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Bericht

Gerhart Hauptmann

'Der Biberpelz'

Theater der Matthiaskirche
Hannover
Repertoirevorstellung
04.02.2018
 

 
 

'Mutter Wolffen und die Ihrigen'

Gerhart Hauptmann schrieb aus seiner Heimat Schlesien heraus. Er reiste von Erkner bei Berlin, wo er lebte, um für ’De Waber’ zu recherchieren.
’Schluck und Jau’ ist ohne den schlesischen Dialekt nicht zu denken.

So gilt das auch für ’Die Ratten’ als ’Berliner Tragikomödie’ und vor allem beim ’Biberpelz’ einer ’Diebskomödie, die irgendwo um Berlin in den 80er Jahren’ spielt.

Dieses ’Irgendwo um Berlin’ reicht im Süd-Osten bis in die Lausitz und nach Niederschlesien drüben auf der anderen Seite der Oder.
Also gibt es im Original eine Mischung aus Schlesisch und Berlinerisch.

Es kann das Stück seine Wirkung nicht entwickeln, wenn auf den Dialekt verzichtete wird. Wenn nur wenige der Darsteller sich bemühen, berlinerisch zu sprechen, dann fällt das Manko, den Urlaut nicht in die Aufführung einzubeziehen, besondern auf.

Dies gilt hauptsächlich für die beiden Hauptrollen: Mutter Wolffen und den Baron von Wehrhahn.

Sie, die Waschfrau, die in der Spree die Wäsche ’schweft’ und er, der als Amtsvorsteher, der als Militarist im Amt den Kaiser vertritt.

Beide deutlich im Ton und in der Sprache.
Sie drastisch in beidem, er zackig zumindest im Ton.

Natürlich ist es schwer im Text und im Dialekt ihren Ton und ihr Gebaren auch nur annähernd zu treffen, erinnert man sich an Therese Giehse, an Inge Meysel, an Grete Weiser und heutzutage Katharina Thalbach, die gerade im Theater am Kurfürstendamm in Berlin mit der ganzen Familie Thalbach / Besson beide Stücke ’Biberpelz’ und ’Der rote Hahn’ nach der Brecht’schen Vorlage von 1951 verschränkte.

Alle diese Schauspielerinnen ’knallen’ den Mitspielern und dem Publikum die Geschichte um Wilderei, Holzklau und den Pelzdiebstahl um die Ohren – und der Amtvorsteher ist besessen als Vertreter von 'Wilhelm 2' zu agieren.
Alles Liberale ist von Übel.
Die anderen Darsteller müssen sich um die beiden gruppieren und versuchen, sich zu behaupten.

Da das Stück auch noch Längen hat, verhindert dies einen schnellen Zugriff, das Publikum tut sich schwer, der Handlung zu folgen, da die Vertreter der Rollen nur schwer zueinander einzuordnen sind.
Wer ist wer und warum?
Da wird kurz vor Ende des Stückes noch eine Frau Dreier erwähnt, von der man bisher nichts hörte.
Was ist mit der Frau?

1893 fiel das Stück in Berlin bei der Uraufführung durch, wurde nur dreimal gegeben. Erst 1894 nach Wien begann das Stück sich auf der Bühne zu etablieren. Kein Wunder, wenn in dem Kaiser seiner Hauptstadt, Wien, die Sprache der ’Piefkes’ – der Preußen und hier der Berliner – verwendet wurde.

Was wäre ’My fair Lady’, die Eliza Dootlittle mit ihrem oder “Ick jlobe et jeht los, wa! Und wenn nich, da blas ick ihm Pfeffern in Arsch!“

Ab 1898 sahen die Theater das Heitere über die Sprache – den Dialekt - im Vordergrund, weniger das Sozialkritische, das ja Hauptmann Zeit seines Lebens ein Anliegen war.

Durch das Betonen der komödiantischen Züge wurden die Typen zu den begehrtesten Rollen des Theaters im deutschsprachigen Raum.
Es liegt dem Publikum weniger an den Aussagen des Stückes nach dem Wort, sondern an dem ’Wie’, wie die Aussagen präsentiert werden.

Es hilft nichts, die Wolffen führt eine Berliner Kodderschnauze und der Wehrhahn ist ein Militarist mit ’Zack, zack!’

Alle anderen drum rum sind nicht weniger gut zu spielen, gibt man ihnen von der Dramaturgie und der Regie die Möglichkeit aus dem Kohlenkasten, aus der untersten Schublade zu agieren – zur Freude des Publikums, das sich sagt:

“So möchte ick och mal loslejen dürfen, immer druff, uff die Jroßen!“
 

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