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Einleitung zur Ausgabe
Nr. 19 / Nr. 7 – 2018
Verramscht
Händler leben, wenn sie
sich am freien Markt
beteiligen, auf eigenes
Risiko.
Sie haben dann gegenüber
sich selber den
Anspruch, Qualität
anzubieten.
Anders ist die
Situation, wenn Produkte
angeboten werden, die
von der öffentlichen
Hand subventioniert
werden – hier ist man
völlig frei, ob die Ware
nun vom Markt angenommen
wird oder nicht.
Wenn Kulturschätze, in
unserem Fall,
Meisterwerke der
Opernliteratur von
egomanischen
Inszenierungsteams unter
der Aufsicht
selbstgefälliger
Theaterleitungen,
kenntnisfreier
Ministerialbeamter,
orientierungsloser
Dramaturgen, kunstferner
Verwaltungsmitarbeiter
verfälscht und verdorben
werden, meiden die
Käufer den Markt und das
Theater bleibt
erschreckend leer.
Nun beginnt der
unwürdige Krampf, die
angebotenen
Scheußlichkeiten zu
verramschen.
Wie wenn sich der Markt
seinem Ende nähert und
Händler feststellen,
dass noch Bananen übrig
sind, die schon matschig
werden oder wenn Fische
anfangen zu müffeln,
wirft man Restwaren mit
lautem Geschrei zu
niedrigsten Preisen
unters Volk.
Da heißt es bei der Nds.
Staatstheater GmbH:
Eine Karte kaufen und
ihr kriegt eine zweite
umsonst dazu.
oder
noch ein Angebot:
Alle unter 30 Jahren
bezahlen nur fünf Euro
für eine Karte
’Verkaufte Braut’.
Wenn der Theaterfreund
frühzeitig Karten im
Vorverkauf ersteht, um
sich seinen Platz zu
sichern, dann aber
feststellt, dass später
Karten verbilligt auf
den Markt kommen, wird
er vom Kassenpersonal
der Nds. Staatstheater
GmbH angemotzt:
“Da haben Sie eben
Pech gehabt!“
Niemand rede mir ein,
das Interesse an
klassischer Musik sei
nur minimal.
Die Sinfoniekonzerte
sind bestens besucht,
die Chöre blühen,
Freilichtaufführungen
werden ohne Mätzchen
dargeboten und sind
binnen Stunden
ausverkauft.
Freilich hat die
Bayerische Staatsoper in
München – an der ich
einige Jahre engagiert
war und ich jetzt wie
jedes Jahr am Treffen
der ehemaligen
Ensemblemitglieder
teilnahm, um eine
Vorstellung der
’Arabella’ mit
Spitzensängern wie Anja
Harteros und Michael
Volle zu erleben – mehr
Geld zur Verfügung als
eine mittlere Großstadt
wie Braunschweig,
Hannover oder Oldenburg,
um die drei Nds.
Staatstheater zu nennen.
Es ist der
Mannschaftsgeist, der
Theater wie eine
Fußballmannschaft trägt.
Wenn das Ensemble der
Nds. Staatsoper Hannover
am 24. Juni 2018
Rossinis ’Reise nach
Reims’ – ein Stück, das
lange nicht gespielt
wurde – mit nur einem
Gast (Nicole Chevalier
von der Komischen Oper
Berlin) in untadeliger
Form, hinreißender
Spielfreude in der Regie
von Matthias Davids und
charaktervoller
stimmlicher Besetzung
vor ein jubelndes
Publikum brachte, kann
man es als Steuerzahler
nur in höchstem Maße
kritisieren, dass
andererseits durch
ekelhafte und die Werke
zerstörende
Inszenierungen das
Publikum systematisch
aus den Häusern
vertrieben wird.
In der nächsten Ausgabe
werden wir detailliert
auf Aussagen der
verantwortlichen Nds.
Verwaltungsmitarbeiter
eingehen.
ML Gilles
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Kalenderblätter
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Ida
Ehre
... am 09. Juli 1900
geboren
Das Schauspiel erlernte
sie an der Akademie für
Musik und darstellende
Kunst in Wien.
Das Debüt fand am
Stadttheater Bielitz
statt.
Danach spielte sie in
Budapest, Czernowitz,
Cottbus, Bonn,
Königsberg, Stuttgart
und am Nationaltheater
in Mannheim.
Ab 1930 war sie am
Lessingtheater in Berlin
engagiert. |
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Die
Nazis verboten ihr die
Auftritte, sie arbeitete
darauf in der
gynäkologischen Praxis
ihres Mannes in
Böblingen als Helferin.
Die Flucht nach Chile
gelang
Ida Ehre
nicht.
Das Schiff, auf dem sie
sich schon bei den
Azoren auf dem Weg nach
Südamerika befand,
musste 1939 nach
Kriegsausbruch umkehren.
Die Gestapo verhaftete
sie und brachte sie zur
Internierung ins KZ
Fuhlsbüttel.
Frei gelassen wurde sie,
da ihr Mann seinen
Schulfreund Heinrich
Himmler einschaltete.
1945 gründete sie die
Hamburger
Kammerspiele,
deren Prinzipalin sie
dann war.
An ihrem Haus spielte
sie selber viele Rolle -
die Glanzpartie war die
Anna Fierling in Brechts
'Mutter Courage' - sie
führte selber Regie.
1947 produzierte sie die
Uraufführung von
Borcherts 'Draußen vor
der Tür'.
1994 inszenierte der
damalige Oberspielleiter
Schauspiel, Rudolf
Zollner, im Theater am
Haidplatz in Regensburg
das Stück mit Tiedemann,
Heuberger, Sowa und
Christiane Motter.
Sie ging anlässlich
dieser Produktion mit
dem unvergesslichen Satz
in die Geschichte ein:
“... und die Suppe ist
auch kalt“.
Über ihr Engagement am
Theater Regensburg liegt
in ihrer Biographie,
veröffentlicht im
Internet, ein tiefes
Schweigen.
Man beerdigte Ida Ehre
neben Gustaf Gründgens
auf dem Ohlsdorfer
Friedhof in Hamburg,
nachdem die Tochter
eines Kantors am 16.
Februar 1989 in der
Hansestadt gestorben
war. |
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Emil Jannings
... am 23. Juli 1884
geboren
Er war der Professor
Rath an der Seite von
Marlene Dietrich in 'Der
blaue Engel' - dem
ersten deutschen Tonfilm
mit Weltgeltung.
Nach einer
Anfängerlaufbahn an
deutschen
Provinztheatern kam er
nach Berlin und meinte,
so wie andere Kollegen,
ein leichtes Geld mit
der Filmerei in deren
Anfängen ohne Ton
verdienen zu können. |
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Harry Piel war einer
seiner ersten
Produzenten, wobei es
sich in der Hauptsache
um Kurzfilme handelte.
Den so genannten
Durchbruch erzielte
Jannings mit der Rolle
des Frosch in einer
Verfilmung der
'Fledermaus'.
Bei
der UFA folgte 'Madame
Dubarry', in der
Jannings den
französischen König
Ludwig XV. in der Regie
von Ernst Lubitsch
spielte.
Es folgte 'Anna Boleyn'
mit Jannings als
Heinrich VIII. - dieser
Film verhalf ihm zum
Sprung nach Amerika.
Beide Filme liefen
wochenlang in New York.
Der von der Paramount
geplante Film 'Peter der
Große' stimmte in Bezug
auf die Hauptrolle nicht
mit der Auffassung der
Amerikaner überein -
jenseits des Atlantiks
wollte man einen
gefälligen russischen
Zaren, keinen
bärbeißigen Wilden.
'Das Weib des Pharao'
schloss sich als neues
Projekt an - man drehte
mit Paul Wegener, Albert
Bassermann - aber das
Opus gefiel nicht
sonderlich.
Dann kam 'Nju' mit
Elisabeth Bergner -
'Tartüff' mit Werner
Krauss und Lil Dagover -
'Quo vadis', mit ihm als
Nero, geriet zu einem
Schinken.
Hollywood war dennoch
interessiert und so
spielte er in 'The Last
Command' im Jahr 1928
von Josef von Sternberg.
Emil Jannings gewann für
seine Darstellung in dem
Film sowie für die
Leistung in 'The Way of
All Flesh' den ersten
Oscar überhaupt als
bester Hauptdarsteller.
1930 folgte in
Deutschland nach dem
blauen Engel als Tonfilm
'Liebling der Götter',
'Der alte und der junge
König' - die Geschichte
Friedrichs des Großen,
dann nach Hauptmanns
Thema 'Vor
Sonnenuntergang' - der
Film mit dem Titel 'Der
Herrscher'. Später
'Robert Koch' mit ihm in
der Titelrolle und
Werner Krauss als
Virchow.
Mit 'Ohm Krüger' wollten
die Nazis die Engländer
an den Pranger stellen,
mit dem Hinweis, die
Briten hätten in
Südafrika die ersten
Konzentrationslager
gebaut.
Auf DVD heute noch
erhältlich, die
Verfilmung von Kleist's
'Der zerbrochne Krug'
mit Elisabeth
Flickenschildt als Frau
Brigitte, Max Gülstorff
als Licht und Angela
Sallocker als Eve. Lina
Carstens war Frau
Marthe.
1942 führte Wolfgang
Liebeneiner Regie in dem
Film 'Die Entlassung' -
die Situation von
Wilhelm II. und Bismarck
beschreibend, mit Werner
Krauss als Holstein und
Werner Hinz als Wilhelm
II..
Seine Nähe zum
Nazi-Regime brachte ihn
nach Ende des Krieges in
Schwierigkeiten mit den
Alliierten, die ihn mit
einem Arbeitsverbot
belegten.
Zuckmayer fragte: „Warum
warf er sich an die
Nazis? Er hatte immer
unaufgefordert allen
Leuten erzählt, dass
seine Mutter jüdischer
Abstammung sei.“
Sein Lebensbericht war
schon 1939 fertig
gestellt, blieb aber bis
1951 - also ein Jahr
nach seinem Tod -
unveröffentlicht, weil
vom Verlag Änderungen
vorgenommen wurden, die
von Jannings einfach
nicht akzeptiert werden
konnten. |
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Bayreuth
... am 29. Juli 1951
Es war schon
erstaunlich, dass sich
die Siegermächte auf
eine Weiterführung der
von der Hitlerdiktatur
belasteten
Richard-Wagner-Festspiele
einließen.
Winifred pflegte seit
dem Scheitern des
Putsches in München am
8./9. November 1923 und
dem Gefängnisaufenthalt
Hitlers in Landsberg
gute Beziehungen zu ihm.
In dem
Syberberg-Wagner-Film
'trauerte' sie wegen -
'USA' - 'Unser seliger
Adolf'. |
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Es
gibt viele Fotos aus der
Zeit, die Wolfgang und
Wieland mit dem Führer,
dem 'Onkel Wolf',
zeigen.
Und trotzdem wollten die
Amerikaner in ihrem
Verwaltungsbereich der
Beatzungszone
Süddeutschland einen
Mittelpunkt schaffen,
der positive
Ausstrahlung, trotz
aller Vorbehalte, haben
sollte.
Bereits 1949 wurde der
Verein 'Freunde der
Bayreuther Festspiele'
gegründet, die sich seit
dem der Aufgabe
stellten, Gelder für die
Produktionen zur
Verfügung zu halten.
Da die Gefahr besteht,
dass sich die 'Freunde'
verweigern könnten,
wurde 2010 eine neue
Gruppierung mit dem
Namen 'Team der aktiven
Festspielförderer' -
abgekürzt 'Taff' - ins
Leben gerufen.
Ein Peter Maisel aus BT
und Christian Thielemann
sollen angeblich zu dem
neuen Verein gehören und
auch der 'Herr Trigema',
der Unterwäsche aus
Deutschland anbietet,
soll dabei sein.
Aus Dankbarkeit durften
Mitglieder des neuen
Vereins während des
zweiten Aufzugs des
2011-'Tannhäuser' auf
der Bühne sitzen.
Nun aber wegen der
negativen Schlagzeilen
und den Vorkommnissen in
Bayreuth alle gleich in
Bausch und Bogen
abzuqualifizieren, geht
dann doch wohl zu weit.
Aber so sind nun mal die
Oberfranken, klar und
deutlich in den Aussagen
ihren Mitbürgern
gegenüber.
Bemerkenswert mit
welcher Verve sich die
beiden Urenkelinnen um
die Besetzung des
Regisseurpostens für den
'Ring' 2013 bemühen
mussten, nachdem Wim
Wenders absagte.
Da verfielen sie auf
Herrn Casdorf - der eine
Ausbildung zunächst bei
der Reichsbahn machte
und dann zum Theater
ging.
Vornehmlich war er an
Häusern in der 'DDR'
tätig.
Die Frage stellte sich
auch, ob und wie lange
und wieweit Kontakte der
Stasi zu
Peter Emmerich
bestanden.
(http://www.deutschlandfunk.de/stasi-vorwuerfe-gegen-peter-emmerich.691.de.html?dram:article_id=53753
Carl Hegemann, der
Dramaturg, schon beim
Schlingensief'schen
'Parsifal ' am Werk, war
'helfend' dabei.
Nun finden die
BT-Festspiele wieder
statt - hier von 'F e s
t' -spielen zu reden,
ist sicherlich nicht
angebracht.
Gemessen an den
finanziellen
Möglichkeiten der so
genannten 'Festspiele'
in Bayreuth müsste dem
Publikum etwas anderes
geboten werden, als
beispielsweise ein
ausgebuhter 'Tannhäuser'
im Jahr 2011.
Wozu überhaupt noch
dieser Aufwand in
Bayreuth, wenn die
Theater Koblenz, Lübeck
den 'Ring' spielen, den
'Lohengrin'
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_'Lohengrin'_%20-_Oberpf._Metropol-Theater_Regensburg_1._und_30.11.2010.htm
oder einen in
Quedlinburg und auch den
'Tristan'
in Regensburg
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_29.11.2014_Theater_RBG_final.htm
dort auf die Bühne
brachten und in Detmold
'Ring', 'Parsifal' und
'Tristan' zeigten.
Erstklassiges sieht und
hört man im Cinemaxx mit
den Übertragungen aus
der Met und aus Covent
Garden.
Eine Ausnahmestellung im
Sinne des Werkes nimmt
BT - bezogen auf die
oben genannten Theater -
allenfalls noch beim
Chor und beim Orchester
ein.
Nach den Bayreuther
Affären um Nikitin, um
Hengelbrock. Wie um
Meese rankte sich ein
Gerüchtegeflecht um
Andris Nelsons. Der
reiste aus den Proben ab
und kam nicht wieder.
Angeblich soll sich der
'Oberfränkische
Musikdirektor' in die
Orchesterarbeit zu sehr
eingemischt haben.
Geld und gute Worte
brachten den lettischen
Maestro - mit Kristine
Opolais verheiratet -
nicht dazu, nach BT
zurückzukehren und die
Proben zum 'Parsifal',
dem
'Bühnenweihfestspiel'
fortzusetzen.
Zufällig frei war Herr
Haenchen, der das Stück
gut kannte und übernahm,
so dass es stattfinden
konnte.
Der 'Oberfränkische
Musikdirektor' musste
sich nun beim Vorsingen
von Mareike Morr selbst
ans Klavier setzen. Da
gab es wohl keinen
Korrepetitor der recht
begleiten konnte.
Und
jetzt gerade sagte
Roberto Alagna - zwei
Tage vor Probenbeginn -
für den 2018-’Lohengrin’
ab. So wertgeschätzt
wird Bayreuth heute.
Aber in Zukunft wird ja
alles besser, da Holger
von Berg das
Kaufmännische übernimmt.
Er war ja in gleicher
Position am Oberpf.
Metropol-Theater
Regensburg engagiert.
Warum der ganze Zirkus
am Grünen Hügel für die
paar Vorstellungen - 30
insgesamt.
Salzburg spielt
demgegenüber an 14
Spielstätten, an 44
Spieltagen, 188
Vorstellungen.
RW gibt man doch
überall, bald sicher
auch im Wirtssaal von
Gapoltshofen oder im
Schwarzen Hirsch in
Utzbach.
Wozu noch Bayreuth?
Erinnert sei in dem
Zusammenhang an die
Niederbayerische
Erstaufführung von
'Tristan und Isolde' in
Passau, in Straubing und
in Landshut.
http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_05._Mai_2016_'Tristan_in_LA'.htm |
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Alexander Golling
... am 02. August 1905
geboren
Er war der 'Kracherte',
der allen die Meinung
sagte.
Zum Schauspieler in
München ausgebildet,
ging er als Anfänger
nach Heidelberg, wo er
bei den
'Reichsfestspielen'
unter der
Schirmherrschaft von Dr.
Goebbels auftrat.
Später in Berlin an der
Volksbühne beschäftigt,
bekam er schon Rollen
als schwerer Held beim
Film.
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Das
waren 'Geheimakte WB 1',
'90 Minuten Aufenthalt'
in der Regie von Harry
Piehl, 'Dreizehn Mann
und eine Kanone' mit
Otto Wernicke, Herbert
Hübner, Erich Ponto,
Friedrich Kayßler. Es
folgte 1939 'Gold in New
Frisco' in der Regie von
Paul Verhoeven.
Er ging nach München,
wurde zum
Staatschauspieler
ernannt und übernahm die
Intendanz des
Bayerischen
Staatsschauspiels.
Schon früh
sympathisierte Golling
mit dem
Nationalsozialismus, was
ihm den Spitznamen 'der
braune Theaterfürst von
München' eintrug.
Nach dem Ende des
Zweiten Weltkrieges
hatte er deswegen
Schwierigkeiten, seine
Karriere nahtlos
fortzusetzen.
Bei der Entnazifizierung
vor einer Münchener
Spruchkammer wurde er
als 'Belasteter'
eingestuft und sein
Vermögen bis auf 10.000
Mark eingezogen.
Erst 1950 stand er
wieder vor der Kamera,
spielte in Filmen von
Veit Harlan, Wolfgang
Liebeneiner und Karl
Ritter, die in der Zeit
des Nationalsozialismus
ebenfalls auf der Seite
des Regimes standen.
In den 60er Jahren
schaffte er dann den
Sprung ins TV-Geschäft,
wobei es sich oftmals um
Aufzeichnungen von
Bauernkomödien handelte.
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Knut Hamsun
... am 04. August 1859
geboren
Mit dem 1920 erhaltenen
Nobelpreis für Literatur
ging eine kärgliche
Zeit, die ihn schon als
Kind bei den Eltern als
Kleinbauern beeinflusst
hatte, zu Ende.
Für ihn bedeutete die
Abkehr vom Imperialismus
und vom Kommunismus die
Lebensleitlinie - und er
geriet damit zum
Sympathisanten der
Deutschen.
Bereits im ersten
Weltkrieg nahm er diese
Haltung ein, verstärkt
zeigte sie sich zur Zeit
des Nationalsozialismus. |
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Carl von Ossietzky, dem
der Friedensnobelpreis
verliehen wurde und der
in dem KZ
Papenburg-Esterwegen
gefangen gehalten wurde,
kritisierte er
öffentlich.
Der wolle nur als
Märtyrer in die
Geschichte eingehen und
sei deswegen in
Deutschland geblieben.
Hamsun hob den Krieg als
Akt der
Selbstverteidigung
hervor, sah eine
jüdische Unterwanderung
und forderte den
Kniefall Englands.
Der Dichter pflegte
Kontakte zu Goebbels,
dem er nach einem Besuch
in Berlin seine
Nobelmedaille zusandte.
Er, Goebbels, habe wie
nie jemand für die Sache
Europas und der
Menschheit Jahr um Jahr
so unermüdlich
geschrieben und
gesprochen wie er, der
Herr Reichsminister für
Volksaufklärung und
Propaganda.
Der wiederum notierte am
15. April 1936 über
Hamsun:
“Ein Riese unter all
dem schreibenden
Gerinnsel.“
Und am 29. April 1940
nach der Besetzung
Norwegens durch
Nazi-Deutschland:
“Hamsun stellt sich
in einem Aufruf an alle
Norweger ganz auf unsere
Seite. Empfiehlt
Waffenniederlegung.“
Goebbels empfing ihn am
19. Mai 1943 und Hitler
traf er am 26. Juni 1943
auf dem Obersalzberg.
Aber das, was als großer
Propagandagag geplant
war, schlug fehl, als
Hamsun dem Führer ins
Wort fallend unumwunden
Verbrechen im von den
Deutschen besetzten
Norwegen vorwarf.
Goebbels notierte, der
Besuch sei leider etwas
verunglückt.
Im Mai 1945 verstieg
Hamsun sich zu einem
Nachruf auf Hitler:
“Er war eine
reformatorische Gestalt
von höchstem Rang, und
es war sein Schicksal,
in einer Zeit der
beispiellosen Rohheit
wirken zu müssen, die
ihn schließlich gefällt
hat.“
Prozesse wegen seiner
positiven Haltung
gegenüber den Nazis
brachten ihm eine
Geldstrafe von 325 Tsd.
Kronen ein, was einem
heutigen Wert von etwa
41.000 Euro bedeutet,
die er nicht bezahlen
konnte. |
Kommentar
Bemerkungen eines
Vollzahlers zur
szenischen Umsetzung von
’Aida’.
Besuchte Vorstellungen
in Hannover am 10. Mai
und am 20. Juni 2018
Ankündigung der Nds.
Staatsoper Hannover
Zitat
Aida*
Oper von Giuseppe
Verdi
Oper in vier Akten
(1871)
Text von Antonio
Ghislanzoni nach
einem
Handlungsentwurf von
Auguste Mariette und
einem Szenario von
Camille Du Locle
in italienischer
Sprache mit
deutschen Übertiteln
Premiere der
Inszenierung am 14.
April 2018
Die Liebe des jungen
Radames, eines
ägyptischen
Feldherrn, zur
äthiopischen
Prinzessin Aida, die
als Sklavin am
ägyptischen Hof
lebt, gerät ins
Getriebe
kriegerischer
Konflikte und
zerschellt an den
Mechanismen
politischer
Machtverhältnisse.
Der Zusammenprall
der Kriegsparteien
findet
Entsprechungen auf
individueller Ebene
und korrespondiert
mit Aidas Zwiespalt
zwischen ihrer Liebe
zu Radames und ihrer
Verbundenheit zu
ihrem Vater, dem
äthiopischen König
Amonasro. Er
korrespondiert aber
auch mit der
Rivalität zweier
Frauen, denn wie von
Aida wird Radames
auch von der
ägyptischen
Königstochter
Amneris geliebt, die
ihm nach seinem
erfolgreichen
Feldzug gegen die
Äthiopier als
Belohnung zur
Gemahlin bestimmt
ist. Und schließlich
dringt der Krieg
auch in das
Verhältnis von Vater
und Tochter, indem
der gefangene
Amonasro die Liebe
seiner Tochter
geradezu
erpresserisch zu dem
Zweck zu
instrumentalisieren
sucht, Radames zum
Verrat des
ägyptischen
Kriegsplanes zu
verleiten. Radames’
Treue zu Aida führt
ihn schließlich in
den Tod: Ein
erbarmungsloser
Machtapparat sondert
ihn als Verräter aus
der Gesellschaft aus
und mauert ihn
lebendig ein, und
Aida folgt ihm,
lässt sich heimlich
mit einschließen.
Denn nur in der
absoluten
Hoffnungslosigkeit,
in einem Raum
außerhalb jeden
Lebens, das sich
nicht zu leben
lohnt, bleibt diese
Liebe unzerstörbar.
»Aida«, entstanden
als Auftragswerk
anlässlich der
Eröffnung des
Suezkanals und des
Opernhauses in
Kairo, steht durch
ihre musikalische
Prachtentfaltung und
dem personellen
Aufwand, speziell
auch durch die
oberflächliche
Popularität des
Triumphmarsches,
gelegentlich im Ruf
einer
kriegsverherrlichenden
Repräsentationsoper
und war immer wieder
das Ziel kritischer
Kommentare. Auch
Verdi selbst zögerte
zunächst, den
Auftrag des
ägyptischen Staates
anzunehmen, stand er
doch solchen
Ereignissen, bei
denen der
Sensationswert die
Kunst überlagert,
ablehnend gegenüber.
Nur die Qualität des
Textbuches – und
vielleicht auch die
Bewilligung seiner
finanziell
exorbitanten
Forderungen –
überzeugten ihn, das
Werk dennoch in
Angriff zu nehmen,
wobei er den damit
verbundenen
Reklamerummel
einfach nur ekelhaft
fand und der
Uraufführung
fernblieb. Freilich
sind die
Gigantomanie und das
exotische Kolorit
der Oper nur eine
Seite der Medaille,
deren scheinbar
affirmativer Gestus
im Kontext des
Gesamtwerks
relativiert und
negiert wird. Der
Kontrast zwischen
den großen Tableaus
und den zentralen
kammerspielartigen
Szenen bezeichnet
den eigentlichen
Konflikt der Oper:
den Konflikt
zwischen
individueller
Glückssuche und
autoritären
Gesellschaftsstrukturen,
zwischen Gefühl und
Politik, zwischen
Liebe und Gewalt.
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Zitatende
Die Darstellung des
Elends der äthiopischen
Königstochter Aida
begann auf den
deutschsprachigen Bühnen
am Anfang der 1980-Jahre
in Frankfurt am Main als
Hans Neuenfels sich über
das Werk hermachte.
https://www.zeit.de/1981/07/ein-vergnueglicher-ein-boeser-ernst
Viele versuchten sich an
der ’Aida’, auch
Regensburg entschied
unter dem neuen
Theaterdirektor, das
Werk 2012 auf die Bühne
des Oberpfälzer
Metropol-Theaters zu
bringen.
http://www.telezeitung-online.de/Eindruecke_von_Verdis_%27Aida%27_-_im_Theater_Regensburg.htm
Nun gesellte sich die
Nds. Staatsoper Hannover
hinzu und meinte, wieder
diejenigen verpflichten
zu müssen, die in
Niedersachsens
Landeshauptstadt den
’Freischütz’ so sehr in
den Sand setzten, dass
die Oper bei der
Wiederaufnahme keine
Resonanz mehr fand.
In Hannover wird während
des Vorspiels zur ’Aida’
eine Stelle am Boden im
Hintergrund der im
Arbeitslicht
erstrahlenden, leeren
Bühne von einer einsamen
Putzfrau gewischt. Sie
scheint Anweisung
erhalten zu haben, sich
auf diesen einen Fleck
zu konzentrieren. Sie
wischt und wischt und
kriegt den Dreck nicht
weg.
Da, plötzlich von
rechts, zwei Menschen,
die, nachdem sie einen
Tisch hereingetragen
haben, auch nach rechts
wieder abgehen. Um nun
ein optisches
Gleichgewicht
herzustellen, lässt man
von links jemanden
kommen. Lampen werden
auf den Tisch stellt,
noch einer erscheint von
links, der Kabel hinter
sich herzieht, an die
die Lampen angeschlossen
werden.
Von rechts schleppen
zwei Typen Plastiksessel
herbei, stellen sie so
auf, dass der Blick der
darauf später sitzenden
Personen in den
Zuschauerraum gerichtet
ist.
Eine größere Schamwand
wird von links – um
einen dramaturgischen
Effekt zu erzielen –
quer über die Bühne nach
rechts hereingeschoben,
im Gegenverkehr von
rechts eine
Garderobenstange mit
daran hängenden
Textilien.
Einer im weißen Overall
fängt rechts an, die
weiße Schamwand mit
Schriftzeichen zu
bepinseln.
Allerlei Volk wuselt
herein, begrüßt sich
gegenseitig mit
Handschlag, umarmt sich
als habe man sich seit
Wochen nicht gesehen,
setzt sich, schenkt sich
Getränke ein.
Damit ist die Bühne
schon einmal voll mit
Action.
Erster Auftritt
Nr. 1. Introduktion und
Szene
Licht auf die
zentrale Gruppe um den
Tisch:
RAMPHIS.
Hört, es kam die
Botschaft
Einem der Sitzenden wird
schon einmal eine – wohl
von Burger King übrig
gebliebene – Pappkrone
aufgesetzt, zum Zeichen
für das Publikum, das er
gemäß Besetzungszettel
den König singen soll.
Da erhebt sich einer,
der links vor Kopf des
Tisches saß, und kommt
mit einem Schnellhefter
nach vorne an die Rampe,
nimmt dort eine
sängerfreundliche
Position ein für
Zweiter Auftritt
Nr. 2. Romanze
und meint
O wäre ich
erkoren,
Wenn sich mein Traum so
erfüllte!
Die rechts vor Kopf des
Tisches sitzende Dame
steht auf, dreht den
Plastiksessel links rum,
setzt sich wieder in der
neuen Position, um dem
Sänger Raum zu geben für
das:
Holde Aida,
himmelentstammend,
Von Duft und Strahlen
zaubrisch verklärt
Es erheben sich
zwei, die eine, ’die
den-Sessel-verstellt-habende’
– und eine links davon,
bisher nicht sonderlich
Aufgefallene. Beide
stürzen nach hinten zum
Garderobenständer.
Aus dem Schnürboden
schwebt zwischenzeitlich
eine
Video-Projektionsfläche
herab, auf der eine
lächelnde Frau, in
schwarzem Büstenhalter
gewandet, gezeigt wird.
Eine zweite kommt hinzu,
beide fummeln herum,
lächeln albern ins
Publikum, zerren sich
die Klamotten vom Leib
und lenken - vom unten
Stehenden, sich mit
seinem
Du bist die Königin
meiner Gedanken,
Durch dich allein ist
das Dasein mir wert
mühendem
– ab. Dazu auch noch
diejenigen, die
weiterhin hinten rechts
die weiße Schamwand mit
allerlei Zeichen
bepinseln.
Bei der Wiederholung des
Holde Aida
wird auf der
Projektionsfläche Eine
gezeigt, die sich wohl
zurückgesetzt fühlt und
darob einen Flunsch
zieht.
Hinter dem
Gardeobenständer kommt
realiter eine schwarz
Gewandete hervor, geht
auf und ab und stört. Um
das Maß voll zu machen,
schlängelt sie sich nach
links, um sich dort aus
einem aufgestellten
Wasserspender zunächst
einen Becher zu ziehen,
um dann einige Schlucke
einer nicht definierten
Flüssigkeit zu sich zu
nehmen.
Damit ist sie erquickt
für die
Nr. 3, Duett
Welch unnennbares
Feuer
In deinem Auge! Was
glänzt
Dein Antlitz so von edel
hohem Stolze!
Mann und
Frau schlendern an der
Rampe auf und ab, sie
begrapscht ihn, er
entwindet sich ihr -
über beiden schwebend
das projizierte
mürrische Gesicht der –
wie oben beschrieben -
Ausgegrenzten, die sich
zu allem Übel auch noch
eine blonde Perücke
überstülpt, die sie dann
ganz entstellt.
Auf der
Projektionsfläche werden
Google-Bilder der
Aida-Schiffe zur Gaudi
des Publikums –von der
Theaterleitung als
Zeichen des Erfolges
gewertet - eingeblendet.
Von rechts hinten
erscheint eine
Blondperückte. Sie trägt
so eine Art
Krönungsmantel, legt ihn
dem Tenor um, was die
Schwarzabendkleidgewandete
meint - indem sie die
Blondperückengesträhnte
nach links zur Seite
zieht - für
Nr. 4 - Terzett
mit dem
Komm, o Geliebte,
nahe dich
nützen zu dürfen.
Einer erscheint von
hinten rechts, nimmt dem
Tenor den Krönungsmantel
ab, was dem gar nicht
gefällt, er versucht dem
Mantelwegnehmer zu
folgen, besinnt sich
aber, rennt nicht
hinterher, um nicht in
Schwitz zu geraten und
den Ablauf der
Vorstellung stimmlich
nicht zu gefährden.
Den Mantel zieht sich
inzwischen der
’Dem-Tenor-Mantelwegnehmer’
selber an, setzt sich
die Burger King-Krone
auf und der
’Dem-Mantelweggenommene’
schaut noch einmal in
seinen Schnellhefter, ob
das auch so vorgegeben
ist.
Auf der
Projektionsfläche werden
Lego-Püppchen gezeigt -
so wie man sie den
Internet entnehmen kann
https://www.br-klassik.de/themen/oper/lego-oper-100.html
die das Mätzchenhafte
der Inszenierung
unterstreichen.
Fünfter Auftritt
Nr. 5. Szene und
Ensemble
KÖNIG.
Ein ernster Grund
versammelt euch
Damit das Publikum
erfährt, worum es geht –
falls es das bisher
Gebotene nicht
verstanden hat – wird
auf der
Projektionsfläche
eingeblendet:
Now to declare war
(Etliche verlassen
bereits jetzt angewidert
den Zuschauerraum)
Dann,
-
die Truppe auf der Bühne
hat sich festlich
adjustiert -
Es
folgt:
BOTE.
Bedrohet ist
Ägyptens heil'ger Boden
Am
Anfang seiner
internationalen Karriere
sang dies in Hannover
der schön singende und
auch so aussehende Bernd
Weikl.
Jetzt nun
und hier
der mit einem Zettel in
der Hand der Bote
Hillary Clinton
adopts alien baby
und
Fake news Invasion
mit dem umgestalteten
Logo von CNN als FNN:
Fake News Network
Kolossal witzig dieser
Regieeinfall.
Das Ensemble steht
malerisch ausgerichtet
an der Rampe, weil dem
Spielleiter aus Dortmund
zur Personenführung
nichts einfiel.
Amneris schreitet
gemessenen Schrittes von
rechts nach links,
Fähnlein in der Hand
schwenkend. Diese
verteilt sie, so dass
Radames auch eine
bekommt, um damit
herumzuwedeln.
Es sieht es aus wie bei
’Bahnwärter Thiel’ an
einer Weiche oder
seinerzeit bei der
Weil-Produktion im Hofe
des
Thurn-undTaxis-Schlosses
in Regensburg.
Beim
’guerra’
jubelt das unbedarfte
hannöversche Publikum an
diesem Abend in die
musikalisch nicht
abgeschlossene Szene
hinein, so dass die
Nr. 5
erst mit Unterbrechung
endet.
Trotz dieses
Fehlverhaltens des
Publikums nimmt Aida die
Sache zum Anlass, sich
der
Nr. 6. Szene und Romanze
Als Sieger kehre heim
unter der Projektion
War with myself
zuzuwenden.
Auf der
Projektionsfläche wird
nun ein
grimassenschneidendes
Frauengesicht gezeigt,
das mit der unten an der
Rampe der Bühne sich
redlich mühenden Person
nichts zu tun hat und
somit das Publikum in
die Irre geführt wird.
Aber was will man
erwarten, handelt es
sich hier doch um eine
typische
Publikumsverblendung zu
Lasten des
Steuerzahlers.
Vorhang für Umbau zur
Nr. 7. - Tempelszene
und erstes Finale
Wenn der Vorhang sich
öffnet, sieht man
Nebelschwaden, hier als
Bodennebel über denen –
aus dem Schnürboden
herabgesenkt - von
rechts ein ’Michelin’-Männchen
schwebt, das sich links
am Portal verhakt und
sich so nur mühsam den
Blicken entziehen kann.
Das Volk im
Zuschauerraum juchzt vor
Vergnügen und die
Intendanz der Nds.
Staatsoper Hannover ist
glücklich über den
Erfolg, der sich ja
immer dann zeigt, wenn
das Publikum an den
verkehrtesten Stellen
lacht wie auch beim
nachfolgend
eingeblendeten
Zeichentrickfilm.
Daraufhin verlassen
Menschen das Auditorium
der Nds. Staatsoper
Hannover
Fackelnbewehrte Mannen,
einer im schwarzen
Kostüm und eine
weißgesträhnte Maid, die
Priesterin, erwarten
Radames, der von rechts
für das
Gott, Gott, der du
die Lose lenkst
Im Krieg der
Erdenvölker,
Wahre, behüte du
Ägyptens heil'ges Land
heranschreitet.
Oben drüber eine völlig
deplatzierte, weil
unkenntliche,
Projektion. Möglichweise
war noch Geld im
Budget-Topf, das
verbraucht werden
musste.
Die Weißgesträhnte dreht
sich, schreitet auf
Radames zu, der wiederum
schreitet auf die
Weißgesträhnte zu, der
kniet sich hin und die
Weißgesträhnte legt ihm
ein Schwert in die
Hände.
Der im schwarzen Kostüm,
Ramphis, die
Weißgesträhnte, die
Tempelsängerin, wenden
sich an der Rampe dem
Publikum zu und unter
dem
Allmächt'ger Phtà!
aller, wabert das
Trockeneis über den
Bühnenboden und es
schließt sich der
Vorhang.
Beim Öffnen des Vorhangs
für die
Nr. 8. Introduktion.
Szene. Damenchor und
Tanz der Mohrenknaben
hängt der Rest des
Trockeneisnebels der Nr.
7 noch in der Luft,
hierauf starke
Scheinwerfereinstrahlung
von hinten oben auf eine
muntere
Damengesellschaft, die
sich um
Sitzgelegenheiten,
Spiegelschränkchen und
Garderobenständer
schart.
Die weiße Schamwand
rechts ist bepinselt mit
der kolossal witzigen
Aufschrift:
’Trying Aida’.
Rechts eine Art Becken,
in das einer irgendwas
aus einem Eimer gießt.
In das allgemeine
Gewusel singt Amneris
ihr
O komm Geliebter,
komm, o komm berausche
mich,
Froh bebt das Herz mir
schon!
O komm Geliebter, komm!
Aus dem Schnürboden
schwebt ein Schild mit
der Aufschrift:
Heute Schlammschlacht statt
Mohrentanz
Tatsächlich beginnen
zwei Damen sich in dem
Becken zu suhlen. Die
beiden plantschen in
irgendwelchem Schlamm,
was auf die
Projektionsfläche
oberhalb der Bühne als
Detailaufnahme
dargestellt wird.
Man kommt sich vor wie
angesichts der
Bundes-SPD nach den für
sie gescheiterten
Landtagswahlen im
Saarland,
Schleswig-Holstein und
Nordrhein-Westfahlen wie
vor allem nach dem
hierauf folgenden
gegenseitigen
Schlammschmeißen der
Führungspersönlichkeiten
Gabriel und Schulz,
wobei sich ersterer mit
den Aussagen seiner
Tochter, dass sich doch
der Pappa jetzt mehr ihr
als dem Mann mit den
Haaren im Gesicht widmen
könne.
Oder zeigt das jetzt die
Lage der Partei, die
trotz oder wegen Nahles
gerademal noch 17
Prozent Zustimmung der
Bevölkerung erreicht.
Jedenfalls
Schlammschlacht – und in
der Union ist es nicht
besser.
Die nicht am Geschlamme
beteiligten Damen
hampeln außen drumherum,
wie man eben bei einer
Gaudi, die andere in den
Dreck zieht, so
herumzappelt und den
Vorgeführten
applaudiert.
Das Ganze eine
Verhöhnung des Werkes
wie man es so an der
Nds. Staatsoper Hannover
kennt.
Siehe z.B. ’Rusalka’,
’Fledermaus ’,
’Verkaufte Braut’,
’Freischütz’ – alles
abgedeckt durch
’Freiheit der Kunst’
unter Außerachtlassung
des Bildungsauftrages zu
Lasten des Steuerzahlers
unter Leitung des Dr.
Klügl.
Auf das zweite
Geliebter, o komm,
berausche mich,
Froh bebt das Herz mir
schon!
der links stehenden
schwarzgewandeten
Amneris
naht von rechts die
blondperückte Aida, was
dann zur
Nr. 9. Szene und
Duett
mit zunächst ihrem
Wohl war das Los
der Waffen feindlich,
Arme Aida!
führt.
Dann schnibbelt Amneris
an den Haaren der
blondperückten Aida
herum, zieht ihr ein
Hemd über, das nach
einer Zwangsjacke
aussieht und am Ende des
Gesprächs führt das
alles zu der Attacke der
schwarzgewandeten
Amneris
Ja, du liebst ihn -
vernimm es denn:
Ich lieb' ihn auch, bin
deine Rivalin,
Tochter der
Pharaonen!
Die blondperückte Aida
zieht sich das Hemd
richtig an, aus dem
Hintergrund kommen zwei
Schlammschlachterinnen
und stellen sich drohend
neben ihr auf.
Ende der Szene
O du bist
glücklich - doch weh mir
Armen,
In dieser Liebe leb' ich
allein!
Erbarme, erbarme,
erbarme dich mein!
und die
schwarzgewandete Amneris
Bebe, Sklavin, dein
Herze bezwinge,
Daß diese Liebe den Tod
dir nicht bringe,
Dein Los hab' ich in
meinen Händen,
Haß und Rache nehmen
mich ein.
Es folgt
ein Umbau auf offener
Szene mit großer
Technikmannschaft, d.h.
Abräumen der für die
nächste Szene
hinderlichen
Bühnenbildteile und
Requisiten. Die Putzfrau
war schon erschienen,
wischte herum und auch
eine blöd dastehende
Schildkröte wird auf das
Schlammbecken geladen
und kommt mitsamt dem
weg.
Die Szene endet damit,
dass die
Schwarzgewandete (Amneris)
einige persönliche
Habseligkeiten
zusammenrafft, in einen
Einkaufssack stopft und
nach links abgeht.
Die blondperückte Aida
steht da und kann sich
nur noch mit einem von
der Rampe aus ins
Publikum gesungenen
Götter, erbarmt
huldvoll euch mein,
Hoffnung ist nicht für
meine Pein.
Erbarmt euch mein
zurückziehen.
Das Bühnenlicht
erlischt, der Vorhang
schließt schnell.
Dann Vorhang wieder auf
für die
Nr. 10. Zweites
Finale
Hierfür aus dem
Schnürboden die
Projektionsfläche mit
der Aufschrift:
"HURRA!"
sich
senkend.
Die Bühne füllt sich von
links und rechts mit
Choristen, die gemeinsam
vorn an der Rampe
stehend das
Heil, Ägypten,
Isis Heil
anstimmen.
Die gezeigte Agilität
dokumentiert die stark
ausgeprägte Fähigkeit
des Dortmunder
Spielleiters, Personen
stückgerecht zu führen.
Um optisch etwas
Bewegung bei dem
Stehkonvent
vorzugaukeln, werden
farbige – mal blau, mal
grün, mal gelb -
Lichteffekte projiziert.
Dass es zwischen
Bühnenmusik, Orchester
und Chor da und dort
wackelt, muss
hingenommen werden.
Beim Einsatz der
’Aida-Trompeten’ wird
Lametta und Konfetti ’in
die Luft geblasen’ – der
Jubel wird sichtbar.
Dann Auftritt Ramphis,
Amneris, im langen
Schwarzen und Aida,
wieder mit der blonden
Perücke von hinten durch
die Mitte nach vorne,
dabei das Volk, der
Chor, eine Gasse für die
drei bildend.
Großartiger
Regieeinfall!!!
Dann der König in einer
Phantasie-Gaddafi-Uniform.
Der Vorhang fällt.
Vor diesem in völliger
Dunkelheit Tanz der
Priesterinnen – Seite
126 Klavierauszug
Ricordi
Dem von
Herrn Dr. Klügl
engagierten Spielleiter
Schauspiel Dortmund ist
hierzu offensichtlich
szenisch nichts
eingefallen, der Vorhang
bleibt zu, das Publikum
staunt.
Der Vorhang wird wieder
hochgezogen.
Der König erhält von
einer Zuckerpuppe, die
von links heraneilt, ein
Mikrophon
bereitgestellt. Chor und
das gesamte Ensemble
sängerfreundlich
unmittelbar an der Rampe
’en face’ dem Publikum
aufgestellt.
Deutlicher kann ein
Regisseur seine
Unfähigkeit an der Nds.
Staatsoper Hannover
nicht unter Beweis
stellen.
Dann stürzt von links
Radames herein, die
schwarzgewandete Amneris
und auch die
blondperückte Aida sind
zur Stelle und der König
meint zu Radames
Dir sei Gruß und
Dank, du Retter des
Landes
Auf der
nun wieder
heruntergefahrenen
Projektionsfläche werden
Bilder zerstörter
Gebäude gezeigt.
Aida reicht Amneris ein
T-Shirt, das diese an
Radames weitergibt. Der
hebt es hoch, dass jeder
den Aufdruck
’HERO’
lesen kann und zieht es
sich über.
Das Publikum ist
entzückt ob dieses
Regieeinfalls. Dass es
nicht heftig
applaudiert, ist
erstaunlich.
Doch schon so ist der
Erfolg aus der Sicht der
Theaterleitung
gesichert.
Nun besteht mit
Erlaub zuvor, daß
die Gefangnen
Dir werden vorgeführt
die
Gelegenheit, den Chor,
der bisher an der Rampe
verharrte, nach hinten
abzudrängen, damit die
äthiopischen Gefangenen
auftreten können.
Rechts vorne schält sich
ein Mann aus der Gruppe,
zieht sich eine
weißhaarige Perücke über
den Kopf und gibt so der
auch rechts stehenden
Aida die Möglichkeit zu
singen
Himmel, er ist's,
mein Vater!
Das nun
folgende Gespräch endet
mit der
Feststellung des Königs
Radames, das
Vaterland
Schuldet dir alles -
Amneris reich' zum Lohn
Ihre Hand dir. Über
Ägypten als König
Wirst herrschen du
dereinst.
Alle
vorne am Orchestergraben
stehend, direkt ins
Publikum singend –
rechts weißperückte
äthiopische Gefangenen,
die sich um Amonasro und
Aida versammeln und
links die
schwarzhaarigen Ägypter.
Aus der Gruppe der
Äthiopier tritt rechts
ein überlebensgroßer
Plüschhase hervor, er
erinnert an HP Kerkeling
ist aber - wie in der
anschließenden Pause
allgemein kolportiert
wurde - angeblich der
Noch-Intendant, der sich
in persona nicht mehr
vor das Publikum traut –
so wurde auch die
Spielplanvorstellung
2018/2019 von ihm nicht
vor den Hannoveranern
vorgetragen, sondern nur
im Geheimen der Presse
gegenüber.
P a u s e
Nr. 11. Introduktion,
Gebet und Romanze
Trockeneisnebel wabert
über den Boden der sonst
in fast völliger
Dunkelheit befindlichen
Bühne. Von rechts kommt
– kaum erkennbar – einer
mit übergroßen
Schritten, zwei weitere
Gestalten folgen –
ebenfalls von rechts.
Das Publikum lacht
unvermittelt in diese
Szene hinein – zur
Freude der
Theaterleitung, denn
Lachen des Publikums
bedeutet ’Erfolg’.
Plötzlich helle
Festbeleuchtung auf der
Bühne.
Links ein Tisch, rechts
ein Tisch, jeweils mit
Sitzgelegenheiten.
Von links eilt eine
Niedliche mit einem
Eimer nach rechts – sie
füllt die Bühne –legt
etwas auf den rechten
Tisch und stellt den
Eimer neben den Tisch
rechts.
Von links kommt die
blondperrückte Aida und
einer im hellen Hemd –
ist wohl Radames, denn
der hat gleich zu
singen.
Rechts war auch einer
eingetreten, der mal
kurz auf der anderen
Seite einen Kollegen
begrüßt, als habe er ihn
wochenlang nicht
gesehen. Der kehrt nun
wieder nach rechts
zurück und gesellt sich
dabei zu der von links
aufgetretenen
schwarzgewandeten
Amneris. Beide setzen
sich an den rechten
Tisch.
Noch jemand von links,
dann einer mit einer
Kamera – nach
Besetzungszettel jemand
aus der Familie Voges –
dem Spielleiter aus
Dortmund.
Die blondperückte Aida
stellt sich – wie bei
einem Vorsingen – in die
Mitte der Bühne, ganz
vorne an den
Orchestergraben, damit
dem Publikum auch nichts
entgehe.
Wenn sie dann das
Bald kommt Radames!
Was wird er wollen?
singt, ist das Publikum
unbesorgt, denn das
Kleidchen der Dame, der
Aida, ist so knapp
gestaltet, dass keiner
Angst haben muss, sie
trete sich auf den Saum.
Als Ausgleich für die
nackten 'Beene' hält sie
sich an einer schwarzen
Pelzstola fest, die so
verhindert, dass sie
sich zwar untenrum
verkühlt, dies aber
obenrum vermeidet.
Dann aber nimmt sie doch
die Stola ab und wirft
sie achtlos links auf
einen hierfür
bereitgestellten
Plastiksessel.
Der Kameramann filmt
irgendwas, irgendwas
scheint aber nicht zu
funktionieren, denn was
er filmt, wird nicht
projiziert, sondern
irgendeine Dame, die
aber nicht die ist, die
vorne singt. Auch die
Mundbewegungen sind in
der Projektion anderes
als beim Original.
Na ja! Nds. Staatsoper
Hannover – vom
Steuerzahler finanziert.
Hurtigen Schenkels
huscht Aida auf die
rechte Seite und
planscht in dem vorher
von der Niedlichen
hingestellten Eimer,
netzt sich wohl nur die
Finger und geht wieder
nach links zur Mitte für
die Schlussphase der
Arie.
Dann schaut sie links am
Tisch, da kein Beifall
kommt, in ihren
Schnellhefter und singt:
Wehe! mein Vater!
Auf dieses Stichwort
folgt
Nr. 12. Duett
Hierfür ist von rechts
am Tisch einer
aufgesprungen, hat sich
eine weiße Perücke
übergestülpt und (gemäß
Vorlage handelt es sich
hier um Amonasro, der
Äthiopier Fürst). Er ist
in die Mitte der Bühne
für das
Zu dir führt mich
ein ernster Grund, Aida.
geeilt
und mit wilden
Bewegungen dokumentiert
er, wie wütend er ist,
denn
Ein Königskind ist
deine Rivalin
Um sein
Echauvment zu
unterstreichen, stellt
er immer wieder mal sein
rechtes oder sein linkes
Bein nach vorne, was
einen mächtigen Eindruck
auf das Publikum in
Hannover macht.
Für das
Wiedersehen wirst du
die duftigen Wälder,
Die kühlen Täler und
unsrer Tempel Gold!
AIDA leidenschaftlich.
Wiedersehen soll ich
die duft'gen Wälder,
Die kühlen Täler und
unsrer Tempel Gold.
AMONASRO.
Als Gattin dessen,
den so sehr du liebest,
Wird unermeßner Jubel
dich umwehn
hat man
sich links am Tisch
eingefunden.
Dann huscht Aida nach
rechts an den Tisch,
nimmt dort ein blaues
Tuch auf, wedelt damit
vor der Kamera des
Voges-Familienmitgliedes
herum, ohne dass dies
auf der rückwärtigen
Projektionswand sichtbar
würde.
Dann wirft sie das blaue
Band in die Luft, es
fällt zu Boden und
Amonasro muss sich
danach bücken.
Aida rennt während des
In Waffen schon
erhebt
Sich unser Volksstamm,
alles mutbeseelt
nach links hinten,
kramt dort herum, läuft
zum rechten Tisch, um
auf die Frage von
Amonasro, wer denn
herausfinden soll
Welche Pfade des
Feindes Heer gewählt
entsetzt rückzufragen
Ich?!
und die folgende
Auseinandersetzung mit
heftigem Gerangel in der
Mitte der Bühne endet
mit Amonasros Ausruf
Bist niedre
Sklavin der Pharaonen!
und da schleudert er sie
nach rechts zu Boden.
Sie fällt günstig, denn
ein Cover, wenn denn
überhaupt jemand da ist,
um evtl. in den Schmarrn
einzuspringen und zu
übernehmen, muss nicht
gerufen werden, die
Vorstellung geht weiter.
Aida entläuft, nachdem
sie sich wieder erhoben
und rekreiert hat.
Zwischendrin ist ein
grünes Männchen hinten
links aufgetreten – aus
der Ferne sie es aus,
als sei es Kermit, der
Frosch, der nimmt ein
Tuch, das Aida sich
hinten links holte, sich
die Schminke aus dem
Gesicht wischte und geht
wieder links ab.
Was für ein glänzender
Regieeinfall des
Dortmunders. (Der
Spieleiter des Abends
ist in Dortmund
Oberspielleiter. Der BVB
funktioniert auch nicht
mehr.)
Amonasro hat sich mal zu
einer kurzen Rast auf
den Boden gelegt, wird
dabei gefilmt, nur
wieder ist das Gefilmte
auf der Projektionswand
im Hintergrund nicht zu
erkennen. Hat denn das
Voges-Familienmitglied
immer noch nicht
gemerkt, dass da was
nicht funktioniert?
Aida rennt nach rechts
und hilft dem von seinem
Ausbruch geschwächten
Amonasro wieder auf die
Beine und verkündet
Kannst deine
Tochter immer mich
nennen,
Wert meines Landes will
stets ich sein
Amonasro
winkt nach links und
animiert den dort hinter
dem Tisch ruhenden
Radames, er möge sich
schnell für
Nr. 13. Duett und
drittes Finale
bereitmachen.
Von links
schreitet im Hintergrund
gemächlichen Fußes ein
indischer Elefant
herein, das Publikum ist
entzückt, kichert vor
sich hin und die
Theaterleitung wertet
dieses als Erfolg.
Vor
Schreck hat sich Aida
ganz links an den
Bühnenrahmen gestellt,
dorthin kommt nun auch
Radamens und verleiht
seiner Begeisterung mit
den Worten
Ich seh' dich wieder,
meine Aida
Ausdruck.
Amonasro
hat sich wieder rechts
an den Tisch gesetzt und
spielt mit Aidas blauem
Tuch während Aida und
Radames sich über die
weitere Vorgehensweise
nur schwer einig werden
und so bleibt nur
Doch liebst du wahr
mich, dann bleibet ein
Ausweg uns noch.
RADAMES.
Welcher?
AIDA.
Entfliehn!
RADAMES.
Entfliehen?
AIDA in tiefer
Bewegung.
Entfliehn aus diesem
Lande wir,
Komm; laß uns fliehen;
Nach einigen Hin und
her, während hinten
rechts der indische
Elefant mit dem
afrikanischen schmust,
Ausschütten des Inhalts
eines Trinkbechers,
Wegleiten des indischen
Elefanten nach links –
Aida hat das furchtlos
übernommen - dann
schmeißt sie wütend
einen Stapel Papier in
die Luft – welch
grandioser Regieeinfall
- und nach weiteren
Zweifeln von Radames
kommt es doch zum -
Laß uns fliehn aus
diesen Mauern,
In die Wüste laß uns
fliehen;
Hier wohnt Unheil nur
und Trauern,
Dort die Liebe, dort das
Glück.
Sieh, Aida, die weite
Wüste,
Sie bietet uns ein
Brautbett gerne,
Reiner werden Mond und
Sterne
Glänzen dort vor unserm
Blick.
Hierfür
stellen sich die beiden
Liebenden auf die
Tische, sie links, er
rechts.
Währenddessen klaubt
Amonasro die von Aida in
die Luft geschmissenen
Blätter aus dem
Schnellhefter wieder vom
Boden auf und so ist er
natürlich gleich zur
Stelle, als die Frage,
wo denn das Ganze sich
abspielen soll, von
Radames ein bestimmter
Hinweis kommt, der von
AMONASRO mit
Bei Nàpata die
Schluchten,
Dort werden die Meinen
sein!
jubelnd bestätigt wird.
Herrlich diese Regie an
der Nds. Staatsoper
Hannover, denn vom
Schnürboden schwebt hier
eine die
Projektionsfläche für
eine grimassierende
Maske herab, der
offensichtlich zum
Kotzen übel ist und die
typisch ist für den
ganzen Schmarrn, der da
geboten wird.
Aida holt einen
Plastiksessel von
rechts, damit Radames
nicht am Boden sitzen
bleiben muss, auf den er
sich hat vor Schreck,
dass Amonasro so
unvermittelt auftrat,
fallen lassen - beim
Du, Amonasro? du,
der Fürst? Götter, was
sagt' ich,
Nein, es ist Traum, es
ist Schein, es ist Wahn,
Nein, nein
und er,
Radames, sich jetzt
einen Moment ausruhen
kann für das
Weh mir, ich bin
entehret,
Um dich verriet ich Land
und Volk,
Weh, weh, ich bin
entehret.
AIDA.
Sei ruhig!
AMONASRO.
Nein, nein, du bist
nicht schuldig,
Der Zufall nur allein,
er hat's gekehret.
Drüben am Ufer stehen
Männer, die uns ergeben,
Ja dort wird die Liebe
geben
Dir allen ihren Lohn.
Passend zu dieser Szene
die Außenwerbung der
Nds. Staatsoper Hannover
Amonasro wedelt Radames
mit dem blauen Schal
Luft zu, Aida rennt nach
links, holt Wasser aus
dem Spender, aber da
kommen von rechts, die
in einem hellen
Tüllkleidchen die
sonst kostümmäßig so
dunkelgefärbte Amneris
und der Mann im
schwarzen Kostüm, gleich
seinem Charakter, der
Priester Ramphis, herbei.
Amneris entreißt
Amonasro den blauen
Schal, rennt nach
rechts, dorthin will ihr
Radames folgen, da
stellt sich der Priester
dem Radames mit einer
erhobenen Waffe
entgegen.
Aida und Amonasro gehen
daraufhin gemütlich nach
links hinten ab, von
Eile keine Spur und
Radames verkündet
Sei ruhig,
Priester, ich bleibe
dir.
Dann kniet er an dem
Plastiksessel nieder und
Ramphis bleibt drohend
mit dem gezogenen
Was-auch-immer hinter
Radames stehen.
Der Vorhang schließt
zügig.
Vierter Aufzug
Projizierter Text:
Vor welchem
Hintergrund lesen wir
die Geschichte?
Links und rechts pinseln
Leute Sprüche an die
herumstehenden Wände.
In der Mitte wird auf
eine herunterhängende
Fläche das Bild einer
Frau geworfen.
Amneris rechts in einem
Plastiksessel in einem
weißen Organzakleidchen
Entflohn ist die
Rivalin, die verhaßte.
Vom Priestermund droht
Radames sein Urteil,
Die Strafe des
Verräters.
[…]
Ich lieb' ihn noch, noch
immer.
[…]
begibt
sich während der
Projektion eines völlig
verzerrten Gesichts auf
die hinter ihr auf dem
Boden stehenden
’Leinwand’ nach links
Ich tu' es! -
Wachen: Radames komme!
und setzt
sich auf den dort
bereitstehenden
Plastiksessel.
Von rechts wird einer
rückwärtslaufend in
einem orangenfarbigen
Overall reingeschubbst,
der steht dann da vor
dem großen
Projektionsbild in der
Mitte für
Nr. 14. Szene und
Duett
AMNERIS.
Schon sind die
Priester all vereint,
Wollen dem Tod dich
weihen;
Doch von dem Lose, das
dir droht,
Noch kannst du dich
befreien;
Rechtfertige dich, am
Throne
Will ich um Gnade
flehen,
Ja frei sollst du dich
sehen,
Die Zukunft bleibet dir.
RADAMES.
Die Priester
werden meiner Tat
Rechtfertigung nicht
hören;
Vor Gott und Menschen
kann ich laut
Auf meine Unschuld
schwören.
Ein unheilvoll Geheimnis
Entfloh wohl meinem
Munde,
Doch blieb im
Herzensgrunde
Heilig die Ehre mir.
Ein
intensives Gespräch vor
der Projektionsfläche
mit dort wechselnden
Bildern von Mann und
Frau mit verzerrten
Gesichtern, während die
Sänger sich bemühen, die
Szene ’ordnungsgemäß’
ohne Störung durch
irgendwelche lächerliche
Regiemätzchen des von
Herrn Dr. Klügl
engagierten Dortmunder
Spielleiters
abzuliefern, pinseln
hinten links und rechts
zwei immer noch an den
Wänden herum und lenken
ab.
Gelegentlich wird das
Licht auf der Bühne
ausgeschaltet, so dass
hierdurch ein ungeheurer
dramatischer optischer
Effekt entsteht. Dies
lässt den Schluss zu,
dass der Spielleiter dem
Stück nicht traut und
lieber mit den
Leuchten spielt.
AMNERIS
Wer beschützt dich,
Unheilvoller,
Vor dem Los, das deiner
wartet?
Hast in Zorn und Wut
verwandelt
Meine tiefe
Zärtlichkeit.
Rächen wird der Himmel
selber
Meine Tränen, all mein
Leid.
RADAMES
Ach, das Sterben ist
eine Wonne,
Darf ich's doch um sie
erleiden,
So vom Erdendasein
scheiden,
Das muss erhabne Wonne
sein:
Fürchte nicht den Zorn
der Menschen,
Furcht' dein Mitleid nur
allein.
Von links und rechts
kommen jeweils eine
Person, die
Projektionsfläche wird
nach oben weggezogen,
Amneris bleibt in der
Mitte zurück, während
Radames mit den beiden
hinzugekommenen Personen
nach hinten durch die
Mitte abgeht.
Aus der Versenke wird
hinten ein Mensch
hervorgehoben. Dies
geschieht für die
Nr. 15 –
Gerichtsszene
AMNERIS
Weh mir, ich
fühl', ich sterbe; wer
wird ihn retten?
In ihre Hand gab ich ihn
selbst, o wie verwünsch'
ich,
Eifersucht, dich nun,
die sein Verderben
Und meines Herzens
ew'gen Gram verschuldet.
Himmel, was seh' ich?
Des Todes finstre,
unheilvolle Diener!
Sähe ich nie mehr jene
weissen Larven!
Da
schreiten von links und
von rechts Gestalten mit
brennenden Fackeln auf
die Bühne, wofür Amneris
in ihrem weißen
Tüllkleidchen mit den
weißen Pumps malerisch
auf dem Bühnenboden
hockt.
Die Fackelbewehrten
wandern im Kreis
umeinander. Dann bleiben
sie im Hintergrund
stehen und fackeln
weiter zum Entsetzen der
Feuerwehrleute, die am
Portal Wache halten.
Hinten auf dem Podest,
der angeklagte Radames –
in blaues Licht
getaucht.
Hier nun überlässt der
Spieleiter aus Dortmund
endlich den Darstellern
die Bühne und die machen
intuitiv alles das, was
man hier verlangt, was
dem Werk entspricht und
was somit richtig ist.
Die Szene endet mit
AMNERIS
zu Ramphis
Priester, jenen Mann,
den du tötest,
Ach, ich liebt' ihn, du
weisst es, vor allen;
Mit seinem Blut wird auf
dich fallen
Meines Herzens Fluch!
RAMPHIS
UND PRIESTER
Fluch dem Verräter und
Tod! Oh, Verrat!
AMNERIS
Schändliche Rotte, auf
euch alle mein Fluch!
Und des Himmels Rache
fall' auf euch herab!
Seid verflucht!
Die
Malerklecksel links und
rechts sind fertig mich
ihrem Getue.
Links steht auf der Wand
zu lesen
’Love’
–
wie goldig!’
Rechts kann man die
handwerkliche Leistung
nicht einsehen wie auch
der Übertitel nicht
erkennbar ist.
Müsste es hier nicht
Abschläge bei den
Eintrittspreisen geben?
V o r h a n g
Wenn der sich wieder
öffnet, sieht das
Publikum eine leere
Bühne, lediglich zwei
Gartenstühle stehen auf
ihr, einer links, einer
rechts.
Vierter Auftritt
Nr. 16 - Szene, Duett
und letztes Finale
Links,
auf einem Gartenstuhl,
sitzt Radames in seinem
orangenen Raumanzug aus
der Gerichtsszene
RADAMES
Es hat der Stein
sich über mir
geschlossen.
bis zum
Welch Seufzerlaut!
Eine Larve,
Ist es ein Geist?
da von rechts eine Dame
in weißen Tüll gehüllt
mit blonder Perrücke
herbeieilt
AIDA
Ich bin es.
Worauf sie weiter
ausführt
Ahnend im Herzen, dass
man dich verdamme,
Hab' in die Gruft, die
sie für dich bereitet,
Ich heimlich mich
begeben,
Bei ihrem
Und hier, vor
jedem Menschenaug'
verborgen,
In deinen Armen sehn'
ich mich zu sterben.
erhebt er
sich links vom weißen
Gartenstuhl und eilt zu
ihr nach rechts zum
Zu sterben! so
rein und schön
Bei ihrem
Sieh, schon den
Todesengel dort
streift er mit ihrer
Hilfe das Oberteil des
orangenen Overalls ab.
Aus den Hosenbeinen
herauszukommen,
gestaltet sich
schwieriger, so dass er
sich wieder auf den
linken Gartenstuhl
setzt.
Aber es gelingt ihm,
zeitgerecht zur Musik
und für Aidas
Sie wohnen ewig
dort
steht er vor ihr in
einem blendendweißen
Satinanzug zum
Allmächt'ger Phtà, der
Welten Schöpferhauch,
dich rufen wir an
der PRIESTERINNEN
Auf dem Gazevorhang,
durch den die beiden
hindurchsingen müssen,
zeigt sich eine
übergroße Projektion der
beiden.
Zum
Leb
wohl, o Erde, o du Tal
der Tränen,
erscheint von links
Amneris, die die Gaze
mit erhobenem linken Arm
nicht durchdringen kann.
Für das
Es
schliesst der Himmel
seine Pforten auf
Und unser Sehnen
schwinget sich empor
Zum Licht der Ewigkeit
zerfällt das
Projektionsbild und
völlig unnötigerweise
erscheint auf der Gaze
der Schriftzug:
PACE
Fazit :
Es ist unglaublich, dass
eine Theaterleitung sich
einen solchen Unfug von
einem Inszenator und dem
übrigen Team bieten
lässt.
So voller Hohn und
Spott, wie hier
dargestellt, ist die
ganze Inszenierung.
Zur Orientierung wurden
die deutschen Texte
eingefügt.
Könnten doch die von
Steuergeldern bezahlten
Personen mit dem Werk
und mit – ob nun Chor
oder Solisten – auf der
Bühne umgehen, hätten
sie doch für das Ballett
die entsprechende
Verwendung.
So aber übertüncht man
sein Unvermögen - unter
Duldung des Nds.
Staatsintendanten. Den
Verwaltungsdirektor
kümmert alles nichts,
für die Kunst hat er ja
– nach eigener Aussage
seine Intendanten -
durch plakative und
dabei überhaupt nicht
zielführende
Projektionen, die
grundsätzlich schon bei
fast allen Produktionen
der Nds. Staatstheater
GmbH üblich sind, ob nun
jetzt bei ’Hedda Gabler’,
bei ’Kabale und Liebe’
oder früher beim
’Giovanni’.
Mätzchen wie dieses
’dämliche
Schlampenringen’ im
nicht vorhandenen
Schlamm, die Viecher, ob
nun Krokodil, das auch
noch von der Hüfte aus
gelähmt ist, das
Redezvous eines
indischen und eines
afrikanischen Elefanten,
die er wohl aus dem Zoo
von Cairo ausgeborgt
hat, denn beide
Tierarten gibt es nicht
im Nildelta.
Die Schildkröte – alles
Murks.
Warum nicht Hühner (wie
in Stephan Mettins
Inszenierung von
Donizettis ’Viva la
Mamma’) oder Gänse und
Enten – die führen dann
zur Gaudi des Publikums
ein Eigenleben auf der
Bühne und man kann sich
für jedes Stück die
Inszenierung sparen.
Und man kann auch noch
den Spender des
Geflügels im
Programmheft nennen, wie
geschehen:
|
4.2.04
Theater
Regensburg
Intendant Ernö
Weil
George Tabori
'Mein Kampf'
'... Wir danken
Frau Birgit
Islinger für die
Hühner.'
|
Die in Hannover in
dieser ’Aida’
gemimten
Probensituationen –
alles krampfhaftes
Getue.
Haarsträubender geht es
schon gar nicht mehr.
Und auch alles schon mal
dagewesen
Schlimm bei allem ist
die bereits weitgehende
Verrohung des Publikums,
das das Stück nicht
kennt, nur noch auf
stärkste Reize reagiert
und vor sich hinkichert,
sonst würde es – wie
einige bei beiden
besuchten Vorstellungen
– unter Türenknallen den
Zuschauerraum verlassen.
Oder in Zukunft eben
garnicht mehr hingehen.
Schon jetzt ist der
Zuschauerraum der Oper
der Nds.
Landeshauptstadt nur
spärlich gefüllt, der
dritte Rang in den
meisten Fällen von
vornherein geschlossen.
©heerrufer.de
|
B
Leserbrief
Professor/in gesucht ...
Wie jeden Sommer finden
in etlichen
Musikhochschulen die
Berufungsverfahren für
künstlerische
Professuren statt.
Nach nunmehr 30 Jahren
engagierter
Unterrichtstätigkeit als
Gesangslehrer, darunter
24-jähriger
Lehrtätigkeit als
Lehrbeauftragter an den
Musikhochschulen in
Hannover und Würzburg
und einer respektablen
künstlerischen Tätigkeit
habe ich mich erfolglos
auf Ausschreibungen
hauptamtlicher Stellen
beworben.
Da heißt es zum
Beispiel:
Professur W2 im Fach
Gesang mit einer
Lehrverpflichtung von
derzeit 19
Semesterwochenstunden.
Neben einem
einschlägigen
Hochschulabschluss
erwarten wir von den
Bewerberinnen und
Bewerbern den
Nachweis exzellenter
künstlerischer Tätigkeit
im internationalen
Rahmen sowie Erfahrung
in der Ausbildung von
Sängerinnen und Sängern
bis zur höchsten
künstlerischen Reife.
....
oder
Universitätsprofessur
für Gesang
spezifische
Anstellungserfordernisse
herausragende
Persönlichkeit mit
höchster
künstlerischer
Qualifikation für
das zu
besetzende Fach
international
herausragende
künstlerische Laufbahn
hervorragende
pädagogische und
didaktische Eignung
umfangreiche
Erfahrung im
internationalen
Opern-
und/oder Konzertbetrieb
umfangreiche
Kenntnisse im
Bereich
verschiedener Stilrichtungen
Offenheit für neue
Berufsfelder
Erwünscht ist eine
teamorientierte
Persönlichkeit mit
nachgewiesener
Unterrichtserfahrung im
tertiären Bereich. Die
Bewerber/-innen werden
eingeladen, bei
Vorliegen besonderer
Spezialgebiete Nachweise
über diese den
Bewerbungsunterlagen anzuschließen.
....
oder
... ist zum
nächstmöglichen
Zeitpunkt eine Stelle
Professor/in für Gesang
Bes.Gr. W 2 zu besetzen.
Die
Unterrichtsverpflichtung
bezieht sich
grundsätzlich auf alle
Hauptfach-Gesangsstudiengänge,
auch
Lehramtshauptfachstudierende.
Gesucht wird
eine künstlerische
Persönlichkeit mit
Hochschulabschluss und
Nachweis internationaler
Opern- und
Konzerttätigkeit. In der
Regel mehrjährige
pädagogische Erfahrung
im Hochschulbereich
sowie aktives Engagement
in allen Bereichen der
akademischen
Selbstverwaltung setzen
wir voraus. ....
Ich fordere: Stoppt den
unprofessionellen und
naiven Wahnsinn dieser
Stellenausschreibungen
und -besetzungen an
unseren
Musikhochschulen!!!
Wann begreifen die
Berufungskommissionen
für Professurstellen
endlich, dass das
Künstler Sein und das
Lehrer Sein zwei völlig
verschiedene Berufe
sind? Um wirklich eine
erfolgreiche
internationale Karriere
zu machen, ist es für
einen Künstler
unerlässlich, sich
extrem auf sich selbst
zu konzentrieren und zu
fokussieren.
Ein Lehrer hingegen
braucht methodisches und
didaktisches Fachwissen,
Fortbildungsbereitschaft,
viel Erfahrung, eine
hohe Empathie und die
Fähigkeit, sich auf
andere zu konzentrieren.
Das ist in einer
ausgeprägter Form nicht
gleichzeitig möglich -
Ausnahmen mögen die
Regel bestätigen,
rechtfertigen aber nicht
derartige
Stellenausschreibungen.
Heerscharen von
„namenlosen“, meistens
schlecht bezahlten
Musikpädagogen sorgen
für eine gute und
fundierte Ausbildung des
künstlerischen
Nachwuchses. Im
Lebenslauf der Künstler
und Künstlerinnen
tauchen diese Namen
jedoch häufig nicht auf,
wohl aber die der
renommierten Sänger und
Instrumentalisten, bei
denen vielleicht mal ein
Meisterkurs besucht
worden ist.
Die wahren Pädagogen und
„Problemlöser“ werden
meistens nur unter der
Hand als Geheimtipp
weitergegeben. Sie haben
aber in offiziellen
Berufungsverfahren an
Hochschulen keine
Chance, überhaupt einmal
eingeladen zu werden, um
ihre Fähigkeiten zu
zeigen.
Wie oft müssen
Studentinnen und
Studenten ihren
Topstar-Künstler-Professoren
nachreisen, um die ihnen
zustehenden
Unterrichtsstunden zu
bekommen, wenn nicht der
Unterricht wochenlang
pausieren muss oder
sogar ganz entfällt…?
Das wäre privat kein
Problem, aber in einem
staatlich
subventionierten
Hochschulsystem sind
diese Zustände
schändlich!
Weltweit anerkannte
und erfolgreiche
Pädagogen wie z.B. Prof.
Dorothy DeLay (Violine,
USA), Prof. Karl-Heinz
Kämmerling (Klavier,
Hannover/Salzburg) oder
Rudolf Piernay (Gesang,
London/Mannheim) hatten
keine großen Karrieren
als Solisten!
Sie hätten unter den
Bedingungen heutiger
Ausschreibungen unserer
Musikhochschulen wohl
keine Chance auf eine
Professur gehabt. Schade
um die vielen
großartigen, gut
ausgebildeten Musiker,
die uns dann entgangen
wären.
Um einmal auf die
aktuelle Situation im
Volkssport Fußball
hinzuweisen: Weder
Julian Nagelsmann (1899
Hoffenheim), noch Thomas
Tuchel (Paris St.
Germain) oder Jürgen
Klopp (FC
Liverpool)waren
international
erfolgreiche
Fußballprofis. Ihre
nationalen und
internationalen Erfolge
feiern sie dagegen als
Fußballlehrer! Auch
Nationalmannschaftstrainer
Jogi Löw spielte als
Spieler u.a. in
Freiburg, Stuttgart und
Karlsruhe in der 1. und
2. Bundesliga, aber nie
in der
A-Nationalmannschaft,
wurde aber mit dieser
als Trainer Weltmeister.
Speziell in meinem
Bereich Gesang habe ich
großen Respekt und
Hochachtung vor
inter-nationalen
Karrieren und deren
Herausforderungen. Und
aus ihrem großartigen
Erfahrungsschatz können
die Künstlerinnen und
Künstler angehenden
Sängerinnen und Sängern
wertvolle Tipps in
vielfältigster Hinsicht
geben. Aber das ist
etwas für
Meisterklassen. Eine
kontinuierliche
Ausbildung einer
Gesangsstimme über viele
Jahre hinweg verlangt
jedoch andere
Fähigkeiten (s.o.).
Natürlich halte ich eine
aktive Karriere als
Künstler auch für einen
guten Pädagogen für sehr
sinnvoll. Sie muss aber
nicht zwangsläufig
international sein!
Das scheinen unsere
Hochschulleitungen nicht
zu erkennen oder
erkennen zu wollen.
Offenbar ist es nach wie
vor wichtiger, sich
einen gut klingenden
Namen eines
international
rennomierten Künstlers
auf die Hochschulfahnen
zu schreiben, als den
Studentinnen und
Studenten eine fundierte
Ausbildung durch
erfahrene Pädagogen
zukommen zu lassen. In
der Privatwirtschaft
kann man das gerne
machen, es entspricht
aber nicht dem
Bildungsauftrag von
staatlichen Hochschulen!
Ein Umdenken ist
dringend erforderlich!
Weimar, im Juni 2018
PETER FRANK
Sänger/Gesangspädagoge
peterfrankmusic@freenet.de
Peter-Frank.org
Interview mit Prof.
Conrad von der Goltz
„Ich habe noch nicht
einmal ein Handy.“
Herr von der Goltz,
Sie feiern im Juni Ihren
90. Geburtstag. Nach wie
vor
unterrichten Sie an der
Hochschule für
katholische Kirchenmusik
und
Musikpädagogik (HfKM)
Violine. Wie kam es zu
Ihrer Verpflichtung als
Professor für die
Jungstudierenden an der
HfKM in Regensburg?
Das hatte im Grunde
genommen geografische
Gründe.
Ich bin seit 1983
pensioniert und habe mir
in Eichhofen meinen
Alterssitz gebaut. Der
damalige Bayerische
Kulturminister berief
mich, den Sektor
Jungstudierende der
Violinklasse an der HfKM
aufzubauen und zu
leiten. Dieses System
der instrumentalen
Frühförderung habe nicht
ich allein erfunden, die
bayerische Frühförderung
aber betrachte ich schon
als mein Baby.
Die Würzburger
Musikhochschule, an der
ich eine Professur
innehatte, war eine der
ersten Hochschulen, die
das System der
Jungstudierenden mit
Erfolg eingeführt hat.
Es gab unzählige Termine
und Abstimmungsprozesse
mit Ministerien und
vielen anderen Stellen,
ehe es so weit war.
Kinder ab zehn Jahren
und Jugendliche mit
außergewöhnlich
musikalischer Begabung,
die ein ordentliches
Studium noch nicht
aufnehmen können, weil
sie noch der
Schulpflicht unterliegen
oder erst ihr Abitur
machen wollen, werden
als Jungstudenten
aufgenommen.
Sie lernen so zum einen
bereits den akademischen
Betrieb kennen und
erhalten darüber hinaus
professionellen
Unterricht, der
internationalen
Standards
entspricht und der sie
später zur Aufnahme des
regulären Studiums
befähigt.
Ich bin schon ein
bisschen stolz darauf,
dass dieses Modell
inzwischen an allen
Hochschulen Usus ist und
auch an der Hochschule
für katholische
Kirchenmusik und
Musikpädagogik
Regensburg gepflegt
wird.
Wie viele
Jungstudenten betreuen
Sie und wie ist es um
das Niveau Ihrer
Klasse bestellt?
Aktuell sind es zehn
Schülerinnen und Schüler
im Alter von zwölf bis
18 Jahren. Ich
unterrichte zwölf
Wochenstunden. Alle
Studierenden haben
Einzelunterricht. Das
Niveau ist sehr hoch,
erstaunlich hoch. Wenn
man bedenkt, dass die
Kinder neben der Schule,
in der sie erheblichem
Druck ausgesetzt sind,
noch intensiv den
Instrumentalunterricht
absolvieren, so ringt
mir das höchsten Respekt
ab.
Ja, schon komisch, der
älteste Professor
betreut die jüngsten
Studenten! Viele der
Jungstudierenden haben
erste Preise bei „Jugend
musiziert“ abgeräumt,
fast alle nehmen ein
Instrumental-studium auf
und viele machen
Karriere.
Anne Maria Wehrmeyer zum
Beispiel räumt einen
Preis nach dem anderen
ab, Benedikt Wiedmann
ist Mitglied des
Orchesters der
Norwegischen
Nationaloper und spielt
im Oslo Philharmonic
Orchestra, um nur einige
zu nennen. Es gibt
Jahre, in denen nehmen
wir keine Studenten in
der Violinklasse auf,
und es gibt Jahrgänge,
in denen gehäuft Talente
vorspielen. Ich kann nur
empfehlen, sich selbst
von der Qualität zu
überzeugen, der Eintritt
zu den regelmäßigen
Matinee-Konzerten
unserer Jungstudierenden
ist frei.
Wie kamen Sie zum
Geigenspiel? Gibt es
eine familiäre
Vorbestimmung?
Nein, überhaupt nicht.
Meine Mutter spielte
sehr gut Klavier, sie
hat mich einmal recht
anständig bei Beethovens
Frühlingssonate
begleitet, aber in der
Familie von der Goltz,
ein ziemlich
umfangreicher Clan, gab
es hauptsächlich
Militärs, ein paar
Juristen und
Naturwissenschaftler,
jedoch kaum Mitglieder
mit künstlerischen
Neigungen. Nun, ich
erlernte als Junge das
Violinspiel und es
machte mir Freude.
Das lag auch an meinem
hervorragenden Lehrer
Prof. Karl Höfer,
Mitglied der Berliner
Philharmoniker, der
selbst noch bei Joseph
Joachim (1831–1907)
studiert hatte, jenem
berühmten Violinisten,
der Johannes Brahms bei
zahlreichen Werken
beratend zur Seite
stand. Das merkte man
Höfers Unterricht auch
an.
Das Violinspiel erfüllte
mich, es war immer die
Geige, die mich
faszinierte, ein
Blasinstrument oder das
Klavier haben mich nie
gereizt. Als die Familie
1942 nach Schweden
fliehen musste – mein
Vater gehörte zum Kreis
um
Stauffenberg –, bekam
ich auch dort
hervorragenden
Unterricht.
Als ich 16 Jahre alt
wurde, musste ich mit
meinem Vater zurück nach
Deutschland, wir
strandeten in Lübeck, wo
mein Vater von den
Alliierten interniert
wurde und ich als
Halbwüchsiger in einem
Flüchtlingslager
Unterschlupf fand.
Auf einem Streifzug
durch das zerbombte
Lübeck blieb ich vor dem
Stadttheater stehen,
fasste mir ein Herz und
fragte, ob man jemanden
brauchen könne, der
Violine spielen kann.
„Wir beschäftigen keine
Kinder“, lautete die
Antwort einer
offensichtlich
altgedienten Sekretärin,
„aber ich will sehen, ob
der Generalmusikdirektor
Sie empfängt.“
Der GMD schien mich zu
mögen und meinte, ich
solle wiederkommen, wenn
ich 17 geworden wäre.
Und so geschah es.
Ein Jahr lang spielte
ich im Orchester in
Lübeck und es reifte der
Wunsch, Violine zu
studieren. Dazu musste
ich erst einmal das
Abitur machen, was mir
auch erstaunlicherweise
gelang, meine Kenntnisse
selbst in meinen
Problemfächern
Mathematik und Physik
wurden als „ausreichend“
empfunden. Dem Studium
stand nichts mehr im
Weg.
Wo und bei wem
haben Sie studiert
– und, was vielleicht
interessanter
ist, wie unterschied
sich das Studium damals
von dem von heute?
Ab 1948 studierte ich
zunächst in Hamburg, wo
meine Schwester
inzwischen ansässig war,
wechselte aber nach
Detmold, um beim
legendären Tibor Varga
zu studieren, und wo
sich die Chance bot,
Meisterkurse bei Max
Rostal und Wolfgang
Schneiderhan, zwei
herausragenden
Exponenten der
tschechisch-wienerischen
Geigenschule, zu
belegen.
Ich sage es gerade
heraus:
Ich bin kein Freund des
sogenannten
Bologna-Systems mit der
Aufsplittung in
Bachelor- und
Master-Studiengänge. Für
gewisse Disziplinen mag
das sinnvoll sein, für
künstlerische und viele
weitere Fächer sehe ich
aber keinen Sinn in
diesem starren
Studienmodell. Es geht
doch schon los in den
vierten Klassen, wo
Kinder regelrecht unter
Druck gesetzt werden.
Nein, eine Entwicklung,
ein Heranreifen kann man
nicht per Lehrplan
verordnen. Ich habe
meine Kinder auf
Waldorfschulen
geschickt, wo sie sich
viel freier und
individuell entfalten
konnten.
Nun ja, das Studium
damals, da spielten sich
Szenen ab, die heute so
undenkbar wären. Ich
erinnere mich, eines
Abends so gegen 18:00
Uhr hatte ich eine
Stunde bei Tibor Varga,
aber er ließ auf sich
warten.
Es wurde acht, es wurde
neun Uhr, irgendwann war
ich im Übungsraum
eingeschlafen, bis ich
um halb ein Uhr in der
Nacht geweckt wurde, ich
sei jetzt dran. Jeder
kann sich denken, dass
man müde und verschlafen
eine Beethoven-Sonate
kaum brillant spielen
wird.
Und noch einmal, noch
einmal, bis drei Uhr
morgens dauerte die
Stunde. Eine harte
Schule, die aber auf der
anderen Seite auch sehr
viele Freiheiten ließ
und die Möglichkeit zu
konzertieren, die einen
Fokus auf die Praxis
legte. Generell bin ich
der Überzeugung,
Learning by doing ist
immer noch die beste
Methode, um in
seinem Fach Fortschritte
zu machen und es zur
Meisterschaft zu
bringen.
Welche Stationen
Ihrer Karriere erachten
Sie als die
entscheidenden?
An erster Stelle ist
hier der erste Preis des
ARD-Wettbewerbs in der
Wertung Duo 1956 zu
nennen, den ich
gemeinsam mit meiner
Frau Kristin am Piano
gewonnen habe. Das war
ein regelrechter
Türöffner, der
schlagartig neue
Optionen ermöglichte.
Wichtige Impulse erhielt
ich als Konzertmeister
beim Philharmonischen
Orchester Oslo, wo viele
international bedeutende
Dirigenten gastierten.
Ich wäre gerne länger in
Norwegen geblieben, aber
um damals eine
Festanstellung in Oslo
zu bekommen, hat mir die
norwegische
Staatsbürgerschaft
gefehlt.
Ein wichtiger Schritt
war die Berufung als
Dozent an die
Musikhochschule
Hannover, wo ich neben
der Praxis entscheidende
Erfahrungen als Pädagoge
sammeln konnte.
Eine wunderbare Zeit –
und wenn ich gewollt
hätte, eine
Lebensstellung – war
meine Verpflichtung als
erster Konzertmeister
ans Philharmonische
Staatsorchester Bremen,
an ein sogenanntes
A-Haus mit der höchsten
Besoldungsstufe. Die
Position erlaubte mir
unter anderem im
deutsch-englischen
Mozart-Ensemble zu
musizieren, weltweit zu
gastieren und ein neues
Repertoire
kennenzulernen und zu
erarbeiten. Der größte
Schritt aber war 1963
meine Ernennung zum
Professor an der
Hochschule für Musik
Würzburg.
Wie kam es dazu?
Eines Morgens beim
Aufwachen dachte ich, du
bist jetzt 35 – mir fiel
Hölderlins Gedicht
Hälfte des Lebens ein –
und ich sinnierte, ob
ich mit dem Erreichten
zufrieden sein könnte.
Was kann noch kommen?
Entweder erster
Konzertmeister bei den
Berliner Philharmonikern
oder eine ordentliche
Professur erschienen mir
als mögliche nächste
Ziele. Als ich mehr
zufällig in der
Zeitschrift ’Das
Orchester’ blätterte,
dem Fachorgan für das
deutsche Orchesterwesen,
stand auf der linken
Seite die
Stellenausschreibung für
eine Professur in
Würzburg und eine auf
der rechten für den
Posten des ersten
Konzertmeisters in
Berlin. Ich bewarb mich
auf beide Stellen und
erhielt für beide
Vorstellungstermine.
Damals stand ich bei der
Konzertdirektion Schmidt
in Hannover unter
Vertrag und es stand
eine Gastspielreise an,
sodass ich – um einer
Konventionalstrafe zu
entgehen – beide
Vorstellungsgespräche
verschieben musste.
Würzburg zeigte sich
kulant, Berlin nicht.
Außerdem: In Berlin
wurde gerade die Mauer
gebaut, der Kalte Krieg
begann, von daher – und
auch meiner Frau zuliebe
– entschied ich mich für
Würzburg.
Dass es sich um eine
C4-Professur handelte,
die es heute dort gar
nicht mehr gibt, machte
mir die Entscheidung für
Würzburg nicht schwer.
Welche Violinen
spielen Sie, welche
spielten Sie?
Fünf, sechs Jahre lang
spielte ich eine
Stradivari, die „Empress
Caterina of Russia“, die
Elizabeth Petrovna
(1709–1762), die Tochter
Peters des Großen,
selbst bei Antonio
Stradivari in Cremona
bestellt hatte. Das
Instrument habe ich
verkauft, weil ich zu
der Zeit ein Haus baute,
weil mein Sohn Gottfried
an der Juilliard School
in New York Violine
studierte und meine
Tochter Kristin
Violoncello am
Konservatorium in
London.
Eine weitere Stradivari
von 1726 befand sich
zeitweise in meinem
Besitz sowie eine ganz
wunderbare Guarneri del
Gesù, mit der ich sehr
gelungene Einspielungen
– unter anderem mit dem
Amadeus Quartett –
gemacht hatte. Ein
fantastisches
Instrument, um das sich
ein regelrechter Krimi
rankt.
Wie es bei Violinen so
ist, etwa alle 90 bis
100 Jahre muss der
Bassbalken erneuert
werden. Auf Empfehlung
eines Bekannten ging ich
mit der Guarneri nach
Zürich zu einem
Spezialisten, der sich
die Violine besah und
meinte, es sei eine
Fälschung.
Was tun? Ich verkaufte
die Violine und bekam
dafür 20.000 DM. Wenig
später tauchte das
Instrument bei Hill &
Sons in London auf,
einem sehr exklusiven
Händler für
Streichinstrumente, der
bis 1992 existierte, wo
sie für einen
Millionenbetrag über den
Ladentisch ging.
Ich weiß bis heute
nicht, welcher der
Beteiligten an der
Aktion mich übers Ohr
gehauen hat oder ob mich
nicht alle
gemeinschaftlich
hintergangen hatten. Nun
ja, die Sache ist
erledigt.
Kostbare historische
Instrumente sind ohnehin
eine heikle
Angelegenheit, zumal
allein die
Versicherungssummen ins
Horrende steigen. Heute
spiele ich auf einer
modernen Geige, die ich
auf kuriose Weise
gefunden habe: Ich war
2008 Mitglied in der
Jury eines Wettbewerbs
des deutschen
Wirtschaftsministers, in
dem es galt, den besten
deutschen Geigenbauer zu
ermitteln.
Alle Jurymitglieder
mussten die Instrumente
in einem abgedunkelten
Raum auf ihre
Spielbarkeit und ihren
Klang testen.
Das Instrument, das mir
bei dieser Konkurrenz am
meisten zusagte, habe
ich mir später auch
gekauft. Ein rundum
solides Handwerksstück
aus der
Geigenbauwerkstatt von
Dominik Hufnagl im
Allgäu.
Wie stehen Sie zur
historischen
Aufführungspraxis?
Wichtig und richtig,
aber nicht der alleinige
Weg. Überlasse ich
meinem Sohn Gottfried
und meiner Tochter
Kristin, die beide
Experten auf diesem
Gebiet sind.
Welche Komponisten
haben in optimaler Weise
für Violine geschrieben?
Brahms und Mendelssohn
waren so klug, bei ihren
komplexen Werken
hervorragende Geiger
zurate zu ziehen, um
adäquat für das
Instrument zu
komponieren. Johann
Sebastian Bach selbst
spielte neben Orgel ganz
hervorragend Violine,
seine Sonate Nr. 3 C-Dur
für Violine solo, BWV
1005 ist das längste
Violin-Solo überhaupt.
Seine bekannte Chaconne
aus der Partita Nr. 2
d-Moll für Violine solo,
BWV 1004 ist in meiner
Einspielung irgendwie
auf Spotify gelandet und
wurde – wie mir meine
Schüler sagten – mehr
als 1,4 Millionen Mal
heruntergeladen. Ohne,
dass ich auch nur einen
Cent davon hätte!
Ich habe meinen Sohn
gefragt, ob ich dagegen
vorgehen soll, aber er
meinte, das wäre ein zu
schwieriges Unterfangen.
Ich habe von solchen
Dingen ja keine Ahnung,
ich habe nicht einmal
ein Handy.
Schostakowitschs achtes
Streichquartett, gute
Musik, macht Spaß, das
zu spielen.
Ein Wort bitte zu
zeitgenössischen und
experimentellen Werken
für Violine.
Wenn die Musik
menschlich bleibt, sehr
gerne. Ich halte es da
mit dem Dirigenten und
Mathematiker Ernest
Ansermet der 1961 seine
’Les fondements de la
musique dans la
conscience humaine' (Die
Grundlagen der Musik und
das menschliche
Bewusstsein)
herausbrachte.
Auf nahezu 900 Seiten
begründet er minutiös
seinen Versuch, die
Musik in allen
Einzelheiten als
Sprache, als Ausdruck
menschlichen
Bewusstseins zu
begründen.
Das beginnt mit
physikalisch-akustisch-mathematischen
Darlegungen. Es stellt
sich heraus:
Natur und Mathematik
sind nicht
deckungsgleich. Reine
Zwölf-Ton-Musik muss
Theorie bleiben, denn
sie „klingt“ nicht.
Die Gleichung, oder
besser: die Ungleichung
des „Pytagoreischen
Kommas“ sagt, dass zwölf
reine Quinten eben nicht
exakt sieben Oktaven
entsprechen. Man muss
sich mit einer
Temperierung, einer
Abweichung etwa eines
Achteltons behelfen.
Es ist vergleichbar der
Einlegung einer
Schaltsekunde und eines
Schaltjahrs alle vier
Jahre, um den Jahreslauf
zu synchronisieren.
Auch Kepler stieß auf
das Phänomen, dass
Mathematik und Natur
nicht deckungsgleich
sind, wie er in seiner
Weltharmonik ausführt.
Das ist irgendwie
beruhigend.
Mathematik ist eine
Hilfswissenschaft, die
Annäherungen an
kreatürliche Phänomene
erlaubt, aber dass es
des Menschen bedarf,
diese Diskrepanz
auszugleichen. Moderne
Musik ja, aber
menschliche.
Viele Musiker
sagen, sie hören bewusst
keine Musik, keine CDs,
kein Radio
… ich schon! Abends bei einem Glas Rotwein gebe ich mich gerne den
Schwingungen hin, die
Musik auslöst. Das
können Mazurken von
Chopin sein oder
Konzerte von Schubert.
In dieser Stimmung lege
ich mich schlafen und
ich schlafe ganz anders.
Ich nehme diese
Schwingungen mit,
vergleichbar dem
Energieerhaltungssatz,
der sagt, dass Energie
nicht einfach verloren
geht, sondern verwandelt
wird. So stelle ich mir
das auch nach meinem Tod
vor, dass meine Energie
als Schwingungen weiter
existiert.
Zur Person:
Conrad von der Goltz (*
18. Juni 1928 in Berlin)
erhielt ersten
Unterricht in seiner
Heimatstadt Berlin.
Während des Zweiten
Weltkriegs lebte seine
Familie in Schweden.
Ab 1948 studierte er
zunächst in Hamburg und
dann in Detmold bei
Tibor Varga.
Nach dem Studium
Konzertmeister in
Göttingen.
1956 Preisträger des
ARD-Wettbewerbs in der
Wertung Duo, es folgte
eine Stelle als
Konzertmeister beim
Philharmonischen
Orchester Oslo, danach
als erster
Konzertmeister beim
Philharmonischen
Staatsorchester Bremen
und als Gast auch am SWR
Sinfonieorchester
Baden-Baden.
Ab 1963 Professor an der
Hochschule für Musik
Würzburg, wo er sich vor
allem auch für die
instrumentale
Frühförderung einsetzte.
Seit 1983 Leiter der
Abteilung
„Jungstudierende“ an der
HfKM Regensburg.
Von der Goltz‘ Sohn
Christian von der Goltz
(* 1959) ist
Jazzpianist, Sohn
Gottfried von der Goltz
(* 1964) Violinist und
Mitbegründer des
Freiburger
Barockorchesters,
Tochter Kristin (* 1966)
von der Goltz Cellistin
und Professorin in
München.
Schlussbemerkung
Reiche, in denen man
lebt
Ariadne singt:
“Es gibt ein Reich, es
hat auch einen Namen:
’Totenreich’“
Am Ende unseres Lebens
werden wir alle dorthin
kommen, wobei niemand
etwas darüber weiß, was
auch immer die
Religionen behaupten.
Archäologen und
Historiker gewähren uns
einen Einblick in
vergangene Reiche anhand
von Ausgrabungen und
schriftlichen
Zeugnissen.
Das bauliche Erbe, das
uns Computersimulationen
anschaulich machen, das
bewährte handwerkliche
Können, die literarische
Überlieferung, unsere
gemischte genetische
Zusammensetzung
verbindet uns mit der
Vergangenheit.
Selbst der
Stumpfsinnigste wird
bemerken, dass er Eltern
und Großeltern hat, die
ihm äußere und innere
Eigenschaften mitgegeben
haben.
Ein schlechter
Geschichtsunterricht
lässt zum Ärger der
Schüler nichts als Daten
von Schlachten auswendig
lernen, statt lebensnah
das Entstehen, Blühen
und vergehen von Reichen
und ihren Leistungen
oder Verfehlungen nahe
zu bringen.
Viel lässt sich daraus
für die Gegenwart und
unseren Stand im Lauf
der Weltgeschichte
ableiten.
Das Perserreich, das
Römische Weltreich, das
Frankenreich von Karl
dem Großen, das Heilige
Römische Reich Deutscher
Nation, das Deutsche
Kaiserreich und Hitlers
Tausendjähriges Reich,
das nach zwölf Jahren in
einer Weltkatastrophe
endete, sind Ansporn und
Warnung.
Für uns Kulturmenschen
gibt es aber ein Reich,
das immateriell in
unseren Köpfen und
Seelen lebt.
Besondere Menschen haben
uns an ihrem Reichtum
teilhaben lassen, indem
sie Werke schufen, die
Jahrtausende
überdauerten.
Philosophen, Dichter,
Architekten, Komponisten
verschaffen uns Zutritt
in ein Reich von
Erkenntnis und Wahrheit.
Diesen Zutritt erhalten
wir aber nur durch
lebenslanges Lernen, was
den meisten zu mühsam
ist und die sich wie
Papageno mit Speis und
Trank und mit Weibchen
oder Männchen für die
lustigen Stunden
begnügen.
Erschreckend ist auch,
wie manche Ideen durch
Dummheit und Gier sich
ins Gegenteil verkehren.
Religionen, entstanden
aus dem Wunsch, die
Menschen zu höherem Sein
zu führen, entwickeln
sich zu grausamen
Machtapparaten.
Das Patriarchat, einst
bei den Hirten der
Wüsten und Steppen zum
Schutz der Sippe
entstanden, erniedrigt
die Frauen zum Brutgerät
für gewünschte Söhne und
prügelt den Töchtern
ein, sie seien wertlos
und dumm und sollten es
bleiben, indem man ihnen
das Lernen und die freie
Entscheidung über ihr
Leben verbietet.
Die Demokratie ist
bedroht, wenn das Volk
diejenigen wählt, die an
lautesten schreien und
kalt kalkulieren, welche
Versprechen ihnen zur
Macht und ihrem Erhalt
verhelfen.
Unsere Kultur ist
gefährdet, weil wir
zulassen, dass unsere
gewählten Vertreter und
ihre ’Mitarbeiter’ in
Form von Beamten und
Verwaltungsangestellten
Kenntnisse und Interesse
vermissen lassen,
Bildung und Kultur als
höchste Güter anzusehen.
Innerlich korrupt und
moralisch zersetzt, den
Pöbel durch ’panem et
circenses’ befriedigt,
wurde das einst
großartige Römische
Weltreich durch die
Völkerwanderung
zerstört.
Die Völkerwanderung zu
uns nach Europa hat
begonnen.
Schaffen wir es, unsere
Werte zu bewahren?
ML Gilles
Letzte Meldung
War es nicht so, dass
Herr Beczala kürzlich
meinte, er stünde als
Cover für Herrn Alagna
für dessen Lohengrin in
Bayreuth in diesem Jahr
nicht zur Verfügung?
Nun springt er doch ein
und übernimmt.
Das Motto könnte gewesen
sein:
’Für Geld tu’ ich gar
manches! – Aber dafür
rette ich Bayreuth den
’Lohengrin!’
Der Münchner Merkur
fragte:
Wie sieht es mit den
kommenden Bayreuther „Lohengrin“-Jahren
aus?
Zitat
„Beczala:
Ohnehin hatte ich für
2019 schon für zwei
Bayreuther
Gala-Vorstellungen mit
Anna Netrebko als Elsa
unterschrieben. Mehr
wäre nächstes Jahr nicht
gegangen, weil ich bis
Ende Juli in Barcelona
den Rodolfo in
„Luisa Miller“ singe. Es
kam aber von Christian
Thielemann bereits eine
vorsichtige
Formulierung, ob ich in
den darauf folgenden
Bayreuther „Lohengrin“-Spielzeiten
zur Verfügung stehen
könnte.“
Zitatende
Impressum
erscheint als
nichtkommerzielles
Beiblatt zu
- ausgezeichnet mit dem
Kulturförderpreis der
Stadt Regensburg -
kulturjournal -
Holzländestraße 6 -
93047 Regensburg
Ersterscheinung der
Ausgabe Regensburg am
27.07.2007
Erscheinungsweise:
kulturjournal-regensburg
zehn Mal pro Jahr von
Februar bis August und
Oktober bis Dezember
Ausgabe des Beiblattes
als ’Mitteilung an meine
Freunde’ – gewöhnlich
zum Anfang eines Monats
Titel: Aussenwerbung der
Nds. Staatsoper Hannover
zu ’Die verkaufte Braut’
Verteilung Regensburg:
Direktversand, Hotels,
Theater, Galerien,
Veranstaltungsorte,
Tourist-Info, Bahnhöfe
Verteilung Hannover u.a.:
Mitglieder der
Bürgerinitiative
Opernintendanz
Niedersächsische
Landesregierung,
Politische Parteien im
Nds. Landtag
Hochschule für Musik,
Theater und Medien
Hannover, Bund der
Steuerzahler,
Genossenschaft Deutscher
Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine
Feuilletons von
Tageszeitungen
Direktversand an
ausgewählte Leserschaft
RA Frank Wahner,
Fachanwalt für
Verwaltungsrecht,
Hannover
Wir verstehen diese
Besprechungen und
Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik
willen, sondern als
Hinweis auf - nach
unserer Auffassung -
Geglücktes oder
Misslungenes. Neben
Sachaussagen enthalten
diese Texte auch
Überspitztes und Satire.
Hierfür nehmen wir den
Kunstvorbehalt nach
Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.
Wir benutzen
Informationen,
hauptsächlich aus
eigenen Unterlagen, aus
dem Internet u.a.
Veröffentlichungen des
Deutschen Historischen
Museums, der
Preußen-Chronik,
Wikipedia u.ä..
Texte werden
paraphrasiert
wiedergegeben oder als
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gemacht.
Veröffentlicht auch
unter:
http://www.bi-opernintendanz.de/
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