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Einleitung
Experiment und Produkt
Wenn ein Kunde in einen
Fabrikationsbetrieb geht, um
ein Produkt zu kaufen, kann
er erwarten, die fertige
Ware im Verkaufsraum
vorzufinden.
Dann kann er sie
begutachten, und, wenn sie
seinen Vorstellungen
entspricht, kaufen und
bezahlen.
Wird er aber in die
Versuchsabteilung oder ins
Labor geführt, dort mit den
unfertigen Einzelteilen
alleingelassen, wird er das
Unternehmen ratlos oder
wütend verlassen und nie
wiederkommen.
Wenn eine Hausfrau in eine
Bäckerei geht, um eine
Kirschtorte zu kaufen, der
Bäcker sie in die Backstube
führt, vor ihr eine Schüssel
mit Teig und eine Tüte
Kirschen auskippt und
davongeht, wird sie an
seinem Verstand zweifeln und
nie wiederkommen.
Wenn Tausende Opernbesucher
die Vorstellung eines
angekündigten Werkes
besuchen und statt der
’Verkauften Braut’ und eine
billige, ungekonnte
Verkaufsshow geboten
bekommen, oder statt der
angekündigten ’Aida’ ansehen
müssen, wie eine Statistin
so tut, als putze sie den
Bühnenboden, andere vom
Bewegungschor Wände mit
Schriftzeichen bemalen, die
nach langem Gemurkse als
’Trying Aida’ zu entziffern
sind, die Solisten wie bei
der ersten Besprechung an
einem Tisch mit ihren Noten
sitzen, dann, wenn sie dran
sind ihre Partie singen,
Kostüme ausprobieren während
einer – wohl einer aus der
Familie Voges – ihr Gesicht
filmt, das dann verzerrt auf
einer Leinwand erscheint,
wenn in dunkler Erinnerung
an Brechts Vorzeigetheater
die langen Hemden oder
Anzüge der Darsteller
beschriftet sind, z.B. ’Der
König’, so eine Art von
Gaddafi, ist mit ’King’
bemalt.
Elefanten samt kriechendem
Krokodil erscheinen. Wenn
dem Regisseur gar nichts
mehr einfällt, wird
geschrieben und projiziert,
wie viel Nationalitäten im
Opernchor singen. Ein Spruch
von Adorno darf auch nicht
fehlen, genauso wenig wie
ein ’Damen-Schlamm-Catchen’
und wie bei Hape Kerkelings
’Witzigkeit kennt keine
Grenzen’ ein
überlebensgroßer Plüschhase
am Orchestergraben
entlangwankt.
Das Publikum lacht, denn es
hat in der Schule wohl
keinen Musikunterricht
gehabt.
Vielen anderen ist schlecht
vor Wut und verlassen das
Theater vorzeitig, z.B.
anständigerweise in der
Pause, um nicht diejeniegen
zu stören, die ihr
Eintrittsgeld absitzen
wollen.
Nichts wie raus dieser
unerträglichen, unverschämt
dummen, widerwärtigen,
optischen Verhöhnung eines
Meisterwerkes.
Und für dieses ’Produkt’
werden Steuergelder
verschwendet.
ML Gilles |
Kalenderblätter
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Otto Daube
... am 12. Juni 1900
geboren
Zitat
„Deutscher Geist ist es, den
uns Weimar und Bayreuth
bewahrt haben. Stehen wir zu
beiden Trägern unserer
deutschen Kultur, so stehen
wir für uns selbst ein und
bauen auf, was uns
eingerissen ist: Das heilige
Deutsche Reich deutscher
Nation.“
Zitatende
(Otto Daube, in:
'Deutsche
Festspiele 1926') |
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Er wollte Weimar 1926 zum
Weiheort neben Bayreuth
machen - es gelang nicht.
Die deutsche Schule in Sofia
beschäftigte ihn als
Musiklehrer. Hier erreichte
ihn eine Anfrage der
Reichsmusikammer.
Er möge herausfinden, was es
über den Bulgaren Patscho
Wladigeroff zu sagen gebe.
Der Komponist Wladigeroff -
damals Mitte 30 - war in
Deutschland ausgebildet
worden und beschäftigte sich
zu der Zeit mit einer
bulgarischen Nationaloper.
Wegen der guten
diplomatischen Beziehungen
wolle man diese 'im Reich'
aufführen.
Daube berichtete nach
Berlin.
Die Mutter des Komponisten
sei eine geborene Pasternak
aus Odessa und Volljüdin.
Damit war keinerlei
Aufführungschance für
Wladigeroff gegeben.
1934 bestellte man das
NSDAP-Mitglied Daube zum
Musikerzieher nach Detmold.
Was ihm in Weimar nicht
glückte, sollte nun an der
Lippe möglich sein und er
überzeugte die
Stadtverwaltung, dass
unbedingt eine
Wagner-Festwoche stattfinden
müsse.
Schon ein Jahr später
spielte man den sächsischen
Meister und 1941 zeigte man
im Detmolder Theater
'Tristan' und 'Die Walküre'
in einer Original-Bayreuther
Besetzung.
1937 wurde Daube zum
Landesleiter der
Reichsmusikkammer Gau
Westfalen-Nord berufen.
1942 las man von ihm als
Referatsleiter im NS
Lehrerbund 'Richard Wagner
und die deutsche Schule'.
Als Mitglied im 'Bayreuther
Bund der deutschen Jugend'
verstand er sich als
Anführer dieser Kampftruppe
wider die 'Entartung der
Kunst'.
Die Entnazifizierung
überstand er - 1948 erhielt
er eine Stelle als Lehrer in
Hattingen.
Eine seiner Schülerinnen war
dort Marie-Luise Marjan. |
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Tod von Ludwig II. von
Bayern
... am 13. Juni 1886
Wie sich ein Image
verselbstständigt, wie die
Person hinter das Bild, das
wir von ihr haben, tritt,
wird am Beispiel König
Ludwigs II. exemplarisch
deutlich.
Wie beispielsweise die
Charaktere von Marilyn
Monroe, James Dean, Mutter
Theresa oder Lady Diana in
der Imagination mit Aura und
Charisma in eins
verschmelzen und zur
Projektionsfläche von
Wünschen, Sehnsüchten und
Idealen werden, so ist auch
König Ludwig II. von Bayern
die ideale Gestalt, um zum
Mythos zu werden.
Konservativ?
Rebellisch? |
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Gleichviel – Ludwig ist
Identifikationsfigur für
viele. Heute würde man
'den
Kini'
technikaffin nennen, er
forcierte die
Elektrifizierung (zumindest
bei seinen Fantasiebauten),
er war der erste König auf
dem Kontinent, der Edgar
Allan Poe las, er schickte
Kundschafter nach Mallorca,
Venezuela und Afghanistan,
die eruieren sollten, ob
sich dort seine
anachronistische Idee vom
absolutistischen
Herrschertum verwirklichen
ließe, und er führte
nebenbei die Gepflogenheit
des Bewerbungsfotos ein:
bevor Lakaien, Adjutanten
oder Gardisten eingestellt
wurden, wollte sich Ludwig
erst mittels Foto
überzeugen, ob sie auch
seinem Ideal entsprachen.
In der kleinen Ludwig II.
gewidmeten Ausstellung der
Staatlichen Bibliothek
Regensburg, eine schöne
Ergänzung zur pompösen
Landesausstellung auf
Schloss Herrenchiemsee,
wurde der Fokus auf den Tod
des Königs und die
einsetzende Verehrung, seine
Mystifizierung, gerichtet.
Zu sehen gab es aus der
„Sammlung Spangenberg“
Ludwigs Sterbebild,
Fotografien von Heinrich
Hoffmann (ein Onkel des
später als Hitler-Fotograf
berühmt gewordenen
Lichtbildners) vom
Leichenzug, ein Abguss von
Ludwigs Totenmaske,
Ansichtskarten, historische
Presseartikel, Briefe, einen
Splitter des Kahns, in dem
die Leiche des Königs aus
dem Starnberger See geborgen
wurde, und Nippes mit
Königs- bzw.
Schloss-Berg-Motiv.
Die Staatsbibliothek stellte
ein Exemplar der
Tageszeitung vom 12. August
1871 aus, in der auf den
Besuch Ludwigs in Regensburg
eingegangen wird. Der König
war – von einem kurzem
Aufenthalt als Kind in der
Königlichen Villa abgesehen
– nur einmal, und zwar am
10. August 1871 in
Regensburg. Weitere Exponate
waren Plakate aller
Biografie-Verfilmungen.
Alles Theater? König Ludwig
II. liebte die
Fantasiewelten von Oper und
Theater, das modernste
Massenmedium seiner Zeit.
Auch die Besucher der
diesjährigen
Landesausstellung erleben
ein Drama des Landes und
seines Königs, erzählt nach
dem Muster der klassischen
Tragödie.
Die spektakuläre Bühne: das
Neue Schloss Herrenchiemsee,
das Ludwig II. ab 1878 als
Denkmal einer absoluten
Herrschaftsidee entstehen
ließ. 125 Jahre nach dem Tod
des Königs wurden erstmals
die unvollendeten
Zimmerfluchten geöffnet –
für das Königsdrama im
Ludwigschloss:
„Götterdämmerung. König
Ludwig II. und seine Zeit“.
Es war die Eilmeldung des
Jahres, die am 14. Juni 1886
in den Extrablättern der
Zeitungen veröffentlicht
wurde: „König Ludwig II. ist
tot“.
Seit dieser schockierenden
Nachricht hat das
öffentliche Interesse an dem
menschenscheuen Monarchen
nicht nachgelassen.
Das galt für das Jahr 2011
in ganz besonderem Maß, das
Jahr, in dem sich sein Tod
zum 125. Mal jährte.
Das wichtigste Ereignis des
„Ludwigjahres“ 2011 war die
bayerische
Landesausstellung, die im
Neuen Schloss Herrenchiemsee
anlässlich des 125.
Todestages des Monarchen
gezeigt wurde.
Die Landesausstellung,
gezeigt in den unvollendeten
Räumen des Neuen Schlosses
Herrenchiemsee, die nach der
Restaurierung durch die
Bayerische
Schlösserverwaltung erstmals
für die Öffentlichkeit
zugänglich gemacht wurden.
In den Raumfluchten der
Rohbauräume, die ihre
Entstehung im
industrialisierten 19.
Jahrhundert nicht
verleugnen, sahen die Gäste
die kahlen Blankziegelwände,
die sich auch noch heute
hinter den Kulissen des
Neubarocks in den
Prunkräumen verbergen.
Die Besucher der
Landesausstellung erlebten
das Drama des Landes und
seines Königs fast wie eine
moderne Theaterinszenierung:
wie Ludwig König wurde,
Krieg führen musste, den
deutschen Kaiser über sich
gesetzt bekam, seine
Gegenwelten mit Schlössern
und im Theater schuf, wie er
abgesetzt wurde, starb und
zum Mythos wurde.
In einer szenografischen
Abfolge unterschiedlicher
Bühnenbilder tauchte man ein
in die Welten um Ludwig II.
und begegnete hierbei nicht
nur Protagonisten wie Fürst
Bismarck oder Prinzregent
Luitpold, sondern ebenso den
Ludwig-Darstellern O. W.
Fischer und Helmut Berger.
Die Landesausstellung nutzte
moderne Medien zur
lebendigen Darstellung der
Inhalte.
Junge Computerkünstler
bespielten die Räume in
heutiger Bildsprache,
angeregt von den
theatralischen, künstlichen
Dekors der Gegenwelten
Ludwig II.
In 3-D-Simulationen
entstanden die ungebauten
Träume des Königs:
Schloss Falkenstein, der
Flug über den Alpsee oder
ein chinesischer Palast
inmitten der alpinen
Bergwelt.
Anrührend – persönlich –
modern
Neben modernen
Inszenierungen waren
anrührende, persönliche
Gegenstände des Königs das
Highlight der Ausstellung;
sie zeichneten sein Leben
von der Wiege bis zur Bahre
nach. Hochrangige Kunstwerke
aus verschiedenen deutschen
und ausländischen Sammlungen
brachten dem Besucher
Ludwigs Streben nach dem
Leben als Gesamtkunstwerk
näher. Sein Königreich
Bayern modernisierte sich
zunehmend,
Zukunftsindustrien begannen
die Wirtschaft Bayerns zu
prägen.
Dementsprechend nahm die
Ausstellung nicht nur den
König in den Blick, sondern
auch sein Land. Bayern im
Deutschen Reich – anders und
fremd, katholisch und
urwüchsig, bewundert und
verachtet – fügte sich nur
widerwillig in den
uniformierten Einheitsstaat.
Es war ein wenig wie sein
König.
Eine Figur wie Ludwig II.
ist schillernd und
vieldeutig, sie lässt sich
nicht auf einen Nenner, den
des
'Märchenkönigs',
bringen. Er fand die
Vorbilder seines
Herrscherideals in
vergangenen Jahrhunderten.
Der französische
Absolutismus inspirierte
seine Gegenwelten ebenso wie
das byzantinische
Hofzeremoniell und die Opern
Richard Wagners.
Gleichzeitig war er ein Kind
seiner Zeit. Ludwig II.
förderte und nutzte den
technischen Fortschritt für
seine Schlossbauten, in die
er sich mehr und mehr vor
der Realität flüchtete.
Hier lebte er seinen eigenen
Lebensentwurf, ganz anders
als von der Außenwelt
erwartet. Bis heute trifft
diese kompromisslose
Andersartigkeit einen Nerv
der Zeit und zieht die
Menschen in ihren Bann. Die
bayerische Landesausstellung
2011 im Schloss
Herrenchiemsee wurde zum
einzigartigen Erlebnis der
königlichen (Gegen-)Welten
und der bayerischen
Wirklichkeit. Sie zeigte ein
zeitgemäßes Bild König
Ludwig II.:
faszinierend, 'anders' und
neu.
Verpassen durfte man dieses
Ereignis jedenfalls nicht. |
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Uraufführung 'Maria Stuart'
... am 14.
Juni 1800
Im Dezember 1782 trifft
Schiller in Bauerbach auf
dem ihm von Frau von
Wolzogen zur Verfügung
gestellten Gut ein.
Schon am Tag vorher hat er
in Meiningen den
Bibliothekar Reinwald
getroffen, den er um
Literatur u.a. Robertson's 'History
of Scotland' für die Studien
zur 'Maria Stuart' bittet.
Im März 1783 arbeitet er die
erste Szene des Werkes aus,
dann legt er die Anfänge
zugunsten des 'Don Karlos'
beiseite. |
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Erst Jahre später, im
Februar 1799, kommt er
wieder in einem Gespräch
mit Goethe auf die
'Stuart' zurück und holt
sich im April aus der
Bibliothek in Weimar
Camde's 'Annales rerum
angelicarum'.
Im Februar 1800 arbeitet
er intensiv an der
'Stuart', muss aber
immer wieder
Erholungspausen wegen
immer wiederkehrender
Fieberschübe einlegen.
Mitte März wird der
erste Aufzug zur
Übersetzung ins
Englische an Joseph
Charles Mellish, einem
bekannten englischen
Sprachwissenschaftler,
der seine Ausbildung in
Eton erhielt, der später
den Posten des Konsuls
des britischen
Königreichs in
Louisiana, in Palermo
und Hamburg bekleidete
und der 1801 offiziell
von Schiller autorisiert
wurde, die englischen
Version der 'Stuart'
unter seinem Namen in
England zu vertreiben.
Ende März setzt er die
Arbeit fort, Anfang
April spricht er mit
Goethe über das Werk und
stellt Iffland die
'Stuart' in wenigen
Wochen in Aussicht - 12
Carolin will er von ihm
dafür haben.
Anfang Mai 1800 sind
Aufzüge 1 bis 4 der
'Maria Stuart' fertig
gestellt und werden am
11. Mai Mitgliedern des
Ensembles des Weimarer
Hof-Theaters vorgelesen.
Der fünfte Akt wird in
der zweiten Hälfte des
Mai, das Stück Anfang
Juni, vollendet und Ende
Juni an Iffland nach
Berlin versendet.
Uraufführung der 'Maria
Stuart' mit Karoline
Jagemann als Elisabeth -
wie von Schiller
betrieben - und
Friederike Margarethe
Voß als Maria mit großem
Erfolg im Weimarer
Hof-Theater.
Die Besetzung der beiden
weiblichen Hauptrollen,
Maria und Elisabeth
interessierte über
Jahrzehnte, da viele,
sehr gute
Darstellerinnen zur
Verfügung standen.
Standen sich doch einmal
als Elisabeth und Maria,
Käthe Dorsch und Paula
Wessely oder Elisabeth
Flickenschildt und Antje
Weisgerber gegenüber
oder Doris Schade und
Cornelia Froboess.
Heutzutage wird als
Hintergrund irgendwas
auf die Bühnen gestellt,
weil irgendwas 'anderes'
gezeigt werden soll, nur
um das Theater im
Gespräch zu halten.
Meist auch, um davon
abzulenken, dass auf
große Darsteller
verzichtet werden muss.
Dabei wurde auch an
'Peymanns bunter Bühne'
bei 'Kabale und Liebe'
nicht auf Clownerien
verzichtet, die mit dem
von Schiller behandelten
Thema nichts zu tun
haben. |
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Werner Krauss
... am 23. Juni 1884
geboren
Zuckmayer nannte ihn in
seinem 'Geheimreport' in
Bezug auf Emil Jannings
'primitiver, komplizierter,
dumpfer, genialischer,
weniger weltklug, weniger
unterhaltend, doch von einer
viel irrationaleren,
geheimnisvolleren Phantasie
durchwittert'.
Trotz seiner Verstrickung
mit den Nazi-System dürfe
die deutsche Bühne ihn nie
verlieren.
Wie immer, wenn er zu viel
gegessen oder getrunken
hatte, ging er auf die
'Bühler Höhe'. |
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Dort erhielt er 1940
einen Brief der Terra
Filmkunst G.m.b.H. wegen
'Jud Süß'. Er
verweigerte sich nicht,
sondern er teilte
einfach mit, er habe
keine Lust.
Ein zweiter Brief kam,
der Minister wollte
unbedingt, dass er den
Rabbi Löw spielte.
Krauss wollte nicht,
dass bei der Besetzung
der verschiedenen
Juden-Rollen in diesem
Film ein Konkurrenzkampf
entbrenne, wer, wen
jüdischer spiele.
Daraufhin entschloss er
sich, zu fordern, er
spiele - außer der
Titelrolle -
alle 'Judenrollen'.
Dem wurde entsprochen,
aber er solle Nasen
kleben - das lehnte
Werner Krauss ab, er
benutzte nur Bärte für
die Maske, sein Gesicht
blieb sonst gleich.
Der wirklich Böse in dem
Film war Karl Alexander
Herzog von Württemberg,
gespielt von Heinrich
George, der, damit er
sein Ballett erhalten
konnte, den Oppenheimer
von Frankfurt kommen
ließ, um Geld aus seinen
Landsleuten zu pressen.
Dass dieser 'Deutsche
Fürst in 'Kabale' von
Schiller diesem
Verfahren nacheifert und
seine Bürger an
ausländische Herrscher
als Soldaten verkauft,
wird weder in der
Thalheimer Inszenierung
an
Ostermeier's Schaubühne
noch in Kimmich's
Inszenierung von 'Kabale
und Liebe'
am
DT in BER
deutlich gemacht.
Die Herrschaften - ob
Theaterdirektor oder
Dramaturg oder Regisseur
- stecken ihre Gagen aus
Steuergeldern ein, ohne
sich groß um die
Erfüllung des
Bildungsauftrages durch
ihre Häuser zu kümmern.
Und die Schaubühne
behauptet dann auch
noch, besonders aktiv
und richtungweisend in
Bezug auf Bildung tätig
zu sein.
Nach dem Krieg erhielt
Werner Krauss wegen
seiner
'Verstrickungen mit dem
Naziregime'
Auftrittsverbot.
Er fristete sein Leben
als Schäfer und zog mit
den Tieren seines
Brotherrn über Land, bis
man ein Einsehen hatte
und ihn wieder spielen
ließ.
Elisabeth Bergner nannte
ihn den „größten
Schauspieler aller
Zeiten“ und „dämonisches
Genie“.
Siegfried Jacobsohn:
„Vor diesem Reichtum an
Phantasie verharrt man
geblendet und
hingerissen“.
Max Reinhardt
bezeichnete Krauss als
Schauspieler „mit einer
sich seltsam
mitteilenden
autosuggestiven Kraft.
Man ist festgehalten von
einer unsichtbaren
Kraft, körperlich
berührt. Sein Gesicht
füllt das Theater.“
Friedrich Weissensteiner
schrieb: „Werner Krauss
besaß eine ungeheure
Suggestionskraft, er war
ein Verzauberer, ein
Magier, der das Publikum
in seinen Bann ziehen
und hypnotisieren
konnte. Um einen
Charakter darzustellen
oder eine Situation
blitzschnell zu
erhellen, brauchte er
einfach nur da zu sein.“
Marcel Reich-Ranicki
urteilte: „Wenn Krauss
auf die Bühne kam, war
die Figur, die er
spielte, sofort da -
ohne daß er etwas gesagt
oder getan hätte.“ |
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Gustav Mahler
...
am 07. Juli 1860 geboren
Bevor Mahler nach Wien ging,
war es dort mit der Hofoper
schlecht bestellt.
Jeder lebte nach seiner
Bequemlichkeit und eine das
Unternehmen gefährdende
Disziplinlosigkeit riss ein.
Da berief man Mahler, als
Opern-Chef in Hamburg und
bekannt als harter Arbeiter.
Seine Kontakte zu den damals
maßgeblichen Produzierenden
und Reproduzierenden von
Musik und Szene, formten
ihn. |
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Hans von Bülow, Richard
Strauss, Bruno Walter,
Felix Mottl, Hans
Richter - und
gelegentliche besondere
Kontakte zu Rosa Papier
oder Anna von
Mildenburg, er kannte
sie schon von Hamburg -
und dann Alma, die seine
Ehefrau wurde.
Sein Vater - Besitzer
einer kleinen
Schnapsbrennerei und
Gastwirtschaft in Kalist,
einer Kleinstadt in
Mähren, profitierte vom
'Oktoberdiplom', mit dem
Kaiser Franz Josef 1860
den Juden innerhalb
seines Reiches
Freiheiten einräumte,
wonach sie sich auch in
anderen als den
jüdischen Gettos in
Teilen des Landes
niederlassen durften. So
ging Gustav in Iglau zur
Schule und studierte
dann in Wien.
Das Streben nach
besseren
Aufstiegschancen, das
unbeirrbare Verfolgen
eines Planes, in eine
höhere kulturelle
Schicht aufzusteigen,
war ihm besonders eigen.
Dies wirkte sich auch
bei der Leitung der
Wiener Hofoper aus -
Mahler strebte nach
immer höheren Idealen.
Einheit von Gesang und
Darstellung war ihm
wichtiger als die damals
übliche
Bühnendekoration, bis er
mit
Alfred Roller
zusammenkam, der ihm die
Szenerie schuf, die zu
Musik und Text, eben der
vorgebenen Handlung,
passte.
Bei ihm liefen alle
Fäden einer Produktion
zusammen. Er war
Einstudierender, er war
Dirigent,
er war Regisseur - als
Gesamtkünstler lieferte
sein Produkt ab wie er
es
sich vorstellte.
Nur machte er diese
Rechnung ohne die Wiener
im Zuschauerraum.
Man war etwas gewohnt
und wollte es nicht
aufgeben - Tradition,
die Mahler als
Schlamperei bezeichnete.
Außerdem hätte es ja
Arbeit bedeutet, der
wollte man 'im Graben'
entgehen.
Er verzehrte sich an
seinem eigenen Feuer, er
machte seiner Umgebung
das Leben zur Hölle und
war so bei den
Mitarbeitern binnen
kürzester Zeit der
bestgehasste Mann.
Die Ergebnisse seiner
Leistungen aber waren
überwältigend - jede
Produktion unter seiner
Leitung wurde zum
Ereignis, diese
grandiosen Erfolge
ließen ihn taub werden
gegenüber dem Geschrei
in seiner
Umgebung.
'Nebenbei' komponierte
er noch 10 nummerierte
Symphonien, dazu
noch 'Das Lied von der
Erde' und die 'Nordische
Symphonie' aus dem Jahr
1882.
Hinzu kamen drei Opern
und Lieder, die heute
zum Sänger-Repertoire
gehören.
Zehn Jahre hielt er in
Wien durch - die
musikalisch glanzvollste
Zeit der Hofoper.
Dann musste er aufgeben,
wählte New York,
dirigierte an der Met
und kam als todkranker
Mann
nach Österreich zurück.
Leo Slezak, der in der
Wiener Hochzeit an der
Hofoper sang, berichte
in seinem Buch
'Meine sämtlichen Werke' über einige Erlebnisse mit Gustav
Mahler.
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Zitat
Gustav Mahler
Wie danke ich
meinem
Schicksal, daß
es mir vergönnt
war, sieben
volle Jahre
hindurch, in der
Sturm- und
Drangperiode
meines
künstlerischen
Schaffens, unter
der Leitung
dieses Mannes
arbeiten zu
dürfen.
Freilich, als
Direktor war er
unbequem, mehr
als das; oft
sogar
unerträglich;
aber wenn er im
Probesaal oder
auf der Bühne
mit uns
arbeitete,
zerstob
jeglicher Groll
in alle Winde,
alle kleinlichen
Plackereien des
Alltags waren im
Nu vergessen,
und man war
stolz darauf,
mit diesem Genie
durch dick und
dünn gehen zu
dürfen.
Er selbst
verzehrte sich
in heiligstem
Arbeitsfeuer,
verlangte aber
dasselbe auch
von uns.
Die Sorge des
einzelnen
Mitarbeiters um
seine eigene
Person, sein
Wohl,
betrachtete er
als Verbrechen
am
künstlerischen
Werk. Restlos,
ohne Gedanken an
sich und seine
Familie, sollte
man in der Kunst
aufgehen.
Das Ersuchen um
eine Bewilligung
zu einem
Gastspiel
außerhalb Wiens
war ihm ein
besonderer Dorn
im Auge.
Nur in den
dringendsten
Fällen entschloß
ich mich zu
einem Bittgang
um Urlaub.
Zuerst wurde bei
Hassinger, dem
langjährigen
Direktionsdiener,
die Stimmung
erforscht, und
oft kam es vor,
daß man umkehrte
und die
Angelegenheit
auf, einen
anderen Tag
verschob,
wenn Hassinger
abriet.
Aber einmal
mußte es doch
geschehen.
Hochklopfenden
Herzens trat ich
ein.
Der Direktor
fühlte den Grund
des Besuches und
gab sich von
vornherein
reserviert.
“Womit kann ich
dienen?”
“Herr Direktor,
ich möchte an
zwei Abenden in
Graz singen und
bitte um vier
Tage Urlaub.”
“Ja, sind Sie
toll? - Sie
war’n doch erst
fort?”
“Aber nein, Sie
irren, seit
Wochen war ich
nicht mehr weg.”
Auf
seinem
Schreibtisch
befand sich ein
Brett mit
ungefähr
fünfundzwanzig
bis dreißig
Knöpfen. Unter
ihnen Täfelchen
mit den Namen
der einzelnen
Funktionäre des
Hauses, die er
sich jederzeit
herbeiklingeln
konnte.
Mahler stürzt
wütend hin und
drückt mit der
flachen Hand auf
zirka zwölf bis
fünfzehn Knöpfe
auf einmal; er
will Professor
Wondra haben,
der alle Urlaube
eingetragen hat,
um mich ad
absurdum zu
führen.
Die Türen öffnen
sich auf allen
Seiten.
Linerl Sgalitzer
stürzt atemlos
mit dem
Stenographieblock
herein:
”Herr Direktor?”
“Nein, nicht
Sie! - Raus!”
Linerl Ranninger
kommt
leichenblaß mit
dem
Schlüsselbund zu
sämtlichen
Notenkästen des
Opernhauses.
Auch sie ist im
Nu wieder
draußen.
Sekretär
Schlader,
Inspizienten,
Requisiteure
stürzen herbei,
sogar der
Feuerwehrmann
hat ein Signal
bekommen und
erscheint im
vollen Ornat, um
schon zu
spritzen.
Nur Wondras
Knopf war nicht
dabei!
Ein Wort gibt
das andere, die
Situation spitzt
sich zu, meine
Geduld reißt.
Wütend verlasse
ich die
Kampfstätte,
trete Hassinger
auf die Füße,
alle Kollegen,
die draußen in
ähnlichen
Angelegenheiten
auf den Direktor
warten, lösen
sich in ihre
chemischen
Bestandteile auf
und ergreifen
die Flucht.
Ich gehe rasend
heim, wo ich
Elsa bei allen
Heiligen
schwöre, daß ich
das nicht länger
aushalte.
Nach
einigen Stunden
beginnen sich
die Gemüter
allmählich zu
beruhigen; man
steht auf dem
Theater, er
sitzt am Pult
und dirigiert,
und all die
Galle und
Empörung
schmilzt dahin
wie Märzenschnee
in warmer
Frühlingssonne.
Diese Spiel
wiederholt sich
einige Male im
Jahr, im Monat,
in der Woche.
Also angenehm
war es gerade
nicht, aber wenn
ich an all das
Herrliche denke,
was mir der Mann
auf den Weg
mitgegeben hat,
und wenn die
alles
verklärende
Erinnerung
mithilft, so
sind all die
Widerwärtigkeiten
nur eine
Bagatelle
gewesen im
Vergleiche zu
den Gaben, die
ich davontragen
durfte.
Diese
Mozart-Zyklen,
'Entführung
aus dem Serail',
'Cosi fan tutte',
'Zauberflöte',
'Fidelio',
'Hugenotten',
'Jüdin',
all die
Neueinstudierungen,
war das eine
Quelle von
Anregungen bei
den Proben.
Jede Bemerkung
war ein Geschenk
fürs Leben.
Da wäre es
keinem von uns
eingefallen, das
Probezimmer zu
verlassen, wenn
Mahler ein paar
Szenen
probierte, in
denen man
unbeschäftigt
war.
Seine Art zu
arbeiten holte
aus dem Sänger
alles heraus,
was er zu geben
hatte.
So fidel und
lustig es sonst
zuging, wenn
Hesch, Demuth
und ich auf der
Bühne standen,
bei Mozart, mit
Mahler am Pult,
ging jeder
schweigend
herum, voll
Sorge, daß nicht
alles voll und
ganz gelingen
könnte.
Gelang es, war
Mahler kaum
wiederzuerkennen,
kam zu uns auf
die Bühne, lobte
uns und
verteilte
Zwanzighellerstüeke.
Und das waren
dann die
Augenblicke, die
ich benutzte, um
irgendeinen
Urlaub
herauszuschinden.
Ich schilderte
dann dem
Direktor in tief
empfundenen
Worten den weit
vorgeschrittenen
Grad meiner
Verelendung, die
nur durch ein
Gastspiel in
Brünn oder Prag
gemildert werden
könne.
Er lachte:
”Also gut,
fahren Sie in
Gottes Namen,
aber wenn Sie
dann wieder
zurück sind,
geben Sie eine
Zeitlang Ruhe.”.
Ich beeidete
dies, und in
synkopierten
Sprüngen, die
man schon von
weitem hörte,
eilte er ins
Orchester, um
das Werk zu Ende
zu zelebrieren.
Ich erinnere
mich meiner
allerersten
Begegnung mit
Mahler.
Ich war damals
noch in Brünn,
aber schon nach
Berlin an die
Königliche Oper
engagiert, da
bekam ich von
der Direktion
der Wiener
Hofoper eine
Einladung zum
Probesingen.
Also eilte ich
freudigst nach
Wien.
Ein Probesingen
ist etwas
Furchtbares.
Wenn ich heute
Probe singen
müßte, ich bin
überzeugt, daß
ich als gänzlich
talentlos davongejagt werden würde.
Das Probesingen
geschieht
meistens in
Herden.
Es sammeln sich
ungefähr
fünfzehn bis
zwanzig
stimmbehaftete
Damen und
'Herren im Gang'
der
Direktionskanzlei
und werden‚ zu
einem gegebenen
Zeitpunkt vom
Theaterdiener
auf die Bühne
getrieben.
Im schwarzen,
stockfinsteren
Zuschauerraum
sitzt der
Direktor mit
seinem Stab von
musikalischen
Beratern' und
oben einer der
Herren
Korrepetitoren
vom Dienst am
Klavier.
Es geht los, der
Hilfsregisseur
annonciert:
“Fräulein X, die
Hallenarie” -
“Dich,' teure Halle, grüß' ich wieder, froh
grüß'...”
“Ich danke,
sehr, Fräulein,
die nächste
bitte.”
“Fräulein Y, die
Hallenarie.”
“Dich, teure Halle, grü ... “
“Ich danke,
weiter die
Drittel”
“Fräulein Z, die
Hallenarie”
“Dich, teure Ha. . .”
“Ich danke! -
Schluß.”
Dann kommen die
Tenöre.
Hinten räuspert
sich alles.
Einer inhaliert
und fährt sich
mit einem Pinsel
in die Nase.
Ein dritter
gurgelt und
erklärt den ihn
bewundernd
Umringenden:
“Damit gurgelt
auch Schmedes!”
Herr Soundso:
”Heil, König
Heinrich,
segenvoll mög'
Gott bei deinem
Schwerte
stehen.”
“Ich danke,
weiter.”
Ein Bariton
blökt umher in
diesem edlen
Kreise, so geht
es fort, bis
alle dran sind.
Die letzten fünf
bis sechs singen
nur mehr für
sich, weil der
Direktor und
seine Berater
schon lange
nicht mehr im
Zuschauerraum
sind.
Die singen am
längsten.
Das Ergebnis ist
ein Brief, den
das Fräulein
Sgalitzer in
einigen hundert
Exemplaren schon
vorbereitet hat,
folgenden
Inhalts:
Sehr geehrter
Herr (Fräulein)!
Anläßlich des am
soundsovielten
stattgehabten
Probesingens ist
die Direktion
des k. k.
Hofoperntheaters
zur Erkenntnis
gekommen, daß
Ihre höchst
achtbaren
stimmlichen
Qualitäten
derzeit als noch
nicht gehörig
reif für das k.
k.
Hofoperntheater
befunden werden
können.
Die gefertigte
Direktion wird
nicht ermangeln,
Sie im Auge zu
behalten.
Das ist das
Probesingen.
Auch ich war so
ein Probesänger,
nur mit dem
Unterschiede,
daß ich allein
singen durfte
anschließend an
eine
Orchesterprobe,
die Hans Richter
leitete.
Die Großen des
Hauses,
Reichmann,
Winkelmann,
Grengg standen
in den Kulissen.
Ich, aus Brünn,
mit
schlotternden
Knien auf der
Bühne, Hans
Richter am Pult.
Lohengrin:
“Heil,
König
Heinrich ... “
Ehe ich beginne,
schreit eine
Stimme aus dem
finsteren
Parkett: “Sie,
ich mache Sie
darauf
aufmerksam, wenn
Sie mir
schleppen, jage
ich Sie zum
Teufel!”
Es war Direktor
Mahler, der mich
sehr liebevoll
ermunterte. Mir
wurde schwarz
vor den Augen.
Wie ich sang,
ich weiß es
nicht, alles
drehte sich mit
mir.
Später fand ich
mich in der
Kanzlei Mahler
gegenüber, der
sehr nett zu mir
war und
bedauerte, daß
ich bereits nach
Berlin engagiert
sei.
Oben
geschilderten
Brief habe ich
nicht bekommen.
Bei dem bloßen
Gedanken an das
Probesingen
perlt mir der
kalte Schweiß
von der Stirne.
Von überall
perlt er.
Das war mein
erstes
Zusammentreffen
mit Gustav
Mahler.
Es war uns
Mitgliedern der
Oper verboten,
eigene Konzerte
zu veranstalten.
Da alle Gesetze
dazu da sind,
umgangen zu
werden, fand
sich auch für
mich ein Ausweg.
Oskar Dachs,
mein Pianist,
der als ganz
junger Künstler
zu mir kam und
mit dem ich
meine Konzerte
vorbereitete,
mußte herhalten.
Auf den Plakaten
hieß es:
'Konzert
Dachs, unter
Mitwirkung von
Leo Slezak.'
Nun hatte der
Arrangeur den
Namen Oskar
Dachs ganz klein
gedruckt,
während die
Worte Konzert
und Leo Slezak
in großen
Lettern zu lesen
waren.
Mahler ließ mich
rufen und sagte
empört:
”Wissen Sie, was
das ist? Das ist
ein Rebus mit
der Überschrift:
'Wo ist Dachs?'
'Zauberflöte'. Ich sang den Tamino.
In der/großen
Flötenszene gab
es eine Stelle,
die ich nicht
richtig machte,
wo ich
regelmäßig
patzte.
Mahler ärgerte
sich jedesmal
darüber, aber es
war wie verhext
- so oft die
Stelle kam, ging
es immer, schon
aus Nervosität,
schief.
Als nun an
diesem Abend die
gewisse Szene
kam, merkte ich
in der Kulisse
eine große
Aufregung, die
Feuerwehrmänner
schossen hin und
her, und ein
Ballettmädchen
lief mit
entsetztem
Gesichtsausdruck
über die offene
Bühne.
Der Wolkenwagen,
der mit den drei
Knaben durch die
Luft flog, hatte
sich infolge
Kurzschlusses
entzündet und
brannte
lichterloh.
Mir schießt
durch den. Kopf:
Nur keine Panik!
Und ich singe
krampfhaft
weiter, bis zum
Ende der Szene.
Da plötzlich
rief jemand in
Publikum;
“Feuer!”
Im Nu schnellten
die Menschen von
den Sitzen auf
und stürzten wie
besessen, einer
über den andern
steigend, dem
Ausgang zu.
Ich schreie aus
Leibeskräften:
”Sitzen bleiben!
Es ist alles
schon vorbei!”
Auch Mahler
wendet sich um:
“Sitzen
bleiben!” ruft
er und dirigiert
weiter.
Das Publikum
beruhigt sieh,
das Unheil ist
abgewendet.
Nachher kam
Mahler zu mir
und sagte:
“Wissen Sie,
Slezak, daß Sie
zum erstenmal
die Szene
richtig gesungen
haben?”
Und sich zu den
anderen wendend:
“Wenn Slezak
richtig singen
soll, muß das
Theater
brennen!”
'Meistersinger' 1. Akt.
Mahler in seiner
Loge, Franz
Schalk am Pult.
Bei meinem
Werbelied “Am
stillen Herd”
bleibe ich
hängen.
Max Blau im
Kasten, der
sonst Hilfreiche
und Gute,
schneuzte sich.
Ich zische:
«Hilf Samiel!»
Er heißt
wirklich Samiel.
Vergebens! -
Bange Sekunden
vergehen, ich
erlebe einen
großen Teil
meines
Werbeliedes nur
innerlich.
Endlich finde
ich durch
stimmbandlähmendes
Hinaufschreien
Maxens den Faden
wieder, und der
Akt endet
märchenhaft.
Mahler stürzt in
großen Sprüngen
auf die Bühne
und schreit:
“Was ist Ihnen?”
Gereizt schreie
ich in demselben
Ton zurück:
«Warum?»
Er: “Sind Sie
krank?”
Ich: “Nein!”
Er: “Ich habe
geglaubt, es
geht nicht mehr
weiter.”
Ich: “So?”
Mahler stutzt,
sieht mich
entgeistert an,
und weil ich in
demselben
erregten Ton mit
ihm gesprochen
hatte wie er mit
mir, wendet er
sich zu
Professor Wondra
hin und
konstatiert
tiefernst:
”Slezak ist
verrückt!”
Einige Tage
später begegnete
ich ihm, meinen
kleinen Buben,
der damals
drei Jahre alt
war, an der
Hand, im
Stadtpark.
Als ich Mahler
kommen sah, ließ
ich den Arm des
Jungen los, um
zu grüßen.
Der Bub fiel mit
seinem weißen
Mantel in den
Schmutz.
”Keine
Aufregung”, ruft
mir Mahler zu
“ein Umschmiß
geniert einen
Slezak nicht.”
Nach Jahren traf
ich ihn wieder
in New York.
Ein müder,
kranker Mann.
Wir hatten 'Pique
Dame' -
Uraufführung für
Amerika, am
Metropolitanopernhaus.
Bei Proben meist
er und ich
allein.
Die anderen
kamen gar nicht.
Selten bekam er
sein Ensemble
zusammen.
Resigniert saß
er da mit mir.
Er war ein
anderer
geworden.
Mit Wehmut
suchte ich den
Feuergeist von
einst. - Er war
milde und
traurig.
Er bat mich des
öfteren, ihn im
Savoyhotel zu
besuchen; ich
hielt es für
eine Artigkeit
und scheute
mich, ihn zu
stören.
Einmal war ich
dort, er konnte
mich nicht
empfangen.
Angina, sagte
man mir - und er
liege zu Bett.
Wochen darauf
begegnete ich
ihm im
Zentralpark.
Er sah
erschreckend
aus.
Lange
unterhielten wir
uns, es war das
letzte Mal.
Wie ein Schatten
ging er dahin,
mir krampfte es
das Herz
zusammen.
Im Mai, als ich
von Amerika kam,
besuchte ich ihn
im Sanatorium
Löw in Wien.
Es war zu spät,
ich durfte ihn
nicht mehr
sehen. In
derselben Nacht
ist er
gestorben.
Herzlich bitte
ich ihn um
Verzeihung, wenn
ich ungerecht
gegen ihn war:
heute, in der
Erinnerung,
bleibt nur das
eine Gefühl -
innigste
Dankbarkeit.
Zitatende
|
|
|
|
Auszug aus Leo Slezak 'Meine sämtlichen Werke' – Piper
Verlag |
|
B |
|
Fortsetzung von
Seite 23, Heft Nr.
17 / Ausgabe 5 /
2018
Lohengrin
Die Quellen -
Literarische und
historische
Grundlagen
PROSAENTWURF
2r Act.
Platz zwischen dem Schloß u. d. Münster. Das Schloß
links, der Münster
rechts. Es ist
Nacht; die Fenster
des Schlosses sind
hell erleuchtet; auf
den Eingangsstufen
des Münsters sitzen
Friedrich u. Ortrude
verhüllt, in
ärmlicher, grauer
Kleidung. Aus dem
Schlosse hört man ab
u. zu heitere,
jubelnde Musik.
Ehrlos u. verbannt,
sind Friedr. u. Ortr.
auf dem Auszuge
begriffen: der
anbrechende Tag darf
sie nicht mehr in
Antwerpen treffen.
Furchtbar düstere
Stimmung. – Friedr.
mahnt Ortrude zum
Aufbruche. Ortr.:
»Ich kann nicht
fort, hieher bin ich
gebannt: aus dem
Glanze des Festes
unsrer Feinde laß
mich ein tödlich
Gift saugen, das
unsre Qual oder ihre
Freuden ende!«
Friedr. »Du
fürchterliches Weib,
was bannt mich noch
an deine Nähe! Warum
lass’ ich dich nicht
allein u. fliehe
fort, dahin, wo mein
Gewissen Ruhe
finde?« Ortr.:
»Friedreicher Graf
von Telramunt, warum
misstraust du mir?«
Fried: »Du fragst?
War deine Kunde,
dein Zeugnis, das
einzig mich
bestimmte, Elsam
schuldig zu erkennen
u. sie zu verklagen,
nicht falsch? Logst
du mir nicht,
unheimliche
Bewohnerin des
düstren Waldes, du
habest von deinem
wilden Waldschlosse
aus selbst die
Unthat verüben
sehen? Weissagtest
du mir nicht, bald
würde dies Land
wieder dem alten
Grafenstamme
gehören? Bewogst du
mich dadurch nicht,
von der klaren,
reinen Elsam
abzustehen u. dir
meine Hand zu
reichen, da du der
letzte Sproß der
alten
Sachsenfürsten?« -
Auch hier wird
wieder – wie im
ersten Akt – bei
Ortrud eine
Verbindung
hergestellt zu “du
der letzte Sproß der
alten
Sachsenfürsten”.
Unklar ist, ob RW
hier eine
historische
Gemeinsamkeit zu
Widukind als
Sachsenfürsten
herstellen wollte,
der allerdings nicht
im Gebiet der
Scheldemündung
herrschte, sondern
sein Machtgebiet im
Bereich der Weser
und Elbe hatte.
Dann hätte es in der
Prosafassung
eigentlich heißen
müssen ‚du der
letzte Spross des
alten
Sachsenfürsten’. Da
dies vermieden wird,
kann nur geschlossen
werden, dass
grundsätzlich ein
Bezug zum Stamm der
Sachsen hergestellt
werden sollte, die
sich allein Karl d.
Gr. dreißig Jahre
lang widersetzt
haben und
schließlich durch
Zwangschristianisierung
dem Reich Karls d.
Gr. eingegliedert
wurden.
Hier ist allerdings
ist auch zu
bedenken, dass in
der Prosafassung
“...das Unglück nur
betrauernd, das seit
Jahrhunderten auf
meinem Stamme
lastend?”
einen realen Bezug
zu den Leiden des
Stammes der Sachsen
unter Karl d. Gr.
herstellt. Dies kann
jedoch nicht für die
Friesen gelten, die
dann in die
Text-Dichtung
eingeflossen sind.
Hier kann es sich
bei der Aussage:
“Freudlos, das
Unglück nur
beweinend,
das lang belastet
meinen Stamm –
[...]“
um Ortruds Sicht im
Hinblick auf die
Herrschaftsnachfolge
in Friesland nach
Radbod, also in
Bezug auf ihren
tatsächlichen oder
vermeintlichen
Anspruch auf die
Stellung der '
Herzogin von Brabant
' handeln.
Ortr. »Ha, wie tödlich du mich kränkst! – Ja, dies
alles sagte u.
bezeugte ich dir!«
Friedr. »Und
machtest mich, des
Name der höchsten
Tugend Preis, zum
Genossen einer
schändlichen Lüge?«
Ortr.: »Wer log?« -
Friedr.: »Du! Hat
Gott mich nicht in
seinem Gericht dafür
geschlagen?«
Ortr.: (mit fürchterlichem Hohne) »Gott?« - Friedr.:
»Entsetzlich! Wie
tönt der Name
fürchterlich in
deinem Munde?« -
Ortr.: »Nennst du
deine Feigheit
Gott?« - »Ortrude« -
»Willst du mir drohn?
Mir, einem Weibe! O
Feiger, hättest du
so grimmig ihm
gedroht, der jetzt
dich in das Elend
schickt, wohl
hättest du Sieg für
Schmach erkauft! Wer
ihm zu entgegnen
wüßte, der fänd’ ihn
schwächer als ein
Kind.« »So war es
Gottes Macht, durch
die er Sieg gewann!«
- »Gottes Macht! Ha,
Ha! Gieb nur noch
einen Tag mir hier
Macht, so will ich
dir zeigen, welch
ein schwacher Gott
es ist, der ihn
schützt!« Friedr.:
»Du wilde Seherin,
wie geheimnisvoll
weißt du den Geist
mir zu berücken!« -
Ortr. »Sieh, die
Schwelger streckten
sich zur üppgen
Ruhe! Verloschen
sind die Kerzen im
Palast! Setz’ dich
an meiner Seite
wieder nieder, - die
Stunde der Seherin
beginnt, laß dir
mein Seher-Auge
leuchten! – Weißt
du, wer dieser
Ritter, den ein
Schwan an’s Land
hier brachte? «-
»Nein!« - »Was gäbst
du drum, es zu
erfahren, wenn ich
dir sage, dass, ist
er gezwungen, sich
zu nennen, zu sagen
woher er kommt, all
seine Macht zu Ende
ist, die mühsel’ger
Zauber ihm jetzt
leiht?« »Sprichst du
wahr? Ha, ich
begreife das
Verbot!« »Höre wohl!
Niemand hat die
Macht ihm sein
Geheimnis zu
entfragen, als die
der er verbot
darnach zu fragen.«
»So gelte es denn
Alles, Elsam zu
verleiten, die Frage
ihm zu tun?« - »Ha,
wie du wohl
begreifst!« - »Doch
wie soll diese
gelingen?« -
»Gebrauche deinen
Witz! Vor Allem
gilt’s, von hinnen
noch nicht zu
weichen: tritt ihm
entgegen, ford’r ihn
sich zu nennen,
errege ihr den
gerechten Argwohn_ -
glückt Alles nicht,
können wir sie nicht
gewinnen, so bleibt
ein Mittel der
Gewalt« - »Der
Gewalt« - »Nicht
umsonst bin ich in
geheimsten Künsten
wo[h]l erfahren,
drum beachte wohl,
was ich dir sage:
jedes Wesen, das
Zauber an sich
trägt, wird ihm nur
das kleinste
Theilchen seines
Leibes abgewonnen,
muß sich in seiner
nackten Ohnmacht
zeigen!« »Du meinst
also?« - »Such’ ihm
ein Glied, einen
Finger, ja nur ein
kleines Stückchen
Fleisch zu
entreißen, so ist er
in deiner Macht!« -
Friedr. »Ha, so ward
ich betrogen; ich,
der ich durch Gottes
Zorn mich geschlagen
wähnte, ward durch
eines elenden
Zauber’s Macht
besiegt! Gewiß, es
ist der Buhle, den
sie heimlich längst
pflegt, der ihr die
Abneigung gegen mich
gelehrt, den sie zum
Brudermord
vermochte!« - Ortr.:
»Ruhig u. besonnen!
Durch Klugheit
kommen wir am
Sichersten zum
Ziele!« Beide brüten
in düstren
Rachegedanken
weiter. –
Eine weiße Gestalt zeigt sich auf dem Söller des
Palastes. Es ist
Elsam, die im
Übermaße ihres
Glückes u. der Wonne
der Schlaf flieht!
Sie sieht die Luft,
den Himmel: die
ganze Welt möchte
sie dankbar u.
freudeglühend
umfassen, um sie
Theil an ihrer
Seligkeit nehmen zu
lassen. – Die beiden
begleiten in düstren
Klängen ihren
Gesang.
Für den Auftritt von
Elsa auf dem Söller
gibt RW in der
Prosafassung in
Bezug auf Ortrud und
Telramund einen
Regiehinweis: “Die
Beiden begleiten in
düstren Klängen
ihren Gesang”. In
der Text-Dichtung
wird nur gesagt:
”Friedrich und
Ortrud ihr gegenüber
auf den Stufen des
Münsters sitzend.”
Es ist
offensichtlich so –
und dies wird
nochmals zum Schluss
des zweiten Aktes
deutlich, dass in RW
bereits während der
Niederschrift der
Prosafassung
musikalische Themen
aufklangen, wenn er
hier erwähnt, dass
“düstre Klänge”
während Elsas Szene
zu hören sein
werden.
In der Text-Dichtung
fehlt allerdings der
Hinweis und die
Vertonung der Stelle
gibt auch den
Hinweis aus der
Prosafassung nicht
direkt in der Form
wieder.
Ortr.: nachdem sie Friedr. bedeutet, er möge sich
eine Zeit lang
entfernen, worauf er
langsam nach dem
Hintergrunde zu
entschwindet, ruft
endlich Elsam an. »Elsam!«
- »Wer ruft? Wie
schauerlich hallt
mein Name durch die
Nacht!« - Ortr.:
Elsam, ist meine
Stimme dir so fremd?
Willst du die ganz
verläugnen, die du
in’s ferne Elend
stößest? Elsam: »Ortrude,
bist du’s? Was
machst du hier,
unglückliches Weib?«
- Ortr.
»Unglücklich? Wohl
magst du so mich
nennen! Was that ich
dir, die ich in
ferner Einsamkeit
des Waldes lebte,
friedsam u. ruhig,
fern aller Welt, das
Unglück nur
betrauernd, das seit
Jahrhunderten auf
meinen Stamme
lastet? – Elsam: »Um
Gott, was klagest du
mich an? War ich es,
die ein Leid dir
that?« Ortr.:
»Beneidest du nun so
sehr mich um das
Glück eines Gatten,
den du selbst
verschmähtest!« -
»Allgütiger Himmel,
was soll das mir?« -
War es nun meine
Schuld, dass ihn ein
unseliger Wahn
bethörte, dass er
dir Reinen eine
Unthat beimaß? Schon
büßt’ er selber
schrecklich diesen
Wahn, von Reue ist
sein Herz
zerrissen!« -
»Gerechter Gott!« -
O du bist glücklich:
ein kurzes Leiden
wird dir mit
Himmelsseligkeit
gelohnt, u. du
glaubst Recht zu
thun, wenn du mich
arm, ehrlos u.
verflucht in das
weiteste Elend
jagst, um durch
meine Leidensgestalt
dich nimmermehr im
Glanze deines
Glückes betrüben zu
lassen?« - Elsam:
»Zuviel! Zuviel!
Almächt’ger, hättest
du darum die höchste
Wonne der Seligkeit
auf mich
ausgegossen, damit
ich das Unglück kalt
von mir stieße!
Nimmermehr, Ortrude,
harre einen
Augenblick! Nicht
sollst du elend von
mir gehen!« Sie ruft
zweien Dienerinnen
u. verschwindet vom
Söller. Ortr.:
»jetzt, entweihte
Götter, lasst eure
Schmach mich mit der
meinen rächen:
Wodan, zu dir ruf’
ich! Freia, erhabne,
höre mich! Euch
blieb ich treu,
wenngleich ich
äußerlich heuchelte
dem Christengott zu
dienen! Stärkt mich
in Trug u.
Verstellung, bis ich
euch offen darf
bekennen!« - Elsam
kommt mit zwei
Mägden, welche
Lichter tragen
herab; - Ortr. Naht
sich ihr
unterwürfig, - Els.
Tritt entsetzt
zurück, als sie
Ortr’s ärmlichen
Aufzug gewahrt. In
überströmender
Herzensgüte, bietet
sie ihr an, ihr
Glück mit ihr zu
theilen: hättest du
mir je Unrecht
gethan, ich verzeihe
es dir von ganzem
Herzen; wohl fasse
ich deine Noth, ich
weißes, es [ist]
fürchterlich,
verlassen u.
verstoßen zu sein!«
Sie bietet ihr an,
bei dem , der mit
dem jungen Morgen
ihr Gemahl sein
werde, Fürsprache
für Friedrich zu
thun; sie hoffe
gewiß, er werde auch
ihm verzeihn. pp.
Ortr. stellt sich
gerührt von dieser
großen Güte, u.
wünscht sie könne
ihr vergelten; doch
womit würde sie
Elende, die nur von
ihrer Gnade leben
dürfe, erwidern
können? Es sei denn,
dass sie es durch
die besonderen Gaben
vermöge, die ihr
verliehen, mehr zu
sehen als mancher
andre Mensch –
vielleicht, wenn sie
sie warne, behutsam
zu sein, u. nicht
blind ihrem Glücke
zu vertrauen. »Wie
meinst du das?« Ortr.
Versucht in leisen
Andeutungen ihr
Zweifel gegen den
Fremden zu erwecken;
möge sie nie
bereuen, sich seiner
Treue anvertraut zu
haben pp. Elsam, mit
der Bezeugung des
unbedingten
Vertrauen’s in den,
den ihr Gott
gesandt: sein Verbot
sei ihr theuer, nie
werde sie es
brechen. Ortr.: »O
Glückliche, so wirst
du nie erfahren, was
dir [als] Unheil
erscheinen würde:
möge er dir mit
derselben Treue
lohnen, u. nie dich
so unbegreiflich
verlaßen, wie er
kam.« -
Elsam, nach einem flüchtigen Erbeben, geht schnell
wieder über zu den
Gefühl des
entzückendsten
Vertrauen’s. Ortr.:
hält ein und lenkt
zur Schmeichelei u.
zum Preise ihrer
Güte um. Elsam lädt
sie ein, bei ihr
einzutreten, sich
mit köstlichen
Gewändern schmücken
zu lasen, u. sie
dann zur Messe zu
geleiten: dort wolle
sie des Gemahles
harren um mit ihm
auf ewig verbunden
zu werden. Ortr.
»Vielleicht vermag
ich’s besser durch
ihren Stolz sie zu
erschüttern!« Die
Mägde leuchten
voran. Els. Und Ortr.
Gehen in den Palast.
Der Tag bricht
allmählig an. Friedr.
Tritt vor: »so zieht
das Unheil in diese
Haus! Wirke du dort,
ich will als Mann
dem Feind offen
begegnen!« Er tritt
zur Seite.
Während des
Gesprächs zwischen
Elsa und Ortrud wird
in der Prosafassung
ein Regiehinweis für
Elsa gegeben als sie
“nach einem
flüchtigen Erbeben”
schnell wieder “zu
dem Gefühl des
entzückendsten
Vertrauen’s”
übergeht.
Die Text-Dichtung
dieser Stelle ist in
Bezug auf die
Negativaussage viel
deutlicher, wo “Elsa
von Grausen erfasst”
wird und sich
unwillig abwendet,
aber beim positiven
Fühlen stark
zurückgenommen wird:
“voll Trauer und
Mitleid wendet sie
sich dann wieder zu
Ortrud.”
Hier wird deutlich
wie sehr sich
Prosafassung und
Text-Dichtung im
Handlungsstrang
gleichen, auch
Textpassagen bereits
sehr deutlich
ausformuliert sind,
im Bezug auf die
Einschätzung von
Situationen und die
inszenatorischen
Anweisungen sich
aber deutliche
Unterschiede
ergeben.
Man hört zu verschiedenen Seiten Trompeten u.
Herolds-Rufe: - das
Volk versammelt sich
nach u. nach: ein
Herold tritt unter
sie [[hierzu am
Blattrande die
ergänzende
Bemerkung: »(: die
Acht über Friedr:
verkündigt:)«]] und
verkündigt die Feier
des Tages:
Lohengrin, der die
Belehnung mit
Brabant abgelehnt u.
den Titel eines
Schützer’s von
Brabant angenommen,
werde heute mit
Elsam vermählt; der
Kaiser selbst wolle
Brautführer sein:
Anordnung der
Festlichkeiten,
Schilderung des
Glückes, dem Brabant
entgegengehe u. das
der Fremde
verheißen: Segen u.
a Friede sollen sich
ausbreiten.
Geschützt u. sicher
sollen Alle die
Heimath wissen, die
Felder werden
blühen, so dass alle
Arme dem Kaiser
gewidmet werden
könnten zum
Widerstand gegen die
Hunnen. Morgen
schon, am Tage nach
der Hochzeit, soll
Alles zur Heerfahrt
gerüstet sein. pp.
Das Volk nimmt Alles
jubelnd u. entzückt
auf, preisen
Lohengr.’s Ankunft
u. den Segen, den
sie sich von der
Herrschaft erwarten;
diese Hoffnung auf
Glück durch den
fremden Heiland
nimmt ein exaltirte
Form an: man sieht
in ihm den
Wunderthäter, der
hergesandt sei, um
Brabant den Himmel
auf Erden zu
verschaffen.
Nach der Szene des
Heerrufers erwähnt
RW in der
Prosafassung:
“diese Hoffnung auf
Glück durch den
fremden Heiland
nimmt eine exaltirte
Form an”.
Diese
Gefühlsäußerungen
werden in der
Text-Dichtung
relativ nüchtern
abgehandelt, jedoch
sind sie durch
Vertonung so sehr
übersteigert, dass
nicht nur gemäß der
Regieanweisung in
der Text-Dichtung
'
mit Begeisterung
'
die Aussage “Von
Gott ist er gesandt
zur Größe von
Brabant” sich
darstellt, sondern
durch die
Wiederholungen der
Textstelle
tatsächlich sich im
Vortrag der Eindruck
einer gewissen
Hysterie einstellt.
Gebrechliche, Blinde pp. werden herbeigeführt, um
Lohengrin auf dessen
Kirchgange um
Heilung derselben
anzuflehen pp. –
Dass RW allerdings
in der Prosafassung
vom “fremden
Heiland” spricht,
dokumentiert den
Gedanken einer
tatsächlichen
Gottgesandtheit des
unbekannten Mannes
in eine durch die
fehlende Herrschaft
zerrüttete Situation
des Landes Brabant.
Unterstrichen wird
dies noch durch den
weiteren
Regiehinweis, denn
“man sieht in ihm
den Wundertäter, der
hergesandt sei, um
Brabant den Himmel
auf Erden zu
verschaffen” und
darüber hinaus
grenzt die Aussage
an den Einzug von
Jesus in Jerusalem
am Palmsonntag, denn
“Gebrechliche,
Blinde pp. werden
herbeigeführt, um
Lohengrin auf dessen
Kirchgange um
Heilung derselben
anzuflehen”.
RW versteigt sich
hier geradezu in
missionarischen
Gedanken, als sei er
hier derjenige, der
einem Volk den
Heilsbringer
einschließlich
Wunderheiler
zuführen kann.
Vier Edle, Unterlehnsleute, haben Friedrich
entdeckt: sie werden
sein erst mit Scheu
gewahr, u. machen
ihm besorgte
Vorwürfe, dass er
noch nicht geflohen.
Er sucht ihre alte
Treue für sich neu
anzufachen, erklärt,
er werde ihnen
beweisen, dass er
nicht durch Gott
besiegt sein pp. Sie
halten sich, wiewohl
mit größter Scheu
vor dem Volke, zu
ihm, u. suchen ihn
vor dessen Blicke zu
verbergen. –
Es ist nicht
feststellbar, woher
RW den Begriff
'
Unterlehnsleute
'
in der Prosafassung
ableitete. Das aus
frühmittelalterlicher
Zeit bekannte
System, dass unter
den Schutz
Mächtiger, d.h. des
Königs oder des
Adels, sich Freie
begaben und dadurch
Schutz und Unterhalt
erhielten, wurde
allgemein als
Vasallität
bezeichnet. Es mag
sein, dass RW aus
der Beziehung von
Untervasallen zu
ihren Lehnsherren
dann den Begriff
Unterlehnsherren
abgeleitet hat. Der
Begriff findet aber
in der Text-Dichtung
keine Verwendung
mehr, sondern nur
davon, dass “[...]
vier Edle,
Friedrichs sonstige
Lehnsmannen [...]”
zusammentreten.
Stimmen: habt acht! Habt acht! Elsam u. die Frauen
ziehen zum Münster!
Gesegnet sei sie,
die große Unbill
erlitt! – In einem
langsamen Zuge
begeben sich die
Frauen, in reichstem
Schmucke, aus dem
Palast nach dem
Münster: Edelknaben
voraus, welche Platz
machen: die Frauen
stellen sich an den
Pforten des
Münster’s auf. Elsam
kommt festlich
geschmückt, von
Edelfrauen geleitet,
ihr folgt Ortruden
u. Frauen, welche
den Zug schließen.
[[Hierzu am
Blattrande die
Ergänzung: »[: die
Frauen weichen Ortr.
Im Zuge scheu aus,
was sie tief zu
beleidigen
scheint:]]«. Als
Elsam den Fuß auf
die Treppe des
Münster’s setzt,
tritt Ortr. Aus dem
Zuge u. vor Elsam
hin: »Zurück Elsam!
Ich trag es nicht,
dass du vor hier
schreiten sollst:
mit gehört der
Vortritt, sei es wo
es immer will, denn
ich bin dieses
Landes Herzogin! « –
Els.: (heftig
erschrocken) »Was
ist dir? Wie
erscheinst du mir!
Welcher schnelle,
fürchterliche
Wechsel in deinem
Wesen!« - Ortr. »Ha,
glaubst du, dass,
weil ich eine Stunde
meiner Würde vergaß,
ich dir nur noch
demüthig u.
kriechend nahen
sollte? Nein, meine
Schmach, die
unverdiente, will
ich rächen u.
fordern was mir
gebührt.
Die Basis hierfür
bildet die Verszeile
838 der 14.
Aventiure aus dem
Nibelungenlied “Wie
die Königinnen sich
gegenseitig
herabsetzten” mit
Ze samne si dô kômen
vor dem münster wît.
Es tet diu hûsgrowe
durch einen grôzen
nît,
sie hiez vil
übelîche Kriemhilde
stille stân:
“jâ sol vor küniges
wîbe nimmer eigen
diu gegân.”
(Das Nibelungenlied,
Stuttgart, 1997)
Die Situation im
Nibelungenlied ist
zwar eine andere,
aber RW überträgt
zumindest die
Konfrontation auf
Elsa und Ortrud,
insofern als er
Ortrud hier den aus
deren Sicht
legitimen
Rechtsanspruch auf
das Land Brabant
formulieren lässt
und dabei auch die
‚Herabsetzung’ der
einen gegenüber der
anderen aus dem
Nibelungenlied
übernimmt. Aus den
Quellen
'Baierischer
Lohengrin'
und den Deutschen
Sagen der Brüder
Grimm wird dann die
Frage nach Herkunft
und Namen des
Unbekannten
hinzugefügt.
Els. »Entsetzliche, wie war ich so verblendet deiner
Heuchlerei zu
glauben! Wie willst
du mir die erste
Stelle bestreiten,
da ich dich soeben
erst aus den
tiefsten Elend riß,
du, Gemahl eines
Verfemten! pp.«Ist
mein Gemahl geächtet
u. verbannt durch
ein betrogenes
Gericht, das ein
falsches Urteil
fällte, so kannten
alle ihn doch wohl,
fürchteten seine
Tapferkeit, ehrten
seine Tugend u.
priesen seinen
Namen. Der Deine,
sag’, vermögst du
selbst mir seinen
Namen nur zu
nennen?« Allgemeine
Betroffenheit.
»Vermagst du zu
nennnen woher er
stammt, woher er
kam, wann u. wohin
er von dir ziehen
wird? – Ha, nein!
Ha, nein! Der kluge
Zauberer hat es dir
wo[h]l verboten!
Und, doch, was geb’
ich drum, du kennst
ihn u. wagst ihn
nicht zu nennen!«
Große Betroffenheit,
gemischt mit
Entrüstung. Elsam
ermannt sich.
»Lästerin, Ruchlose:
Höre an, sein Wesen
ist so hoch, seinen
Sendung so erhaben,
dass nur eine
Sündige an ihm
zweifeln kann!
Was ist der Klang
eines Namen’s, die
Nennung einer
Abstammung gegen den
Glanz seiner Tugend!
Hat er im
Gotteskampfe nicht
deinen Gatten
überwunden? Sagt an,
wer kann da der
Falsche, wer der
Reine sein?« Chor
pp. Ortr.: »Ha,
diese Reine deines
Ritter’s, wie
schnell wäre sie
getrübt, würd’ er
gezwungen seinen
Namen dir [zu]
nennen! Wagsts du
ihn nicht zu fragen,
so sei versichert,
daß ich, daß wir
Alle glauben, du
wissest wohl, um
seine Reinheit stünd’
es schlecht! pp.
Richard Wagner gibt
gerade für den
zweiten Akt nicht
nur eine
detaillierte
Inhaltsangabe,
sondern kommt
bereits bei den
Dialogen der
Endfassung der
Dichtung sehr nahe.
Die Prosafassung
stellt hier in der
Szene zwischen
Ortrud und Telramund
schon fast wörtlich
den Dialog dar, den
der Wortlaut im
zweiten Akt der
Text-Dichtung
ausmacht.
So fällt in der
Prosafassung auf,
wie weit RW in
weiten Passagen
schon die fast
endgültige
Text-Dichtung
vorformuliert hat,
indem er z.B. Ortrud
schon hier sagen
lässt:
Prosafassung Text-Dichtung
Ha, diese
Reinheit deines
Ritter’s,
wie schnell wäre
sie getrübt,
würd’ er
gezwungen seinen
Namen dir zu
nennen!
Wagst du ihn
nicht zu fragen,
so sei
versichert, dass
ich, dass wir
alle glauben, du
wissest wohl,
um seine
Reinheit stünd’
es schlecht. |
Ha, diese Reine
deines Helden,
wie wäre sie so
bald getrübt,
müßt’ er des
Zaubers Wesen
melden,
durch den hier
solche Macht er
übt!
Wagst du ihn
nicht darum zu
fragen,
so glauben alle
wir mit Recht,
du müsstest
selbst in Sorge
zagen,
um seine Reine
steh’ es
schlecht. |
Heftige Aufregung. -
»Platz da! Der
Kaiser! Der fremde
Ritter!« Der Kaiser,
Lohengrin u. die
Fürsten ziehn auf.
»Was für ein
Streit?« Elsam
stürzt Lohengrin an
die Brust: »O mein
Geliebter!« »Was
giebts? Wer wagte
hier den Kirchengang
zu stören!« »Was seh’
ich! Dies unselige
Weib hier?« Elsam:
»Mein Retter,
schütze mich vor
diesem furchtbaren
Weibe! Vielleicht
war ich ungehorsam,
doch als sie in
dieser Nacht
jammernd vor der
Palastes – Pforten
lag, nahm ich sie
auf pp. Nun sieh,
wie furchtbar sie
mir lohnt; sie
schmäht mich u. mein
Vertrauen zu dir«
pp. Lohengr.: Blickt
Ortr: fest und
bannend an, sie
vermag vor seinem
Blick sich nicht zu
regen u. verstummt.
»Du fürchterliches
Weib, steht’ ab!
«Hier wird dir
nimmer Sieg!« Er
beruhigt Elsam u.
fragt, ob Ortr.: ihr
habe Zweifel
erwecken können; sie
birgt weinend ihr
Gesicht an seiner
Brust. Lohengr:
»komm! Laß deine
Thränen dort in
Freuden fließen!« -
Als Lohengrin sich
dem Münster nähert,
drängen sich die
Gebrechlichen,
Blinden etc. um ihn;
man ruft ihn an u.
fleht, durch ein
Wunder sie zu
heilen.
Lohengr. »für wen
haltet ihr mich,
Thörige?« pp. »Das
Glück, das ihr durch
mich finden wollt,
ist höherer Art, als
ihr wähnt! Zeigt
euch seiner würdig,
so sollen euch bald
seine Segnungen zu
Theil werden!«
(herauszuheben: der
übertriebene Glaube
– Aberglaube – des
Volkes, im Contrast
zu den keimenden
Zweifeln Elsam’s
pp.) Friedrich tritt
auf der Treppe des
Münster’s aus der
Gruppe der Frauen
hervor. »O Kaiser!
Und ihr bethörte
Fürsten, haltet
ein!« – Der Kais. u.
d. Fürstn: »Was will
der hier! Der
Gerichtete! Der
Verfluchte! Wagst du
meinem Zorn zu
trotzen?« pp. –
Fried: »Hört mich
an! Mich, an dem ihr
schmachvolles
Unrecht gethan!« -
pp. - »Gottes
Gericht ist
geschändet! Ein
Betrüger hat euch
hintergangen.«
Unterbrechung.
»Lasst ihn sich
nennen, lasst seine
Herkunft euch
deuten: wenn er’s
vermag, so soll mein
Mund ewiglich
verstummen; vermag
er’s nicht, so
lasset ab von eurem
Wahn, ich zeihe ihn
des Zauber’s u.
Betrug’s. Wer ist
er, den ein wilder
Schwan an diesen
Strand gebracht?
Solcher Zauberthiere
bedient sich wohl
kein Reiner; - wer
will mich
widerlegen?« - Alles
steht betroffen u.
zum Theil entsetzt
u. blickt
erwartungsvoll auf
Lohengrin. Lohengr:
»Bethörter!
Unwürdiger, nicht
dir noch der
Genossin deiner
Schmach hab’ ich
mich zu nennen! Des
Bösen Zweifel trifft
den Reinen nicht.«
Friedr: »Willst du
dich hochmüthig
meiner überheben, so
ruf’ ich dich an,
mächt’ger Kaiser!
Hält er dich nicht
für rein genug, ihn
zu befragen?«
Lohengrins
Erwiderung auf
Friedrichs
Vorhaltungen
beinhaltet in der
Prosafassung die
Textpassage, wenn er
Ortrud als ‚Genossin
deiner Schmach’
bezeichnet.
In der Text-Dichtung
wird dies bereits am
Anfang des 2. Aktes
verwendet, wenn dort
Telramund Ortrud als
Genossin seiner
Schmach bezeichnet.
RW nimmt somit auch
noch solche
Text-Umstellungen
von der Prosafassung
hin zur
Text-Dichtung vor.
Diese allerdings
sind von so geringer
Bedeutung und
eingeschränkt und
bewirken keine
dramaturgischen
Änderungen des
Handlungsverlaufs.
Lohengr: »Selbst
nicht dem Kaiser,
nicht den Fürsten
des Reiches darf ich
das Recht erkennen,
mich zu fragen! Sie
sahen meine That u.
ihrem Zweifel darf
ich mit Recht
wehren! – Nur eine
giebt’s, der muß ich
Antwort geben, - u.
diese – Elsam - «:
Er blickt auf Elsam,
die er zu seiner
Betroffenheit mit
heftig wogender
Brust, wie in wildem
Zweifel brütend vor
sich hinstarren
sieht: er hält ein -
»ha, was seh’ ich,
der Zweifel kämpft
in ihrer Brust!
Unglückliche, sollte
sie ihm erliegen?
pp.«
Ein weiteres
Beispiel, wie sehr
bereits bei der
Erstellung der
Prosaskizze die
musikalischen
Einfälle parallel
liefen, wird von RW
selbst unterstrichen
als er bei der
Stelle “wie in
wildem Zweifel
brütend vor sich
hinstarrend sieht”
am Blattrande die
Tempobezeichnung
‚Adagio’ notiert
hat.
Elsam (für sich.) »O
Gott, bin ich im
Traum! Keimender
Zweifel; gewiß, ein
düstres Geheimnis
liegt über ihn
ausgebreitet, -
seine Enthüllung
würde sein Unglück
sein – ich
Undankbare, könnte
ihn vermögen wollen,
vor aller Welt es zu
entdecken! Nein, es
wäre schändlich!
Doch fürchterlich
ängstigt es mich!
pp. – Friedr. u.
Ortr. »ha, der
Zweifel fiel in ihre
Brust. pp. Der
Kaiser u. die
Fürsten kämpfen
gegen den Zweifel
an, sie ehren aber
das Geheimnis, denn
wer so erschien, wie
er, kann nur von
Gott gesandt sein.«
- Die Fürsten
drängen sich an
Lohengrin: »er möge
den Verläumdungen
entgegnen, sie
würden ihm immer
beistehen« (sehr
hervorzuheben.) pp.
Lohengrin beruhigt
sie u. Tritt ein
wenig mit ihnen in
den Hintergrund;
während dem naht
sich Friedrich
heimlich der noch
immer hinstarrenden
Elsam: »Vertrauet
mir; ich kenn’ ein
Mittel, das ihn
zwingt sich euch zu
zeigen, als das was
er ist« - »Hinweg
von mir!« - Ich will
euch nützen! Höret
an! Ein Stück seines
Leibes, sei’s auch
noch so klein, ein
Glied seines
Finger’s, lasst mich
es ihm entreißen,
ohn allen Schmerz,
so seid ihr alles
Zweifels baar!« -
»Entsetzlicher!
Schweig!« - »In
dieser Nacht! Ich
bin bereit, ruft nur
nach mir!«
In der Prosafassung
wie auch in der
endgültigen
Text-Dichtung
übernimmt RW aus
einer Quelle einen
Einfall, gibt ihm
aber eine andere
Bedeutung.
In Konrad von
Würzburg’s
'jüngeren
Titurel'
gibt ein Kammerweib
der Belaye den Rat,
sie möge ein Stück
Fleisch aus
Lohengrin schneiden,
es essen und damit
den Mann ihrer Liebe
immer an sich
binden.
Bei RW dient hier
das Herausschneiden
eines Stücks
Fleisch, Lohengrin
zu entdecken. Wie
schon Ortrud am
Beginn des ersten
Aktes zu Telramund
in der Prosafassung
sagt “Such ihm ein
Glied, einen Finger,
ja nur ein kleines
Stückchen Fleisch zu
entreißen, so ist er
in seiner Macht.” RW
verändert also die
Aussage einer seiner
Quellen und nutzt
sie dramaturgisch in
anderer Form,
entfernt sich aber
dadurch mehr oder
weniger weit von den
Ausgängen.
Willst dein Gebot du
brechen, willst du
die Frage an mich
thun?« Elsam mit
heftiger Aufregung
u. vollster Liebe.
»Nein! Mein Erlöser,
mein Retter! Hoch
über allem Zweifel
steht meine Liebe!«
- Die Glocken des
Münster’s ertönen:
frommer Gesang
ertönt daher.
Lohengrin: »Heil
dir! Jetzt laß uns
vor Gottes Altar
treten!« Aller
Zweifel ist
plötzlich verwischt;
mit begeisterter
Rührung [fallen]
Alle ein: »Er ist
ein Ritter Gottes!«
Der Zug setzt sich
zum Münster in
Bewegung.
Als Lohengrin sich
dem Münster nähert,
drängen die
Gebrechlichen,
Blinden etc. um ihn;
man ruft ihn an u.
fleht, durch ein
Wunder sie zu
heilen.
Lohengr.: »Für wen haltet ihr mich, Thörige?« pp.
Das Glück, das ihr
durch mich finden
sollt, ist höherer
Art, als ihr wähnt!
Zeigt euch seiner
würdig, so sollen
euch bald seine
Segnungen zu Theil
werden!« -
(herauszuheben: der
übertriebene Glaube
– Aberglaube – des
Volkes, im Contrast
zu den keimenden
Zweifeln Elsam’s
pp.)
In der Prosafassung
legt RW noch fest,
dass “die Glocken
des Münster’s
ertönen: frommer
Gesang ertönt
daher.” Auch in der
Textfassung, die in
die für das gemeine
Publikum
vorgesehenen
Texthefte übernommen
wurde, ist von
“Glockengeläute” die
Rede. Dies ist
allerdings in die
vertonte Fassung
nicht übernommen.
Hier ertönt nur noch
die Orgel, auf
Unterstützung des
feierlichen
Eindrucks durch
Glockegeläute
verzichtet Wagner.
RW differenzierte
somit auch noch
zwischen
Text-Dichtung und
Vertonung.
Und Martin
Gregor-Dellin führt
aus:
“Dabei ahmte
Wagner in der
Orchestermelodie nie
einfach Klänge nach.
Er illustrierte
nicht mehr das, was
der Text ohnehin
verriet. Wenn in der
Rom-Erzählung
Tannhäuser vom
Glockengeläut die
Rede ist, hätten
andre die Glocken
läuten lassen.
‚Wagner hingegen’,
schreibt Kirchmeyer;
‚begriff die
himmlischen Gesänge
als ätherische,
sphärische Klänge
und übersetzte sie
folgerichtig mit
hellen Farben.
Stellen wie diese
offenbarten den
ganzen Unterschied
zu Meyerbeer.
Meyerbeer griff den
realen Gegenstand
heraus und
verdeutlichte ihn.
Das machte Wirkung
und traf auf
Zustimmung, weil es
leicht zu verstehen
war. Wagner dagegen
reflektierte.”
(MGD, Richard
Wagner, München,
1980)
(Wird fortgesetzt)
©
heerrufer.de
Presseschau
|
onlinemerker.com
Zitat
Düsseldorf: DIE
WALKÜRE.
Familiendrama im
Bunker. Premiere
1
Online Merker
05.04.18, 11:41
[…]
Walküre ist
leider nicht
wirklich neu.
Regisseur
Dietrich
Hilsdorf
präsentierte
seine Lesart des
Wälsungen-Dramas
bereits vor
einigen Jahren
am Essener
Aalto-Theater
und bereits dort
konnte seine
Deutung nur
wenig
überzeugen. Umso
erstaunlicher
mutet es an,
dass man nun
nicht versucht
die Fehler und
Schwachstellen
der damaligen
Produktion
auszumerzen,
sondern alte
Pfade weiter
beschreitet und
sogar noch
vertieft.
Wir befinden
uns zu Beginn
des ersten Aktes
in einer
wuchtigen
Bunkerlandschaft,
die Spuren
kämpferischen
Treibens trägt.
Bühnenbildner
Dieter Richter
hat hier eine
von Grünspan
angefresene
Betonburg
geschaffen, die
von Hunding
behaust wird.
Eine große Tafel
bildet den
Mittelpunkt, man
hat es sich hier
in Zeiten
kriegerischer
Auseinandersetzungen
wohnlich
gemacht. Bis
hierhin ein
plausibler
Ansatz,
schwierig wird
es dann jedoch,
wenn der gleiche
Raum auf einmal
Walhall sein
soll, wo die
Götter mit
Hunding,
Siegmund und der
schwangeren
Sieglinde, sowie
zwei sich
gelangweilt
herumräkelnden
Walküren bei
einer Art
Familienfeier
zusammensitzen
und im dritten
Akt der gleiche
Tisch dann zum
Heldenmahl wird,
an den die
Walküren die
gefallenen
Helden auf ein
Gläschen Wein
bitten und an
dessen Seite
auch noch der
niedergestreckte
Hunding als
Puppe bis zum
bitteren Ende
sitzen bleibt.
Ja, das ist
unnötig und auch
verwirrend.
Sicherlich geht
es in der
Walküre um viele
innerfamiliäre
Konflikte, aber
diese sind nicht
das alleinige
Thema der Oper.
Sie geben für
vieles die
Motivation, sind
Auslöser für
Konflikte (wie
zum Beispiel für
den Streit
zwischen Wotan
und Fricka),
aber sie
dermaßen
überzubetonen
und an einem
Tisch zu
konzentrieren
hilft leider gar
nicht, denn die
Menschen (und
Götter) die da
zusammenkommen,
sind als Familie
einfach so nicht
dazustellen.
Hinzu kommt,
dass es dann
auch immer
wieder zu
kleinen Dingen
kommt, die -
neben viel
langweiligem und
bedeutungsschwangerem
Rumgestehe,
Rumgesitze und
Rumgeblicke -
albern oder
unbeholfen
wirken.
So tauschen
Siegmund und
Sieglinde
zwischenzeitlich
mal die
Garderobe, was
leider irgendwie
ziemlich
peinlich gerät,
im zweiten Akt
fährt die Decke
des bis dahin
noch so engen
Bunkerraumes
nach oben und
gibt zwei
Rotorblätter
frei, die sich
dann ziemlich
penetrant aber
grundlos drehen
(das auch ohne
dass der Rest
des
Hubschraubers,
der im dritten
Akt die Bühne
dekorativ
ergänzt) und in
aller
Bunkerästhetik
steht der aus
dem Rheingold
noch übrig
gebliebene
stuckverzierte
Portalrahmen mit
bunten
Glühbirnchen wie
bestellt und
nicht abgeholt,
bis er dann im
Walkürenritt
ziemlich hilflos
ein bisschen
blinken darf.
mehr igtp://www.deropernfreund.de/duesseldorf-
12.html
Zitatende
https://onlinemerker.com/duesseldorf-die-walkuere-familiendrama-im-bunker-premiere/
|
|
|
|
|
|
CONCERTI.de
Zitat
"Richtige"
Arbeit gibt es
nämlich nicht
mehr: Nibelheim
ist nach Sicht
der
Bühnenbildnerin
Sophia Schneider
ein
Versanddepot, in
dem Kinder
Schnürsenkel in
Schuhe fädeln
und sich
Prostituierte
trostlos
feilbieten.
Männer sind
dumpfe
Machtbolzen,
Frauen psychisch
deformierte
Zicken wie die
leere First Lady
Fricka (Monika
Bohinec) und die
eklig infantile
Shopping-Queen
Freia (Maraike
Schröter). Ein
trauriger Riss
geht durch die
sich rasant
entzivilisierende,
verrohte Welt:
Der Grund des
Rheins gleicht
einer fast
jugendstilhaften
Naturszenene.
Oder ist das nur
ein cineastisch
reproduzierter
Mythos, den
Fricka und
Wotan, nachdem
sie sich im
Vorspiel durch
das Parkett zu
ihren
Kinosesseln
durchkämpfen,
neben Loge
ansehen?
Zitatende
www.concerti.de/oper/opern-kritiken/rheingold-chemnitz-3-2-2018
|
|
|
|
|
|
onlinemerker.com
Zitat
WIESBADEN!
Staatstheater:
DER FLIEGENDE
HOLLÄNDER.
Wiederaufnahme
Mit
spektakulärer
Senta
26.03.2018
Wiederaufnahme
am Hessischen
Staatstheater
Wiesbaden am 18.
März 2018,
besuchte
Vorstellung am
25. März 2018.
Es gibt
Inszenierungen,
die machen
Freude,
unabhängig
davon, wie oft
diese erlebt
werden. In der
aktuellen
Wiederaufnahme
am Staatstheater
Wiesbaden
konnten sich die
zahlreichen
Zuschauer an der
einfallsreichen
Regie von
Michiel Dijkema,
der auch den
Bühnenraum
gestaltete,
erfreuen. Die
Oper wird nicht
in ein Kühlhaus
verfrachtet,
sondern sie
spielt erkennbar
im maritimen
Ambiente. Der
Holländer ist
ein Wanderer aus
einer fernen
Zeit, was auch
durch sein
historisches
Kostüm (Kostüme:
Claudia Damm)
mit großem
Schlapphut
ersichtlich
wird. Die
Inszenierung
arbeitet mit
vielerlei
Überraschungseffekten.
So stürmt der
Chor zu Beginn
des 3. Aufzuges
den
Zuschauerraum
auf allen
Rängen, so das
alle sich mitten
im
Feiergeschehen
wähnen. Immer
wieder
erstaunlich,
dass das
klanglich
homogen und so
gut koordiniert
funktioniert.
Der große Clou
ist und bleibt
das Schiff des
Holländers,
welches beim
Geisterchor über
den
Orchestergraben
in den
Zuschauerraum
segelt!
Zitatende
www.onlinemerker.com/wiesbaden-staatstheater-der-fliegende-hollaender-wiederaufnahme
|
|
|
|
|
|
Onlinemerker.com
Zitat
LEIPZIG/Oper:
TANNHÄUSER -
Neuinszenierung
05.04.18
[…]
Alle Männer sind
brutale,
grausliche
sadistische
Kerle, auf
sexuellen
Missbrauch aus,
sie tummeln sich
am liebsten in
dumpfen
männerbündlerischen
Zirkeln, Frauen
sind ihre
(hörigen) Opfer.
[…]
Es wird die
Dresdner Fassung
gespielt.
Während der
Ouvertüre
erleben die
Zuschauer eine
Art Ballett der
Bäume. Äste auf
Metallhaken
hängen wie
Rinderhälften im
Kühlhaus von der
Decke und sind
in ruheloser
Bewegung,
während die
schlanke nur in
ein schwarzes
Satinnegligée
gewandete Venus
einsam wie ein
Waldgeist
umherschleicht.
Tannhäuser hat
ja vorerst
einmal genug von
der amourösen
Dauerbrunst. Und
weil er nicht
Minnesänger noch
ein zwischen den
Welten
changierender
Rastloser sein
darf, sondern
ein grober
Lackel in
ebensolcher
Drillichkleidung,
würgt und zwingt
er Venus einmal
handfest in die
Knie, bevor er
endgültig
abhaut.
Auf der Wartburg
wird Tannhäuser
von seinen
Kumpels Wolfram,
Walther,
Biterolf,
Heinrich und
Reimnar derb
empfangen mit
Knüffen und
allerlei
ritualisierten
Machogehabe wie
bei einer
Motorradgang,
bevor am Ende
des ersten Aktes
alle sechs sich
ihre nackten
Oberkörper mit
roter Farbe
einschmieren und
wilde Urlaute in
das Publikum
schreien. Sie
dürfen raten,
was folgte: Der
erste wilde
Buhorkan.
Wie die im Wald
im direkten
Kontakt zur
Natur lebende
Venus sieht
Bieito auch
seine Elisabeth
aus Fleisch und
Blut auf der
Bühne. Sie soll
eine Frau sein,
die massiv von
der Gesellschaft
unterdrückt wird
und daher im
dritten Alt
verrückt wird.
Vorerst räkelt
sie sich im
dunkelblauen
Satinnegligée
(eine Art
Schwester der
Venus) am Boden
der mit weißen
Hochglanzbalken
als mächtiger
Kubus
stilisierten
Halle, bevor sie
auf einem Balken
sitzend mit
ihrer Hallenarie
beginnt. Im
Verlauf des
Sängerkriegs
wird die Sache
immer bizarrer.
Die Minnesänger
legen sich alle
mit dem Gesicht
nach unten flach
auf den Boden.
Wolfram riecht
an den
Stöckelschuhen
Elisabeths,
Tannhäuser zieht
sich auf offener
Bühne seinen
Smoking an. Der
in rotem
Samtsakko wie
ein Türsteher
eines
zwielichtigen
Clubs aussehende
Biterolf wirft
sich brutal in
die
Auseinandersetzung,
hält zuerst
Tannhäuser fest,
sodann
Elisabeth, die
sich den
geifernden
Händen einiger
älterer Männer
ausgeliefert
sieht. Das soll
wohl die Strafe
dafür sein, weil
sie sich für den
Lüstling
Tannhäuser
einsetzt. Mit
der Figur des
Landgrafen kann
Bieito
naturgemäß in
diesem Konzept
überhaupt nichts
anfangen, er
steht herum und
singt halt. Dann
gehts nach Rom.
Die zweite Welle
der erbosten
Buhs.
Im dritten Akt
sind alle
wahnsinnig. Um
die weißen
Säulen ist jetzt
die schwarze
Teichfolie
gewickelt, Bäume
hängen von der
Decke. Elisabeth
frisst Dreck und
schmiert sich
damit auch das
Gesicht ein.
Wolfram knetet
während des
Gebets ihre
Brüste, er würgt
sie brutal. Auch
Wolfram darf
nicht der andere
Pol, sondern
muss offenbar
alter ego des
Tannhäuser sein.
Am Ende das
große Finale
einer
Gesellschaft im
Dreck, Venus
mitten drin,
Elisabeth sitzt
wirr am Rand des
Orchestergrabens,
Tannhäuser lehnt
an einer Säule,
keiner stirbt,
Vorhang.
[…]
Fazit: Wegen des
herrlichen
herausragenden
Orchesters und
der überwiegend
prächtigsten
Sangesleistungen
ein durchaus
geglückter Abend
bei – wie so/zu
oft heutzutage –
grandios
gescheiterter
Regie.
Zitatende
https://onlinemerker.com/leipzig-oper-tannhaeuser-neuinszenierung/
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Onlinemerker.com
Zitat
Mannheim:
LOHENGRIN -
Wiederaufnahme
Zweifellos hat
die völlig auf
den Kopf
gestellte
Erzählweise
Tilman Knabes
des „Lohengrin"
(Richard Wagner)
als totalitäre
Polit-Parabel,
verpackt im
Sex-and-Crime
Outfit beim TV
verwöhnten
Zuschauerkreis
gewisser Sender
einen hohen
Unterhaltungswert
Elsa die
„Tugendreiche"
bläst König
Heinrichs
Trompete,
treibt's bunt,
fast alle dürfen
auch im Pissoir
etc., nur der
Angetraute nicht
er bekommt einen
Tritt in die
Kronjuwelen. Das
Premierenpublikum
anno 2011 zeigte
sich wenig „amused"
und Buh-Stürme,
was sage ich
Buh-Orkane
ließen die
Grundfesten des
ehedem schon
sanierungsbedürftigen
Nationaltheaters
erschüttern, die
Risse im Beton
zeugen noch
heute davon!
Hatte ich damals
der Sänger wegen
beide
Premieren-Vorstellungen
besucht, danach
geschworen dafür
opfere ich keine
wertvollen
Lebensstunden
mehr - wurde ich
wie viele andere
Wagner-Fans
wiederum
eidbrüchig der
neuen
musikalischen
Komponente
wegen. Nun denn
auf ein Neues,
Augen zu und
durch! Wie
Pausengespräche
bezeugten, alle
Freunde und
Bekannte waren
aus gleichen
Beweggründen
anwesend. Einige
meinten später:
ob wir uns den
szenisch
unerträglichen
3. Akt ersparen
und lieber in
der Pfälzer
Weinstube
vis-à-vis
verbringen? Weit
gefehlt - ich
für meinen Teil
erspare mir
künftig alle
drei.
[…]
Gehöre ich
mittlerweile
einer
Altersklasse in
Annäherung des
Verfalldatums
an, liebe ich
dennoch nach wie
vor modernes
Regietheater,
quasi
Produktionen
auch auf leerer
Bühne - sofern
dort Sinnvolles
geschieht. Für
ein derartig
provokatives
Szenario kann
ich mich beim
besten Willen
nicht erwärmen.
Bei Aktschlüssen
und während der
Pausen hörte ich
Stimmen sehr
junger Leute:
Was soll denn
das? Ebenso
weitere nicht
druckfreie
Bemerkungen!
Kommentare aus
Mündern der
nachfolgenden
(potenziellen)
Besuchergeneration
sollten
Theater-Machern
schon zu denken
geben. Aber
weshalb sollten
Jene
Zukunfts-Gedanken
verschwenden
solange
Subventionen und
öffentliche
Gelder fließen?
Gerhard Hoffmann
Zitatende
|
|
nmz.de
Zitat
Tänzer klagt
gegen Kündigung
durch Semperoper
Der Solist
István Simon aus
dem Ballett der
Semperoper setzt
sich nun
gerichtlich
gegen seine
Entlassung zur
Wehr. Zudem
fordert er
Schadensersatz
vom Land Sachsen
als Arbeitgeber.
Das meldete die
Sächsische
Zeitung kurz vor
Druck dieser
Ausgabe der nmz.
Die Semperoper
hatte dem Ersten
Solisten die
fristlos Kündir
ausgesprochen.
Der Grund:
"Zerstörung des
Vertrauensverhältnisses".
István Simon
hatte Bedenken
in Bezug auf
ethische und
professionelle
Aspekte des
Verhaltens des
Ballettmeisters
Gamal Gouda und
meldete dies
bereits im
September 2017
seinem
Ballettdirektor.
Das Haus
reagierte mit
einer
Freistellung
Simons.
Dagegen hatte
dieser vor dem
Arbeitsgericht
Dresden geklagt.
Das
Arbeitsgericht
lehnte seinen
Antrag auf
Weiterbeschäftigung
in einem
einstweiligen
Rechtsschutzverfahren
zunächst ab. Nun
wird die Sache
erneut vor
Gericht
verhandelt. Die
Vereinigung
deutscher
Opernchöre und
Bühnentänzer (VdO)
hat die
fristlose
Kündigung als
"absolut
unangemessen"
bezeichnet.
Weiter heißt es
in der
Pressemitteilung
der VdO: „Ein
Mitarbeiter, der
auf der Suche
nach Hilfe und
Unterstützung
seinem
Dienstherrn über
eine Situation
berichtet, die
ihn zunehmend
bei der
Erfüllung seiner
dienstlichen
Verpflichtungen
belastet hat,
wird
anschließend als
Aggressor
behandelt und
für seinen Mut,
Missstände zu
beklagen mit
einer fristlosen
Kündigung seiner
wirtschaftlichen
und
künstlerischen
Lebensgrundlage
beraubt. Es
stellt sich die
Frage, wie unter
solchen
Umständen noch
konstruktiv eine
Debatte über
Missstände bei
den
Arbeitsbedingun
gen in der Kunst
und speziell im
Tanz geführt
werden kann."
Zitatende
Auszug aus
der nmz 5/18
Seite 2
|
|
Zitat
VON DER
AUSBILDUNG ZUM
BERUF
Generation
PRAKTIKUM
Die Ausbildung
von
darstellenden
Künstlern in
Deutschland
genießt
grundsätzlich
und zu Recht
einen
hervorragenden
Ruf. Trotzdem
gibt es unter
den
Ausbildungsstätten
sowie den
kooperierenden
Theatern auch
schwarze Schafe:
Studierende
werden immer
wieder als
billige
Arbeitskräfte
missbraucht.
Für das am
Ballettzentrum
Hamburg
angesiedelte
Bundesjugendballett
gilt das sicher
nicht: Die
Compagnie wurde
2011 von John
Neumeier
gegründet. In
zwei Jahren
Zugehörigkeit
bereiten sich
Tänzerinnen und
Tänzer mit
abgeschlossener
Ausbildung auf
den Beruf vor.
Gleichzeitig
soll die
künstlerische
Persönlichkeit
herausgebildet
werden. Nach
ihrem
Selbstverständnis
ist die
Kontinuität
zwischen
Ausbildung und
Berufsleben
entscheidend -
bis die Tänzer
und Tänzerinnen
sich
anschließend auf
die großen
Compagnien der
Welt verteilen.
Im Opernbereich
trifft die
gleiche
Einschätzung für
zum Beispiel das
Bayerische
Opernstudio in
München zu. Die
Ausbildung dort
erstreckt sich
über ein bis
zwei
Spielzeiten und
beinhaltet
Rollenstudium,
Gesangsunterricht.
Schauspiel- und
Bewegungstraining
sowie
Sprachunterricht.
Die jungen
Sänger
übernehmen
kleinere Partien
in den
Produktionen der
Bayerischen
Staatsoper und
wirken bei einer
Vielzahl von
Konzerten und
Liederabenden
mit.
Probenbesuche
sowie Workshops
und Gespräche
mit Sängern,
Dirigenten und
Mitarbeitern aus
verschiedenen
Bereichen der
Staatsoper
runden die
Ausbildung ab.
Auch für die
Schauspielausbildung
findet sich in
der bayerischen
Landeshaupt-stadt
ein
interessantes
Modell: Die
Theaterakademie
August Everding
bietet
zusätzlich durch
Projektarbeiten
an der
Theaterakademie
und
gegebenenfalls
Praktika am
Bayerischen
Staatsschauspiel,
am
Metropoltheater
München sowie in
Zusammenarbeit
mit der
Hochschule für
Fernsehen und
Film München die
Möglichkeit,
Berufspraxis zu
sammeln. Hier,
so die
Selbstdarstellung,
wird der
Ernstfall nicht
nur geprobt,
sondern auf den
Bühnen des
Prinzregententheaters
und des
Akademietheaters
praktiziert. In
Kooperation mit
den vier
Münchner
Hochschulen und
den drei
Münchner
Staatstheatern
werde eine
fundierte
Vorbereitung auf
den Beruf
möglich gemacht.
Ausbildungen
werden aber
nicht nur in den
Metropolen
geleistet:
Insgesamt gibt
es auch in
kleineren
deutschen
Städten
insgesamt 16
staatliche
Hochschulen in
unterschiedlicher
Trägerschaft,
die in der
'Ständigen
Konferenz
Schauspielausbildung'
(SKS)
zusammengeschlossen
sind und ein
ständiges
Qualitätsmanagement
betreiben. Pro
Jahr werden etwa
150 bis 160
Schauspiel-Studierende
ausgebildet.
Daneben kommt
allerdings eine
immer schneller
wachsende Anzahl
von privaten
Schauspielschulen
auf den Markt,
sagt Titus
Georgi,
Schauspielprofessor
an der
Hochschule für
Musik, Theater
und Medien
Hannover und
SKS-Vorsitzender.
Unter denen gebe
es ‚einige
wenige seriöse
Institute, die
entsprechend
ihren
Möglichkeiten
eine fundierte
Schauspielausbildung
durchführen oder
sich auf andere
Schwerpunkte wie
etwa
Jugendbildung
konzentrieren".
Die Mehrzahl der
Privaten aber
betreibe mit dem
Traum der jungen
Menschen nur
Geldmacherei.
Andere Experten
teilen diese
Einschätzung.
Vielfach sei
deren Qualität
derart schlecht,
dass nur für die
Arbeitslosigkeit
ausgebildet
werde.
AUSBEUTUNG STATT
AUSBILDUNG?
Stellt schon das
eine große
Problematik dar,
droht eine
andere weitere
Gefahr auch von
staatlichen
Einrichtungen
und den mit
ihnen
kooperierenden
Theatern –
Niedriglöhne in
einem
Graubereich an
durchaus
renommierten
Häusern: Dort
wird der
Stellenplan für
Festengagierte
ausgedünnt und
die entstehenden
Lücken mit
Studierenden aus
Schauspiel- oder
Opernstudios
aufgefüllt. Für
die Häuser ist
das angenehm:
Die
Opernstudio-Mitglieder
sind deutlich
günstiger als
eigene
Ensemble-Mitglieder.
Eine
Untersuchung der
Hamburger
Körber-Stiftung
aus dem
vergangenen Jahr
nennt als
durchschnittliches
Einkommen eines
Opernstudio-Mitglieds
1.000 bis 1.500
Euro mit
Ausreißern nach
oben (2.200
Euro) und nach
unten (500
Euro), wobei als
Richtwert häufig
die Mindestgage
des NV Bühne
(aktuell 2.000
Euro) gilt.
Zusätzlich
werden
mancherorts noch
die
Vorstellungen
vergütet. Der
mangelnde
Verdienst ist
aber nicht der
einzige Grund,
aus dem Insider
die Schauspiel-
und Opernstudios
in vielen Fällen
nicht mehr als
Bindeglied
zwischen
Ausbildung und
professioneller
Schauspiel- oder
Sängerkarriere
sehen, als das
sie urprüngIich
gedacht waren:
Auch die
Qualität der
Ausbildung
leidet mangels
Unterrichtskapazitäten
in den Häusern,
die dort
manchmal auch
gar nicht
vorhanden ist.
Gerade in der
Fläche scheint
es um schlichtes
Lohndumping zu
gehen, wenn vor
allem kleinere
Häuser ihre
Planstellen
abbauen und mit
Mitgliedern von
Schauspiel- oder
Opernstudien
kompensieren
(müssen), weil
sie anderenfalls
ihre
künstlerischen
Vorhaben nicht
mehr
verwirklichen
könnten. Hinzu
kommt der
betriebsinterne
Druck, dem die
Studiomitglieder
ausgesetzt sind:
Jeder von ihnen
hofft auf eine
Übernahme ins
feste Ensemble
und ist deswegen
weniger bereit,
sich über
mangelnde
Ruhezeiten,
überlange
Arbeitszeiten
und -wege oder
stimmliche
Überlastung zu
beklagen. Dabei
hätten manche
von ihnen dazu
allen Anlass: So
taten sich in
einem
ostdeutschen
Bundesland vier
Opernbühnen mit
einer
Musikhochschule
zusammen und
gründeten ein
Opernstudio.
Dessen
Mitglieder
werden als
vollwertige
Sänger in den
vier Häusern
eingesetzt,
weshalb sie für
Vorstellungen
Entfernungen von
mehr als 150 km
zurückzulegen
haben. Für die
Probe am
nächsten Morgen
gilt es, die
gleiche Distanz
dann erneut zu
bewältigen.
Dieses Procedere
wiederholt sich
unter Umständen
an sechs Tagen
in der Woche -
von Ausbildung
ist bis dahin
keine Rede. Denn
im eng
getakteten
Theaterbetrieb
gibt es
niemanden, der
sich um die
speziellen
Belange der
Opernstudio-Mitglieder
kümmern kann.
Deshalb ist ein
Wochentag für
Ausbildung
reserviert,
wohlgemerkt: ein
zusätzlicher
Wochentag. Der
fällt zwar
gelegentlich
auch aus, aber
wenn er
stattfindet ist
es der siebte
Wochentag. Kaum
verwunderlich,
dass der eine
oder andere dann
lieber darauf
verzichtet.
LICHT UND
SCHATTEN IN
SCHAUSPIEL- UND
OPERNSTUDIOS
Mitglieder von
Opern- oder
Schauspielstudios
hoffen wie
beschrieben auf
die Übernahme
ins
Festengagement,
bei öffentlicher
Kritik an
eigentlich
unhaltbaren
Zuständen
fürchten viele
Betroffene um
diese Chance. So
wird auch
verständlich,
weshalb sich
kaum jemand in
diesem Text
namentlich
wiederfindet
oder Theater
nicht genannt
werden. Dabei
sollen die
positiven
Erfahrungen
nicht unter den
Tisch fallen:
Dass in Opern-
oder
Schauspielstudios
Studenten aus
den
Abschlussklassen
der Hochschulen
Einblicke in die
Berufspraxis
erhalten, indem
sie mit kleinen
oder größeren
Rollen betraut
werden, ist
zunächst ein
sinnvoller
Ansatz, der auch
vom Nachwuchs
vielfach so
eingeschätzt
wird. Bei
entsprechender
Realisierung ist
das eine
sinnvolle
Einrichtung, um
den Nachwuchs an
den Berufsalltag
heranzuführen.
Beispiel Oper:
Der Schwerpunkt
der Ausbildung
liegt
idealerweise im
Bereich Bühne
und umfasst vor
allem
Auftrittscoaching
(Bühnenpräsenz,
szenische
Arbeit) und
Meisterkurse
durch erfahrene
Bühnenkünstler.
An einigen
Häusern spielt
der
Deutschunterricht
für
fremdsprachigen
Opernstudiomitglieder
eine wichtige
Rolle, darüber
hinaus gibt es
an verschiedenen
Stellen auch
Sprachcoachings
vor allem für
das deutsche
Opernrepertoire.
Bei den
berufspraktischen
Aspekten, die
grundsätzlich
einen geringen
Anteil
ausmachen,
reicht das
Angebot von
Vertragsgestaltung
über
Vorsing-Training
bis zu Tipps für
Makeup und
Outfit.
Allerdings
werden die
Erwartungen der
Studierenden
oftmals auch
enttäuscht. In
dem schmalen
Büchlein ’Vom
Ton zum Lohn’
wird berichtet,
„besonders
kleine Theater"
hätten sich ihre
Studios „unter
der Maßgabe
angeschafft,
„billige Kräfte
aus den
Hochschulen zu
rekrutieren".
Exemplarisch
werden die
Häuser in Lübeck
und
Krefeld-Mönchengladbach
genannt:
"Die jungen Talente bekommen oft nicht mal einige
hundert Euro pro
Vorstellung,
sondern werden
mit einer
geringen
monatlichen
Stipendiums-Pauschale
abgefertigt?"
Im schlimmsten
Fall finden sich
die Studierenden
sogar in
Existenznöten
wieder. Beispiel
Schauspiel: Zwar
räumen auch die
Studios ein,
dass die
Kooperationen
zwischen Schule
und Theater
nicht immer ohne
Probleme
ablaufe, aber in
wenigen Fällen
stellt sich die
mangelnde
Zusammenarbeit
so krass dar,
wie zwischen
einer
renommierten
österreichischen
Schauspielschule
und einem
westdeutschen
Schauspielhaus.
Zunächst wurde
an der
Hochschule ein
solides
handwerkliches
Fundament
vermittelt, das
Sprech- und
Atemtechnik,
Rollenstudium,
Gesang,
Bewegungslehre
und vieles mehr
umfasst.
Im letzten Jahr
machen die
Studierenden
dann Erfahrungen
am Theater und
sind davon zu
Recht angetan.
In diesem Fall
ist die
kooperierende
Bühne allerdings
ein 800 km
entferntes
westdeutsches
Theater. In
welchen Stücken
die Studierenden
besetzt sind?
Erfahren sie
erst
kurzfristig. Ob
es nur ein Stück
oder mehrere
sind? Erfahren
sie erst
kurzfristig.
Wann genau sie
dort sein
müssen? Auch das
ist erst
kurzfristig zu
erfahren.
Anderweitige
Verträge müssen
mit dem Haus
abgestimmt
werden, wodurch
zusätzliche
Einnahmen
wegbrechen.
Umzugskosten
werden
selbstverständlich
auch nicht
übernommen.
Unterricht
findet keiner
mehr statt.
Dafür gibt es in
Monatssalär von
500 Euro - wovon
niemand leben
kann.
Das Theater
seinerseits kann
so die
Mindestgage
umgehen, weil
die
Beschäftigung
der Studierenden
als Praktikum
getarnt wird.
Und auch
unerfreuliche
Nicht-Verlängerungen
lassen sich
vermeiden, die
Mitglieder der
Schauspiel- oder
Opernstudios
werden nach
einiger Zeit
durch neue
Bewerber
ersetzt.
Im genannten
Fall konnte die
GDBA immerhin
einen
Bewusstseinswandel
bei
Verantwortlichen
der Hochschule
durchsetzen:
Manche Bedenken
der Studierenden
seien durchaus
begründet. Es
habe Irrtümer
und Schlamperei
gegeben, aber
keine
ausbeuterische
Skrupellosigkeit.
Auch der neu
gewählte
Betriebsrat des
Theaters wird
sich mit der
Sache befassen.
Ein Einzelfall
ist das Ganze
offensichtlich
aber nicht: Der
Musicalstudiengang
einer
niedersächsischen
Stadt macht
ähnliche
Erfahrungen.
Und nur
besonders dreist
verhielt sich
der damalige
Kultusminister
von
Mecklenburg-Vorpommern,
Mathias Brodkorb
(SPD), der 2015
erklärte, an der
Hochschule für
Musik und
Theater in
Rostock eine
Theaterakademie
gründen zu
wollen - mit der
unverblümten
Erklärung,
Studierende
einzusetzen,
wenn Bühnen und
Orchester an
ihre personellen
Grenzen stoßen
sollten, die er
durch seine
verkorksten
Theaterfusionen
selbst zu
verantworten
hatte. Durch
finanzielle
Pressionen hatte
er zuvor für den
Abbau von
Ensemble-Stellen
gesorgt, die es
nun
kostengünstig
aufzufüllen
galt.
STUDIERENDE
ZAHLEN FÜR IHRE
AUFTRITTE
2015 wurde an
mehreren
sächsischen
Theatern eine
Praxis publik,
die ähnlich viel
Chuzpe verlangt:
Ein Großteil der
Besetzungen in
Stücken wie 'Hello
Dolly' oder der
'Zauberflöte'
sollte mit
Studierenden aus
dem
US-Bundesstaat
Virgina
bestritten
werden. Unter
anderem waren
sie für so
anspruchsvolle
Rollen wie
Tamino,
Papageno, die
Königin der
Nacht oder
Sarastro
vorgesehen - und
sollten dafür
jeweils 2.000
Dollar an ihre
amerikanische
Uni entrichten.
Studierende
zahlten dafür,
dass sie an
weltweit
geachteten
deutschen Bühnen
singen durften.
Diese Praxis
wurde nach von
der GDBA
unterstützter
Intervention
inzwischen
eingestellt,
das Programm der
amerikanischen
Uni ist im
Internet nicht
mehr erreichbar.
Aber der Vorfall
bestätigt
letztlich nur,
was 2017 ein
Opernstudio-Verantwortlicher
anonym der
Körber-Stiftung
sagte: "Man muss
ein Auge darauf
werfen, dass die
jungen Leute
nicht ausgenutzt
werden. Sie sind
die Generation
Praktikum der
Oper - da liegt
die große
Gefahr! "
Aber nicht nur
in Extremfällen
wie dem
Beschriebenen
lauert
Unerquickliches:
Eine junge
Stimme, die
durch zu frühes
Singen eines
bestimmten
Repertoires, das
erst mit einer
bestimmten
Erfahrung
angegangen
werden sollte
oder durch die
schiere Menge an
Aufgaben
überlastet wird,
kann schnell
bleibende
Schäden
davontragen.
Insgesamt aber
sollten bei
einem
Opernstudio die
Vorteile für die
Studierenden die
Nachteile
überwiegen.
Genannt werden
unter anderem:
Bühnenerfahrung,
Vorsingen vor
Agenturen, der
Professionalisierungsschub
für junge
Sänger, ein
guter Einstieg
in den
Opernbetrieb in
geschütztem
Rahmen, Training
des
Durchhaltevermögens
oder Coaching
durch Kollegen.
Bei den
Tanzhochschulen
fehlt es den oft
noch sehr jungen
Absolventinnen
und Absolventen
an der
ausreichenden
Bühnenpraxis zum
direkten
Einstieg in die
Berufswelt.
Zudem bieten die
Hochschulen zwar
eine
ausgezeichnete
fachspezifische
Ausbildung, es
fehlt aber oft
die Vermittlung
grundlegenden
Wissens über die
unterschiedlichen
Aspekte des
Berufslebens,
deutsche Sprach-
und
Kulturkenntnisse,
die
Gesamtbetrachtung
künstlerischer
Prozesse am
Theater oder
berufspraktische
Fächer.
Ergänzend zum
Hauptstudium der
Hochschulen legt
das zweijährige
Engagement am
NRW
Juniorballett
neben der
praktischen
Bühnenerfahrung
und der
kreativen
Erweiterung des
künstlerischen
Horizonts ein
Augenmerk auf
die
qualifizierte
Vorbereitung auf
den Berufsalltag
- um dieses Ziel
zu
gewährleisten,
erhalten die
jungen
Tänzerinnen und
Tänzer die
Möglichkeit, in
mindestens zwei
Produktionen des
Ballett Dortmund
je Spielzeit
mitzuwirken.
Aber auch für
den Tanzbereich
gibt es
unrühmliche
Beispiele, etwa
wenn mit Tänzern
aus dem Ausland
ohne fundierte
begleitende
Ausbildung, die
als Eleven
eingesetzt
werden,
weggesparte
Stellen
ausgeglichen
werden. Nicht
die angehenden
Künstler werden
betrachtet,
sondern
preiswertes
Dienstplan-Füllmaterial.
STUDIOS ALS
ERMÖGLICHER
Im
Aufgabenkatalog
für den
Nachwuchs steht
mehr als bloß
junge Gesichter
oder neue
Stimmen - es
gehören auch die
Vermittlung zur
Außenwelt, der
Schutzraum des
Studios,
künstlerische
und soziale
Verantwortung
dazu. Letztere
aber ist vor
allem Sache der
Opern- und
Schauspielstudios.
Die Studierenden
sind
idealerweise
unstillbar
hungrig, wollen
vor allem singen
(beziehungsweise
als Schauspieler
arbeiten) und
nicht nur
nebenherlaufen.
Die Studios
sollten sich als
Ermöglicher
verstehen, die
jungen Leuten
eine Chance
durch Ausbildung
und
Bühnenauftritte
geben. Davon
können die
Häuser dann
hoffentlich auch
profitieren.
Wenn auch nicht
in Euro und Cent
im nächsten
Haushaltsplan.
Jörg Rowohlt
Literatur Norina
Nachtigall &
Marcello
Meistersänger
(pseudonym):
"Vom Ton zum
Lohn -
Geheimrezepte
für das
Überleben im
Opernsängeralltag",
Donatusverlag
2017, 216 S.‚
14, 90 Euro
Zitatende
|
|
Auszug aus dem
Fachblatt der
Genossenschaft
Deutscher
Bühnen-Angehöriger
Nr. 5/18
Nachtrag
KS Prof. Dr. Bernd
Weikl lehnte die
Inszenierung des
'Tannhäuser'
in Düsseldorf ab.
Er stellte ….
… eine Strafanzeige
mit Strafantrag ...
|
g e g e n
die Deutsche
Oper am Rhein in
Düsseldorf vom
27.10.2014
g e g e n
den
Generalintendanten
Prof. Christoph
Meyer und den
Regisseur
Burkhard C.
Kosminski
jeweils
Heinrich-Heine-Allee
16 a, 40213
Düsseldorf
Deutsche Oper am
Rhein
w e g e n
Verdacht des
Verstoßes gegen
§ 86 StGB
(Strafgesetzbuch)
(Verbreiten von
Propagandamitteln
verfassungswidriger
Organisationen)
und § 86 a StGB
(Verwendung von
Kennzeichen
verfassungswidriger
Organisationen)
und § 130 StGB
(Volksverhetzung)
und § 131, Abs.
1, Ziff. 2 StGB
(Gewaltdarstellung)
und aus
sämtlichen
Rechtsgründen.
Am 4. 5. 2013
führten die
Beschuldigten
Meyer als
Generalintendant
und Kosminski
als Regisseur im
bewussten und
gewollten
Zusammenwirken
eine nach
Richard Wagner
bezeichnete Oper
mit dem Namen
„Tannhäuser“ und
in der in
Tateinheit
verschiedene
schwere
Straftaten durch
die Aufführung
begangen wurden.
Dabei stand
nicht die Musik
Richard Wagners
oder die
Handlung des
Tannhäuser im
Vordergrund,
sondern mit der
wagnerschen
Opernhandlung
nicht
zusammenhängenden
Tragen von
SS-Uniformen,
Hakenkreuzen,
Vergasen von
jüdischen
Mitbürgern und
Erschießen
jüdischer
Familien sowie
weitere
Misshandlungen,
Vergewaltigungen
und Erschießen
von Menschen
durch Gewalt
verherrlichende
Darsteller mit
Nazisymbolen,
Hakenkreuzen und
SS-Uniformen.
Spiegel-Online
vom 30. 5. 2013
berichtete, dass
die jüdische
Gemeinde in
Düsseldorf sowie
der israelische
Botschafter in
Deutschland,
Yakov
Hadas-Handelsman
die Darstellung
bei dieser
Aufführung
ablehnten und
der israelische
Botschafter
feststellte,
dass „jegliche
Verwendung von
Nazi-Symbolen
fehl am Platz
(ist)“.
Die DPA
(Deutsche
Presseagentur)
berichtete, dass
die Schüsse auf
jüdische
Familien und
Gaskammer-Szenen
auf Empörung
stießen und die
jüdische
Gemeinde die
Absetzung des
Stückes mit den
Worten begrüßte
„es besteht die
Gefahr dass das
Leid der Opfer
durch eine
inflationäre
Verwendung von
NS-Symbolik
bagatellisiert
wird. Da muss
man sehr
sensibel sein.“
Im Bericht der
Zeitschrift „Die
Welt“ vom 10. 5.
2013, wurde der
Sachverhalt
nochmals
geschildert:
„SS-Leute,
Erschießungen,
Gaskammern: Die
Deutsche Oper am
Rhein in
Düsseldorf ließ
in ihrem
„Tannhäuser“
Nazipersonal
aufmarschieren“
etc.
Auch in der
Zeitschrift
„Zeit-Online“
vom 6. 5. 2013
wurde die
Aufführung als
„geschmacklos“
seitens der
jüdischen
Gemeinde
bezeichnet.
Und
„Spiegel-Online“
vom 13. 5. 2013
berichtet, dass
die
Hakenkreuzbinde
„stolz“ getragen
wurde.
Propagandamittel
im Sinne von §
86 Abs. 2 StGB
(Strafgesetzbuch)
sind auch
Darstellungen
(vgl. § 11 Abs.
3 StGB) wie
Opernaufführungen
wie in der hier
angezeigten Art.
Die Aufführung
des Tannhäuser
richtet sich
gegen den
Gedanken der
Völkerverständigung
(vgl. Art. 9
Abs. 2 GG)
(Grundgesetz)
und kommt in den
Propagandamitteln
der Aufführung
selbst zum
Ausdruck, indem
der Staat auf
der Grundlage
einer „arischen
Rassengemeinschaft“
dargestellt
wird. Vorliegend
werden
Angehörige einer
bestimmten
Volks- bzw.
Religionsgruppe,
hier Juden, als
reines Objekt
willkürlichen
Handelns
aufgeführt. Dies
verstößt gegen
die freiheitlich
demokratische
Grundordnung.
Explizit wird
auch gegen § 86
Abs. 1 Ziff. 4.
StGB verstoßen,
indem Handlungen
einer ehemaligen
nationalsozialistischen
Organisation,
der NSDAP, der
SS oder
Gliederungen
oder
angeschlossenen
Verbände und
deren
Kennzeichen,
Uniformen und
Handlungen in
brutaler Weise
vorgestellt
werden. Die
Motive der
Verantwortlichen
und
Zweckbestimmung
der Verbreiter
sind ohne
Bedeutung.
Auch durch die
inflationäre
Verwendung von
Uniformen
nationalsozialistischer
Gruppierungen
und Hakenkreuzen
tritt eine
gewisse
Gewöhnung an die
Verwendung
solcher
Kennzeichen ein,
so dass auch im
Sinne von § 130
Abs. 3 StGB die
vom
Nationalsozialismus
begangene
Handlung
verharmlost
wird.
Die jüdische
Gemeinde sieht
die Gefahr, dass
das Leid der
Opfer durch eine
inflationäre
Verwendung
bagatellisiert,
also im Sinne
des objektiven
Tatbestandes
verharmlost
wird.
In der
Aufführung des
„Tannhäuser“
werden
Gewalttätigkeiten
gegen Menschen
geschildert,
nämlich die
aggressive, die
körperliche
Integrität
unmittelbar
verletzenden
oder
gefährdenden
Verhalten
(Bundesverfassungsgerichtsentscheidung
87, 227)
dargestellt. Die
geschilderten
Darstellungen
sind – als
solche - grausam
und
unmenschlich, in
denen Menschen
vergast und
grundlos
exekutiert
werden. Darin
kommt eine
menschenverachtende
und
rücksichtslose
Tendenz zum
Ausdruck, da
zusammenhanglos
„nur zum Spaß“
Menschen
ermordet werden.
Die „Helden“
begehen solche
Gewalttätigkeiten,
indem sie sich
etwas
Großartigem,
Imponierendem
oder
Heldenhaftem
berühmen bzw.
diese Tötungen
als im
menschlichen
Leben übliche
und akzeptable
Form des
Verhaltens
verharmlosen
oder zumindest
als nicht
verwerfliche
Möglichkeit von
Konflikten
ausdrücken. Im
Gegensatz zu
einem
Kriegsfilm, der
tendenziell
pazifistische
Tendenzen
vermitteln soll,
sind die
vorliegenden
Darstellungen im
gesamten
Zusammenhang, in
dem die
einzelnen
Gewaltdarstellungen
eingebettet
sind, der
Ausdruck, der
vermittelt
werden soll.
Eine
distanzierte
oder verfremdete
Beschreibung
liegt nicht vor,
sondern gerade
die
Schockwirkung
einer
unreflektierten
Grausamkeit
steht als
gestalterisches
Mittel im
Handlungsablauf
im Vordergrund.
Das Grausame
dieser
Darstellung
steht im
Vordergrund und
wirkt
insbesondere auf
Jugendliche
verrohend und
verwildernd, da
ohne
Sinnzusammenhang
das blutrünstige
Geschehen
ausschließlich
zur Erzeugung
von Ekel und
Nervenkitzel
dient. Dabei
wird die
Menschenwürde
verletzt und
dies wird allein
nach objektiven
Maßstäben
bestimmt. Ein
verbaler
Vorbehalt oder
Distanzierung
der
Beschuldigten
vom
Dargestellten
schließt den
Tatbestand nicht
aus.
Es ergibt sich,
dass sich nicht
nur Empörung der
Zuschauer über
die Darstellung
breit machte,
sondern einige
Besucher
körperliche
Schmerzen
erlitten, die
sie zur Hilfe
ärztlicher
Unterstützung
zwangen.
Inwieweit
öffentliche
Empörung die
Sozialadäquanz
ausschließt,
soll hier nicht
weiter
betrachtet
werden, doch
sind Handlungen,
die eine
Körperverletzung
Unbeteiligter
darstellen,
niemals
sozialadäquat.
Hinsichtlich der
Problematik
Kunstfreiheit
versus
Straftaten wird
auf die
einschlägige
Literatur und
Kommentierung zu
Artl. 5 Abs. 3
GG verwiesen.
Gerade im Rahmen
von politischen
Straftaten ist
die Grenzziehung
zwischen
Kunstfreiheit
als
Rechtfertigungsgrund
schwer zu
definieren,
nicht jedoch im
vorliegenden
Fall, indem die
Gewaltdarstellung
und die
menschenverachtenden
Handlungen im
Vordergrund
stehen und nicht
ein
„Bildungsauftrag“,
der nirgends in
Erscheinung
tritt. Gerade
die Ehrfurcht
vor Mitmensch
und Natur ist
ein zentrales
Thema des
Bildungsauftrages
als Ausfluss der
Kunstfreiheit
und der
Kulturvermittlung.
Bei der
darstellenden
Kunst wie der
Oper spricht man
weniger von
einem
„Schaffen“,
sondern von
„Inszenierung“.
Derjenige, der
ein Werk
inszeniert, d.
h. „in Szene
setzt“, und
somit die
„Regie“ über die
Darstellung
führt, ist der
Regisseur.
Dieser muss sich
jedoch an den
Bildungsauftrag
und die
Kulturvermittlung
halten und nur
die Darstellung
eines
„Happenings“ mit
Hitlergruß,
Hakenkreuz,
Judenvernichtung
muss an der
Kulturvermittlung
gemessen werden.
Daher liegt ein
dringender
Anfangsverdacht
gegen die
Beschuldigten
vor und es wird
vorab beantragt,
den Eingang der
vorliegenden
Strafanzeige und
des
Strafantrages
des
Antragstellers
mit Aktenzeichen
bekannt zu
geben.
Die Antwort der Staatsanwaltschaft
Düsseldorf,
24.11.2014
Sehr
geehrter Herr
R.; die von
lhrem Mandanten
(Prof. Dr.h.c.
Bernd Weikl)
beantragte
Einleitung eines
Ermittlungsverfahrens
gegen
Prof. Christoph
Meyer und
Burkhard
Kosminski setzt
nach §152 Abs. 2
der
Strafprozessordnung
voraus, dass
zureichende
tatsächliche
Anhaltspunkte
für das
Vorliegen einer
verfolgbaren
Straftat
bestehen. Diese
Anhaltspunkte
müssen sich auf
den objektiven
und subjektiven
Tatbestand eines
Strafgesetzes
beziehen.
Die in Düsseldorf am 4. Mai 2013 aufgeführte Oper
"Tannhäuser"
nach Richard
Wagner
unterfällt dem
verfassungsrechtlich
geschützten
Bereich
der
Kunstfreiheit
(Art. 5 Abs. 3
GG). Die in
Betracht
kommenden
Straftatbestände
sind im Lichte
dieses
Verfassungsrechts
zu betrachten
und unterliegen
der Schranke der
Sozialadäquanz,
die in §86 Abs.
3 StGB
ausdrücklich
geregelt und
über die
Verweisungen in
§§
86a Abs.
3, 130 Abs. 6
und 130a Abs. 3
StGB anwendbar
ist. Darüber
hinaus
gilt Art.
5 Abs.
3 GG
unmittelbar.
Danach ist der
jeweilige
Straftatbestand
ausgeschlossen,
wenn die Tat der
Kunst, der
Wissenschaft,
der Forschung
oder der Lehre,
der
Berichterstattung
über Vorgänge
des
Zeitgeschehens
oder der
Geschichte oder
ähnlichen
Zwecken
dient. So liegt
es hier.
Bei der Oper handelt es sich um eine
klassische
Form von
Kunst, die dem
Schutzbereich
des Art. 5 Abs.
3 GG nach
sämtlichen
vertretenen
Kunstbegriffen
unterliegt. Der
Regisseur hat es
in der Hand,
das Werk zu
interpretieren
und in
Szene zu setzen.
Strafrechtlicher
Wertung ist die
lnterpretation
dabei
nicht
zugänglich. Der
Regisseur – und
der mit ihm
verantwortliche
Intendant -
darf auch
zu
schockierenden
und drastischen
Mitteln
greifen,
ohne sich
strafrechtlicher
Verfolgung
ausgesetzt zu
sehen. Kunst ist
einer
staatlichen
Stil- oder
Niveaukontrolle
nicht
zugänglich; die
Anstößigkeit
einer
Darstellung
nimmt ihr nicht
die
Eigenschaft als
Kunstwerk (zu
vgl. BVerfG,
Beschluss vom 7.
März 1990, 1 BvR
266/86, 1 BvR
913187, zitiert
nach
juris).Die
Einleitung von
Ermittlungen
kommt deshalb
nicht in
Betracht.
Hochachtungsvoll
Staatsanwältin
B.
Meine eigene
(Bernd Weikl)
Betrachtung und
Antwort nach
Düsseldorf
Die obigen
Argumente der
Staatsanwältin
zeigen, dass sie
die StPO
(Strafprozessordnung)
nicht kennt.
Gemäß § 152 Abs.
2 StPO erfolgt
aus dem
Klagemonopol die
Pflicht zur
Einleitung eines
Ermittlungsverfahrens
(§ 160 StPO).
Will sie Mangels Tatverdachts das Verfahren
einstellen, muss
ein Beschluss
nach § 170 Abs.
2 StPO erfolgen
und eine
Nachricht mit
Rechtsmittelbelehrung
an den
Anzeigeerstatter
gem. § 171 StPO
(Nr. 89 RiLi)
Es geht in der Anzeige ja nicht darum dass "Kunst
einer
staatlichen
Stil- oder
Niveaukontrolle
.... zugänglich"
wäre, sondern
u.a. um
„Gewaltdarstellung“
und
„Körperverletzung“.
Es heißt zwar:
Kunstfreiheit:
Schilderungen
von
Gewalttätigkeiten
können als
Kunstwerke
anerkannt
werden. Sie
genießen den
Schutz nach Art.
5 Abs. 3 GG
(Grundgesetz):
Artikel 5 GG und
dort:
Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift
und Bild frei zu
äußern und zu
verbreiten und
sich aus
allgemein
zugänglichen
Quellen
ungehindert zu
unterrichten.
Die
Pressefreiheit
und die Freiheit
der
Berichterstattung
durch Rundfunk
und Film werden
gewährleistet.
Eine Zensur
findet nicht
statt.
Diese Rechte finden jedoch ihre Schranken in den
Vorschriften der
allgemeinen
Gesetze, den
gesetzlichen
Bestimmungen zum
Schutze der
Jugend und in
dem Recht der
persönlichen
Ehre.
Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.
Die Freiheit der
Lehre entbindet
nicht von der
Treue zur
Verfassung.
Und wie sieht es
aus, wenn in
einem Drama
Mohammed
bildlich gezeigt
wird bzw. auf
der Bühne steht
und zum Terror
aufruft oder als
Karikatur zu
sehen ist?
Weiter zu den Aussagen der Staatsanwältin: Es heißt
dort: (...) wenn
die Tat der
Kunst, der
Wissenschaft,
der Forschung,
der
Berichterstattung
über Vorgänge
des
Zeitgeschehens
oder der
Geschichte oder
ähnlichen
Zwecken dient
...
Wer behauptet
eigentlich, dass
diese ganze
unsägliche
Geschichte, die
demonstrierte
Vergasung von
Juden in
Düsseldorf der
Kunst (oder
irgendwem sonst)
gedient hätte??
Dem Publikum
nicht (hat es ja
am Ende der
Premiere
deutlich
gebuht), dem
Opernhaus nicht
(weder
künstlerisch
noch
wirtschaftlich)
und somit auch
keinem der
Mitarbeiter des
Opernhauses.
Worauf stützt es
sich und in
welcher Hinsicht
kann Frau B.
behaupten,
dieses Desaster
hätte der Kunst
gedient?
Eigentlich hat
es nur den
Girokonten des
Regisseurs und
Bühnenbildners
gedient. Das ist
jedoch kein
schützenswertes
Kulturgut.
Bedenkliche
Stimmen aus dem
Publikum
Ein Herr B.
meint, man solle
sich das
Libretto von
Tannhäuser
ansehen. Dort
könne man einen
unsäglichen,
bigotten und
deutschtümelnden
Kitsch
entdecken. Eines
der
Lieblingsworthülsen
in diesem Stück
sei das „Heil“
und der Landgraf
hieße außerdem
auch noch
Hermann (Hermann
Göring BW). Man
könne doch so
etwas heute nur
noch so
inszenieren,
oder etwa nicht?
Und dann noch
dieser Wagner -
das „leider
begabte
Scheusal“ - der
viele seiner
Werke mit
reichlich
Antisemitismus,
Chauvinismus und
einer
eigenartigen
Auffassung von
Religion vermint
habe! Seine
Nachkommen
(Cosima,
Siegfried,
Winifred,
Wieland und
Wolfgang) hätten
seine
problematischen
Auffassungen
zweifelsohne mit
denen Hitlers
„verlinkt“.
Wagners Musik
und insbesondere
auch der noch
„romantische“
Tannhäuser seien
der „Soundtrack“
des dritten
Reiches gewesen.
So z.B. waren es
die Fanfaren aus
dem II. Akt
Tannhäuser, die
wir aus den
Propagandafilmen
der Nazis
kennen.
Weshalb also
sollte nicht
gerade auch der
Tannhäuser
so kritisch
inszeniert
werden? Und dann
fragt W. wie es
denn mit der
Freiheit der
Kunst sei? Wenn
es den
Wagnerianern und
den
routinemäßigen
Operngängern zu
radikal und
entweihend sei,
dann könnten sie
doch während der
Aufführung die
Augen schließen
und der Musik
lauschen. Für B.
sei es ein
überaus
gelungener Abend
gewesen und er
danke dem
Regisseur.
Eine Kunst die
nicht
polarisiere und
zu neuem Denken
anrege, meint
Herr T. sei
keine Kunst und:
„Dies sollten
sich mal alle
diejenigen vor
Augen halten,
die sich in
unreflektierter
Weise über eine
mutige,
künstlerische
Darstellung so
gedanklich leer
äußern. Wie soll
denn nach ihrer
Meinung Kunst
denn sonst sein?
Zum nachäffen
bereits
gewohnter
Sichtweisen
bedarf es keiner
Künstler!
Dies können dann
irgendwelche
Papageien
ebenfalls
leisten. Auch
wenn einem
selbst dies
nicht passt,
Leute passt auf,
dass ihr nicht
in das Raster
verfallt etwas
als „entartete“
Kunst zu
bezeichnen, nur
weil es den
eigenen
Gewohnheiten
widerspricht.
Hier muss sich
jeder an seine
eigene Nase
fassen“.
Die jüdische Gemeinde Düsseldorf
Der Direktor,
Michael
Szentei-Heise
meinte, Wagner
sei zwar ein
„glühender
Antisemit“
gewesen. Aber
dem Komponisten
dies „auf der
Bühne so um die
Ohren zu
schlagen, halte
ich für nicht
legitim“.
Wagners
grundsätzliche
politische
Einstellung
spiegle sich
nicht in seiner
Musik und auch
nicht im
Libretto.
„Wagner hatte
mit dem
Holocaust nichts
zu tun“, sagte
Szentei-Heise.
Dem Komponisten
werde mit der
Düsseldorfer
Inszenierung
„unrecht getan“
... Und weiter
Szentei-Heise:
„Es kommt mir
komisch vor,
Wagner
verteidigen zu
müssen“.
http://www.zeit.de/kultur/musik/2013-05/tannhaeuser-duesseldorf-reaktion
Der
Generalstaatsanwalt
des Düsseldorfer
Gerichts
Düsseldorf
am 17. Februar
2015
„… nach Prüfung
des Sachverhalts
sehe ich keinen
Anlass, die
Aufnahme von
Ermittlungen
anzuordnen. Die
Entschließung
der
Staatsanwaltschaft
entspricht … in
allen Belangen
der Sach- und
Rechtslage“.
Ergänzend
bemerkt der
deutsche
Generalstaatsanwalt:
„Gemäß § 152
Absatz 2 StPO
(Strafgesetzordnung)
darf die
Staatsanwaltschaft
nur bei dem
Vorliegen
zureichender
tatsächlicher
Anhaltspunkte
für eine
Straftat
Ermittlungen
tätigen. Liegen
diese - wie hier
- bereits aus
rechtlichen
Gründen nicht
vor, so sind den
Ermittlungsbehörden
jedwede
Ermittlungshandlungen
gesetzlich
untersagt.
Da der Mandant
(Prof. Dr.h.c.
Weikl) nicht
Verletzter im
Sinne der §§ 171
Satz 2, 172
Absatz 1 StPO
ist, hat die
Staatsanwaltschaft
im Übrigen auch
zutreffend davon
abgesehen, dem
angefochtenen
Bescheid eine
Rechtsbelehrung
beizufügen. Die
Beschwerde weise
ich daher
insgesamt als
unbegründet
zurück“
(Juden dürfen
daher vergast
werden – BW)
Sehr seltsam und
bedenklich
Zum Gegenteil
hier ein grotesk
anmutender Blick
auf die
Autokennzeichen
in Deutschland:
Für die Stadt
Heide im Kreis
Dithmarschen/Schleswig-Holstein
ist das
Kennzeichen „HEI-L“
verboten (um
„Heil Hitler“ zu
vermeiden – BW).
Der Kreis
Steinfurt
verweigere für
die Stadt
Itzehoe, so hört
man, die
Kombination „IZ-AN“.
Man könnte
dieses
Kennzeichen
rückwärts lesen,
was dann „NA-ZI“
ergäbe. Im
Landkreis Bad
Tölz-Wolfratshausen
sei das
Kennzeichen „Töl-HH“
nicht mehr zu
haben.
HH wieder für
Heil Hitler!
|
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Schlussbemerkung
Die Weisheit der
Küchenphilosophie
Wer den Spott der
linksintellektuellen
Meinungsmacher nicht
fürchtet, erinnert
sich in manchen
brenzligen
Situationen an die
alten Sinnsprüche,
die ja die Essenz
langer Erfahrung
sind.
Bedenken wir die
Bildungsmisere,
fällt uns ein:
“Was Hänschen nicht lernt Hans nimmermehr!“
Stimmt!
Bedenken wir die
hässlich-schlampige
Kleidung der meisten
Zeitgenossen, fällt
uns ein:
“Wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen!“
Stimmt!
Bedenken wir die
scheußlichen
Schmierereien an
Hauswänden,
Plakatflächen,
Straßenbahnen, fällt
mir ein:
“Narrenhände beschmieren Tisch und Wände!“
Stimmt!
Bedenken wir die
Gaunereien mancher
Politiker, Bänger,
Konzernvorstände,
fällt uns ein:
“Der Teufel ’scheißt’ immer auf den größten Haufen!“
Stimmt!
Bedenken wir:
“Unrecht Gut gedeiht nicht!“
Stimmt nicht!
Es gibt genug
Gegenden in dieser
Welt, wo Despoten
und Gauner aller Art
hoch geachtet ihr
Verbrechervermögen
in schönster
Umgebung genießen.
Aber da gab es mal
einen
Wanderprediger, der
Thesen vertrat wie:
“Selig, die hungern
und dürsten nach der
Gerechtigkeit!“
Und in berechtigtem
Zorn die schmierigen
Händler aus dem
Tempel vertrieb.
Wie einige von uns
noch wissen, wurde
er nach einer
Verleumdungskampagne
von der
Kolonialmacht
exekutiert.
Für die Opernfreunde
ist das Theater ein
Tempel.
Wo ist der / die,
um
'schmierige Schänder'
der großen Werke
hinauszutreiben?
Bitte melden!
ML Gilles
Impressum
erscheint als
nichtkommerzielles
Beiblatt zu
- ausgezeichnet mit
dem
Kulturförderpreis
der Stadt Regensburg
-
kulturjournal -
Holzländestraße 6 -
93047 Regensburg
Ersterscheinung der
Ausgabe Regensburg
am 27.07.2007
Erscheinungsweise:
kulturjournal-regensburg
zehn Mal pro Jahr
von Februar bis
August und Oktober
bis Dezember
Ausgabe des
Beiblattes als
’Mitteilung an meine
Freunde’ – in loser
Reihenfolge,
gewöhnlich zum
Anfang eines Monats
Titel:
Deckblatt der
Printausgabe:
Gustav Mahler – 'Das
Lied von der Erde'
–
Das
Trinklied vom Jammer
der Erde
Verteilung
Regensburg:
Direktversand,
Hotels, Theater,
Galerien,
Veranstaltungsorte,
Tourist-Info,
Bahnhöfe
Verteilung Hannover
u.a.:
Mitglieder der
Bürgerinitiative
Opernintendanz
Niedersächsische
Landesregierung,
Politische Parteien
im Nds. Landtag
Hochschule für
Musik, Theater und
Medien Hannover,
Bund der
Steuerzahler,
Genossenschaft
Deutscher
Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine
Feuilletons von
Tageszeitungen
Direktversand an
ausgewählte
Leserschaft
RA Frank Wahner,
Fachanwalt für
Verwaltungsrecht,
Hannover
Wir
verstehen diese
Besprechungen und
Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik
willen, sondern als
Hinweis auf - nach
unserer Auffassung -
Geglücktes oder
Misslungenes. Neben
Sachaussagen
enthalten diese
Texte auch
Überspitztes und
Satire. Hierfür
nehmen wir den
Kunstvorbehalt nach
Artikel 5,
Grundgesetz, in
Anspruch.
Wir benutzen
Informationen,
hauptsächlich aus
eigenen Unterlagen,
aus dem Internet u.a.
Veröffentlichungen
des Deutschen
Historischen
Museums, der
Preußen-Chronik,
Wikipedia u.ä..
Texte werden
paraphrasiert
wiedergegeben oder
als Zitate kenntlich
gemacht.
Veröffentlicht auch
unter:
http://www.bi-opernintendanz.de/
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