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Bericht

John Patrick
'Eine etwas sonderbare Dame'

Spielkreis Theater der Matthiaskirche
Groß-Buchholzerstraße 8
Repertoirevorstellung
04.03.2016
 

 
 

'Die Irren und die Gierigen'

Ein kalter, sehr protestantischer Kirchenraum empfängt das Publikum, das wohl mit etwas Wehmut an den gemütlichen, gut höhengestaffelten, leider aber aus Sicherheitsgründen nicht mehr tragbaren ehemaligen Gemeindesaal zurückdenkt.

Heue ist die 'dernière' der zwölf Vorstellungen , eine enorme Leistung der Amateure, die Textlernen, Proben und technische Arbeiten jedes Jahr mit einem anspruchsvollen literarischen Werk bewältigen.

Und warum sitze ich hier?
Weil ich mich auf eine geist- und respektvolle Aufführung freue und nicht wie bei den mit Steuergeldern hoch subventionierten Staats- und Stadttheatern nichts anderes erwarte als verärgert und angeekelt von den Scheußlichkeiten des Regisseurtheaters aus dem Zuschauerraum zu fliehen.

Das hübsche Programmheft informiert anschaulich über den Autor und seine Stücke, das im Geiste von Lessings 'Nathan' ein Plädoyer gegen Intoleranz und passend in unsere Zeit eine humorige Absage an die Gier ist.

 

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Die in der Villa Waldfriede eingesperrten 'Irren' sind trotz ihrer Schrullen die wahren Humanisten und der Autor bietet den Darstellern prägnante Möglichkeiten zur Charakterisierung der verschiedensten Typen.

Emily Winter - auch verantwortlich für die präzise kennzeichnenden Kostüme - führte uns eine zwar kapriziöse, listige Person vor, die schließlich ihre plump-gierige Sippschaft aufs Feinste blamiert. Eine riesige Rolle, die sie mit Eleganz und fein abgestufter Sprache meisterte.

Birgit Langer als Lily-Belle genoss prächtig aufgezäumt und mit Brillis gespickt die Wucht ihrer Rolle, ein trotz allem charmantes Schreckbild weiblicher Tücke, während ihre Brüder - Michael Wöstefeld und Christian Nieske - die Banker und Spekulanten verkörperten, die in ihrer schmierigen  Art soviel Unheil über gutgläubige Investoren gebracht haben, geradezu prophetisch war der Autor.

Eine liebestolle Schwärmerin, eine alles hassende Pseudo-Malerin, ein Nicht-Geiger, ein Nicht-Pianist (köstlich tüddelich Arne Borstelmann), das einsichtige Anstaltspersonal und der verständnisvolle Arzt, jede Figur eindrucksvoll präsentiert zeigten uns eine Ensemble-Leistung, die jetzt schon Vorfreude auf die kommende Produktion macht!

 

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