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Zitatt
Marie-Louise Giftes hat an der
Folkwang-Hochschule in Essen studiert und war als Opern- und
Konzertsängerin 23 Jahre im festen Engagement unter anderem am
Hessischen Staatstheater Wiesbaden, der Bayerischen Staatsoper
München, dem Bremer Theater und der Niedersächsischen Staatsoper
Hannover tätig. Dort gehörte sie auch dem Betriebsrat an und wurde
zur Kammersängerin ernannt.
Operninszenierungen waren Das
Rheingold, Ein Maskenball, Carmen, Lucia di Lammermoor, Der Bär,
Eight Songs for a Mad King sowie Die Perlenfischer.
Dann folgte sie einem Ruf an die
Hochschule für Musik und Theater Hannover, war dort 17 Jahre lang
als Dozentin tätig und wurde zur Professorin ernannt. Sie gehörte
als beratendes Mitglied dem Kulturausschuss des Hannoveraner
Stadtrats an. Außerdem ist sie Jury-Mitglied im Deutschen Musikrat.
Mitglied der GDBA seit 1962
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Welche Aufführung hat Sie als Theater- oder Opernbesucherin
bisher am stärksten beeindruckt?
Obwohl ich inzwischen eine 'Ehemalige' bin, weiß ich noch ganz
genau, wie ich als Studentin in Bayreuth den 'Tristan' in der
Inszenierung von Wieland Wagner mit Birgit Nilsson als Isolde
erlebte. Diese präzise, gesangliche, inszenatorische und
bühnenbildnerische Meisterleistung gab mir - bei allen
Unterschieden in den Möglichkeiten - den Maßstab für meine
Arbeit als Sängerin, Pädagogin und Regisseurin.
Was reizt Sie an Ihrem Beruf?
Schon im Gymnasium habe ich Theater gespielt und im Chor mit
kleinen Soli gesungen, so dass ich nie Zweifel bezüglich der
Berufswahl hatte.
Das Erarbeiten schwieriger Charaktere in Extremsituationen,
dabei oft an der Grenze des sportlich machbaren, schön zu
singen, war für mich wesentlich realer als das 'Privatleben' mit
Einkauf, Wäsche und Rechnungen bezahlen.
Warum engagieren Sie sich
gewerkschaftlich?
Um künstlerische Leistungen zu beurteilen, gibt es nur wenige
objektive Kriterien.
Kündigungen 'aus künstlerischen Gründen' sind daher oft vom
Geschmack der Theaterleitung abhängig, so dass die Kollegen des
Schutzes durch unsere Genossenschaft bedürfen.
In meinen jetzigen Lebensabschnitt versuche ich, in der
Kommunalpolitik für die Anliegen des Theater zU kämpfen.
Was stört Sie an Ihrem Metier besonders?
Die Abhängigkeiten von Agenten, Intendanzen,
Besetzungsbüros.
Der Nachwuchs leidet beim Vorsingen unter der Unfähigkeit
'preisgünstiger' Korrepetitor/innen.
Haben Sie musikalische Vorlieben?
Außer Hardrock und free Jazz alles, was mich bereichert
und erfreut.
Was lesen Sie gerade?
Das französische 'Drame en cinq actes La Tosca' von
Victorien Sardou und 'Das Handbuch des Kommunismus - Geschichte
- Ideen - Köpfe', um besser zu verstehen, wie Terror-Regime
funktionieren: Patriarchat, Inquisition, Stalinismus, NS, IS
usw.
Mit wem möchten Sie gern einen Abend
verbringen?
Wie immer mit meinem besten Freund, Mitarbeiter und Ehemann -
Dieter Hansing.
Wem möchten Sie mal richtig die Meinung
sagen?
Den Tätern des Regisseur-Theaters, die unseren großen
Meisterwerken ihre sexuellen, politischen und Gewaltneurosen
überstülpen, das kultivierte Publikum aus den Theatern
verjagen, die Jugendlichen durch ihre Verfälschungen irreführen
und verrohen und mit teuren Bühnenbildern Millionen von
Steuergeldern vergeuden, statt diese dem künstlerischen
Personal zukommen zu lassen bzw. zum Bestand der Theater in
Gänze beizutragen.
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