festspiele unterstützend einsetzen, kann man weder die Vereine, noch die heute noch immer als  F e s t - spiele bezeichneten Veranstaltungen dort in Oberfranken ernst nehmen.


 



 


Dass es zu szenischen Exzessen in Bayreuth - unbeanstandet durch RW-Vereine - kommen konnte, liegt an der Aussage der damaligen Frau Präsidentin RW-International und ehemaligen externen Lehrbeauftragten der HMTMH, Eva Märtson.

Im Protokoll der Sitzung des RWVI vom 9. Oktober 2011 heißt es:

Zitat
Ganz deutlich stellt Frau Märtson allerdings dar, dass der RWVI
den Bayreuther Festspielleiterinnen nicht sagen wird, was sie zu tun haben und was zu lassen!
Die Delegierten bekräftigen diese Aussage durch Applaus. Auch Herr Weyringer untermauert die Aussagen von Frau Märtson.
Es wäre anmaßend, wenn wir als RWVI in die künstlerischen Belange der Festspiele eingreifen würden!

Zitatende

Wenn sich Frau Märtson dann auch noch anlässlich einer Buchpräsentation von Jürgen Kesting in Hannover hinstellt und coram publico verkündet “Ich liebe modische Inszenierungen“ – sie sagte nicht ’moderne’, sondern ’modische’ Inszenierungen – braucht man sich nicht zu wundern, dass in Bayreuth und anderswo die Produktionen aus dem Ruder laufen.

 




Schlusskommentar
 


Wenn wir damals in Leipzig nicht den Mund aufgemacht hätten,
säßen wir heute noch hinter der Mauer in der Sowjet-Zone.

Marion Veit - Leipzig


 

 


Impressum
 



erscheint als nichtkommerzielles Beiblatt zu



- ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
KS Prof. Marie-Louise Gilles

Dipl - Kulturwissenschaftlerin
Büro 30655 Hannover – Fehrsweg 2

info@kulturjournal-hannover.de
Peter Lang
Büro 93047 Regensburg – Holzländestr. 6

info@kulturjournal-regensburg.de


Titelblatt: Alban Berg – ’Wozzeck’

 

Erscheinungsweise kulturjournal-regensburg zehn Mal pro Jahr von Februar bis August und Oktober bis Dezember
Ausgabe des Beiblattes als ’Eine Mitteilung an meine Freunde’ mit Auszügen aus dem
kulturjournal-regensburg in loser Reihenfolge, gebräuchlich am Anfang eines Monats
Ersterscheinung der Ausgabe Regensburg: 27.07.2007

Verteilung Regensburg:
Direktversand, Hotels, Theater, Galerien, Veranstaltungsorte, Tourist-Info, Bahnhöfe
Verteilung Hannover:
Direktversand an ausgewählte Leserschaft
Mitglieder der BI, Politische Parteien, Kultusministerien der Länder  Bund der Steuerzahler
Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger, Fach- und Tageszeitungen
RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover

 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.