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'Die Irren und die
Gierigen'
Ein kalter, sehr protestantischer
Kirchenraum empfängt das Publikum, das wohl mit etwas Wehmut an den
gemütlichen, gut höhengestaffelten, leider aber aus Sicherheitsgründen
nicht mehr tragbaren ehemaligen Gemeindesaal zurückdenkt.
Heue ist die 'dernière' der zwölf Vorstellungen , eine enorme Leistung
der Amateure, die Textlernen, Proben und technische Arbeiten jedes Jahr
mit einem anspruchsvollen literarischen Werk bewältigen.
Und warum sitze ich hier?
Weil ich mich auf eine geist- und respektvolle Aufführung freue und
nicht wie bei den mit Steuergeldern hoch subventionierten Staats- und
Stadttheatern nichts anderes erwarte als verärgert und angeekelt von den
Scheußlichkeiten des Regisseurtheaters aus dem Zuschauerraum zu fliehen.
Das hübsche Programmheft informiert anschaulich über den Autor und seine
Stücke, das im Geiste von Lessings 'Nathan' ein Plädoyer gegen
Intoleranz und passend in unsere Zeit eine humorige Absage an die Gier
ist.
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Die in der Villa Waldfriede eingesperrten 'Irren' sind trotz ihrer
Schrullen die wahren Humanisten und der Autor bietet den Darstellern
prägnante Möglichkeiten zur Charakterisierung der verschiedensten Typen.
Emily Winter - auch verantwortlich für die präzise kennzeichnenden
Kostüme - führte uns eine zwar kapriziöse, listige Person vor, die
schließlich ihre plump-gierige Sippschaft aufs Feinste blamiert. Eine
riesige Rolle, die sie mit Eleganz und fein abgestufter Sprache
meisterte.
Birgit Langer als Lily-Belle genoss prächtig aufgezäumt und mit Brillis
gespickt die Wucht ihrer Rolle, ein trotz allem charmantes Schreckbild
weiblicher Tücke, während ihre Brüder - Michael Wöstefeld und Christian
Nieske - die Banker und Spekulanten verkörperten, die in ihrer
schmierigen Art soviel Unheil über gutgläubige Investoren gebracht
haben, geradezu prophetisch war der Autor.
Eine liebestolle Schwärmerin, eine alles hassende Pseudo-Malerin, ein
Nicht-Geiger, ein Nicht-Pianist (köstlich tüddelich Arne Borstelmann),
das einsichtige Anstaltspersonal und der verständnisvolle Arzt, jede
Figur eindrucksvoll präsentiert zeigten uns eine Ensemble-Leistung, die
jetzt schon Vorfreude auf die kommende Produktion macht!
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