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'Eine Mitteilung an meine Freunde'

Ausgabe November 2017

 

 

Vorwort zur November-Ausgabe 2017
   
 
  Hat die Hochkultur noch eine Chance?

Wer einigermaßen klar denken kann, bemerkt, dass alles mit allem zusammenhängt.

Wenn in vielen Gegenden die Bäume abgehackt wurden, wird das Erdreich weggeschwemmt, die Gegend verödet.

Wenn Menschen sich mit zuviel Zuckerzeug mästen, werden sie früher oder später leiden.
Wenn Menschen sich zu sehr unter Stress setzen, produziert der Körper Gift und sie werden krank.

Wenn Männer in patriarchalen Ländern zur Stärkung ihres Egos und auf Kosten ihrer für wertlos erachteten Frauen Scharen von Kindern produzieren, gibt es Hungersnöte und Völkerwanderungen.

Wenn in Deutschland der Begriff‚ ’sozial’ so falsch interpretiert wird – eigentlich ist der lateinische ’socius’ der Genosse, mit den man gesellig, umgänglich, verträglich lebt – dass, der Sozialethik widersprechend, das Bildungsniveau nicht für alle angehoben, sondern auf sträfliche Weise gesenkt wird, damit immer mehr Schüler das Abitur machen und die ’Note eins’ leichtfertig vergeben wird, dann folgt daraus eine Nivellierung nach unten mit der Gefahr der Verdummung , Vermassung, Verrohung.

Der Begriff ’Elite’ wird zum Schimpfwort, die Hochkultur, die unsere Werte repräsentiert, wird verhöhnt und durch oberflächliche, sensationelle Events ersetzt.

Auch die Oper ist Hochkultur.
Für sie zu kämpfen ist unsere Aufgabe.

Marie-Louise Gilles

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Kalenderblätter November
 

 



 

Vincenzo Bellini am 03. November 1801 geboren

Sein von der Callas wiederentdecktes Œuvre beschränkte sich nicht nur auf die 'Norma'.

Von Bellini gibt es eine Reihe von heute kaum mehr gezeigten Werken.

Es begann mit der 1825 uraufgeführten Oper 'Adelson und Salvini' - immerhin war Bellini da gerade erst einmal 24 Jahre alt, als Neapel das Werk spielte.

1826 folgte in Genua 'Bianca und Fernando'.
 

 

 

Mailand spielte 1827 'Der Pirat' und 1829 'Die Fremde'.

Ebenfalls 1829, dann aber in Parma 'Zaira'.

1830 kam in Venedig 'Romeo und Julia - auch bekannt als ’I Capuleti e i Montecchi’ -heraus und wiederum Mailand zeigte 1831 'Die Nachtwandlerin' und dann im gleichen Jahr die 'Norma'.

1833 war die Uraufführung von 'Beatrice di Tenda' in Venedig und schließlich in Paris 1835 'Die Puritaner'.

Bellini hatte das Glück, fast ausnahmslos - ab der Oper 'Der Pirat' und bis auf 'Die Puritaner' - mit dem Librettisten Felipe Romani zusammenarbeiten zu können, der auch Texte für Gioacchino Rossini, Gaetano Donizetti und Simon Mayr schrieb.

Er war 'Hausdichter' der Scala in Mailand und Bellini lernte ihn anlässlich der Premiere von 'Der Pirat' kennen.

Vincenzo Bellini starb schon mit 34 Jahren - angeblich hatte er sich mit seinem intensiven Schaffen mit neun Opern in zehn Jahren so übernommen, dass er einem Magenleiden nichts mehr entgegensetzen konnte.

 

       

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Die Geschichte um Sir John Falstaff
am 04. November 1604 uraufgeführt


Otto Nicolai und Giuseppe Verdi nutzten die Story für eine Vertonung. Nicolai nach dem Originaltitel 'Die lustigen Weiber von Windsor' und Verdi mit dem einzigen Titelwort 'Falstaff', auch am Staatstheater in Braunschweig ins Repertoire genommen, verantwortlicher Dramaturg damals der nunmehrige Direktor des Theaters Regensburg.

 


Google:
Bemerkungen_zu_'Falstaff'_im_'Staatstheater_Braunschweig'_17.06.2011

Google:
Bemerkungen_zu_'Falstaff'_im_'Theater_Regensburg'_01.06.2012

Ob nun wirklich Shakespeare das Stück schrieb oder wie vermutet wird, sein damaliger Kontrahent und Mitbewerber Christopher Marlowe - ist bisher ungeklärt.

Der Film 'Anonymos' soll nach dem Willen des deutschen Regisseurs Roland Emmerich aufzeigen, dass äußere Einflüsse wie die Situation im Elisabethanischen Zeitalter, die sich da abspielenden politischen Intrigen, Affären und Machenschaften, derer, die sich des Throns bemächtigen wollten und die dann auch die Londoner Theater bestimmten.

Die Story geht auf Plautus zurück, der um 205 vor der Zeitenwende sein Stück 'Der Maulheld' uraufführte und seinen Pyrgopolinices als Weiberhelden darstellt.

Außerdem zeigt sich die Figur im Capitano in der Commedia dell'arte und weiter in Ralph Undalls 'Roister Doister'.


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Friedrich Schiller am 10. November 1759 geboren

Neben Goethe war er der Träger der deutschen Klassik,
der politisch-gesellschaftliche Themen nicht ausklammerte, besonders dann nicht, wenn aus seiner Sicht zu kritisierende Vorkommnisse sich in seiner unmittelbaren Umgebung abspielten.

Sein Landesherr war Karl Eugen von Württemberg.

 

Der hatte seit seinen frühen Regierungsjahren absolutistische Machtansprüche auf Kosten des Volkes durchgesetzt und in maßloser Verschwendung und Genusssucht dokumentiert.

Als sich die Landstände, die vom württembergischen Absolutismus nicht beseitigt werden konnten, bei der Reichsführung über das Gehabe von Karl Eugen beschwerten, wurde er gezwungen, die von ihm verletzten Verfassungsgrundsätze anzuerkennen.
Dieser Erfolg trug sehr zur Stärkung des politischen Bewusstseins der Bürger bei.

Karl Eugen gründete die Karlsschule, zu dem Zweck, ihm ergebene Mitarbeiter, zu Beamten 'formen' zu lassen.

Auch Friedrich Schiller wurde aufgrund der vom Fürsten erkannten Intelligenz des Untertan, in die Karlsschule aufgenommen und zum Regimentsmedikus ausgebildet.
Er erkannte die Mangelerscheinungen im Lande sehr bald und begann, bei seinen schriftstellerischen Aktivitäten, das politische Manko einzugliedern.

So entstanden unter diesem Eindruck seine ersten Werke 'Die Räuber' und 'Kabale und Liebe', die gesellschaftliche Missstände aufgriffen und auf die Bühne brachten.
 

Heutzutage drehen die Theater Schillers Werke 'durch den Wolf', um das Publikum zu unterhalten, wichtig, dass 'auf jedem Sitz ein Arsch' Platz nimmt, der meist die Stücke nicht kennt, aber die Auslastung des Hauses und die Verlängerung des Vertrages des Theaterdirektors sichert.

Von Erfüllung des Bildungsauftrages und das noch zu Lasten des Steuerzahlers kann keine Rede sein
.

Beispielhaft hierfür:

Google:
Betrachtungen_zu_'Die_Raeuber'_-_Theater_Regensburg_am_1.12.2012

Google:

Kritik_'Kabale_und_Liebe_-_Schaubuehne_Berlin_01.11.09


Google:
Kritik_'Kabale_und_Liebe'_ -_Deutsches_Theater_Berlin_2010

Google:
Damals_in_Regensburg_Thema_des_Tages_17._Oktober_2012.htm


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Carl Maria von Weber
am 18. November 1786 in Eutin geboren

Der Vater ein Theaterbudenbesitzer - ständig auf Wanderschaft, die Mutter Sängerin.
So war das Kind Carl Maria seit der Geburt auf und hinter der Bühne.
Er war vertraut mit dem, was man spielte:
Haydn, Dittersdorf, Mozart, Hiller, Paisiello.

Abbé Vogler - Kompositionslehrer am Nationaltheater in Mannheim am Hof von Kurfürst Karl Eugen von der Pfalz - förderte Carl Maria von Weber, neben den anderen Schülern, die ihm anvertraut waren: Franz Danzi, Giacomo Meyerbeer.
 

 

Vogler empfahl Weber als Kapellmeister nach Breslau, der ging dann nach Prag und nach Dresden, immer im Bestreben, Routine durch Reformierung des Orchesterwesens abzubauen und die Systeme zu verbessern.
Während der Napoleonischen Kriege zog er als Klaviervirtuose durch das Land. Ab 1813 in Prag als Opernchef am Ständetheater veranstaltete er Einführungskommentare zu den aufzuführenden Werken, um die Themen dem Publikum näher zu bringen.

Die Deutsche Oper lag ihm am Herzen, die neben der von den Höfen favorisierten italienischen Konkurrenz nur ein Schattendasein führte. Er setzte sich für die Einführung von festen Probenplänen ein, vergrößerte den Chor zahlenmäßig, ordnete eine neue Sitzordnung des Orchesters an und dirigierte als erster mit einem Taktstock in der Hand vor dem Orchester stehend, mit dem Rücken zum Publikum.

Mit seinen frühen Werken wie ’Das Waldmädchen’, ’Peter Schmoll und seine Nachbarn’, ’Rübezahl’, ’Abu Hassan’ und dann mit ’Der Freischütz' und 'Oberon' positionierte er die deutsche romantische Oper in den Spielplänen der Opernhäuser.

Richard Wagner sorgte vierzehn Jahre nach Webers Tod für die Rückführung der sterblichen Überreste von London nach Dresden.


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Lili Lehmann am 24. November 1848 geboren

Im Revolutionsjahr kam sie in Würzburg zur Welt.

Kapellmeister Richard Wagner stand damals im weitesten Sinne auf den Barrikaden in Dresden und musste ein Jahr später in die Schweiz fliehen.

Er engagierte sie 1876 für die ersten Bayreuther Festspiele für die Woglinde, die Helmwige und die Stimme des Waldvogels.

 


Trotz der engen Kontakte zum sächsischen Meister - ihre Mutter eine Geborene Loew - war trotz ihrer jüdischen Herkunft eine gute Freundin Wagners - ließ sich Tochter Lili in ihrer gesamten Laufbahn nicht auf ein Stimmfach festlegen.

Obwohl sie die Partien häufig wechselte und damit auch von Fach zu Fach sprang, konnte sie ihren 'Gesangsapparat' flexibel halten und von der Königin der Nacht und der Rosina, Gilda später über Troubadour-Leonore auch die

Fidelio-Leonore,
http://youtu.be/2w3X2v6u3wI

und die Figaro-Gräfin, http://youtu.be/1vPB_TegOnU

wie auch
Elvira und Anna, Norma und dann auch die Walküren-Brünnhilde und die
Isolde
http://youtu.be/1GuqXbJMtlA
singen.
In ihrer Karriere zeigte sie sich in 170 Rollen 'querbeet' - für den heutigen Opernhörer kaum mehr vorstellbar, da man sich gerade bei Wagner an einen schwereren Stimmklang gewöhnt hat. Eine Venus sollte nicht wie ein Blondchen klingen - beide Rollen sang die Lehmann.

Die Zeit war eine andere, in der sie auftrat, der favorisierte Klang einer Sopranistin, ein anderer als heute, so dass die vorhandenen Aufnahmen der Lilli Lehmann das heutige Publikum zwangsläufig - abgesehen von den technischen Mängeln - irritieren müssen.

       

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Flotows 'Martha' am 25. November 1847 uraufgeführt

Nur wenige Theater können diese romantische Oper aus der Zeit der Revolution in Deutschland und Österreich noch spielen, denn nur an wenigen Häusern ist die deutsche Sprache Pflicht für ein Ensemblemitglied. Hinzu kommt, dass die deutschen Theater nicht geneigt sind, die Stücke in deren Zeit mit der Spannung zwischen Adel und Landvolk aufzuführen, sondern à la mode und zur Belustigung des Publikums der Handlung ein Bühnenbild und eine Personenführung überstülpen, die mit dem Werk nichts zu tun haben.

 

Hannover spielte es unter Gartenzwergen und die DOB in einem Altersheim.
Und das Oberpf. Metropol-Theater Regensburg zeigte eine Version 'Unter Robotern'.

Der 'Martha' war der 'Alessandro Stradella' mit Erfolg vorausgegangen, so dass die Wiener Hofoper ein weiteres Werk in Auftrag gab. 

Dem mecklenburgischen Gutsbesitzer Flotow gelang es, seine 'Martha' auch auf die internationalen Bühnen zu bringen, Caruso sang den Lyonel 1906 und 1915 an der Met. Das englische Ambiente führte zur Annahme der 'Martha' mit ihrem Markt zu Richmond auf der britischen Insel, Paris spielte es - die Oper war international gefragt, im Gegensatz dazu waren die Werke von Nicolai und Lortzing auf die deutschen Bühnen beschränkt.

Flotows Lebenszeit - am 27. April 1812 geboren - deckt sich nahezu mit der von Richard Wagner: 1813 - 1883.

Er sollte, aus einer adeligen Familie in der Uckermark stammend, in die Diplomatie gehen - gab den Gedanken bald wieder auf und widmete sich in Paris der Kompositionslehre.

Erste Stücke versuchte er in Paris aufzuführen, was aber nur unter großen Mühen möglich war. Als die Julirevolution Paris in Unruhe versetzte, ging er zurück nach Mecklenburg.

1844 zeigte Hamburg seinen 'Alessandro Stradella', dem in Wien 1847 'Martha oder der Markt zu Richmond' folgte.

1855 wurde er zum Intendanten in Schwerin ernannt, ging aber 1863 wieder nach Paris zurück. Er starb 1883 in Darmstadt.

Vicco von Bülow inszenierte 1986 'Martha' am Staatstheater in Stuttgart.

Weder die eine noch die andere Oper von Friedrich von Flotow wie

'La Duchessede Guise',

'Der Förster',

'L'esclave de Camoëns',

'Die Matrosen',

'Die Großfürstin Sophia Katharina',

'Rübezahl',

'Albin',

'Veuve Grapin',

'Pianella',

'Zilda',

'L'Ombre',

'Am Ruinenstein'

wie auch die Ballette 'Die Libelle' und 'Tannenkönig'.

wurden seit der Jahrtausendwende in die Spielpläne der Theater aufgenommen.

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Fortsetzung von Seite 23, Heft zehn, Oktober-Ausgabe

Lohengrin
Die Quellen - Literarische und historische Grundlagen

Die Forschung ist sich einig, dass von dieser Zeit des 9. Jh. nur sehr wenige Quellen etwas über die Zeit Heinrich I. aussagen. Die einzigen Primärquellen stellen die Geschichtsschreibungen von Widukind von Corvey, (gest. nach 973) und Thietmar von Merseburg, (gest. 1018) dar.

Die in der Beckerschen Weltgeschichte von Johann Wilhelm Loebell gemachten Ausführungen geben keine weiteren Hinweise außer, dass Heinrich 929 Prag eroberte und „[...] auch gegen die Dänen unternahm er einen Feldzug, eroberte Schleswig [...] und [...] stellte die Markgrafschaft Karl’s des Großen [...] wieder her.

(Loebell, Johann Wilhelm, Karl Friedrich Becker’s Weltgeschichte, Berlin 1836, Dritter Teil, Seite 221)

Hier wird eine Quelle genannt, die RW zu seiner Textfassung in der zweiten Szene des ersten Aufzuges führte „Und, König, du! Gedenkst du meiner Dienste, wie ich im Kampf den wilden Dänen schlug?“

Legt man die aufgeführten Quellen der Dichtung Richard Wagners zu Grunde, so lassen sich Stränge entwickeln, aus der die Dramaturgie der Prosafassung und der vertonten Textdichtung abgeleitet wurden und aus der sich die Protagonisten ergeben:

•         Lohengrin, der Schwanenritter vom Gral als Sohn Parcivals,

•         Elsa, die Herzogin von Brabant,

•         Heinrich der Vogler, deutscher Regent,

•         Friedrich von Telramund,

•         die Gegenspielerin, noch unbenannt, auf der Herzogin von Cleve
           beruhend,

•         der Heerrufer

Richard Wagner hat neben der eigentlichen Schwanrittersage auch vom Thema völlig abweichende Literatur benutzt, um hieraus seine Dichtung des ’Lohengrin’ zu verfassen. Aus den Nibelungen wird der Streit der Königinnen vor dem Münster, in den zweiten Akt des ’Lohengrin’ in das Gespräch Elsa / Ortrud “Zurück Elsa, nicht länger will ich dulden, dass ich gleich einer Magd dir folgen soll” übernommen.

’Die Böse’, also die Gegenspielerin der weiblichen Lichtgestalt, ist nicht in allen Quellen zum ’Lohengrin’ präsent. Sie wird lediglich im Baierischen Lohengrin als Gräfin von Cleve und bei den Brüdern Grimm als Herzogin von Kleve aufgeführt und gilt ihm als Vorlage für die Ortrud als die Initiatorin des Zweifels in Elsa und damit die Auslöserin der Frage nach der Herkunft von Lohengrin und nach seinem Namen.

Basierend auf Richard Wagners verwendeter Literatur geht die Figur der Ortrud auch auf das mit Zaubermitteln vertraute Kammerweib in Albrechts ’Der jüngere Titurel’ zurück.

Mit

“Nu wart ir sus geraten, sie solt von sinem liebe
ezzen einen braten der ergienc von einem kamerwibe:
‚heizet im nehmen den fuz zertenken siten
zu an dem gejagede, senn er sie entslafen sunder striten!

wird Elsa vorgegeben ein Stück Fleisch aus Lohengrins Leib zu essen, um ihn an sich zu binden.
(Albrecht, Der jüngere Titurel, Band III, Strophe 6020, Seite 408, Berlin 1992)

So zeigt sich der Hinweis von Ortrud in der Prosafassung “oh hättest du ihm des Körpers kleinstes Glied entrissen nur”, als eine Vorgabe aus dem ‚Jüngeren Titurel’.

Inwieweit Ortrud nun ’die Böse’ im Vergleich zu ihrer Zeit, ihrer Männerumwelt, der Zeitgeschichte, der Gesetzgebung im Sinne derer des 10., des 19. und des 21. Jahrhunderts zu bezeichnen sein könnte, geht zunächst aus den Quellen nicht hervor.

Dass sie Elsa dazu verleitet, den unbekannten Ritter nach dessen Herkunft zu fragen und dem Namen zu fragen, ist zunächst nichts Ehrenrühriges.

Ganz entscheidend für die persönliche Entwicklung und in Bezug auf die Gestaltung der Frauenfiguren in Dichtungen und Kompositionen Richard Wagners - speziell hier im Lohengrin - ist das Gastspiel, das die damalige Primadonna der Dresdener Oper in Leipzig gab und welches „[...] meinem künstlerischen Gefühle plötzlich eine neue und für das ganze Leben entscheidende Richtung gab.“

Richard Wagner erlebt sie als Fidelio-Leonore und nimmt stärkste Eindrücke von dieser Vorstellung mit.

„Wenn ich auf mein ganzes Leben zurückblicke, finde ich kaum ein Ereignis, welches ich diesem einem in Betreff seiner Einwirkung auf mich an die Seite stellen könnte.“

Nach diesem Erlebnis zweifelt er an seinem Talent und er glaubt „[...] erkennen zu müssen, dass eine große Verwirrung, welche nun auf längere Zeit in mein Leben, namentlich in meine Arbeiten eintrat, durch die übermäßige Erfülltheit von dem Eindrucke dieser Kunsterscheinung veranlasst wurde.“

Es kommt soweit, dass er nicht weiß „[...] etwas hervorzubringen, was in unmittelbarem Verhältnis zu dem empfangenen Eindrucke stehen möchte.“ Und er hätte gerne ein Werk schreiben mögen, „welches der Schröder-Devrient würdig gewesen wäre. [...]“ (ML S. 44)

Und bei einem Aufenthalt in Nürnberg erlebt er die Schröder-Devrient wieder als Fidelio-Leonore und als Emmeline in die Schweizerfamilie. Letztere eine früheste Jugendrolle der Sängerin, die sie eigentlich schon längst abgelegt hatte und „[...] für welche sie sich kaum mehr eignete und die sie auch zum Überdruss häufig gegeben [...]“ hatte.

Der Eindruck, den die Darstellung dieses jungen Mädchens neben der anderen Rolle innerhalb des Gastspiels, der heldischen Leonore, auf Richard Wagner machte, zeigt sich in „[...] Ergriffenheit und mein wahrhaftes Erstaunen, als ich an diesem Abend die unbegreifliche Frau erst in ihrer wahrhaft hinreißenden Größe kennenlernen sollte.“ (ML S. 113)

Und er bedauert, dass die sängerischen und darstellerischen Fähigkeiten dieser Sängerin „[...] nicht als Monument allen Zeiten erkenntlich festgehalten und überliefert werden kann.“ (ML S. 113)

Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass somit Wilhelmine Schröder-Devrient maßgeblich die Dramaturgie seiner Werke und der Rollengestaltung im Sinne seines Musiktheaters beeinflusst hat.

Wilhelmine Schröder-Devrient war die erste singende Darstellerin von Opernpartien in dem heutigen Sinne. Sie hatte sich einem Interpretationsstil zugewandt, der sich erheblich von dem der damaligen ’opera seria’ und ’opera buffa’ unterschied, bei der die Sänger ihre Partien, in Rezitative und Arien aufgeteilt, meist statuarisch an der Rampe dem Publikum zugewandt präsentierten.

Entsprechend der Rolle der Leonore war sie im Spiel eine aktive Frau, die nicht wie die Lyrischen sich der Freude oder dem Elend der Rolle hingab, sondern dem Erlösungsgedanken entsprechend agierte und damit deutlich – schon von der Dramaturgie her – in den Ablauf der Handlung eingriff.

Ein wichtiger Anstoß für die Form der dramaturgischen Gestaltung der Ortrud ist vor allem der Auftrag für Richard Wagner gewesen, in Dresden nach dem Tod des Musikdirektors Rastelli die ’Euryanthe’ von Carl Maria von Weber zu dirigieren. (ML, Seite 264)

Hier stehen dem lichten aber leidenden und erduldenden Paar Euryanthe (Sopran) / Adolar (Tenor), die aktive Seite, der Bariton Lysiart und seine Mitspielerin, der Mezzosopran, Eglantine gegenüber.

Diese Konstellation – bereits aus der 'opera seria' bekannt - ist die typische 'Schwarz-Weiß-Malerei’ des ’Gut / Böse Schemas’ der Opernliteratur.

Wie im ’Tannhäuser’ der Elisabeth die Venus gegenübersteht, so ist im ’Holländer’ das Schema nur insofern eingehalten, als der Senta die Mary als Mutterrolle und als Alt-Partie beigegeben ist.

Auch im ’Lohengrin’ folgt Richard Wagner der Vorgabe, dass ein Sopran die lichte Heldin als Dulderin und Erlöserin darstellt und der Mezzosopran den Part der aktiv planenden und gestaltenden Gegenspielerin übernimmt, sieht man davon ab, dass Brünnhilde und Fricka oder Waltraute mit ähnlicher Rollenverteilung bezogen auf die Stimmlagen belegt wären, denn Fricka und Waltraute sind keine Negativpartien im Sinne der Eglantine, sondern nur die jeweilige Mahnerin. Brangäne ist die Vertraute Isoldes. Kundry beinhaltet in einer Figur das Negative wie auch das Positive der Erlöserin.

Eglantine verhält sich gesetzeswidrig, indem sie sich z.B. der Leichenfledderei schuldig macht.

Entscheidend ist, dass Richard Wagner entsprechend der Zeitfolge der Veröffentlichungen der verschiedenen Forschungsergebnisse ganz eindeutig nur einen Teil unterschiedlicher Quellen gekannt haben kann.

Bereits 1826 also mit dreizehn Jahren hatte er Dichtungen von E.T.A. Hoffmann kennen gelernt, der als Romantiker versucht, das durch den Fortschritt der Naturwissenschaften zusammengebrochene Universalweltbild in einen Idealismus zu retten.

In seiner Undine ist die Wassernymphe seelenlos aber ausgestattet mit der unwiderstehlichen Sehnsucht nach Beseeltheit, die sie nur durch Heirat mit einem Sterblichen erlangen kann.

Die Basis für diese Struktur liegt bereits um 1320 als Egenolf von Stauffenberg die Historie von der ‘Nymphe im Stauffenberg’, das Christian August Vulpius 1805 nacherzählte. In ’Des Knaben Wunderhorn’ haben Brentano und von Arnim Romanzen des Ritters von Stauffenberg aufgegriffen.

Das Interesse an diesem Stoff seitens deutscher Dichter nach 1800 erklärt sich aus der romantischen Phantasie, in der ein irdischer Partner eine erotischen Bindung mit dem außerirdischen Wesen eingeht.

Die damit einhergehende dramaturgische Verknüpfung von Erlösungsidee und Liebestod entspricht den Vorstellungen von Vereinigung des Wunderbaren mit dem Alltäglichen.

Dem Schema der erlösenden Frau entsprechen die Figuren der frühen Werke ‘Die Feen’, ’Holländer’ mit der Senta, ‘Tannhäuser’ mit seiner Elisabeth und der Elsa im ‘Lohengrin’.

Die Quellen der Schwanensage reichen über die Zeit der Kreuzzüge bis in die Antike zurück. Vorgeschichten wie die von Johannes von Alta Silva geht von der Verwandlung der sechs Kinder eines Königs durch die Großmutter aus, bei der nur das siebte als späterer Schwanenritter die menschliche Gestalt behält und die Geschwister erlöst.

Ovid schildert in seinen Metamorphosen die Geschichte des Cygnus als Sohn des Sthenelus, der sich in einen Schwan verwandelt und sich damit Zeus entzieht.

Auch wird Cygnus als Sohn Neptuns geschildert, der von Achill mit seinen Lanzen nicht getötet werden kann, aber dennoch stirbt. Der Leichnam wird von Neptun in einen Schwan verwandelt.

Oder Cygnus ist der Sohn Apolls und der Hyrie, der sich bei einem Sturz von einem Felsen in einen Schwan verwandelt. Hieran knüpft sich die Version nach der Cygnus sich aus Trauer um den Tod seines Verwandten Phaeton, der den Sonnenwagen seines Vaters Helios lenken wollte und dabei umkam, in den Fluss Eridanos stürzte. Erzürnt über Phaeton verwandelten die Götter Cygnus in einen Schwan, der seitdem als Sternbild am Himmel seinen Platz einnimmt.

In der bildenden Kunst ist die Geschichte von Leda mit dem Schwan, wonach sich Zeus in die Gestalt eines Schwanes Leda nähert, bekannt. Aus dieser Verbindung stammen die Dioskuren und Helena, deren Geschichte in der Tragödie ‘Helena’ von Euripides erstmalig erzählt wird.

Auch in der indischen Mythologie spielt der Schwan eine Rolle, als der Schöpfergott Brahma auf einem Schwan Hamsa reitet und so die für das Wachstum notwendige Vereinigung von Erde mit Wasser symbolisiert.

In allen erwähnten Darstellungen, Verwandlungen, Metamorphosen des Schwans ist dieser nicht unbedingt an das männliche Geschlecht gebunden.

In der ‘Edda’, in den Erzählungen von ‘Tausend und einer Nacht’ und im ‘Ozean der Märchenströme’ finden sich Schwanenjungfrauen.

Die ersten Angaben dieser Art finden sich in China im 2. Jahrhundert nach der Zeitenwende, wobei sich zunächst eine Bindung an asiatische Ursprünge zu verdeutlichen schien, dann aber eher an eine polygenetischen Entstehung glauben ließ, da bei Völkern aller Kontinente die Symbolfigur ‘Schwan’ entdeckt wurde.

Nach eigener Aussage hatte sich RW die ‚Deutsche Mythologie’ von Jacob Grimm bereits im Jahr 1843 in seinen Urlaub nach Teplitz mitgenommen.

Aus dieser Sammlung entnahm er auch die Grundlagen seiner Werke nach dem ’Holländer’ wie z.B. ’Tannhäuser’, ’Lohengrin’, ’Der Ring’ und ’Parsifal’.

Neben den Ausführungen über die Welt der nordischen Götter nahm er Ausführungen über die Schwanenjungfrauen auf.

Danach kam ein „[...] schwan über die Meeresflut, im Lohengrin geleitet ein redender schwan den held im schif [...]“ (Deutsche Mythologie, Jacob Grimm, Berlin, 1854, Band 1, Seite 356)

Welche der übrigen Schwanensagen RW letztendlich bekannt waren, ist von der Forschung in dem Sinne nie untersucht worden. Man stützt sich auf seine eigenen Aussagen in der Biographie ‘Mein Leben’ und seiner Dresdener Bibliothek, nach der er letztlich von einem bestimmten ’Lohengrin’ ausging, somit er zu diesem Zeitpunkt der Konzeption eine unmittelbare Beziehung zu dem Stoff nach den Brüdern Grimm und dem anonymen ’Baierischen Lohengrin’ aufnimmt, die dann zunächst im Sommer 1845 zur Prosafassung und im Laufe des Herbstes 1845 zu einer frühen Fassung der Dichtung führt.

RW stützt sich bei der Beschreibung der Situation im ’Lohengrin’ auf die ’Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte bis zum Jahre 1305’ von Leopold August Warnkönig, Tübingen, 1835, die Teil seiner Dresdener Bibliothek war und in der Angaben über Flandern mit dessen Gerichtswesen zusammengefasst sind.

Interessanterweise wird hier die Lage von Flandern in großer Breite dargelegt, während Brabant, nach den kartographischen Belegen – östlich der Schelde nur eine geringe Fläche einnehmend – in diesen Dokumenten kaum Erwähnung findet.

RW nahm ganz offensichtlich in erheblichen Maße Eindrücke aus dieser Lektüre auf und verarbeitete sie auch durch Vermischung und damit Neuschöpfung von Worten in der Textdichtung, während die Prosafassung vom Sommer 1845 – möglicherweise wegen der fehlenden Hinweise, weil nicht mit auf die Reise nach Teplitz genommenen ’Flandrischen Staats- und Rechtsgeschichte’ – dieser Klarheit noch entbehrt.

Die flandrischen Urkundensammlungen enthalten „[...] Traktate mit den Herzögen von Brabant [...]“, die sich wiederum auf ältere Quellen stützen, obwohl die „[...] römischen und griechischen Klassiker [...] über die Gegenden, welche seit der Mitte des neunten Jahrhunderts die Grafschaft Flandern bildeten, nur wenige zerstreute Notizen [...] beinhalteten. [...]“

„[...] Seit der Völkerwanderung bis gegen das Jahr 860 hat Flandern keine eigene Geschichte und die wenigen Urkunden und kurzen Chroniken gehen auf die der Klöster zurück. (Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte bis zum Jahre 1305’ von Leopold August Warnkönig, Tübingen, 1835 S. 33 / 39)

Ab dem Jahr 863 hat Flandern seine eigenen „[...] Grafen, zuerst Markgrafen genannt, die von Zeit zu Zeit noch andere Grafschaften besaßen [...]“.(Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte bis zum Jahre 1305 von Leopold August Warnkönig, Tübingen, 1835 S. 84)

„[...] Flanderns östliche Grenze war nach Norden bis zum Ausfluss des Rüppels die Schelde, südlich von diesem das Herzogthum Brabant [...]“ (Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte bis zum Jahre 1305 von Leopold August Warnkönig, Tübingen, 1835 S. 222)

Durch die wechselvollen Beziehungen zu den Nachbarn, dem West- und Ost-Frankenreich und Friesland verschoben sich auch die Territorialgrenzen Flanderns immer wieder und „[...] seit dem zehnten Jahrhundert war Flandern beständigen Verminderungen unterworfen; weshalb [...] nur noch ein kleiner Theil desselben den ursprünglichen Namen trägt.“ (Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte bis zum Jahre 1305 von Leopold August Warnkönig, Tübingen, 1835 S. 106)

Nach Warnkönig ist die Schelde als Grenzfluss schon seit ältesten Zeiten so auch schon seit den Merowingern bekannt. Der Fluss wurde auch im Teilungsvertrag von Verdun 843 beibehalten und so trennte die Schelde das Westfränkische Reich Karl des Kahlen von dem Lothar I und weiter bis zu Herrschaft Lothar II. im Jahr 855.

Erst als das Mittelreich 870 auch aufgeteilt wurde, verlor die Schelde die Bedeutung als Grenzfluss zwischen zwei Reichen, behielt aber Symbolgehalt als Trennung zwischen Flandern und Brabant. (FSURG Band 1 S. 223)

RW legt den Gerichtsraum unter die Gerichtseiche am Ufer der Schelde und folgt auch hier Vorgaben von Warnkönig, wonach „[...] gewöhnlich in feierlichen Sitzungen gerichtet wurde und in der Regel an den eigens dazu bestimmten Orten. Nur der Graf hielt seine Curia da, wo er sich befand[...]“

Nach Grimm wurde ein Gericht immer im Freien abgehalten, um den Zustrom der Bevölkerung aufzunehmen. Meist handelte es sich um einen Platz unter „[...] breitschattenen bäumen [..]“, womit die Gerichtseiche durch RW manifestiert wird.

und „[…] die ansicht des heidenthums verlangte zur gerichtshaltung heilge örter, an welchen opfer gebracht und gottesurtheile vorgenommen werden konnten.[...]“

Aus den Quellen ist jedoch nicht ersichtlich, warum [hier auf dem Berg, dort unter dem Baum, hier auf der Straße, dort auf dem Wasser Recht gesprochen wurde.[...]“ (Grimm, Jacob, Deutsche Rechtsaltertümer, Band 1, S. 411, Berlin 1828)

Nicht nur der Ort, sondern auch die Zeit war vorgegeben und wenn RW den König - während der Anhörung von Elsa - sagen lässt „[...] hoch im Mittag steht schon die Sonne [...] so bestätigt es die Übernahme der Aussagen aus der Flandrischen Staats- und Rechtsgeschichte, wonach „[...] die Sitzungen [...] vor zwölf Uhr, (ante nonam] sowohl im Winter als im Sommer [...]“ begannen. (FSURG Band 3 S. 271/273)

In seinen ersten Entwürfen legt RW den Ort des Gottesgerichts mit der Bezeichnung 'Gestühl’ fest.

Dieser Begriff ist RW bereits bei der Lektüre des ’Baierischen Lohengrins’ aufgefallen, wo es sich um einen vorbereiteten Ort der Reichsversammlungen handelt.

Ir nahtselde ich will gedagen hovierens mit den vrouwen.
An dem vünften morgen vruo
Zwisschen Oppenheim und Mênz sie zogten zuo
Und legeten sich dâ nider ûf den ouwen.

(Anonymos, Lohengrin, Vers 187, Zeile 1880)

oder

Nû quam der keiser in die stat.
Diu diu vüstì zogt, als er sie âendes bat,
hin ze dem gestüele und leget sich dâ ze velde.

(Anonymos, Lohengrin, Vers 191, Zeile 1904)

Nach Warnkönig hat es sich seit frühester Zeit um ein Viereck, gebildet aus Stühlen oder Bänken, gehandelt. „[...] Auf einer Bank saßen die vom Bailli präsidirten Schöffen, ihnen die öffentliche Ordnung wahrende, mit der Execution beauftragte Schultetus, auf den beiden Seitenbänken der Kläger und der Beklagte. [...]“ (* S. 281)

Offensichtlich in Ermangelung der flandrischen Staats – und Rechtsgeschichte gibt RW im Sommer 1845 in der Prosafassung dem Marschall die Aufgabe, Aussagen des Königs zu verkünden.

Später übernimmt er aus der Flandrischen Staats- und Rechtsgeschichte – ihm nun zur Verfügunng stehend – in der sich mehrere Urkunden befinden „[...].in welchen von den dem [...] Praeco [...] zukommenden Gebühren die Rede ist. [...]“

Es handelte sich bei einem Praeco um eine Person, die Aufträge von Institutionen ausführte, wie Eintreiben von Forderungen, Ladungen zu Gerichtsverhandlungen und Veröffentlichung amtlicher Bekanntmachungen.

Und somit verändert RW im Herbst 1845 bei der Textdichtung den Marschall in Heerrufer, einen Begriff, den er aus der Übersetzung des lateinischen Wortes Praeco = Herold / Ausrufer zu seiner Wortschöpfung ’Heerrufer’ zusammenfasst. 

Sehr detailliert sind in der Flandrischen Staats- und Rechtsgeschichte die Strafen aufgeführt, die ein im Mittelalter begangenes Vergehen oder Verbrechen nach sich zogen.

Wurden in großem Umfange selbst bei Mord und Totschlag noch Geldbußen auferlegt, so verhängte man auch Strafen die Schäden an Leib und Leben zur Folge hatten.

So übernimmt RW auch die Strafe für den Freien [...] mit dem Verlust seiner Hand.[...] (FSURG Band 3, Seite 242).

Für an sich geringfügige Vergehen wie Nichterscheinen vor Gericht, Nichtzahlung einer gerichtlich angeordneten Geldbuße oder „[...] Fraß und Völlerei zur Nacht und zur Unzeit [...]“ wird „[...] die Verbannung als Hauptstrafe [...]“ verhängt.

Hier ist allerdings nach den flandrischen Regeln auch ‚eine Auflage machen’ zu sehen und nicht ein sofortiges Entfernen außerhalb der Grenzen des Landes. So erläutert Warnkönig diese Auflage mit „[...] bannus in pane, in vino [...]“

Als weitere Steigerung zur Verbannung kann das Rechtlosmachen angesehen werden, das aus dem lateinischen abgeleitet „[...] gewöhnlich Exleges   (flandr. Wettelosen) [...]“ dem deutschen Geächteten gleichkommt.

Dieses Rechtloswerden „[...] oft „[...] ipso jure ein, z.B. wenn der Verbannte sich nicht in das Exilium begibt [...]“ oder „[...] es wird durch ein Urtheil ausgesprochen: a) gegen den flüchtigen Verbrecher, b) gegen den Verbannten.[...]“(FSURG Band 3, Seite 173, 174).

Die Namen der Verbannten waren auch „[...] öffentlich vom Praeco bekannt zu machen [...]“. (FSURG Band 3, Seite 177).

In der 3. Szene des Zweiten Aufzugs entspricht RW weitgehend diesen Vorgaben als er den Heerrufer als Praeco verkünden lässt, dass Friedrich Telramund in „[...] Bann und Acht [...]“ sei.

Die von RW benutzte Bestrafung durch die Acht entspricht der Ächtung. RW überträgt die Konsequenzen der Verbannung und Ächtung auf alle, die Telramund unterstützen, verfährt dramaturgisch aber nicht rechtskonform als er in der fünften Szene Telramund den Hochzeitszug ins Münster aufhalten lässt, ohne dass aus den Anwesenden einer irgendwelche Konsequenzen zöge.

Diese Situation schafft RW bewusst und bringt sie in Verbindung mit der im Mittelalter möglichen Urteilsschelte.

Hiernach ist es möglich, in eine Berufung zu gehen, indem das Urteil als falsch angesehen und öffentlich dies vorgetragen wird.

Nach Warnkönig wird dies als „[...] das gewöhnliche Rechtsmittel eines Verurtheilten, der Unrecht erlitten zu haben behauptet [...] das Falschschelten des Urtheils [...]“ erwähnt. (FSURG Band 3, Seite 268).

„Ein gefundenes Urtheil anfechten hieß: es schelten (blasphemare, blâmer) oder strafen.“

Bei einem angefochtenen Urteil konnte eine Entscheidung durch ein Gottesurteil herbeigeführt werden. Nach Grimm scheint „[...] die entscheidung über das erbrecht der enkel Otto des I. zeit [...] auf eine solche weise hervorgegangen zu sein [...]“ (Grimm, Jacob, Deutsche Rechtsaltertümer, Band 2, Seite 502, Berlin, 1828)

In der ersten Szene des zweiten Aufzuges stützt sich RW bei der Textpassage von Telramund gegenüber Ortrud „Erhebe dich Genossin meiner Schmach [...]“ ebenso auf die deutschen Rechtsaltertümer von Jacob Grimm, wonach „[...] die frau [...] durch die ehe des mannes genoßin, in seine familie aufgenommen [...]“ wird.

Weiter wird sie „[...] seiner ehren theilhaftig [...] und „[...] se is sin genotinne unde trit in sin recht [...]“. Sie teilt mit ihm Tisch, Bank und Bett und sie hat die Schlüsselgewalt über das haus „[...] der inneren hauswirtschaft [...]“.

Aber dieses Recht wird durch die Schwiegermutter wieder eingeschränkt, wenn Vater und Sohn zusammen wohnen.

(Grimm, Jacob, Deutsche Rechtsaltertümer, Berlin, 1828)

Warum hier von RW aus dem tatsächlichen König Heinrich I. nach Grimm ein Kaiser gemacht wurde, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Es mag die Ansicht vorherrschen, dass hier der Wunsch nach einem geeinten Kaiserreich - dem des Karls des Gr. entsprechend - ausgeprägt war.

Von den zur Dichtung des ’Lohengrin’ verwendeten Quellen wird auch von Richard Wagner die Zeit der Regentschaft Heinrichs I. übernommen.
Die Forschung ist sich einig, dass von dieser Zeit des 9. Jh. nur sehr wenige Quellen etwas über die Zeit Heinrich I. aussagen. Die einzigen Primärquellen stellen die Geschichtsschreibungen von Widukind von Corvey, (gest. nach 973) und Thietmar von Merseburg, (gest. 1018) dar.
 (Wird fortgesetzt)

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Veröffentlichung des Goethe-Instituts

Zitat

 

Schiller im Selbstversuch:
wie deutsche Theater Bildung an Jugendliche vermitteln

Klassiker wie Lessing, Goethe oder Schiller führen die Inszenierungshitlisten
der deutschsprachigen Theater an. Oft gehören die Aufführungen zum
Schulstoff und bescheren den Bühnen jugendliches Publikum. Doch der Bildungsauftrag der Theater erschöpft sich nicht in der Vermittlung kanonischer Stoffe. Theaterpädagogische Programme ermöglichen den Zugang zu Klassikern zunehmend im Selbstversuch.

Am Schauspiel Hannover wirken Wendla, Moritz und Melchior in ihren Jeans wie einer heutigen Schulklasse entsprungen. Der Regisseur Nuran David Calis
hat Frank Wedekinds 1906 uraufgeführte „Kindertragödie“ Frühlings
Erwachen
konsequent in die Gegenwart geholt. Auch der Präsidentensohn Ferdinand in Falk Richters Schiller-Inszenierung Kabale und Liebe an der Berliner Schaubühne könnte ohne weiteres als Zeitgenosse durchgehen: Er becirct die Musikantentochter Luise zwischen Videowänden. Oft sind die Zuschauer dieser Aufführungen kaum älter als die Protagonisten auf der Bühne: 13- bis 16-jährige Schüler, die für die Theater einen nicht unwesentlichen Wirtschaftsfaktor darstellen.

Klassiker als Bühnenhits

Denn Klassiker, im mehr oder weniger modernen Gewand, sind die Bestseller auf deutschsprachigen Bühnen. Die Jahresstatistik des Deutschen Bühnenvereins für die Spielzeit 2006/2007 – die aktuellste, die derzeit vorliegt – beweist es schwarz auf weiß. Mit Johann Wolfgang Goethes Faust führt ein klassisches Standardwerk die Liste der meist gespielten Stücke an: Es wurde an 46 verschiedenen Bühnen inszeniert. Auf Platz zwei folgt William Shakespeares Sommernachtstraum mit 28, danach Friedrich Schillers Kabale und Liebe mit 26 Inszenierungen. In den Vorjahren sah die Tendenz nicht viel anders aus. Sobald Theater speziell Stücke auf den Spielplan setzen, die im jeweiligen Bundesland zum Abiturstoff gehören, brauchen sie sich um die Auslastung kaum zu sorgen. Erfüllen die Theater damit einen klassischen Bildungsauftrag, der sich in anderen Medien und möglicherweise auch in den Schulen immer mehr verflüchtigt?

Bildung als Reflexionspraxis

In Konkurrenz zu den von ihm sehr geschätzten Lehrern sieht sich der
Intendant des Hamburger Thalia Theaters Ulrich Khuon zwar nicht.
Was aber den Bildungsauftrag betrifft, stimmt der Theaterleiter, dessen Haus
von der Jury der Fachzeitschrift ’Theater heute’ bereits mehrfach zum „Theater des Jahres“ gewählt wurde, zu. Jedenfalls, so lange man „Bildung“ nicht als starren Werk-Kanon begreift, sondern als Möglichkeit, lustvoll Welt und Gesellschaft zu reflektieren: „Theater trägt dazu bei, dass man sich selbst besser versteht – und damit auch die anderen.“ Dass sich das Theater speziell zur Vermittlung klassischer bzw. nicht auf Anhieb leicht zugänglicher Stoffe eigne, liege an seinem ureigenen Charakter, die Lektüre gleichsam zu verlebendigen. Aus diesem Grund allerdings die Inszenierungsweise an vermeintlich leichter Konsumierbarkeit auszurichten, wäre die völlig falsche Strategie.
Nicolas Stemanns Thalia-Inszenierung von Friedrich Schillers Jugendwerk Die Räuber zum Beispiel ist zwar in seiner Besetzung der Brüder Franz und Karl Moor mit einer Art Schiller-Boygroup durchaus modern, aber interpretatorisch zugleich anspruchsvoll. „Kunst hat das Recht, kompliziert zu sein“, stellt Khuon klar. „Aber umgekehrt hat der Zuschauer genauso das Recht, von uns zu erfahren, was wir uns dabei gedacht haben.“ Deshalb legt er von jeher großen Wert auf Vermittlungsprogramme und theaterpädagogische Angebote insbesondere für Jugendliche.

Theaterpädagogische Begleitprogramme

Tatsächlich ist die Theaterpädagogik – oft als Sprungbrett für den Inszenierungsbesuch – weiter auf dem Vormarsch: Publikumsgespräche, Workshops und eigene Jugendtheatergruppen gehören von Hamburg bis München zum Standard. Initiativen wie das vom Berliner Senat geförderte Projekt TUSCH (Theater und Schulen), in dem Theater jeweils die Patenschaft für eine bestimmte Schule übernehmen, stehen dabei exemplarisch für die Tendenz, den Bildungsauftrag eher durch theaterpraktische Selbsterfahrung einzulösen als durch Theorie in Deutschunterrichtsmanier. Wer Schiller oder Shakespeare einmal am eigenen Leib durchgespielt hat, versteht sie auch als Zuschauer besser, lautet die These dahinter. Im Maxim-Gorki-Theater stehen Jugendliche der Kreuzberger Rütli-Schule gemeinsam mit Profi-Schauspielern in Shakespeares ’Romeo und Julia’ auf der Bühne.

Schiller-Praxis in der Berliner Schaubühne

Dieses Credo für mehr Praxis hatte sich Uta Plate schon längst auf die Fahnen geschrieben, als sie vor zehn Jahren an der Berliner Schaubühne als Theaterpädagogin begann. Ähnlich wie Khuon sieht sie den Bildungsauftrag der Theater weniger in der Vermittlung spezifischer Inhalte als vielmehr darin, in einem geschützten, nicht den üblichen Verwertbarkeitskriterien unterworfenen Raum über sich und die Gesellschaft nachdenken und ins Gespräch kommen zu können. Die Kenntnis der jeweiligen Klassiker kann sie dabei bei Gymnasiasten so wenig wie bei Hauptschülern voraussetzen. Plate konzipiert ihre Workshops daher als ’Einstiege’ vor dem Theaterbesuch und weckt die Lust durch lebensnahe Aufgaben.

Bei Kabale und Liebe etwa sollen die Schüler aufschreiben, welche äußeren Umstände sie selbst anstelle der Standesunterschiede bei Schiller heutzutage daran hindern könnten, mit einem bestimmten Jungen oder Mädchen zusammen zu sein. Wenn sie am Ende nicht nur den Klassiker, sondern durch ihn auch etwas von sich selbst verstanden haben, ist der Bildungsauftrag
optimal erfüllt.


Zitatende

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Der Beitrag bedarf eines Kommentars:

Seminare der Frau Plate an der Schaubühne in Berlin können kaum Erfolg haben, wenn diese Veranstaltungen nicht die betreffende Produktion behandeln. Dass die Teilnehmer – übrigens nicht nur Jugendliche, sondern auch Senioren – meinen, in einem Theaterraum durch ’Spielchen’ dem Stück und dem Autor nahe zu kommen, so ist dies leider ein Irrtum und es stellt sich bereits hier - bei der Einführungsseminaren - die Frage, ob die Schaubühne dem Bildungsauftrag gerecht wird oder ob da nicht schon in kleinem Rahmen Subventionen verschwendet werden.

Dass Dramaturgen- bzw. Intendanten-Willkür die Werke entstellt, zeigt sich beispielsweise bei Schillers ’Kabale’, als an der Schaubühne die zentrale Rolle des Hofmarschalls von Kalb gestrichen ist.

Wenn Herr Khuon in dem Beitrag des Goehte-Instituts vorgibt:
“Kunst hat das Recht, kompliziert zu sein“.
“Aber umgekehrt hat der Zuschauer genauso das Recht, von uns zu erfahren, was wir uns dabei gedacht haben.“ – so wird nicht klar, warum an dem von ihm geführten DT Ferdinand von Walter wie Klettermaxe den ganzen Abend kopfüber / kopfunter die, die Bühne umstehenden, Wände besteigen darf, vom Regisseur auf die Problematik des Absolutismus eines deutschen Fürsten zur Zeit Schillers aber nicht eingegangen wird.

Es geht nur um Jokus, damit möglichst voll zahlendes Publikum ’a Freid hoat’, die Sitze belegt, um die Auslastung der Häuser zu sichern, zumal, wie ausgeführt wird, man die Kenntnis von Klassikern “bei Gymnasiasten so wenig wie bei Hauptschülern voraussetzen“ könne, die Häuser also nur mit Hampeleien zu füllen sind.

Es ist höchst bedenklich, wie schützenswertes Kulturgut, ohne Hemmungen, nur des Gags wegen, zu Lasten des Steuerzahlers preisgegeben wird.

Besonders ist dies im Zusammenhang mit dem Stipendiatensponsoring für Bayreuth zu sehen.

Google:
Thema_des_Tages_07._August_2014_'Stipendiatenkonzert'_RW-Logo.htm

Google:
Thema_des_Tages_17._August_2016_'RWV-Stipendiatenkonzert'.htm
 

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Die neapolitanische Oper – Stimmfach und Charakter
(Fortsetzung der Oktober-Ausgabe Seite 27)
 

1.9 Die Ausbildung

Ein wesentlicher Teil der Sängerausbildung vom 16. - 19.Jahrhundert bestand in der Schulung des Variationsvermögens, zum virtuosen Passagieren bzw. Koloraturen-Gesang.

Abgesehen davon, dass in Norditalien ein helles Stimmtimbre, im Süden dagegen ein dunkler Stimmklang bevorzugt wurde, pflegten alle Schulen weitgehend dieselbe technische und musikalische Grundausbildung in den Konservatorien, die meistens sechs bis neun Jahre dauerte. Die Schüler erlernten ein Instrument, das Lesen von Noten, Schlüsseln, Pausen und das Solmisations-System.

"Erst wenn der Schüler mühelos in Tonschritten, Intervallen und in Gruppen von Tönen die Stimme in der Mittellage klar und rein ansetzen konnte, wurde zunächst mit dem Aushalten, dann mit leichtem Anschwellen der Töne und schließlich mit dem Training der 'Messa di Voce', begonnen."

Caccini bestand schon auf der Bedeutung des Crescere la voce, der Kunst des An- und Abschwellen der Töne.

Tosi betrachtete sie als wichtigstes Stimmbildungsmittel überhaupt.

Ergänzt wurde die Messa di Voce beim fortgeschrittenen Schüler durch den Esclamazio viva und durch den Esclamatio languida.

"Mit diesen Vorübungen wurde die Stimme sachte gestärkt und fast unbewusst die Kontrolle des Atems trainiert, gleichzeitig aber auch eine sorgfältige Entwicklung und Zu­sammenführung der Stimmregister erzielt"

Die Kunst der rhythmisch - melodischen Auszierung war für jeden geschulten Sänger bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine selbstverständliche Praxis und er war damit der Partner des Komponisten, der durch Noten nur das zur Bestimmung des Charakters notwendige Gerüst niederschrieb.

Etwas als wunderbar und staunenswert erleben zu lassen, war der Ansatz zu dem Prinzip des an Italien orientierten Operngesangs. Die Virtuosität vermittelte menschliche Gefühle in der Zauberwelt der mythologischen Fabeln des 17. und 18. Jahrhunderts. Der 'Stile pianato', der auf Melodien ohne Fiorituren und Ornamente (oder mit sehr sparsamer Verzierung) basierte, und der 'stile fiorito' mit seinen reichen, 'passaggi di agilita' waren die Mittel bei der Wiedergabe von Empfindungen und Leidenschaften mit dem Ziel der Stilisierung und Verklärung.

Vorschläge und Nachschläge, der Triller, die kleinen Ausschmückungen einer Melodie bis zu vier, fünf Tönen, 'accenti' genannt, der Ohrenkitzel der 'passaggi', der Schleifer, die 'tirata', der 'groppo' in der Kadenz, die Bebung, das 'portar la voce', 'marcato' gesungene Koloraturen mit dynamischen Schattierungen, das Diminuieren, d.h. längere Notenwerte werden in kleinere bei Beachtung des Taktes aufgeteilt, 'anticipazione' und 'cercar della nota' und manches mehr waren die 'Manieren' des Kunstgesanges, wurden von den Sängern erwartet und haben grundsätzlich im wiederholten Schlussteil der Da-capo-Arie ihren Platz.

In der Übersetzung von Agricola schreib dazu Tosi: „Im ersten Teil verlangt man nichts als ganz einfache Auszierungen, weiche aber schmackhaft und ihrer wenig sein sollen, damit die Arbeit des Verfassers in ihrer natürlichen Schönheit zum Gehör komme.

Im anderen Theile will man, bey der edeln Einfalt, noch etwas mehr von Auszierungskunst hören damit ein Verständiger merken könne, daß die Wissenschaft des Sängers einen weiteren Umfang habe.

Wer endlich beim Wiederholen vom Anfange, nicht alles das, was er vorher gesungen hat, durchs Verändern noch schöner und besser macht, als es aufgeschrieben ist, der ist gewiß kein großer Held".
 

1.10 Die Ausbildungsstätten

'Italien sorgte für die Sängerausbildung in einer Weise, die für alle übrigen Länder vorbildlich wurde.

Es besaß in seinen Konservatorien und Singschulen die Ausbildungsstätten für den Gesang, aus dem sie Europa mit Sängern und Sängerinnen versorgten.

Es waren besonders die Konservatorien: In Venedig, die schon im 16. Jahrhundert entstanden und ursprünglich Krankenhäuser und Waisenhäuser für arme Mädchen waren. Sie wurden vom Staat oder aus privaten Mitteln unterhalten. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich allmählich eine immer stärkere Pflege des musikalischen Unterrichts, bis bald richtige Musikschulen daraus entstanden, in denen die Mädchen nicht nur im Gesang, sondern auch in allen Orchesterinstrumenten und im Dirigieren ausgebildet werden konnten.

Die Verwaltung lag in den Händen von reichen Musikliebhabern. Die Anzahl der Zöglinge schwankte zwischen 50 und 70. Die Aufnahmebedingungen waren (z.B. in Venedig) Armut, Krankheit und Angehörigkeit zur Republik. Die Anstalten waren eine Art Kloster, in denen die Mädchen bis zu ihrer Verheiratung, die mit einer Stiftung des Ehemannes an die Schule erkauft werden konnte, oder bis zu ihrer Reife zur Ausübung ihres musikalischen Berufs als Sängerinnen an den Theatern oder als Orchestermitglied in den Kapellen oder als Lehrerinnen in und außerhalb der Schule.

Außerhalb der Konservatorien gab es in Italien all die großen Gesangsschulen, in denen Sänger und Sängerinnen ausgebildet wurden.

Berühmte Schulen waren in Neapel, Bologna, Venedig, Florenz, Mailand, Rom, Genua und Modena.

Allgemein geschah das erste Auftreten sehr früh, so dass das Studium schon im späteren Kindesalter begonnen haben muss.

Es kam vor, dass eine Sängerin schon mit dem 13. Lebensjahr auf der Bühne stand. Entsprechend früh, nach 20- oder 30- jähriger Blütezeit, waren die Stimmen meist verbraucht.

'Die Altersveränderungen des Kehlkopfs und der Stimme sind von morphologischen, endokrinologischen, biochemischen, zentralnervösen und neuromuskulären Faktoren abhängig. Es ist daher mit dem Erlöschen der Ovarialfunktionen und den damit verbundenen neuro-vegetativen und psychischen Begleitsymptomen bei der Kunststimme der ständige Verlust von Glanz und Höhe möglich.

An den Stimmlippen setzen zwischen dem 51. und 70. Lebensjahr die morphologischen Veränderungen ein, welche nach dem 70. Lebensjahr in ausgeprägter Form vorliegen.

Aufgrund der morphologischen, zentralnervösen Altersveränderungen im Windkessel, Ossifikationen des Kehlkopfknorpels, Deszens des Kehlkopfs, respiratorischer Altersinsuffizienz, Spannungsverlust der Stimmlippen, mit einem inkompletten Glottisschluss und einer gestörten phonoexpiratorischen Koordination wird die Stimmgebung im höheren Lebensalter hauchig, die Stimme verliert an Stärke und Ausdauer und wirkt insgesamt schlaff und zittrig, dabei aber schärfer?.
(Wird fortgesetzt)

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Situationen des Todes und der Liebe
 

Interview mit Komponist Ludger Vollmer, zu dessen Oper
’Lola rennt’

 

 

Filmregisseur und Autor Tom Tykwer hat in seinem mehrfach preisgekrönten und von Publikum und Kritik gleichermaßen begeistert aufgenommenem Film Lola rennt den zutiefst menschlichen Traum, die Zeit zurückzudrehen und beim nächsten Versuch alles besser machen zu können, beim Wort genommen.

Gleich dreimal darf Lola losrennen, um Geld zu besorgen, das ihren Freund Manni retten soll. Dreimal hat Lola dieselbe Zeitspanne von zwanzig Minuten zur Verfügung, jedes Mal mit kleinen Unterschieden im Detail, die die Handlung jeweils zu einem völlig anderen Ausgang führen. Tykwers irrwitziges Spiel mit Zeit und Möglichkeit kommt nun auf die Opernbühne.
Mit dem Komponisten Ludger Vollmer (* 1961), der mit Kirchen- und Kammermusik vor allem mit Arbeiten für die Bühne international und mit höchster Anerkennung in Erscheinung trat, haben wir ein Interview geführt.

Wie oft haben Sie den Film ’Lola rennt’ schon gesehen und gesichtet?

Sehr oft. Die Analyse des Quellstoffes auf kleinste Details und Intentionen hin war gerade hier Voraussetzung für ein autonomes Kunstwerk, welches die Oper ja sein soll.

Stehen Sie in Kontakt mit Tom Tykwer? Wie reagierte er, als er hörte, Sie vertonen seinen Filmstoff?
Das Projekt gefiel ihm und er vertraute mir. Allerdings schrieb er, dass er wie immer kaum Zeit habe, sich in das Projekt einzubringen.

Das Libretto: Wer schreibt es, inwieweit ist es deckungsgleich mit dem Filmdrehbuch?

Das Libretto wurde von der Theaterautorin Bettina Erasmy geschrieben. Es erzählt die Geschichte des Films, allerdings so aufbereitet, dass die speziellen Anforderungen der Kunstform Oper berücksichtigt wurden. An manchen Stellen wurden Aspekte, die Tykwer im Film schon gesetzt hatte und die mir für die Oper sehr wichtig erschienen, etwas verbreitert, ausgebaut.

Hält sich Ihre Komposition auch an den zeitlich gesetzten Rahmen von dreimal 20 Minuten? Ist das überhaupt möglich?

Der Film hält diesen Rahmen selber nicht ein! Die drei Runden haben eine Länge von 24, 19 und 20 Minuten, dazu kommt ein Prolog von sechseinhalb Minuten und ein Epilog von 14 Sekunden, macht etwa 70 Minuten. Meine Oper hat ebenso die Einteilung in drei Runden, gerahmt von Prolog und Epilog. Sie wird etwas länger werden, circa 90 bis 95 Minuten. Zeit wird in der Oper durch die primäre Präsenz der Musik anders wahrgenommen als im Film, dem musste ich Rechnung tragen.

Inwieweit spielt der Score des Films (Musik von Franka Potente mit Thomas D., Tom Tykwer oder Charles Ives) auch für Ihre Arbeit eine Rolle?

Überhaupt keine. Eine Einbeziehung der Originalmusik hätte nicht nur rechtliche Probleme nach sich gezogen, sondern vielmehr das gesamte Projekt einer Oper über Lola rennt ästhetisch ernsthaft gefährdet. Es sollte, wie gesagt, ein autonomes Kunstwerk werden. Das wäre keinesfalls möglich, hätte ich die Filmmusik auch nur einmal zitiert.

Schreiben Sie dem Ensemble die Partien auf den Leib oder werden die Stimmen gezielt nach den von Ihnen geschriebenen Partien gesucht?

Ich durfte meine Vorstellungen über die Stimmfächer der Protagonisten äußern; das Theater schlug mir die Solistinnen und Solisten vor, und ich habe mich dann mit ihnen persönlich in Verbindung gesetzt, um ihre Stimmen „auszumessen“ und zu prüfen, ob spezielle Gesangstechniken, Spitzentöne und Linien, die ich in ’Lola rennt’ anwenden wollte, für sie auch realistisch sind.

Ein paar Worte zur Orchestersprache. Sitzen im Graben Instrumentalisten wie für eine Mozartoper oder hören wir auch E-Gitarre, Schlagzeug, Synthesizer?

Das Orchester ist zunächst einmal ein ganz normales klassisches Opernorchester mit akustischen Instrumenten. Allerdings ist die Komposition schlagzeugbasiert, das heißt, wir haben einen Paukisten, zwei Schlagzeuger und ein Drumset. Die ständige Präsenz des pulsenden Grooves steht für mich als Symbol der permanent ablaufenden Zeit; es gibt in der Oper aber wie im Film Situationen, wo die Zeit stehen bleibt: die Situationen des Todes und der Liebe. Dort wird es Groove im eigentlichen Sinn nicht geben. Ich greife auf A-cappella-Techniken des Chors, sehr sparsame Instrumentierung durch Melodieinstrumente und schwebende Flächen, erzeugt durch Vibraphon und Windmaschine, zurück.

Nach ’Paul und Paula’ und‚Gegen die Wand’ nun ’Lola rennt’. Was reizt Sie, Opern auf Filmstoffe zu schreiben?

Es ist die Ästhetik und die daraus folgende hochgeschwinde Dramaturgie des Films, die vor allem jüngeres Publikum in seinen Hör- und Sehgewohnheiten nachhaltig geprägt hat. Für den Opernkomponisten halten schnelle Schnitte, scharfe Kontraste, weite szenische Sprünge und der drängende Rhythmus der Filmdramaturgie spannendste Herausforderungen bereit. Zudem: Die alten Meister hatten nur die Möglichkeit, auf Romane, Erzählungen oder Theaterstücke zurückzugreifen. Hätten Mozart oder Verdi den Film gekannt, ich bin überzeugt, sie hätten sofort darauf zurückgegriffen. Schauen Sie im Rückschluss auf Stoffe wie ’Herr der Ringe’ oder Scores wie die von John Williams, die ganz sicher von Wagner inspiriert wurden!

Was unterscheidet ’Lola rennt’ von anderen Opern?

In ’Lola rennt’ wird ja dieselbe Geschichte dreimal erzählt – immer mit einem neuen Ausgang, der sich durch eine minimale Zeitverschiebung ergibt. Das machte die Oper auch zu einer besonderen Herausforderung für meine Variationstechnik: Natürlich kann man nicht dreimal dieselbe Geschichte erzählen, ohne zu ermüden. Und doch muss es den Anschein haben, dass man genau das tut. Ein Paradoxon.

Haben Sie eine spezielle Botschaft, die Sie persönlich mit der Oper dem Publikum mitteilen möchten?

In ’Lola rennt’ geht es um die Verletzlichkeit und Endlichkeit, aber auch die Durchhaltefähigkeit menschlicher Beziehungen, menschlicher Liebe vor dem Hintergrund der rasant ablaufenden Zeit. Liebe – und ich meine hier nicht nur die Liebe zwischen Mann und Frau –  durchbricht tödliche Automatismen und ist in der Lage, die Zeit, die Welt anzuhalten. Wenn wir uns ihr öffnen, gibt es überraschende Auswege aus der Hoffnungslosigkeit. Der Mensch rückt wieder in die Mitte. Eine beglückende Erkenntnis, nicht wahr?

Hätten Sie eine Antwort: Wie kommt man ganz schnell zu ganz viel Geld?

Ich zitiere mal Tewje, den Milchmann aus ’Anatewka’: „Möge der Himmel mich damit überschütten!“

 

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Walhalla -
Klassizismus mit bester Aussicht

 

 

Geschmäht, beliebt und kontrovers diskutiert: Die Walhalla König Ludwigs I. feierte am 18. Oktober 2017 ihren 175. Jahrestag der Eröffnung.

 

Die umliegende Landschaft beherrschend, erhebt sich östlich von Donaustauf auf dem Bräuberg die Walhalla. Mit diesem klassizistischen Bau in Gestalt eines von Säulen umgebenen Tempels entstand im Auftrag des bayerischen Königs Ludwigs I. (1786–1868) eines der bedeutendsten deutschen Nationaldenkmäler des 19. Jahrhunderts.

Vor dem Hintergrund des als schmachvoll empfundenen Siegeszugs der napoleonischen Armeen wuchs in Ludwig, damals noch Kronprinz, ab 1807 die Idee für einen Gedächtnisort, an dem verdiente deutschsprachige Männer und Frauen gewürdigt werden sollten. Der Name Walhalla verweist auf das Kriegerparadies der germanischen Mythologie. wie diese sollten verdiente Persönlichkeiten  einen Ort der immerwährenden Erinnerung erhalten.

Der Ort war nicht willkürlich ausgesucht. Mit dem gotischen Regensburger Dom in der Mitte, der auf Initiative König Ludwigs seine Helme erhielt, mit der Walhalla, die an die griechische Klassik gemahnt und mit der 20 Jahre später eröffneten Befreiungshalle bei Kelheim, ein Rundbau nach byzantinischem Vorbild, demonstrierte Ludwig sein Programm von einem universellen Königtum.

Entworfen hat die Walhalla der bevorzugte Architekt Ludwigs I., Leo von Klenze (1784–1864), einer der wichtigsten Baumeister des Klassizismus. 1830 erfolgte die Grundsteinlegung, zwölf Jahre später, am 18. Oktober 1842, konnte der Bau feierlich eröffnet werden. Inspiration für den Entwurf lieferte Klenze der Parthenon auf der Athener Akropolis. Diese Anregung verband Klenze mit weiteren historischen Motiven und kombinierte sie mit den modernen Errungenschaften der zeitgenössischen Bautechnik zu einer eigenständigen Architekturschöpfung. Das Dach wird von einer für die damalige Zeit modernen Eisenkonstruktion getragen.

Der innen und außen mit kostbarem Marmor verkleidete Tempel erhebt sich über dem gewaltigen gestuften Unterbau. Er sollte ursprünglich die sogenannte Halle der Erwartung mit Büsten der zukünftig noch zu ehrenden Personen aufnehmen. Im Inneren sind entlang der Wände die Büsten und Gedenktafeln der von Ludwig I. und seinen Beratern ausgewählten ’Walhalla-Genossen’ aufgereiht, eine Zusammenstellung der im 19. Jahrhundert als vorbildlich erachteten Herrscher, Feldherren, Wissenschaftler und Künstler. Zu Recht fragt man sich heute, aufgrund welcher Verdienste Hans von Hallwyl, Georg von Frundsberg oder Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg in die Walhalla aufgenommen wurden. Die Idee eines Ruhmestempels galt schon zur Zeit ihrer Entstehung als fragwürdig. Heinrich Heine, dessen Büste 2010 Einzug hielt, sprach sich vehement gegen eine solche Ehrung aus, er wollte nie in die „marmorne Schädelstätte“ integriert werden.

Die ursprünglich 96 Büsten beziehungsweise Tafeln wurden im Lauf der Jahre immer wieder ergänzt. Lediglich zwölf Frauen sind zu finden. Momentan liegt eine Liste mit Vorschlägen für Neuaufnahmen von circa 100 Persönlichkeiten vor. Darunter Franz Kafka, Friedrich Nietzsche und Dietrich Bonhoeffer. Die Entscheidung für die Neuaufstellung von Büsten erfolgt durch den bayerischen Ministerrat auf Empfehlung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Grundsätzlich kann jeder Bürger und jede Institution Persönlichkeiten für die Ehrung in der Walhalla vorschlagen. Wer eine Neuaufnahme anregt, muss auch die Kosten für die Anfertigung der Büste und Aufstellung übernehmen.

Aber vielleicht sind Inhalt und Sinngehalt der Walhalla gar nicht der Grund, dass sie nach und nach zu einem Besuchermagneten wurde. Wegen fehlender Verkehrsverbindung hatte der Ruhmestempel nach seiner Fertigstellung kaum Besucher zu verzeichnen, sodass man schließlich eine eigene Eisenbahnstrecke von Regensburg zur Walhalla realisierte, die bis 1960 Ausflügler und Touristen in reicher Zahl beförderte. Zu den aktuell 131.000 zahlenden Besuchern jährlich kommen noch einmal so viel, die in erster Linie das Erleben großer Architektur in zauberhafter Landschaft suchen.

Alle Erzählungen, die Nationalsozialisten hätten die Walhalla bevorzugt als Kulisse für ihre Ideologie genutzt und weitreichende Pläne mit dem Denkmal gehabt, gehören ins Reich der Legenden. Lediglich ein Propaganda-Auftritt ist belegt: die Aufstellung des Büste des Komponisten Anton Bruckner, der Adolf Hitler 1937 persönlich beiwohnte. Die Präsentation der Büste Adalbert Stifters 1944 durch Hitler wurde aufgrund der Kriegswirren abgesagt. Auch gab es in der „Halle der Erwartung“ niemals eine Hilterbüste oder später entfernte Bildnisse von Nazigrößen, wie oft geraunt wird. Die Kellergewölbe hinter den pyramidenartig aufgeschichteten Stützmauern mit dem Aufstieg zur Walhalla wurden nie ausgebaut und nie genutzt. In der Tat war geplant, hier die Marmorbüsten verdienter Persönlichkeiten aufzustellen, bis sie 20 Jahre nach dem Tod der Dargestellten feierlich Aufnahme in der lichten Höhe des Ruhmestempels finden sollten. Der pompöse Aufgang mit seinen 385 Stufen zeigt unverkennbar Anklänge an die antike ägyptische Architektur.

Warum die Walhalla bei Donaustauf, vor 175 Jahren von seinem Erbauer als sichtbares Zeichen der deutschen Einheit geplant, in der breiten Bevölkerung bis heute kaum als Nationaldenkmal wahrgenommen wird, warum die Ruhmeshalle in der Bevölkerung nie die Identifikation mit beispielsweise dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, dem Niederwalddenkmal bei Rüdesheim, dem Hermannsdenkmal in Detmold oder dem Kyffhäuserdenkmal bei Steinthaleben im thüringischen Kyffhäuserkreis erreichte, darauf hat der Regensburger Kunsthistoriker Jörg Träger (1942–2005) die vielleicht beste  Antwort gefunden: „Der Name der Walhalla ist nordisch, die Architektur griechisch-dorisch, die Idee entfernt französisch, die Büsten sind aus italienischem Marmor, und unter den Helden finden sich Engländer, Schweizer, Schweden, Holländer, Balten, Österreicher, Polen und Russen, einfach weil sie ihrerzeit ’teutscher Zunge‘ waren.“ In diesem Sinne darf die Walhalla vielleicht in Zukunft als Mahnmal einer europäischen Einheit begriffen werden. Das wäre gut, das wäre schön und es wäre in diesen Zeiten genau das richtige Signal.

Walhalla

Adresse: Walhallastraße 48, 93093 Donaustauf
Telefon: 09403.961680
Internet: schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/
walhalla.htm

Öffnungszeiten: April bis Oktober: 9.00 bis 18 Uhr
(letzter Einlass: 17.45 Uhr); November bis März: 10.00 bis 12.00 Uhr und 13.00
bis 16.00 Uhr (letzter Einlass: 11.45 Uhr bzw. 15.45 Uhr). Geschlossen am
1. Januar, Faschingsdienstag, 24., 25. und 31. Dezember.

In der Walhalla finden keine regelmäßigen Führungen statt.
Audioguides (auch in englischer Sprache) sind vorhanden

Eintrittspreise: 4 Euro regulär, 3 Euro ermäßigt

Barrierefrei: Für gehbehinderte Besucher, die im Besitz eines EURO-Schlüssels sind, ist die Zufahrt mit dem Pkw möglich. Die Eingangsebene ist barrierefrei über eine Zugangsrampe an der Nordseite zu erreichen.

Parkmöglichkeiten: kostenpflichtige Pkw- und Busparkplätze vorhanden

Die Walhalla wurde von 2004 bis 2014 für 13,3 Millionen grundlegend saniert.
Seit 2016 wird sie von der Bayerischen Schlösserverwaltung betreut.

 

 
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Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH

Bemerkungen eines Vollzahlers zur Repertoirevorstellung

'Der fliegende Holländer' – am 20. Oktober 2017

 

 

'Das fehlte mir!

Bekanntmachung der Nds. Staatstheater Hannover GmbH

Zitat

 


Das Meer: aufgepeitschte Wellen, sprühende Gischt, brausender Wind, ein Klang von Abenteuer; der Mensch auf seinen Schiffen, jederzeit der Katastrophe des Schiffbruchs in der unbezähmbaren Naturgewalt der See ausgesetzt. Der Holländer: Er hat sich in die Stürme geworfen, Flauten und unberechenbaren Luftströmen getrotzt, um seine Ziele in den fernen Häfen der Welt zu erreichen – und im Moment größter Not, in der jeder vernünftige Mensch die Segel gestrichen hätte und umgekehrt wäre, hat er sich über das menschlich Mögliche erhoben, das Schicksal, die Natur und Gott herausgefordert. Der Lohn für seine Hybris ist ein Fluch, der es ihm nur noch alle sieben Jahre gestattet, an Land zu gehen und Erlösung zu suchen. Nur eine Frau, die ihm auf ewig Treue schwört, kann ihn von seiner Unbill befreien. Bis dahin trägt er den unsteten Rhythmus des Meeres, den Klang der Katastrophe – womöglich bis ans Ende aller Tage – in sich.

Senta: könnte sie die Erlösung des Holländers sein? Der Klang ihrer Sehnsucht entspringt dem endlosen Rattern der Spinnräder – an Land, bei den Frauen, die auf die Heimkehr ihrer seefahrenden Männer warten, auf Geschenke aus fernen Landen. Obsessiv träumt sich Senta einen Mann wie den Holländer herbei, der diesem monotonen Rauschen der Räder ein eigenes, gewaltiges Rauschen entgegensetzen kann – einen Mann, wie es der Förster Erik niemals sein kann: Seine Liebesbekundungen gegenüber Senta, die diese einst wohl erwiderte, sind wie ein lauer Wind über Wiesen und Wälder. Sieben Jahre sind seit dem letzten Landgang des Holländers verstrichen. Das Schicksal führt ihn mit Sentas Vater Daland zusammen. Dieser – ganz Geschäftsmann – wittert seine Chance auf Reichtümer, wenn er Senta zur Heirat mit dem Unbekannten bewegen kann. Und tatsächlich: als sich der Holländer und Senta begegnen, tritt zum ersten Mal Stille in die Herzen der beiden Suchenden. Doch ist es der stille Einklang zweier Herzen, die ihre Bestimmung gefunden haben – oder die unheilvolle Stille im Auge des Sturms, dem Unheil folgen wird?

Das Tosen der Wellen, der durch die Segel heulende Wind: All dies ist in der Ouvertüre zu Richard Wagners Der fliegende Holländer zu hören – fast zu spüren –, wenn die Hörner des Orchesters ihr Signal in die tremolierenden Streicherwogen hinausrufen. Wagner selbst war wenige Jahre vor Entstehen der Oper knapp einem Unglück entkommen bei seiner Überfahrt von Riga via England nach Paris: »Diese Seefahrt wird mir ewig unvergeßlich bleiben; sie dauerte drei und eine halbe Woche und war reich an Unfällen. Dreimal litten wir von heftigstem Sturme, und einmal sah sich der Kapitän genöthigt, in einem norwegischen Hafen einzulaufen. Die Durchfahrt durch die norwegischen Scheeren machte einen wunderbaren Eindruck auf meine Fantasie; die Sage vom fliegenden Holländer, wie ich sie aus dem Munde der Matrosen bestätigt erhielt, gewann in mir eine bestimmte, eigenthümliche Farbe, die ihr nur die von mir erlebten Seeabenteuer verleihen konnten.«

 

Zitatende

Das bedeutet: Im Internet keine Informationen über die Ansichten des Regisseurs und der Ausstatter zur Produktion dieses Stückes.
Die Einführung vor der Vorstellung am 20. Oktober 2017 – von einer Dame vorgetragen, die ohne ihren Namen zu nennen – den Text des Produktionsdramaturgen vorlas, der auswärtig beschäftigt war und nicht erschien.

Auch im Verlauf dieser Worte kein Hinweis auf die Fragen:

 •

Warum dieser extrem aufwändige Bühnenaufbau, ein Schiffswrack, ein aufs Ufer
gelaufener Kahn, man sieht Rolltreppen, eine Kuh liegt hingestreckt auf dem oberen
Umgang oder Deck (wenn es denn ein Schiff sein soll), Rolltreppen, die eine funktioniert nicht, muss also als normale Treppe begangen werden, eine demolierte Treppe hängt   darüber frei im Raum?

 

 

Wozu liegt ein Einkaufswagen aus einem Supermarkt am Strand?

 

 

Warum kommt der Herrenchor mit starken Taschenlampen umherleuchtend auf die
dunkle Bühne?

 

 

Warum hat Daland einen Rollkoffer bei sich, wenn er doch weiß, dass er nicht sein Haus erreicht hat, sondern erst nur die Bucht von Sandwike?

 

 

Warum wird der Steuermann (der wichtigste Mann nach dem Kapitän an Bord) von
einem offensichtlich psychisch gestörten Tenor dargestellt?

 

 

Wozu schleppen Statisten gemessenen Schrittes allerlei Krempel über die Bühne?

 

 

Wieso werden die rolloartigen Vorhänge links beleuchtet, hinter denen sich die Schätze
des Holländers befinden sollen, wenn es sich doch um das Schiff Dalands handelt?

 

 

Warum schaufelt der Chor irgendetwas – jedenfalls hantieren sie emsig mit Spaten?

 

 

Was fummelt der ’irrsinnige’ Steuermann oben an der Reling mit einem Riesentuch?

Warum fällt der Vorhang, wenn es sich doch um die einaktige Fassung handelt und das Bühnenbild zum zweiten Aufzug nicht verändert wird?
(Antwort: Weil das Publikum sonst scharenweise das Haus verlässt!)

Warum tritt der Damenchor mit Einkaufstüten in Einheitskostümierung Pelzmänteln im Takt der Musik singend, hüpfend und die Tüten schwingend auf?

 

 

Was soll die Holzfigur auf der Gartenbank, an die sich Senta lehnt?

 

 

Warum läuft Erik mit einer Flit-Spritze zum Vertilgen von Irgendwas herum?

 

 

Warum fällt wieder der Vorhang, zumal wie es sich herausstellt nur ein paar Luftballons am Obergeschoss des Bühnenaufbaus aufgehängt wurden?

Warum wird von zwei Herren ein Rettungsring in der Mitte der Bühne am Rande des Grabens aufgestellt?

 

 

Warum sind die Chor-Damen und -Herren alle gleich gekleidet, als handle es sich um
Uniformen?

 

 

Was soll der Statist, der mit brennender Fackel von rechts aus der Kulisse rennend die
Rolltreppe rauf stürzt, die Flamme dann fallen lässt, damit ein Motiv entsteht, um aus der Unterbühne ’dämpfig Gedünst’ aufsteigen zu lassen?

 

 

Warum hampelt der Steuermann rechts am Portal mit dem Kopf der Puppe mimend:
“ich habe deinen Mund geküsst!“

Es zeigt sich, dass auch Einführungsvorträge – vor allem dann, wenn verkündet wird:
“Wir wollen nicht viel verraten“ - keinerlei Aufschluss geben, was das Publikum erwartet und warum es auf der Bühne der Nds. Staatsoper Hannover so und nicht anders zugeht.

Das Publikum nur in geringer Zahl anwesend – der dritte Rang ist per se schon von vornherein geschlossen – versteht die Welt nicht mehr und geht in Zukunft eben nicht mehr hin.

Warum wird ein Werk der Literatur so verhunzt, dass man es nicht mehr erkennt?
Warum geschieht das zu Lasten der Steuerzahler?
Warum opponiert niemand?

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Wie frei sind wir?
Beitrag aus Heft 10/17 der Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger
 

 


Zitat
In Sonntagsreden wird sie immer wieder beschworen, die Kunstfreiheit.

Sie sei ein hohes Gut, das nicht aufs Spiel gesetzt werden dürfe. Doch was bedeutet das in der Praxis?

Grundsätzlich sollte es kein Problem bei der Betrachtung des Zusammenhangs von Kunst und Freiheit geben. Denn in Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes heißt es lapidar: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“. In der Auslegung dieses Artikels verstehen Juristen diesen als klassisches Abwehrrecht das das bürgerliche Individuum gegen willkürliche Eingriffe des Staates schützt so wie es das ursprüngliche Anliegen der Grund-und-Menschenrechte in der Geschichte war.
Vereinfacht ausgedrückt: Staatliche Stellen haben in künstlerische Handlungen nicht einzugreifen. So einfach ist es in der Praxis leider nicht. Zum einen wird es immer dann problematisch, wenn der freien Entfaltung der Kunst andere, genauso schutzwürdige Interessen entgegenstehen. Zum anderen ist die Freiheit der Kunst - zumindest hierzulande - nicht in erster Linie durch staatliche Eingriffe bedroht, sondern durch einen Zeitgeist, der sich zunehmend schwertut, abweichende Meinungen zu akzeptieren.

KUNST PROVOZIERT

So machte im Februar 2017 eine Kunstinstallation in Dresden Schlagzeilen: Die aufrecht stehenden, demolierten Busse sollten an das Leid syrischer Flüchtlinge erinnern. Sowohl die Nutzungserlaubnis als auch der Einsatz von Steuergeldern war diversen rechtsgerichteten Organisationen ein Dorn im Auge. Die Klage eines sogenannten Wutbürgers wurde jedoch abgewiesen. Begründung des Gerichts: Kunstfreiheit.

Doch nicht nur von rechts wird Kunst im öffentlichen Raum bedroht.
In Berlin ziert ein Gedicht des herausragenden Lyrikers Eugen Gomringer die Fassade der Alice-Salomon-Hochschule. Die Studentenvertretung der Hochschule hat ihre sehr eigene Lesart des Textes und meint, sexistische Inhalte ausgemacht zu haben. Deshalb soll der Text, so ihre Forderung, bei der Fassadenrenovierung 2018 verschwinden.

Die Hochschulleitung zieht das in Erwägung - und sieht sich nun massivem Druck anderer Parteien ausgesetzt, die den Erhalt des Kunstwerks fordern. Wenn der Eigner des Gebäudes sich für die Vernichtung des Kunstwerks entscheidet, gibt es weder Kläger noch Richter, die das verhindern könnten. In dieser Konstellation nutzt die staatliche Kunstfreiheitsgarantie genau gar nichts. Es bleibt nichts, als abzuwarten, ob politische Korrektheit oder Kunstverstand die Oberhand behalten.

Deutlich machen die beiden Vorfälle zumindest eines: Kunst im öffentlichen Raum wirkt und löst Denkprozesse aus. Leider, auf beiden Seiten des politischen Spektrums, manchmal allzu schlichte. Wer ein Stück abseits des Mainstreams in Szene setzt und bewusst Regeln verletzt, muss mindestens mit einem Shitstorm rechnen. Vielleicht sieht er oder sie sich aber auch einer Moralkeule ausgesetzt: Ergebnis könnte Selbstzensur aus wirtschaftlichen Gründen sein. In der Zeit sieht der Maler Neo Rauch eine Gefahr für die Freiheit der Kunst vor allem in Bezug auf die Sexismusdebatte.
Heute dominiert der Typus des gendersensiblen Bücklings, sich nicht ins Lebens hineinwagt, weil dort zu viele Gefahren lauern. Und weil man zu viel falsch machen kann in dem Versuch, sich auszurichten an den Meinungs- und Haltungsvorgaben."

STAATSKRITISCHE KUNST - EIN RISIKO?

Doch auch dann, wenn tatsächlich der Staat als Entscheider gefragt ist, kommt die Kunst nicht immer ungeschoren davon.
Kunst beziehungsweise Satire als eine Form der Kunst darf verzerren, übertreiben, verfremden. Jedoch gelten auch für sie Grenzen: Dann etwa. wenn Menschen mit Schmähkritik überzogen werden. Berühmt ist etwa das sogenannte Strauß-Urteil von 1987: Eine Karikatur, die den CSU-Vorsitzenden als kopulierendes Schwein darstellte, war demnach nicht von der Kunstfreiheit gedeckt.
Auch den Fall Böhmermann haben noch alle im Kopf. Der als Ziel des Schmähgedichts auserkorene türkische Staatspräsident Erdogan traf in Deutschland auf nicht allzu viel Mitleid, doch die Gerichte waren auf seiner Seite: Böhmermanns Gedicht bleibt zu großen Teilen verboten. Weniger überzeugend argumentierte AfD-Vizechefin Beatrix von Storch, derer sich Falk Richter im Stück ’Fear’ annahm. Hier hielten Gerichte die Kunstfreiheit hoch.
Abgesehen von solchen begründeten Einzelfällen darf man sich in Deutschland jedoch eigentlich sicher sein, dass man sich nicht aufgrund seines künstlerischen Schaffens Repressalien ausgesetzt sieht. Bleiben wir zum Vergleich in der Türkei: Im Reich Erdogans ist von Kunstfreiheit schon längst nicht mehr die Rede, Theater können nicht mehr aufführen, was ihnen gefällt - jedenfalls dann nicht, wenn ein Gegensatz zur Regierungslinie konstruiert werden kann. Wegen angeblicher Unterstützung der Gülen-Bewegung, die die Regierung für den gescheiterten Militärputsch im vergangenen Jahr verantwortlich macht, sitzen inzwischen auch zahlreiche Künstlerinnen und Künstler in U-Haft. Von einem rechtsstaatlichen Verfahren kann keine Rede sein. Terrorvorwürfe werden missbraucht, um Kritikerinnen und Kritiker mundtot zu machen. Immerhin wurde gerade erst die Journalistin und Schriftstellerin Asli Erdoan (nicht zu verwechseln mit dem Präsidenten), die wegen angeblicher Volksverhetzung angeklagt ist, die Ausreise nach Deutschland erlaubt.
Die Türkei ist jedoch nicht der einzige autoritäre Staat, der Sorgen bereitet. Im August 2017 wurde in Moskau der Regisseur Kirill Serebrennikow verhaftet. Der Vorwurf lautet nicht Terrorismus, sondern Subventionsbetrug. Er soll rund eine Million Euro an Fördergeldern veruntreut haben. Viele Beobachter zweifeln daran. Die landläufige Meinung ist eher, dass der offen homosexuelle Starregisseur mit seinen teils kirchenkritischen Inszenierungen einigen konservativen Politikern ein Dorn im Auge war - obwohl Serebrennikow die Machthaber in Russland selbst nicht angegriffen hat.
Dass das Schlagwort von der Kunstfreiheit manchmal auch für je nach Standpunkt geschmacklosen Unfug herhalten muss, zeigt ein Beispiel aus den USA vom Mai: Die Schauspielerin und Komikerin Kathy Griffin postete in den sozialen Netzwerken ein Foto, auf dem sie in einer naturalistischen Darstellung den abgeschlagenen und blutüberströmten Kopf von Donald Trump hochhielt. Ein Shitstorm war die Folge. CNN, nicht unbedingt als Trump-freundlich bekannt, kündigte einen bestehenden Produktionsvertrag. Unabhängig von der Frage, ob es sich beim Griffinschen Machwerk um Kunst gehandelt hat oder nicht, bleibt offen, ob existenzbedrohende Nachteile für Künstlerinnen und Künstler entstehen können, wenn sie das, was sie für Freiheit der Kunst halten, für sich in Anspruch nehmen. Wenn Grenzüberschreitungen den Verlust von Aufträgen zur Folge haben, könnte zumindest der böse Eindruck entstehen.

SOZIALE SICHERHEIT VS. KUNSTFREIHEIT

Man muss sich jedoch nicht in die Welt der großen Politik wagen und sich als echter oder vermeintlicher Dissident präsentieren. Das Thema der Kunstfreiheit betrifft viele Theaterschaffende auf einer ganz alltäglichen Ebene: bei der Gestaltung ihrer Arbeitsverträge. Denn das Freiheitsprivileg kann beispielsweise im Widerspruch zu Artikel 20 Grundgesetz stehen, dem Sozialstaatsgebot. Will heißen: Einerseits gibt es ein soziales Interesse der im Kunstbetrieb betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, auf der anderen Seite steht das eherne Prinzip der Kunstfreiheit.

Zwar beschäftigt sich die Bühnengenossenschaft eher selten mit ZDF-Freitagabendkrimis. Allerdings hat ein aktuelles Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) nun eine Ausnahme gebracht, denn das Gericht bezieht sich auf Rundfunk- und Kunstfreiheit gleichermaßen. Die Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss und Markus Böttcher waren 18 Jahre beziehungsweise 28 Jahre lang in der ZDF-Serie „Der Alte"
als Kommissare tätig. 2014 beschlossen die Programmverantwortlichen, eine Verjüngung sei notwendig und schrieben die beiden aus der Serie heraus - was Sanoussi-Bliss und Böttcher verständlicherweise gar nicht gefiel.

Das böse Wort vom Verjüngungswahn fiel, vor allem aber zogen Sanoussi-Bliss und Böttcher vor Gericht. Die Anwälte der Schauspieler argumentierten gegen die Weigerung der Produktionsfirma, neue Verträge zu schließen, die letzte Befristung sei unwirksam gewesen, weil ein sachlicher Grund hierfür gefehlt habe. Es habe sich um „normale" Arbeitsverhältnisse gehandelt vor allem hätten ihre Mandanten wegen strikter Vorgaben des ZDF und der Produktionsfirma kaum künstlerischen Gestaltungsspielraum beim Ausfüllen ihrer Rollen gehabt Für einen dauerhaften Bedarf der Schauspieler spreche auch die lange Kette von befristeten Verträgen hintereinander (‚Kettenbefristung'). Die beiden hatten für die einzelnen Folgen zwar jeweils nur befristete „Mitarbeiterverträge abgeschlossen. Die jeweilige Gage war jedoch, wie sie ihre Anwälte formulieren ließen, „zur Grundlage ihrer wirtschaftlichen Lebensführung geworden".
Trotzdem scheiterten sie mit ihren Klagen in allen Instanzen: Das Arbeitsgericht und das Landesarbeitsgericht München hatten diese abgewiesen. Schließlich folgte auch das Bundesarbeitsgericht den Vorinstanzen. Die Richter in Erfurt waren ebenfalls der Meinung, dass die Befristung der Verträge wegen der Eigenart der Arbeitsleistung sachlich gerechtfertigt war. Zwar sei ein Bestandsschutzinteresse der Kläger durchaus anzuerkennen. Auf der anderen Seite sei jedoch auch die verfassungsrechtlich geschützte Kunstfreiheit der Producktionsfirma zu respektieren. Die Kunstfreiheit umfasse insbesondere die Möglichkeit, das Drehbuch und dessen Inhalt sowie dessen Umsetzung autonom zu handhaben. Hierzu gehöre es auch, Handlung und Personen einschließlich deren Besetzung neu gestalten zu können. Das Gericht habe, so die FAZ, zwischen der Kunstfreiheit und dem Bestandsschutz für die Darsteller abwägen müssen.

Das Urteil bestätigt im Grunde nur, was für vor allem solistisch tätige Theaterkünstlerinnen und -künstler schon lange gilt: Schon vor Jahrzehnten, 1981, hat dasselbe Gericht festgestellt. „mit befristeten Arbeitsverträgen (nach dem NV Bühne) könne ... dem Abwechslungsbedürfnis des Publikums am ehesten Rechnung getragen werden". Die jeweilige Intendanz müsse ihre künstlerischen Vorstellungen verwirklichen können.

Es ist also deutlich, dass die im NV Bühne verankerten, sich selbst verlängernden Zeitverträge Bestandteil jener Kunstfreiheit sind, die das Grundgesetz vorschreibt, Der Tarifvertrag berücksichtigt somit soziale Bedürfnisse der künstlerisch Beschäftigten wie auch die Tatsache, dass im künstlerischen Bereich eine dauernde Bindung an einen Theaterbetrieb eben nicht im Sinne des Grundsatzes der Kunstfreiheit ist.

Außerdem garantiert das Prinzip, dass auf keiner künstlerischen Leitungsebene hingenommen werden muss, dass sich Rechtsträger ungeniert in die künstleri­sche Produktion einmischen.

Alle Experten sind sich über die Einzigartigkeit der deutschen Theaterlandschaft einig. Das Regelwerk des NV Bühne hat dazu unbestritten einen wichtigen Beitrag geleistet - auch die darin festgeschriebenen Zeitverträge sind Bestandteil dieser Vielfalt. Jedenfalls müssten sich alle Beteiligten mit anderen Vertragsformen an deutlich andere Arbeitsstrukturen gewöhnen. Konsequenz einer Abschaffung der Zeitverträge wären nämlich aller Voraussicht nach wesentlich mehr Gastverträge als bereits heute schon.
Folge: Soziale Sicherheit gäbe es bei diesen Gastverträgen, die dann zur Regel würden, erst recht nicht auch wenn GDBA und VdO gerade nach jahrelangen Auseinandersetzungen eine Mindestgage für Gastvorstellungen und Probentage erstritten haben.

Am Ziel sind wir damit jedoch noch nicht. Wenn Theaterkünstlerinnen und -künstler zu den wenigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit fast beliebig oft verlängerbaren Zeitarbeitsverträgen gehören, dann müssen sich die damit verbundenen unsicheren Zukunftsperspektiven auf jeden Fall in einer besseren Bezahlung widerspiegeln. Dafür streitet die GDBA. -
Jörg Rowohlt / Kai Hirdt - Zitatende

 
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Schule – Bildung – Theater

Die Schule vermittelt Fertigkeiten und Kenntnisse, die zum Überleben notwendig sind.

Auf der Grundlage unseres aufgeklärten, christlich-humanistischen Wertekanons sollen naturwissenschaftlich-technische und literarisch künstlerische Inhalte weitergegeben werden.
Künstlerische Betätigung im Musik- und Theaterspiel vervollständigen einen ausgewogenen Lehrplan, der auch den Besuch von Konzerten, Schauspiel- und Musiktheateraufführungen beinhaltet.
Leider haben Letztere seit den achtziger Jahren eine verhängnisvoll Entwicklung durch das so genannte Regietheater genommen.

Unterstützt von der um Aufreger bedachten Presse und Intendanten, die sich durch Skandale ’einen Namen’ machen, maßen sich Regisseure an, Werke zu dekonstruieren, zu zertrümmern, zu verjuxen, und einem weitgehend verbildeten Publikum die narzistische Aufarbeitung ihrer Macht- und Sexualprobleme als ’Kunst’ vorzuführen.

Außer wildem ’Buh-Geschrei’, das Regisseure und Intendanten feixend mit Dank entgegennehmen, haben wir alle feige murrend nichts dagegen unternommen, so dass die junge Generation die großen Werke unserer Theaterliteratur nur noch in verzerrter Form kennenlernt.
Was kann dagegen unternommen werden?

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Wie man seinen Spielplan anlegt und erklärt,
ist zur Frage des Opern- und Konzertbetriebes geworden.

Wir, die heute und ehemals im Musiktheater Tätigen - wie auch unsere Gönner und Förderer-, stellen fest, dass das deutsche Regisseurstheater - weltweit als 'German­Trash-Theater verabscheut - den Werken der Theaterkultur die eigenen Bedürfnisse, politische, gewalttätige und sexuelle Neurosen respektlos überstülpt.

Dies geschieht zu Lasten der Steuerzahler unter Missachtung des Bildungsauftrags, so dass die junge Generation die Werke, so wie sie von Autoren und Komponisten geschrieben wurden, nur in verunglimpfender Form kennenlernt, das ältere Publikum die Theater mehr und mehr meidet und das Regisseurstheater auf diese verrohende Art der Darstellung unsere wertebewusste Bildungskultur niedermacht.

Dagegen die Aussage von Ersan Mondtag - eigentlich Ersan Aygün - Berliner Regisseur und Ausstatter an der Berliner Volksbühne.

 


Ich bin ein autonomer Künstler und kein Dienstleister von einem Autor, dessen Drecksarbeit ich machen soll …
 

Es ist nicht im Sinne der Steuerzahler, dass völlig aus dem Rahmen des jeweiligen Stückes fallende, hochtechnische, begehbare, betanzbare, komplizierte Bühnenaufbauten Verwendung finden, die den Betrieb derartig negativ beeinflussen, dass eine wirtschaftliche Nutzung des Hauses nicht gegeben ist.

Es kann mit der Probe nicht begonnen werden, Solisten, Chor und Orchester warten, da erst noch das 'Bühnenbild' zusammengeschraubt bzw. wieder abgebaut werden muss, folglich keine Vorstellung abends stattfinden kann.

Ein Bühnenbild hat unterstützende Aufgaben zu erfüllen, den Inhalt des Stückes optisch anzubieten, aber kein Eigenleben zu führen und verfälschende Eindrücke in Verbindung mit nicht stückbezogener Regie zu vermitteln.

In diesem Falle kann nicht mit 'Freiheit der Kunst' argumentiert werden. Hier geht es um Geld und Subventionen. Daher stellt sich die Frage, ob unter den heute gegebenen Umständen, Subventionen gekürzt werden sollen, um Theater zur einer künstlerisch und wirtschaftlichen Betriebsleitung zu zwingen.

Marie-Louise Gilles

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Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen gab in diesem Oktober 2017 Schulen ein schlechtes Zeugnis, das Rektorinnen und Schulleiter wie Pädagogen und Lehrerinnen an Grundschulen zum Weinen brachte.

Wie soll der Unterricht gestaltet werden, um Kindern ein Wissen beizubringen, das Fortschritte in der Entwicklung der Schüler aufzeigen kann?

Die Schule ist schon der zweite Schritt, der erste ist der des Geborenwerdens in ein Umfeld, das oft nicht in der Lage ist, Grundsätzliches zu vermitteln.

Da gibt es Kinder, die in die erste Klasse einer Grundschule kommen und nicht einmal Farben unterscheiden können, die nicht wissen, was rot und blau ist. Und dies nicht in der neuen Landessprache und auch nicht in ihrer Muttersprache ausdrücken können.

Manche, die aus dem Kindergarten in die Schule übernommen werden, können schon lesen, andere, die nicht einmal einen Bleistift richtig in der Hand zum Schreiben zu halten in der Lage sind.

Deutlich fallen Unterschiede bei den einzelnen Ländern auf.

In Bayern und in Sachsen erfüllen 74 Prozent der Kinder die Regelstandards für ’stotterfreies’ Lesen, in Bremen nur 48 Prozent. Hier, an der Weser, erreichen auch immerhin 35 Prozent der Schüler die Regelsleistung in Mathematik nicht.

Bei der Orthographie erreichen die Bremer Schüler 40 Prozent nicht die Mindestanforderungen, was bedeutet, dass diese Kinder nicht einmal einen Schulabschluss schaffen und damit gleich in die Arbeitslosigkeit fallen.

In Baden-Württemberg liegen die Kinder in Deutsch weit zurück. Waren sie noch 2011 an der Spitze hinter Bayern, so mussten sie alle Plätze räumen und positionierten sich jetzt am Ende der Skala bei Bremen und Berlin.

Es gibt Rechte der Eltern, aber es sind auch Pflichten durch das Elternhaus zu erfüllen.

Gibt es Schwierigkeiten, ist natürlich die Schule die Schuldige, da kommt der Vater und droht handgreiflich zu werden.

Der Elternteil, deren Kinder in die gleiche Klasse gehen, aber aus einem anderen sozialen Umfeld stammen, will das Klassenbuch sehen und erscheint mit einem Anwalt, um eine Versetzung durchzusetzen, die dem Kind im Endeffekt, eben im nächsten Schuljahr, noch größere Schwierigkeiten bereitet.

Oft sind die Eltern nicht in der Lage, Wissen zu vermitteln – sie haben es selber nicht parat, können den Kindern nicht vorlesen, sie selber zum Lesen anhalten – stellen die Kinder mit Tablet und Handy oder Smartphone ruhig.

Nachhilfeunterricht kann meist nicht bezahlt werden oder wird von den Eltern – vor allem vom Patriarchen, der die Meinung vertritt, es ist eine Schande, dass Nachhilfe nötig ist und im Übrigen brauche die Tochter gar nicht zur Schule zu gehen, sie solle heiraten und wenigstens zwölf Kinder bekommen - abgelehnt.

Kümmern sich die Eltern oder Elternteile nicht um die Kinder, weil sie selbst mit Überleben beschäftigt - d.h. beide berufstätig – sind, kann ein systematischer Bildungsaufbau nicht funktionieren.

Es entstehen Defizite, die im Lauf der vier Jahre Grundschule nicht aufgeholt werden können, denn werden die Kenntnisse aus der vorherigen Klasse in einem Test von 30 Minuten abgerufen, stellt sich heraus, dass früher vermitteltes Wissen – also in der Klasse davor - nicht mehr vorhanden ist.

Den Kindern fehlt die Fähigkeit zu lernen und das Erlernte zu behalten, sie müssen erst das Lernen lernen und dafür ist es in der ersten Klasse bereits zu spät.

Die Statistik zeigt, dass beim Lesen Viertklässler ein Niveau in den letzten Jahren halten konnten. Problematisch zeigt sich die Qualität in der Rechtschreibung. Nur die Hälfte der Schüler erreicht den Regelstand, also ein mittleres Leistungsniveau, jeder fünfte kann hier bundesweit die Mindestanforderungen nicht erfüllen.

Erkennbar ist der Verfall des Bildungsniveaus schon in den Grundschulen seit 2011 - innerhalb der letzten fünf Jahre.

Daher:
Zeig mir deine Eltern, und ich sage dir, was aus dir wird. So könnte man die Ergebnisse des Nationalen Bildungsberichts 2016 zusammenfassen – meint die Wochenzeitung ’Die Zeit’.

Und die HAZ führte am 25. Oktober 2017 aus, dass an Universitäten „32 Prozent aller Bachelor-Studenten ihr Studium vorzeitig, an Fachhochschulen 27 Prozent“ vorzeitig beenden. Etwa die Hälfte von ihnen begännen dann eine Berufsausbildung.

Das heißt doch:
- entweder haben sich die Schüler falsch eingeschätzt,
- oder sie wurden vom Elternhaus und der Schule auf wissenschaftliches Arbeiten nicht genügend vorbereitet.

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Eine neue Bertelsmannstudie dokumentiert die Situation der Ganztagsschulen.
Sie zeigt auf, dass fast 40 Prozent aller Schüler in Deutschland eine solche Bildungseinrichtung besuchen.

In Hamburg besucht 91,5 Prozent der Schüler eine Ganztagsschule, in Bayern sind es nur 16 Prozent.

Ganz deutlich hier der Vorteil der Ganztagsschule:
 

die Kinder kommen am Nachmittag aus der Schule – in den meisten Fällen
gegen 16 Uhr –   und können sich der Freizeit widmen, die gerade in der Entwicklungsphase wichtig ist;
   
die Hausaufgaben sind unter Kontrolle in der Schule erledigt worden. Die Eltern müssen sich nicht nach deren Berufsalltag noch mit Themen, die sie nicht beherrschen, auseinandersetzen.

Die psychologische Seite ist zu beachten:
ein ’ungebildeter’ Vater oder eine nicht wissende Mutter verlieren an Autorität, wenn das Kind merkt, die Eltern haben keine Ahnung. Sie werden dann auch nicht im normalen, täglichen Erziehungsprozess die Eltern akzeptieren.

Förderung lernschwacher Kinder, auch aus bildungsmäßig minderbemittelten deutschen Elternhäusern ist nur durch kontinuierlichen Einfluss d.h. Betreuung möglich.

Dies gilt auch für Kinder, denen die deutsche Sprache mehr oder minder geläufig ist.
Besonders aber für die – und das ist nun aber die zusätzliche Schwierigkeit, die sich durch das Recht auf Asyl im Deutschen Grundgesetz und aus der UN-Flüchtlingscharta ergibt -  die aus verschiedenen Gründen zuwandern.

Es strömen Menschen nach Deutschland, die andere europäische Länder, die auch den Vereinten Nationen und deren Regelwerk unterliegen, nicht aufnehmen.

Das wird von der Politik nicht thematisiert, denn es könnten sich ja diplomatischen Verwicklungen ergeben, wenn man plötzlich Frau Merkel das und Frau Szydło jenes sagen hört.

Je mehr und je länger Kinder aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten und Nationen sich täglich unter Aufsicht von pädagogisch und fachlich qualifiziertem Personal begegnen, desto eher gelingt Integration und Lernfortschritt zu einem für alle fachlich gleich hohen und erreichbaren Ziel.

Nur mit einer soliden Grundausbildung ist die Gesellschaft in der Lage, sich differenziert eine Meinung zu bilden, sich dann zu äußern, um Missentwicklungen jedweder Art durch ihr Veto zu verhindern.

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Kommentar   

 

Ivan Repušić -

seit der Spielzeit 2016/2017 gerade mal neuer Generalmusikdirektor der Nds. Staatsoper Hannover hat einen Vertrag bis 2019, den er nun nicht verlängert.
Dabei war er vom Orchester eindeutig gewünscht.

Wer aber dirigiert gerne von leerem Haus wie in Hannover. Da dürfte sich der GMD fragen:
’Kann ich es nicht reißen? Bei den Konzerten:
Ja!
Aber bei der Oper mit derart miserablen Inszenierungen, dass keiner mehr hingeht:
Nein!’

Komme ich nach einem von mir dirigierten ’Holländer’ auf die Bühne, sehe ich ein leeres Haus. Der dritte Rang geschlossen, erster und zweiter Rang und Parkett nur dürftig mit bis zu höchstens 30 Prozent besucht.’

Und was jetzt?
Wie lange brauchen Theater, um endlich wieder eine musikalische Führung zu erhalten.
Besonders schwierig dann, wenn der Intendant meint:

Google: “Ich brauche keinen GMD!“

und das Orchester nach vielen Vordirigaten die Meinung vertritt: ’Den oder die wollen wir nicht’ – das Orchester hat ein Mitspracherecht bei der Besetzung der GMD-Planstelle.

Nun kommt 2019 in Hannover der Wechsel bei der Theaterdirektion Oper und Schauspiel und eben auch bei der musikalischen Gesamtleitung – und dazu, in Bezug auf Wissenschaft und Kultur, eine unqualifizierte politische Führung in Stadt und Land?

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Feststellung

Im Monat Oktober 2017 war die Nds. Staatsoper Hannover von den 31 Kalendertagen an 25 Tagen vor Publikum szenisch oder für Konzert-/Sonderveranstaltungen belegt.

Im Einzelnen wurde gegeben:
szenisch:
2 Vorstellungen ’Der junge Lord’ (4. / 19.10.)
2 Vorstellungen ’La Traviata’ (7. / 11.10.)
2 Vorstellungen ’Der fliegende Holländer’ (10. / 20.10.)
2 Vorstellungen ’Manon Lescaut’ (18. / 29.10.)
2 Vorstellungen ’Der Liebestrank’ (13. / 22.10.)
7 Vorstellungen ’West Side Story’ (1. / 3. / 5. / 14. / 17. / 25. / 27.10.)
2 Vorstellungen ’Heinrich VIII.’ (6. / 15.10.)

konzertant:
1 Vorstellung ’Wilhelm Tell’ (31.10.)
2 Sinfoniekonzerte (8. / 9. 10.)
2 Sonderveranstaltungen (an einem Tag) ’Poetry Slam’ (28.10.)

Bei neun szenischen Vorstellungen der Oper war lt. Angaben des Kartenvermarkters der dritte Rang von vornherein geschlossen, d.h. er ging gar nicht in den Verkauf.

Will der Besucher eine Karte für den dritten Rang, erhält er vom Kassenpersonal den Hinweis:
Wir haben noch so viele Karten im ersten und zweiten Rang und im Parkett, da bleibt der dritte Rang zu.“

Dabei behauptet doch das Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Plätze würden nur aus künstlerischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht belegt.

Das Publikum in Hannover ist inzwischen gewarnt und lehnt die szenischen Aufbereitungen von ’Lord ’, ’Holländer ’, ’Liebestrank’, ’Manon’ ab.

Lediglich ’Traviata’ und ’West Side Story’ füllen das Haus.
Auch das Ballett findet nicht in jeder Hinsicht die Zustimmung.
Konzerte haben ihr Publikum, weil kein szenischer Unfug getrieben wird.

Nachfolgend der Belegungsplan für den Monat Oktober 2017.



 

 

 

 

Belegung Nds. Staatsoper Hannover Oktober 2017

 

 

2017

Belegung

 

Oper-
szen
isch

 

Konzert

 

Musical

 

Ballett

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

01.10.

 

 

 

 

 

 

West Side

 

 

 

02.10.

leer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

03.10.

 

 

 

 

 

 

West Side

 

 

 

04.10.

 

 

Lord

 

 

 

 

 

 

 

05.10.

 

 

 

 

 

 

West Side

 

 

 

06.10.

 

 

 

 

 

 

 

 

Henry VIII.

 

07.10.

 

 

Traviata

 

 

 

 

 

 

 

08.10.

 

 

 

 

Sinfoniekonzert

 

 

 

 

 

09.10.

 

 

 

 

Sinfoniekonzert

 

 

 

 

 

10.10.

 

 

Holländer

 

 

 

 

 

 

 

11.10.

 

 

Traviata

 

 

 

 

 

 

 

12.10.

leer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

13.10.

 

 

Liebestrank

 

 

 

 

 

 

 

14.10.

 

 

 

 

 

 

West Side

 

 

 

15.10.

 

 

 

 

 

 

 

 

Henry VIII.

 

16.10.

leer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

17.10.

 

 

 

 

 

 

West Side

 

 

 

18.10.

 

 

Manon

 

 

 

 

 

 

 

19.10.

 

 

Lord

 

 

 

 

 

 

 

20.10.

 

 

Holländer

 

 

 

 

 

 

 

21.10.

 

 

Manon

 

 

 

 

 

 

 

22.10.

 

 

Liebestrank

 

 

.

 

 

 

 

23.10.

leer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

24.10.

leer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

25.10.

 

 

 

 

 

 

West Side

 

 

 

26.10.

leer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

27.10.

 

 

 

 

 

 

West Side

 

 

 

28.10.

 

 

 

 

Poetry/Poetry

 

 

 

 

 

29.10.

 

 

Manon

 

 

 

 

 

 

 

30.10.

leer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

31.10.

 

 

 

 

Tell

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Summe

7 x

 

11 x

 

5 x

 

7 x

 

2 x

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

25 Nutzungen incl. 3 Konzerte und 2 Sonderveranstaltungen
(diese an einem Tag),
davon 9 Opern-Veranstaltungen mit geschlossenem dritten Rang


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Impressum



erscheint als nichtkommerzielles Beiblatt zu



- ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
KS Prof. Marie-Louise Gilles

Dipl. - Kulturwissenschaftlerin
Büro 30655 Hannover – Fehrsweg 2

info@kulturjournal-hannover.de

Peter Lang
Büro 93047 Regensburg – Holzländestr. 6

info@kulturjournal-regensburg.de

Ersterscheinung der Ausgabe Regensburg am 27.07.2007
Erscheinungsweise: kulturjournal-regensburg zehn Mal pro Jahr von Februar bis August und Oktober bis Dezember

Ausgabe des Beiblattes als ’Mitteilung an meine Freunde’ mit Auszügen aus dem
’kulturjournal-regensburg’ in loser Reihenfolge, gebräuchlich am Anfang eines Monats

Titelbild: Bearbeitung ’November 2017 – Leporello’ der Nds. Staatstheater Hannover GmbH

Verteilung Regensburg: Direktversand, Hotels, Theater, Galerien, Veranstaltungsorte, Tourist-Info, Bahnhöfe
Verteilung Hannover: Direktversand an ausgewählte Leserschaft,
Mitglieder der Bürgerinitiative Opernintendanz, Niedersächsische Landesregierung,
Politische Parteien im Nds. Landtag, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Bund der Steuerzahler, Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, Richard-Wagner-Vereine, Feuilletons von Tageszeitungen
RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover

Veröffentlicht auch auf: www.marie-louise-gilles.de

 

Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.
Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen, aus dem Internet u.a. Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der Preußen-Chronik u.ä..
Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich gemacht.

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

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