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Auszug aus einem Leserbrief
Zitat
"[...] Die Gespräche
hinterher waren eigentlich
alle ziemlich
niedergeschlagen, alle haben
ja keine Verlängerung
bekommen, wenn sie nicht
schon mehr als 15 Jahre am
Haus sind. Es tut mir
wirklich leid ums Ensemble,
meistens auch völlig
unverständlich. [...]
Hoffentlich sind die
Hannoveraner wenigstens so
schlau, dem Haus den Rücken
zu kehren und für noch mehr
Leerstand zu sorgen. [...]"
Frau R. aus H.
Zitatende
|
Kommentar
Und die Politik reagiert nicht
auf diesen Kahlschlag und das
völlig asoziale Verhalten jener,
deren Vertrag im Hinterzimmer
der rot/grünen Regierung
ausgekungelt wurde.
Wie schrieb die HAZ am
28.01.2017 zu einer Äußerung des
Kaufmännischen Geschäftsführers
Jürgen Braasch der
Nds. Staatstheater Hannover
GmbH:
Zitat
"Braasch ist zudem
überzeugt, dass die
Fachleute im
Kulturministerium – vor
allem Annette Schwandner,
die Leiterin der
Kulturabteilung, und Detlef
Lehmbruck, Referatsleiter
für Theater und Musik – über
die nötige Kompetenz für die
Auswahl verfügen."
Zitatende
|
Die Vergangenheit lieferte
hierfür keinen Beweis.
3. September 2018
Hannoversche
Allgemeine
|
Wenn Politiker sich gerne auf
bereits getane Äußerungen
berufen, so verweise ich auf
meinen Artikel in der
Zeitschrift 'Oper und Tanz'.
Ein Bericht über die Premiere
einer stimmigen, sehr lebendigen
'Lohengrin'-Produktion in
Chemnitz.
Diese Stadt ist zur Zeit im
Focus der Aufmerksamkeit und es
war beachtenswert, dass sich
neben den Vertretern politischer
Gruppierungen mit Rock-Bands und
Bürgern auch der Intendant
eindeutig für den Erhalt von
Werten äußerte.
Neben dem für uns alle
lebensnotwendigen Erhalt des
Rechtsstaates, der in Gefahr
steht, von mafiösen und
patriarchalen Clans ausgehöhlt
zu werden, wird gegen unsere
große Theater- und Musikkultur,
unsere aufgeklärte,
humanistische Bildung seit
Jahrzehnten ein Guerilla-Krieg
geführt, der die Lehrer
beschimpft, das gebildete
Bürgertum, der Kern unseres
Wohlstands, als gestrig und
verblödet diffamiert.
Welcher Virus wütet in den
Köpfen der Intendanten, die
Inszenierungen großer Werke
unter dem Vorwand der
Jugendförderung völlig unreifen
boys uns girls anzuvertrauen,
die vielleicht von 'Lehrern' mit
den großen Namen infiltriert,
deren zum Dogma erhobenen Kampf
gegen das Publikum fortführen.
Jeglicher Hohn und Spott, der
über vom Publikum geliebten
Werken ausgegossen wird - hier
in Hannover z.B.: 'Freischütz',
'Verkaufte Braut', 'Aida' - wird
von der Theaterleitung als
künstlerische Großtat gepriesen.
Der Erfolg aber ist, dass das
Publikum die Oper Hannover
meidet, als Ersatz für
Vorstellungen werden
Bühnenproben für sinnlose,
monströse Aufbauten als
Bühnenbilder das Theater
blockieren.
Die Folge sind Leertage.
Wie eine Wohltat erlebt man den
'Tristan' mit dem Dirigat von
Leonard Bernstein im Fernsehen.
Ein atmosphärischer Hintergrund,
großartige Sänger und Musik von
Richard Wagner - alles stimmt!
'Don Giovanni' hinter dem
Rathaus in Hannover. ein
engagierter Dirigent, ein fein
differenziertes Orchester,
großartige, ihre Partien
souverän beherrschende Sänger,
ein Sofa, ein Sessel, ein
Beistelltisch, ein Umgang um das
Orchester, die Darstellung der
Beziehungen zueinander, die
Musik von Mozart, 44.000
Zuschauer an zwei Abenden, alles
stimmt!
Was soll also der ganze Krampf,
der für einige Wichtigtuer und 'A-dabei'-Prominente
um ein Glas Sekt mit dem
Intendanten bei der
Premierenfeier veranstaltet
wird?
ML Gilles
Kalenderblätter
Maria Jeritza
... am 06. Oktober 1887 geboren
Nach Studien von Klavier, Geige,
Cello und Harfe widmete sie sich
in Brünn und Prag der Ausbildung
ihrer Stimme.
Das erste Engagement war eine
Choristenstelle am Stadttheater
in Brünn.
1910 sang sie in Olmütz die Elsa
im 'Lohengrin'.
1911 folgte an der Volksoper in
Wien die Blanchefleur in Wilhelm
Kienzls 'Der Kuhreigen'.
1912 folgte das Engagement an
die Wiener Hofoper. Dort blieb
sie bis 1935 und sang alle
großen Frauenrollen ihres Fachs,
füllte sie nicht nur sängerisch
wie auch darstellerisch.
Tosca - auf dem Boden liegend
bei der Arie – damals eine
Sensation.
Sie kreierte die Ariadne in
beiden Fassungen 1912 in
Stuttgart und 1916 in Wien.
An der dortigen Hofoper sang sie
1919 die Kaiserin in der
Uraufführung der 'Frau ohne
Schatten'.
1921 dann - nach dem Krieg an
der Staatsoper - die Marietta in
Korngolds 'Die tote Stadt'. Im
selben Jahr und in derselben
Rolle mit großem Erfolg an der
Metropolitan Oper in New York.
Dort - vom selben Komponisten -
1927 in 'Violanta' und ein Jahr
vorher die Turandot.
1928 wieder in Wien die Helena
in 'Die ägyptische Helena'.
Die Jeritza war eine begnadete
Sängerin, die sich aus ihrem
ersungenen Vermögen mit
erheblichen finanziellen Mitteln
von Amerika aus sehr für den
Wiederaufbau der zerstörten
Wiener Staatsoper einsetzte.
Noch 1951 sah man sie an der Met
als Rosalinde in der
'Fledermaus'.
Bis zu ihrem Lebensende 1982
lebte sie in der Nähe von New
York.
Luciano
Pavarotti
... am 12. Oktober 1935 geboren
Er war der Vertreter eines
klassischen Tenors, der nicht
nur Opernfreunde, sondern auch
Menschen mit Interesse an der
populären Musik begeistern
konnte.
Legendär seine Auftritte mit den
Kollegen Carreras und Domingo
als 'Die drei Tenöre' erstmalig
anlässlich der
Fußballweltmeisterschaft 1990.
Die Karriere dieses
Ausnahmesängers begann 1961 im
Theater von Reggio Emilia als
Rodolfo, eine Rolle, die sich
durch sein gesamtes Sängerleben
zog, 1964 in London, dann in
Mailand, dann in New York.
Schon 1963 war er in Wien als
Herzog im 'Rigoletto' zu hören.
1965 sang er auf Tourneen durch
Nordamerika und Australien den
Edgardo in der 'Lucia' neben
Joan Sutherland, mit der er in
langer und enger Freundschaft
verbunden blieb.
Im Laufe der Jahre entwickelte
sich seine Stimme vom Idomeneo
(1982 an der Met) zu einem
Spinto-Tenor, der dann auch die
schwereren Rollen des
italienischen Fachs singen
konnte:
Enzo in 'La Gioconda', Otello,
Calaf - mit dessen 'Nessun dorma',
'ein Muss' bei Konzerten als
Höhepunkt des Abends.
Luciano Pavarotti hatte ein
erfülltes Leben wie es kaum
einem Sänger beschieden war.
Catarina Ligendza
... am 18. Oktober 1937 geboren
Text: Deutsche Oper Berlin zum
80. Geburtstag am 18. Oktober
2017
Zitat
„Mild und leise … voll und hehr
…“ Catarina Ligendzas Liebestod
war sicherlich einer der
berückendsten, die man auf einer
Opernbühne je zu hören bekam.
Überhaupt Wagner: Erst in der
vergangenen Spielzeit ging Götz
Friedrichs viel geliebte
RING-Inszenierung ein letztes
Mal über die Bühne der Deutschen
Oper Berlin.
Als sich am 6. Oktober 1984
erstmals der Vorhang über dessen
zweitem Teil, der WALKÜRE, hob,
war es die schwedische
Sopranistin, die in der
titelgebenden Hauptrolle als
Brünnhilde auf der Bühne stand.
Drei Jahre lang war sie in der
Tetralogie zu erleben und ging
1987, ein Jahr vor ihrem
endgültigen, so unerwartet
frühen Bühnenabschied, auch mit
auf große Tournee nach Tokyo und
Yokohama. Als Ensemblemitglied
trat sie am Haus in allen großen
Rollen ihres Fachs auf: als
Primadonna / Ariadne in ARIADNE
AUF NAXOS, Leonore in FIDELIO,
Senta im FLIEGENDEN HOLLÄNDER,
Elsa, Isolde, Elisabeth … die
Reihe ließe sich fortführen.
Der ausgewiesene
Wagner-Schwerpunkt führte sie
selbstverständlich auch nach
Bayreuth, so etwa 1974 unter
Carlos Kleiber, mit dem die
Sopranistin eine enge
Zusammenarbeit verband. Und auch
mit Dirigenten wie Daniel
Barenboim, Herbert von Karajan
oder Lorin Maazel gestaltete sie
eindrückliche Opernabende.
Immer mehr dem unmittelbaren
Bühnengeschehen als künstlich
erzeugten Studio-Aufnahmen
verpflichtet, hat Catarina
Ligendza nur wenige CDs
eingespielt. Umso wertvoller
sind die wenigen Opernfilme von
Produktionen wie Achim Freyers
Stuttgarter FREISCHÜTZ, die das
Können dieser einzigartigen
Sängerin der Nachwelt zumindest
ahnbar machen. Ihre überragende
Textdurchdringung,
vielschichtige Gestaltung und
stimmliche Präsenz machten sie
nicht nur für einen Regisseur
wie Götz Friedrich zur idealen
Interpretin, deren Arbeit an der
Deutschen Oper Berlin und
international wir bis heute in
allerbester Erinnerung bewahren.
Heute wird Catarina Ligendza 80
Jahre alt. Herzlichen
Glückwunsch!
Zitatende
Wolfgang Brendel
... am
20. Oktober 1947
geboren
'Der Grünäugige'.
Als der 'Holländer' in Leipzig
szenisch in den Teich ging und
der Kollege absagte, reiste er
an und übernahm die Titelrolle.
Da hatte er sich längst die
Charakterrollen und die der
Helden im Baritonfach ersungen.
Angefangen hatte er mit Mozart
in Kaiserlautern.
Guglielmo, Giovanni, Papageno,
Graf in 'Nozze', Wolfram.
Aber auch Zar Peter in 'Zar und
Zimmermann'.
Dann Sachs und Amfortas und im
italienischen Fach den Renato im
'Ballo' und Posa im 'Carlo'.
Das dann schon international und
im Haus am Max-Joseph-Platz in
München.
Hier war er von 1971 bis 1986
engagiert und sang da auch
Mandryka, Kurwenal, Scarpia und
den Eisenstein in der
'Fledermaus'.
Was er konnte, gibt er in
Meisterkursen oder an
Hochschulen an junge Sänger
weiter.
Tito Gobbi
... am
24. Oktober 1913 geboren
Mit vierundzwanzig Jahren sang
er 1937 den Vater Germont in
Rom, wo er auch studiert hatte.
Schon fünf Jahre später an der
Scala in Mailand, hier war er
fast zwanzig Jahre engagiert und
war unter anderem Belcore im
'Liebestrank', Doge in ’Simone
Boccanegra’, Jago im ’Otello’
und Scarpia in der 'Tosca'.
Seine Stimme von stärkster
dramatischer Kraft bewährte sich
vor allem in den Partien von
Puccini und Verdi.
Hinzu kam seine zwingende
Bühnenpräsenz, die ihn die
Rollen seines Fachs vollendet
darstellen ließ.
Die Auftritte mit der Callas -
mit ihr hatte er 1951 zum ersten
Mal gesungen - gingen in die
Operngeschichte ein, vor allem
1964 sein Scarpia und ihre Tosca
in Covent Garden.
Tito Gobbi sang aber auch
Mozart.
So ist sein 'Figaro'-Graf und
vor allem sein Giovanni unter
Furtwängler 1950 beiden
Salzburger Festspielen in
Erinnerung.
1957 kehrte er mit einem
Falstaff nach Salzburg zurück.
Sein Repertoire umfasste an die
100 Partien, wovon die meisten
heute noch auf Tonträgern
erhältlich sind.
Lucia Popp
… am 12. November 1939 geboren
Schon als Studentin am
Konservatorium in Pressburg sang
sie am Theater der Stadt.
Mit der Königin in der
'Zauberflöte' begann es dort.
Ein Auftritt an der Wiener
Staatsoper mit der Barbarina in
'Nozze' brachte ihr das
Engagement an dieses renommierte
Haus, an dem sie lange
Ensemblemitglied war.
Ab 1967 war sie an der Kölner
Oper engagiert, wo sie in den
Jahren 1977/78 im legendären
Mozart-Zyklus von Jean-Pierre
Ponelle die Susanna in 'Nozze',
die Despina in 'Cosi', die Ilia
in 'Idomeneo', die Zerlina im
'Giovanni' und die Pamina in der
'Zauberflöte' sang.
1966 debütierte sie in London
als Oscar im 'Maskenball'.
Langsam entwickelte sich die
Stimme und sie sang dann die
lyrischen Partien wie die Sophie
im 'Rosenkavalier' und die
Arabella.
In München - wo sie lange Zeit
an der Bayerischen Staatsoper
engagiert war - konnte man sie
auch als Elsa im 'Lohengrin'
erleben.
Ihr großes Spieltalent brachte
sie auch in der Operette voll
zur Geltung. Sie sang in der
'Fledermaus' die Rosalinde und
anfänglich auch die Adele.
Ihre Stimme ist auf vielen
Tonträgern erhalten geblieben.
Leonie Rysanek
...
am 14. November 1926 geboren
Der Schrei der Sieglinde in der
Bayreuther 'Walküre' machte sie
populär.
Wieland Wagner hatte sie für
1951 engagiert und war
überzeugt, dass sie mit ihrer
einzigartigen, jungen Stimme und
ihren darstellerischen
Möglichkeiten eine Sensation
sein werde.
Recht behielt er. Das galt nicht
nur für Bayreuth, sondern auch
für die vielen Produktionen, an
denen sie beteiligt war.
Angefangen hatte sie schon
mitten im Studium in Wien als
Agathe im 'Freischütz' in
Innsbruck.
Ihr Debüt an der Metropolitan
Opera kam 1959 als Lady Macbeth
und sie ersetzte Maria Callas,
die aus der Produktion ausstieg.
Die Rysanek verabschiedete sich
im Januar 1996 von der Met als
Gräfin in der 'Pique Dame'.
Während ihrer langen Karriere
sang sie 299 Aufführungen von 24
Rollen an der Met. Sie spielte
Hauptrollen in den Met-Premieren
von 'Macbeth', 'Nabucco',
'Ariadne auf Naxos', 'Die Frau
ohne Schatten' und 'Kátja
Kabanová'.
Sie wurde eine der hellsten
Stars des neuen Operntheaters,
des deutschen 'Musikdramas'.
Wieland Wagner hat ihre Karriere
gemacht, aber vielleicht hat sie
als Sängerin von Richard
Strauss- Opern den größten
Beitrag zur modernen Oper
geleistet. Sie war die Kaiserin
in 'Die Frau ohne Schatten' und
triumphierte als Salome,
Elektra, Chrysothemis,
Marschallin und Ariadne. Aber
die Kaiserin war für sie eine
ganz besondere Rolle: Die Oper
wurde zu ihrer Zeit ein Teil des
regulären Repertoires und sie
schuf die Rolle in vielen
Opernhäusern, allen voran der
Met und der Pariser Oper.
Sie wurde einige Monate nach
ihrer Pensionierung Kuratorin
der Wiener Festwochen, eine
Position, die sie bis zu ihrem
Tod in Wien im Alter von 71
Jahren innehatte.
Zwei Tage später, eine
Metropolitan Opera Produktion
von 'Lohengrin' mit dem
kanadischen Sänger Ben Heppner
in der Titelrolle, war ihrem
Andenken gewidmet. In dieser
Oper war sie die Ortrud in der
Produktion 1985-86.
Zwischenbemerkung
Übermittlung und Botschaft
Um miteinander in Kontakt zu
kommen, wenden Tiere und
Menschen seit jeher viel
Scharfsinn auf.
Ameisen legen Duftspuren, Bienen
haben eine Bewegungssprache, um
Futter anzuzeigen, Vögel grenzen
ihr Revier durch Gesang ab,
Katzen und Hunde durch
Duftmarken, der homo sapiens
durch Schreie, Trommeln,
Spiegel- und Rauchsignale, die
Schrift wurde erfunden und
Meldeläufer und Reiter brachten
Botschaften von Ort zu Ort. die
Elektrizität ermöglichte
Telegrafie, das Telefon, das
Fax, die E-Mail, das I-Phone,
das World-Wide-Web.
Mit der Digitalisierung soll das
alles noch schneller und
effektiver werden.
Dabei heißt Digitalisieren
nichts weiter, als dass alles
Messbare in Zahlen übersetzt
wird, wobei im Wort auch das
lateinische 'digitus = Finger,
Zeiger steckt.
Also fürchten wir uns nicht vor
der Digitalisierung, sie ist ein
Hilfsmittel, das wir auch nicht
überbewerten dürfen, denn
schließlich kommt es auf die
Inhalte an.
Wenn sie uns aber für
Herrschaftszwecke von
verbrecherischen Systemen so
messbar und durchsichtig macht,
dass wir nicht mehr über uns
bestimmen können, ist höchste
Wachsamkeit geboten.
Vor allem dürfen wir das
Gespräch von Mensch zu Mensch
und den Reichtum der Nuancen im
Tonfall und seine kunstvolle
Steigerung, den Gesang nicht
vernachlässigen.
Rationale Erfassung durch
Digitalisierung auf der einen,
brutalisierendes Rock-Gedröhne
auf der anderen Seite sind wohl
nicht die Kulturfaktoren für ein
friedliches Nebeneinander.
'Anything goes' - geht eben
nicht!
Leserbrief
Zitat
Liebe Frau Prof. Gilles,
zunächst mal danke für die
interessanten Berichte, die
Sie immer schicken. Ich
wollte Ihnen das schon beim
Treffen in München sagen,
habe Sie dann aber nicht
mehr gesehen. Diesmal gab es
ja auch Reaktionen aufgrund
des AIDA-Berichts. Den fand
ich auch ganz großartig, so
traurig das Ganze auch ist.
Nun habe ich gestern wieder
an Sie denken müssen, habe
ich mir doch die Zauberflöte
von Salzburg angeschaut und
vor ein paar Tagen den
Lohengrin und bei uns den
Parsifal. Zwei davon
musikalisch hervorragend,
Lohengrin u. Parsifal, und
eines m.E. völlig daneben,
Zauberflöte.
Der Zauber war da bei mir
flöten.
Ein Sarastro, der kein Bass
war, eine Königin der Nacht,
die die 2. Arie nur mit Mühe
stemmte, der Rest farblos
und auch vom Orchestergraben
für mich nicht überzeugend.
Alle 3 Inszenierungen zum
Davonlaufen.
Und dann gibt es noch Bravos,
weil dort das Publikum zwar
in der Mehrzahl viel Geld,
aber keine Ahnung hat.
Sie könnten doch mal
Opernregie machen oder die
Intendanz in Hannover! Man
muss Sie nur lassen!
Auf ein Wiedersehen bei der
Gottlob Frick Gesellschaft,
einen schönen Sommer und
liebe Grüsse
Frau T. aus M.
Zitatende
|
Leserbrief
Antwort vom 7. August 2018
Zitat
Liebe Frau T. aus M.,
vielen Dank für Ihren
Bericht und Ihre völlig
richtige Einschätzung der
drei Neuinszenierungen
Zauberflöte, Lohengrin und
Parsifal.
Es war dort überall so viel
Nichtkönnen am Werk, dass
Tausende von wirklichen
Opernfreunden in Zukunft
immer mehr nur noch
Sinfoniekonzerte besuchen,
um dem Unfug zu entgehen.
Opernregie habe ich mit
Freude und Erfolg gemacht -
ganz unterschiedliche
Stücke, wurde vom Ensemble
des Staatstheaters Oldenburg
als Intendantin
vorgeschlagen, aber das
Ministerium wollte einen
Verwaltungsmann.
Dem Theater Hildesheim
empfahl mich Götz Friedrich,
ich habe den ganzen Weg der
Intendanz-Bewerbung
durchlaufen, schließlich
wollte das Ministerium auch
wieder einen
Verwaltungsmann.
Glücklicherweise hatte ich
meine Professur und viel
Arbeit und Freude mit meinen
Studenten, die heute alle
gestandene Oberstudienräte
oder als Professoren in der
Lehre und Forschung tätig
sind.
Sänger habe ich vor der
Solistenlaufbahn gewarnt und
so sind sie im Chor in
Berlin, in Hamburg in Mainz
oder sonst wo.
Dass die 'Mitteilung' auch
Ihnen, wie vielen anderen,
Freude macht und zu weiterem
Nachdenken anregt, freut
mich sehr.
Wir sehen uns im Oktober in
Ölbronn -
herzliche Grüße
ML Gilles
Zitatende
|
Hannoversche
Allgemeine
7. September 2018
|
E-Mail zum obenstehendem
Leserbrief in der HAZ
Zitat
Datum: Heute, 08:37:27 UTC
Von B. aus H. >
An
info@marie-louise-gilles.de
Text (1 KB)
Guten Morgen liebe Frau
Gilles,
über Ihren Leserbrief in der
HAZ habe ich mich gefreut,
zumal die wenigsten Menschen
wissen, welche Folgen und
Konsequenzen ein
Intendantenwechsel mit sich
bringt. Wo ist der Aufschrei
der Künstlergewerkschaft?
Am Donnerstag haben wir die
Premiere der Götterdämmerung
in Minden erlebt mit einer
fulminanten Dara Hobbs als
Brünhilde und anderen
großartigen Sängern sowie
einem überragenden
Orchester.
Warum muß man nach Minden
fahren, um so ein
beglückendes Erlebnis zu
haben?
Ein schönes spätsommerliches
Wochenende wünscht Ihnen
Ihre Frau B. aus H.
Zitatende
|
In der letzen Ausgabe hatten wir
auf den Seiten 34 und 35 ein
Schreiben an die Nds. Staatsoper
veröffentlicht.
Bisher ist keine Antwort seitens
der Nds. Staatsoper Hannover
eingegangen.
Inzwischen zeigt der Spielplan,
dass im September 2018 wieder
Leertage dokumentieren, dass
eine sinnvolle Planung nicht
stattfindet.
|
Belegung Nds. Staatsoper
Hannover |
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2018 |
Belegung
|
|
Szene |
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Konzert |
|
September |
|
Nr. |
|
Nr. |
|
|
Nr. |
|
|
|
|
|
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|
01.09. |
|
|
|
|
|
Festkonzert |
1 |
02.09. |
|
|
|
|
|
Eröffnungskonzert
|
2 |
03.09. |
leer |
1 |
|
|
|
|
|
04.09. |
leer |
2 |
|
|
|
|
|
05.09. |
leer |
3 |
|
|
|
|
|
06.09. |
leer |
4 |
|
|
|
|
|
07.09. |
leer |
5 |
|
|
|
|
|
08.09. |
leer |
6 |
|
|
|
|
|
09.09. |
leer |
7 |
|
|
|
|
|
10.09. |
leer |
8 |
|
|
|
|
|
11.09. |
leer |
9 |
|
|
|
|
|
12.09. |
leer |
10 |
|
|
|
|
|
13.09. |
leer |
11 |
|
|
|
|
|
14.09. |
leer |
12 |
|
|
|
|
|
15.09. |
|
|
Marilyn
|
1 |
|
|
|
16.09. |
|
|
Tristan |
2 |
|
|
|
17.09. |
leer |
13 |
|
|
|
|
|
18.09. |
leer |
14 |
|
|
|
|
|
19.09. |
leer |
15 |
|
|
|
|
|
20.09. |
|
|
Zauberflöte |
3 |
|
|
|
21.09. |
|
|
Marilyn |
4 |
|
|
|
22.09. |
|
|
Zauberflöte |
5 |
|
|
|
23.09. |
|
|
|
|
|
Sinfoniekonzert |
3 |
24.09. |
|
|
|
|
|
Sinfoniekonzert |
4 |
25.09. |
leer |
16 |
|
|
|
|
|
26.09. |
leer |
17 |
|
|
|
|
|
27.09. |
leer |
18 |
|
|
|
|
|
28.09. |
|
|
Lady |
6 |
|
|
|
29.09. |
|
|
Zauberflöte |
7 |
|
|
|
30.09. |
|
|
Tristan |
8 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Summen |
|
18 |
|
8 |
|
|
4 |
|
|
|
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|
18 x Leerstand |
12 Nutzungen incl. 4
Konzerte
|
|
|
12 x 100 = 1200 : 30 = 40 %
Nutzung
|
|
|
60 % Leerstand |
|
Und im Oktober 2018 sieht es
nicht viel anders aus:
|
Belegung Nds. Staatsoper
Hannover |
|
|
|
|
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|
|
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|
2018 |
Belegung
|
|
Szene |
|
|
Konzert |
|
Oktober |
|
Nr. |
|
Nr. |
|
|
Nr. |
|
|
|
|
|
|
|
|
01.10. |
leer |
1 |
|
|
|
|
|
02.10. |
leer |
2 |
|
|
|
|
|
03.10. |
|
|
Lady |
1 |
|
|
|
04.10. |
leer |
3 |
|
|
|
|
|
05.
10. |
leer |
4 |
|
|
|
|
|
06.
10. |
|
|
Schneewittchen |
2 |
|
|
|
07.
10. |
|
|
Tristan |
3 |
|
|
|
08.
10. |
leer |
5 |
|
|
|
|
|
09.
10. |
|
|
Zauberflöte |
4 |
|
|
|
10.
10. |
|
|
Marilyn |
5 |
|
|
|
11.
10. |
|
|
Lady |
6 |
|
|
|
12.
10. |
|
|
Zauberflöte |
7 |
|
|
|
13.
10. |
|
|
Schneewittchen |
8 |
|
|
|
14.
10. |
|
|
|
|
|
Sinfoniekonzert |
1 |
15.
10. |
|
|
|
|
|
Sinfoniekonzert |
2 |
16.
10. |
leer |
6 |
|
|
|
|
|
17.
10. |
|
|
Zauberflöte |
9 |
|
|
|
18.
10. |
leer |
7 |
|
|
|
|
|
19.
10. |
|
|
Zauberflöte |
10 |
|
|
|
20.
10. |
|
|
Butterfly |
11 |
|
|
|
21.
10. |
|
|
Tristan |
12 |
|
|
|
22.
10. |
leer |
8 |
|
|
|
|
|
23.
10. |
leer |
9 |
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|
|
|
|
24.
10. |
leer |
10 |
|
|
|
|
|
25.
10. |
leer |
11 |
|
|
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|
|
26.
10. |
|
|
Lady |
13 |
|
|
|
27.
10. |
|
|
Schneewittchen |
14 |
|
|
|
28.
10. |
|
|
Tristan |
15 |
|
|
|
29.
10. |
leer |
12 |
|
|
|
|
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30.
10. |
leer |
13 |
|
|
|
|
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31.
10. |
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|
Marilyn |
16 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
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Summen |
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13 |
|
16 |
|
|
2 |
|
|
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13 x
Leerstand |
18
Nutzungen incl. 2 Konzerte
|
|
|
18 x
100 = 1800 : 31 = 58 %
Nutzung
|
|
|
42 %
Leerstand |
|
Die Verwaltung des Landes
argumentiert, die Hauptbühne und
entsprechend der Zuschauerraum
des großen Hauses müssten für
Proben zu Verfügung stehen, um
die Sicherheit auf der Bühne bei
den Vorstellungen zu
gewährleisten.
Zweifellos besteht Gefährdung
der Mitarbeiter aus Technik und
Kunst, wenn überdimensionierte,
kostenmäßig aus dem Ruder
laufende Bühnenbauten - sprich
Bühnenbilder - den Bühneraum
zustellen und die natürlich
zusammenstürzen können, wenn
Darsteller auf ihnen gemäß den
Weisungen unqualifizierter Regie
'herumhampeln'.
Es stellt sich die Frage, warum
bedarf es derartiger Aufbauten,
die meist ein Eigenleben führen
bzw. mit dem Stück nichts zu tun
haben.
Bestes Beispiel: Produktion
Hannover 'Der fliegende
Holländer'.
Es stellt sich die weitere
Frage, warum in Hannover für
Millionen Proben- und
Werkstatträume zur Verfügung
stehen, wenn diese
offensichtlich nichts mit den
Abmessungen der Hauptbühnen zu
tun haben, so dass diese für
Proben genutzt werden, statt
dass auf ihr allabendlich
Vorstellungen vor zahlendem
Publikum stattfinden.
Dem Steuerzahler muss dies
auffallen und es muss von ihm
hinterfragt werden, wer für
derartiges Misswirtschaften
verantwortlich ist.
Hier zur Erinnerung:
- http://www.telezeitung-
online.de/Thema_des_Tages_27._Oktober_2015_'Rusalka'.htm
- http://www.telezeitung-
online.de/Neues_vom_Tage_22._Juli_2014_%27Meistersinger%27.htm
- http://www.telezeitung-
online.de/Thema_des_Tages_12._Dezember_2015_'Freischuetz'.htm
- http://www.marie-louise-gilles.de/Bericht_-_'Die_verkaufte_Braut'_-
_Hannover_-_29.10.2016.htm
-
http://www.marie-louise-gilles.de/Bericht_%20-_'Falstaff'_-_Nds._Staatsoper_Hannover_-
12.03.2016.htm
- http://www.telezeitung-
online.de/Neues_vom_Tage_20._Oktober_2014_%27RW-
Stipendiaten%27.htm
Bei einer Begehung mit Publikum
von Werkstätten der Nds.
Staatstheater Hannover GmbH
stellte dessen kaufmännischer
Leiter, Jürgen Braasch, am 6.
Mai 2017 fest, dass er alles
mache, was nicht Kunst ist.
Dafür habe er seine Intendanten.
Für den Bühnenbildbau werden
nach seiner Aussage pro Jahr:
ca. 75 Tonnen Stahl
ca. 40.000 lfdm Holzlatten
ca. 10.500 qm Plattenwerkstoff
- ca. 2.500 qm Sperrholz
- ca. 5.000 qm Multiplex
Fichte
- ca. 3.000 qm
Tischlerplatte
verwendet, die bisher in
zeitlich veralteten Räumen unter
erschwerten Bedingungen
verarbeitet werden.
Daher ist eine Verbesserung der
Arbeitsbedingungen notwendig.
Zur Zeit der Präsentation waren
70 Mitarbeiter in den
Dekorationswerkstätten
beschäftigt:
08 Personen in Werkstattleitung
und Konstruktionsbüro
31 Personen in Tischlerei
11 Personen Schlosserei
14 Personen Malersaal
06 Dekorateure
Material wird verwendet und
Personen kommen zum Einsatz, um
dreidimensionale Bühnenaufbauten
für insgesamt 40 Premieren pro
Jahr mit 10 für die Oper, 11
Produktionen im Schauspielhaus,
5 Ballhof, der Rest
Cumberland'sche Bühnen und
Opernball und Sonderaufgaben zu
erstellen.
Diese können aber in den
Werkstätten nicht zusammengebaut
werden. Hier muss man sich aus
Platzgründen auf ein Puzzlespiel
mit einer Teil-Erstellung
beschränken. Ein probeweiser
Zusammenbau des meist riesigen
Bühnenaufbaus, sprich
Bühnenbilds, ist in den heutigen
Räumlichkeiten der Werkstätten
nicht möglich. Daher kann eine
Montage des Bühnenbilds erst auf
den Originalbühnen erfolgen.
Bei diesem Zusammenbau muss sich
die Statik des Bühnenbildes als
solider Stahl- und Holzbau
beweisen. Gänge, Bewegungen,
selbst in extremer Form, müssen
den Darstellern möglich sein,
ohne dass diese Angst haben
müssen, das Bühnenbild aus Stahl
und Holz bricht unter ihnen
zusammen.
Um den Anforderungen des
Arbeitsschutzes gerecht zu
werden, sind daher neue
Werkstätten für die Nds.
Staatstheater Hannover GmbH
erforderlich. Bereits bestehende
Räumlichkeiten in der Bornumer
Straße 150 - 154 werden durch
Zukauf von Gelände erweitert.
Die bisherige Besitzerin
Tengelmann gibt die ganze Fläche
an das Land Niedersachsen ab, so
dass nicht der erste Plan
umgesetzt wird, Räumlichkeiten
von Tengelmann erstellen zu
lassen, um diese dann
anzumieten, sondern in eigener
Regie und nach eigenen
Vorstellungen die Räume für
Werkstätten und Proben zu
gestalten.
Grundsätzlich stellt sich hier
natürlich die Frage, ob es
derartiger Bühnenbauten bedarf,
um ein Stück effektvoll in Szene
zu setzen.
Beispiel hier 'Tartuffe' von
Moliere am Schauspiel in
Hannover.
Eine Stahlkonstruktion,
zylindrisch gebaut, acht Meter
hoch, oben ein Kranz aus Stahl
mit Rundum-Vorhangschiene, mit
Rundhorizont und innenliegender
Drehbühne.
Oder 'Der fliegende Holländer'
an der Nds. Staatsoper Hannover
.
Ein dreigeschossiger
Bühnenaufbau als
Einheitsbühnenbild - also für
alle drei Szenen:
Dalands Schiff, Spinnstube und
Hafen, der dann mit dem Stück
überhaupt nichts zu tun hat,
sondern nur Geld in Form von
Materialien und Arbeitszeiten
kostet.
Erinnert sei an die 'Giovanni'-Produktion
des NDR im Park hinter dem
Rathaus von Hannover.
Abgesehen vom Bühnenaufbau,
bestand die Bühneneinrichtung
aus einer Couch und einem
Sessel.
Die eigentliche Vorstellung mit
2.000 Sitzplätzen war nach zwei
Stunden ausverkauft, so dass
sich der NDR entschloss, auch
die Generalprobe für Zuschauer
zu öffnen.
Zu dem Publikum vor der Bühne,
sammelten sich Tausende im Park.
Auf Großbildwänden verfolgten
sie das Bühnengeschehen,
korrespondierend zu dem, was im
Fernsehen zeitversetzt geboten
wurde.
Zum fünften Mal ein NDR Open Air
- als voller Erfolg.
40.000Menschen besuchten im Jahr
2018 die zwei Vorstellungen
dieser Produktion.
Schlussfolgerung:
Es wird grundsätzlich ein viel
zu großer Aufwand bei der
Gestaltung von Bühnenbildern
getrieben.
In Hannover bedeutet dies, dass
aufgrund der veralteten
Werkstätten, Bühnenbauten in
diesen nicht getestet, sondern
erst auf der Originalbühne
aufgebaut und ausprobiert werden
können.
Das hat zur Konsequenz, dass
dieses Bühnenbildausprobieren
der Nds. Staatstheater GmbH den
Spielbetrieb behindert und eine
wirtschaftliche Auslastung der
Häuser nicht gegeben ist.
Sieht man den Trend in den
Theatern, die Bühnenbilder von
Kunstmalern erstellen zu lassen,
so sind die dreidimensionalen
Bühnenbilder 'out'.
Nach Georg Baselitz als
Ausstatter der Münchner
Parsifal-Neuinszenierung und
nach Neo Rauch als
Bühnenbildner des neuen
Bayreuther Lohengrin ist mit
Lüpertz in Regensburg der
dritte namhafte bildende
Künstler als Opernausstatter
innerhalb weniger Monate in
Bayern aktiv. Einst gang und
gäbe, dass bildende Künstler
selbstverständlich auch für
die Bühne arbeiteten, setzt
sich diese Praxis nach einer
Zeit, in der Kunst vor allem
autonom sein wollte,
allmählich wieder durch.
|
Allerdings wird der Einsatz von
Kunstmalern auch kritisch
gesehen. In München musste sich
Georg Baselitz mit seinem 'Parsifal'-Bühnenbild
das Missfallen des Publikums
gefallen lassen.
Hannoversche
Allgemeine
6. September 2018
Aber natürlich können sich
technische Einrichtungen wie
Werkstätten nicht an Moden
orientieren, sondern müssen
möglichst viele - wenn nicht
alle - Eventualitäten abdecken.
Tristan und Isolde
Wenn Richard Wagner in seinem
'Tannhäuser' die Minnesänger
Wolfram von Eschenbach und
Walther von der Vogelweide
auftreten lässt, so gehörte
eigentlich Gottfried von
Straßburg mit auf die Bühne,
denn er war Zeitgenosse und
schuf einen der wichtigsten
Beiträge zu den Liebesgedichten
der Zeit um 1250.
Robert Schumann plante 1846 die
Komposition einer Oper 'Tristan
und Isolde', zu der ihm Robert
Reinick das Libretto schrieb,
das erst 90 Jahre später in der
Zeitschrift 'Die Musik'
veröffentlicht wurde. Es ist
anzunehmen, dass Richard Wagner
auch diese Überlegungen bekannt
wurden, da er mit Schumann im
Leipziger Engelclub verkehrte
und er selber dort 1845 den Text
seines 'Lohengrin' den
Clubmitgliedern zur Kenntnis
brachte.
Auch Karl Ritter, der Sohn
seiner Gönnerin Julie Ritter,
dachte, nachdem er sich von der
Musik abgewandt hatte, 1854 an
eine Dramatisierung eines 'Tristan'-Stoffes
und teilt dies Richard Wagner
mit. Ritter geht aber bei seiner
Fassung von allen
Äußerlichkeiten des Epos aus,
während sich Wagner auf die
innere Tragik Tristan / Isolde
aus den deutschen Fassungen von
Friedrich von der Hagen,
herausgegeben 1823 in Breslau
und Hermann Kurz aus dem Jahr
1844 stützt.
http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10109390_00009.html
Die Würdigung dieses Troubadours
Gottfried von Straßburg
verschiebt Wagner aus der Zeit
der Entstehung des 'Tannhäuser',
dessen sein erstes Erfassen in
das Jahr 1841 zurückreicht und
dessen Uraufführung am 19.
Oktober 1845 in Dresden
stattfand, in seinen 'Tristan',
der nach größten technischen,
organisatorischen und
musikalischen Schwierigkeiten am
10. Juni 1865 in der Bayerischen
Hofoper München uraufgeführt
wurde.
Aus einen Brief an Mathilde
Wesendonck vom 19. Dezember 1859
Zitat
Programmatische
Erläuterungen.
I. Tristan und Isolde.
Vorspiel.
Ein altes, unerlöschlich neu
sich gestaltendes, in allen
Sprachen des
mittelalterlichen Europas
nachgedichtetes
Ur-Liebesgedicht sagt uns
von Tristan und Isolde.
Der treue Vasall hatte für
seinen König diejenige
gefreit, die selbst zu
lieben er sich nicht
gestehen wollte, Isolden,
die ihm als Braut seines
Herren folgte, weil sie dem
Freier selbst machtlos
folgen mußte.
Die auf ihre unterdrückten
Rechte eifersüchtige
Liebesgöttin rächte sich:
den, der Zeitsitte gemäß für
den nur durch Politik
vermählten Gatten von der
vorsorglichen Mutter der
Braut bestimmten Liebestrank
läßt sie durch ein
erfindungsreiches Versehen
dem jugendlichen Paare
kredenzen, das, durch seinen
Genuß in hellen Flammen
auflodernd, plötzlich sich
gestehen muß, daß nur sie
einander gehören.
Nun war des Sehnens, des
Verlangens, der Wonne und
des Elendes der Liebe kein
Ende; Welt, Macht, Ruhm,
Ehre, Ritterlichkeit, Treue,
Freundschaft - Alles wie
wesenloser Traum zerstoben;
nur Eines noch lebend:
Sehnsucht, Sehnsucht,
unstillbares, ewig neu sich
gebärendes Verlangen,
Dürsten und Schmachten;
einzige Erlösung: Tod,
Sterben, Untergehen,
Nichtmehrerwachen!
Der Musiker, der dieses
Thema sich für die
Einleitung seines
Liebesdramas wählte, konnte,
da er sich hier ganz im
eigensten, unbeschränktesten
Elemente der Musik fühlte,
nur dafür besorgt sein, wie
er sich beschränkte, da
Erschöpfung des Themas
unmöglich ist. So ließ er
denn nur einmal, aber im
lang gegliederten Zuge, das
unersättliche Verlangen
anschwellen, von dem
schüchternsten Bekenntniß,
der zartesten Hingezogenheit
an, durch banges Seufzen,
Hoffen und Zagen, Klagen und
Wünschen, Wonnen und Qualen,
bis zum mächtigsten Andrang,
zur gewaltsamsten Mühe, den
Durchbruch zu finden, der
dem grenzenlos begehrlichen
Herzen den Weg in das Meer
unendlicher Liebeswonne
eröffne.
Umsonst!
Ohnmächtig sinkt das Herz
zurück, um in Sehnsucht zu
verschmachten, in Sehnsucht
ohne Erreichen, da jedes
Erreichen nur wieder neues
Sehnen ist, bis im letzten
Ermatten dem brechenden
Blicke die Ahnung des
Erreichens höchster Wonne
aufdämmert: es ist die Wonne
des Sterbens, des
Nichtmehrseins, der letzten
Erlösung in jenes
wundervolle Reich, von dem
wir am fernsten abirren,
wenn wir mit stürmischester
Gewalt darin
einzudringen uns mühen.
Nennen wir es Tod?
Oder ist es die nächtige
Wunderwelt, aus der, wie die
Sage uns meldet, ein Epheu
und eine Rebe in inniger
Umschlingung einst auf
Tristan's und Isolde's Grabe
emporwuchsen?
Vorspiel und Schluß.
a) Vorspiel (Liebestod).
Tristan führt, als
Brautwerber, Isolde seinem
Könige und Oheim zu.
Beide lieben sich.
Von der schüchternsten Klage
des unstillbaren Verlangens,
vom zartesten Erbeben bis
zum furchtbaren Ausbruch des
Bekenntnisses hoffnungsloser
Liebe durchschreitet die
Empfindung alle Phasen des
sieglosen Kampfes gegen die
innere Gluth, bis sie,
ohnmächtig in sich
zurücksinkend, wie im Tode
zu verlöschen scheint.
b) Schlußsatz (Verklärung).
Doch, was das Schicksal für
das Leben trennte, lebt nun
verklärt im Tode auf; die
Pforte der Vereinigung ist
geöffnet.
Über Tristan's Leiche
gewahrt die sterbende Isolde
die seligste Erfüllung des
glühenden Sehnens, ewige
Vereinigung in ungemessenen
Räumen, ohne Schranken, ohne
Banden, unzertrennbar!
Zitatende
[Sämtliche Schriften und
Dichtungen: Zwölfter Band,
S. 612. Digitale Bibliothek
Band 107:
Richard Wagner: Werke,
Schriften und Briefe, S.
6628 (vgl. Wagner-SuD Bd.
12, S. 345)]
|
Wann Richard Wagner den Stoff für
sich zur Verarbeitung aufnahm,
ist noch immer nicht endgültig
festgestellt, zumal die Herkunft
des Stoffes vielfältig ist.
Zitat
- keltisch, französisch oder
anglonormannischer Urtristan
- ähnliche Motive auch in
persischen Sagen
- in zweiten Hälfte des 12.
Jh. in Frankreich allgemein
bekannt,
formierte sich zum Roman
(„Estoire“ > verlorener
Tristan
von Chrétien von Troyes)
- Thomas von Bretagne
(1160/65)
- erster dt. Bearbeiter:
Eilhart von Oberge (um
1170), nur fragmen-
tarisch erhalten
- französische Fassung des
Bérol (nach 1190)
Zitatende
Universität Leipzig -
8.05.07 - Institut für
Germanistik – Tristan:
Stoffgeschichte
|
Zu Gottfried von Straßburg
'Tristan' aus dem Jahr 1210 gibt
es weitere bekannte Fassungen.
Zitat
- Fortsetzungen Gottfrieds
durch
Ulrich von Türheim (um
1240),
Heinrich von Freiberg (um
1290)
und deutscher Prosaroman
(2. Hälfte 15. Jh.)
- Hans Sachs (1553) >
dramatische Bearbeitung
- französischer Prosaroman
(2. Hälfte 13. Jh.) >
verband Stoff mit
Artus-Stoff
- Stoff verbreitet sich in
ganz Europa > 13. bis 15.
Jh.: die norwegische
Tristramssaga,
das isländische
Tristanlied,
das englische
Erzählgedicht Sir Tristrem,
der französische
Prosaroman Tristan en prose
und italienische Novellen;
- im ausgehenden 18.
Jahrhundert setzte mit
Neuausgaben der
mittelalterlichen
Tristan-Dichtungen eine
Renaissance des Stoffes ein.
Zitatende
Universität Leipzig - Dr.
habil. Johannes Endres -
Referenten: Michelle Göpner,
Michael Siebert
|
Es ist anzunehmen, dass ihm die
Gottfried-von-Straßburg-Dichtung
schon aus frühester Jugend
bekannt war, da er 1830 als
17-Jähriger im Verlag seines
Schwagers Brockhaus in Leipzig
an der Verfassung dessen
Konversationslexikons durch
Korrekturlesen beteiligt war.
Nachdem Brockhaus wegen des
Abdienens von Schulden Richard
Wagners Büchersammlung
konfiszierte, schuf der sich
eine neue Bibliothek, die von
Kurt von Westernhagen erfasst
und veröffentlicht wurde. Die
Neuausgabe der Zusammenstellung
erschien im Jahr 1966.
In ihr befindet sich auch das
Gedicht 'König Mark und Isolde'
von Julius Mosen, einem
Rechtsanwalt, in Dresden zum
Bekanntenkreis Richard Wagners
gehörend, aus dem Jahr der
Publizierung 1842, verlegt bei
Cotta, Stuttgart und Tübingen,
so dass Richard Wagner auch hier
Zugang zum Stoff fand. Bekannt
wurde Mosen mit seinem
Andreas-Hofer-Gedicht:
"Zu
Mantua in Banden ...."
Mit Sicherheit kannte Richard
Wagner die Geschichte um einen
Liebestrank, die von Gaetano
Donizetti in seinem 'L'elisier
d'amore' 1832 als Melodramma
giocoso im Teatro della
Canobbiana in Mailand
uraufgeführt wurde und die ab
1841 auf dem Spielplan der
Dresdener Hofoper stand.
Da Wagner ab 1842 dort - nach
seiner Rückkehr aus Frankreich -
als Kapellmeister tätig war,
kannte er mit Sicherheit die
Textstelle beim Auftritt der
Adina:
"Tief von Isoldens Reizen
War Tristans Herz getroffen"
bzw. im Original
"Della crudele Isotta
il bel Tristano ardea,
né fil di speme avea
di possederla un dì."
Als Richard Wagner
sich später mit den
'Meistersingern' - die
Prosafassung entstand in
Marienbad im Juli 1845 parallel
zu der des 'Lohengrin' -
intensiv beschäftigte, wurde
auch hier im Gespräch Sachs -
Eva das Thema Tristan
aufgegriffen, als er Sachs sagen
lässt:
SACHS
"Mein Kind, von Tristan und
Isolde
kenn' ich ein traurig Stück:
Hans Sachs war klug und wollte
nichts von Herrn Markes Glück."
1901 beschäftigte sich Thomas
Mann mit dem Thema 'Tristan' und
schrieb 1901 eine gleichnamige
Novelle, die 1903 in der
Sammlung, die auch Tonio Kröger
enthält, erschien.
Zitat
Und sie fuhren fort in den
trunkenen Gesängen des
Mysterienspieles.
Starb je die Liebe?
Tristans Liebe?
Die Liebe deiner und meiner
Isolde?
Oh, des Todes Streiche
erreichen die Ewige nicht!
Was stürbe wohl ihm, als was
uns stört, was die Einigen
täuschend entzweit? Durch
ein süßes Und verknüpfte sie
beide die Liebe ... zerriss
es der Tod, wie anders als
mit des einen eigenem Leben
wäre dem anderen der Tod
gegeben? Und ein
geheimnisvoller Zwiegesang
vereinigte sie in der
namenlosen Hoffnung des
Liebestodes, des endlos
ungetrennten Umfangenseins
im Wunderreiche der Nacht.
Süße Nacht!
Ewige Liebesnacht!
Alles umspannendes Land der
Seligkeit!
Wer dich ahnend erschaut,
wie könnte er ohne Bangen je
zum öden Tage
zurückerwachen?
Banne du das Bangen, holder
Tod!
Löse du nun die Sehnenden
ganz von der Not des
Erwachens!
0 fassungsloser Sturm der
Rhythmen!
O chromatisch
empordrängendes Entzücken
der metaphysischen
Erkenntnis!
Wie sie fassen, wie sie
lassen, diese Wonne fern den
Trennungsqualen des Lichts?
Sanftes Sehnen ohne Trug und
Bangen, hehres, leidloses
Verlöschen, überseliges
Dämmern im Unermesslichen!
Du Isolde, Tristan ich,
nicht mehr Tristan, nicht
mehr Isolde ---
Plötzlich geschah etwas
Erschreckendes.
Die Spielende brach ab und
führte ihre Hand über die
Augen, um ins Dunkel zu
spähen, und Herr Spinell
wandte sich rasch auf seinem
Sitze herum.
Die Tür dort hinten die zum
Korridor führte, hatte sich
geöffnet, und herein kam
eine finstere Gestalt,
gestützt auf den Arm einer
zweiten.
Es war ein Gast von 'Einfried',
der gleichfalls nicht in der
Lage gewesen war, an der
Schlittenpartie
teilzunehmen, sondern diese
Abendstunde zu einem seiner
instinktiven und traurigen
Rundgänge durch die Anstalt
benutzte, es war jene
Kranke, die neunzehn Kinder
zur Welt gebracht hatte und
keines Gedankens mehr fähig
war, es war die Pastorin
Höhlenrauch am Arme ihrer
Pflegerin.
Ohne aufzublicken durchmaß
sie mit tappenden,
wandernden Schritten den
Hintergrund des Gemaches und
entschwand durch die
entgegengesetzte Tür, -
stumm und stier, irrwandelnd
und unbewusst. -
Es herrschte Stille.
Zitatende |
Auszug aus Thomas Mann -
'Tristan' - Reclam Seite 33 - 34
https://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/seiler/novellen/mann55.htm
Die Lektüre von Schopenhauers
'Die Welt als Wille und
Vorstellung' mit dessen
Verneinung von Lebensfreude und
Lebenslust wie sie sich als
Sehnsucht nach der erlösenden
Nacht widerspiegeln, zeigen
Wagners weiteren Weg zum 'Tristan'-Stoff.
Bekannt war ihm mit Sicherheit
auch Friedrich von Hardenbergs
'Hymne an die Nacht' von 1797
und das Gedicht 'Tristan' von
August von Platen aus dem Jahr
1825.
Wagners persönliche schwierige
finanziellen Lage trug zur
Entstehung des Werkes bei, denn
bei der Besetzung einer Oper mit
nur fünf Solisten, wenig Chor
und der damit leichteren
Aufführungsmöglichkeit durch die
Theater, sah er die Möglichkeit,
schneller an Geld zu kommen.
Alle seine bisherigen Werke für
die Opernbühne:
'Die Hochzeit' - 1833
'Die Feen' - 1834
'Das Liebesverbot' - 1840
'Rienzi' - 1840
'Der Fliegende Holländer' - 1841
'Tannhäuser' - 1845
'Lohengrin' - 1848
waren 'belastet' durch großen
szenischen, solistischen und
chorischen Aufwand.
Er brauchte als Angebot an die
Theater dringend ein Stück, das
sich schnell verbreiten konnte,
nach seiner Auffassung überall
zu spielen war und ihm schnell
aus seiner fast immer währenden
finanziellen Not half.
Dabei saß er gerade am 'Ring des
Nibelungen', der mit seinen drei
Teilen und einem Vorabend, für
die Theater - auch nach eigener
Erkenntnis - schwer zu
realisieren sein würde.
'Das
Rheingold' - gedichtet
1852 - komponiert 1854
'Die
Walküre' - gedichtet 1852
- komponiert 1854
'Siegfried'
– als 'Der junge Siegfried'
gedichtet –
komponiert ab 22. September 1856
- unterbrochen am 26. Juni 1857
und
…
An Marie von
Sayn-Wittgenstein, Weimar
Zürich, vor 20. VIII. 1857
Zitat
... Ich war im Siegfried bis
dahin gekommen, wo dieser
den Mime fortgejagt hat und
nun mit dem Ausruf: »daß der
mein Vater nicht ist, wie
fühle ich mich drob so froh«
sich dem Genusse der
Einsamkeit überläßt.
Bereits hatte ich im
Manuskripte von meinem
Helden Abschied genommen und
jenes weggeschlossen; nach
einiger Unterbrechung hatte
ich mir eines Morgens schon
das Papier zum Konzept für
die Tristan-Dichtung
zurechtgelegt, als mich
plötzlich ein solch
sehnsüchtiger Jammer um den
Siegfried bewältigte, daß
ich ihn wieder hervorholte
und mindestens die
Vollendung des 2. Aktes
beschloß.
Diese ist nun ausgeführt;
Fafner ist tot, Mime ist tot
und Siegfried ist dem
fortflatternden Waldvogel
nachgelaufen.
Zitatende |
… fortgeführt mit dem zweiten
Akt ab 1865, der dritte Akt 1869
vollendet.
Götterdämmerung - aus
'Siegfrieds Tod' entwickelt, der
schon 1848 in den Anfängen aus
der Zeit in Dresden herrührt,
umgestaltet 1852, komponiert
1869 bis 1872.
Die Zeit nach Dresden mit den
aus politischen Gründen von der
Bevölkerung angezettelten
Aufständen, seine Beteiligung
als Wachmann auf dem Turm der
Kreuzkirche am 5. und 6. Mai
1849, die Flucht über Chemnitz,
Weimar und - mit der Hilfe von
Franz Liszt über den Bodensee in
die Schweiz nach Zürich.
Zunächst wohnte er dort am
Rennweg 55, bis seine Frau Minna
im September 1849 samt dem
ganzen Hausrat und mit Hund und
Papagei anreiste.
Nun bezogen die Wagners zunächst
eine Parterrewohnung in den
hinteren Escher-Häusern am
Zeltweg in Hottingen, bis sie –
nach zwei Abstechern – im
Frühjahr 1853 für rund vier
Jahre in den vorderen
Escher-Häusern eine Wohnung im
zweiten Stock übernahmen.
Hier entstanden „Unter dem
härtesten Druck der
Nahrungssorgen und in stets
sieglosem Kampf gegen die Kälte
eines sonnenlosen
Parterrestübchens“ (ML) im
Spätherbst 1849 die grundlegende
Schrift „Das Kunstwerk der
Zukunft“ in der erstmals von
einem „künstlerischen
Gesamtwerk“ die Rede ist, das
die „Totalität der Natur“
spiegelt und „alle Gattungen der
Kunst zu umfassen hat“.
Seine wirtschaftliche Lage war
schwierig.
Immer wieder mussten Freunde und
Bekannte aushelfen.
Fortwährend war sein Leben
geprägt durch finanzielle Nöte.
Im Januar 1852 lernte er dann in
Zürich bei einem Konzert, das er
dirigierte, den wohlhabenden
Großkaufmann Otto Wesendonck und
seine Frau Mathilde, geb.
Luckemeyer, kennen, der ihn ab
1853 finanziell großzügig
unterstürzte. Das Gartenhaus
neben der Wesendonck'schen Villa
oberhalb von Zürich stellte er
Wagner als Wohnhaus zur
Verfügung, der es sein 'Asyl'
nannte.
Damit begann ein als sich
wichtiger auslösender Faktor für
die Arbeit am 'Tristan', die im
Laufe der Züricher Zeit zu einem
innigen - wohl rein platonischem
- Liebesverhältnis sich
entwickelnde Bekanntschaft mit
Mathilde Wesendonck.
Am 19. Dezember 1856 begann
Wagner mit der Konzeption und
der Niederschrift der ersten
musikalischen Themen zum
'Tristan', den er immer noch für
ein einfaches Werk zum
Geldverdienen hielt.
Und noch am 28. Juni 1857 teilt
er Liszt mit, dass er jetzt den
'Tristan' in kleinen die
Aufführung erleichternden
Dimensionen ausführen werde. Er
hoffe, dass er durch den
'Tristan', der ein durchaus
praktikables Opus sei, für
einige Zeit "flott" gehalten
werde.
Eine Verbindung zum später von
ihm geschaffenen ’Parsifal’ sah
er anfänglich, als er den, den
Gral suchenden Ritter, am
Siechbett Tristans erscheinen
lassen wollte.
Am 1. Juli 1857 besuchte ihn
Eduard Devrient, Intendant der
Karlsruher Oper, in Zürich. Er
war der Bariton, der 1829 mit
Felix Mendelsohn Bartholdy die
Matthäuspassion von Johann
Sebastian Bach in der Berliner
Singakademie nach vielen Jahre
des Liegenlassens der
Bevölkerung wieder zu Gehör
brachte.
Durch anderweitige Auftritte
überanstrengte sich Devrient
stimmlich, so dass er als Sänger
nicht mehr auftreten konnte und
sich auf die Theaterleitung,
erst in Dresden, dann eben in
Karlsruhe konzentrieren musste.
In Zürich sprachen Devrient und
Wagner über die Möglichkeiten,
den 'Tristan' in Karlsruhe
uraufzuführen.
Am 20. August 1957 begann Wagner
mit der Niederschrift der
Prosafassung des 'Tristan' und
arbeitete unmittelbar daran an
der Urschrift der Dichtung.
Am 18. September 1857 übergab
Wagner an Mathilde Wesendonck
die Urschrift des Werkes, von
der die Bülows - Hans und Cosima
-, die zehn Tage später zu
Besuch nach Zürich kamen eine
Abschrift nach Berlin mitnahmen.
Bülow ahnte nicht, dass er 1865
derjenige sein werde, der das
Werk in München der
Öffentlichkeit vorstellt.
Auch der Karlsruher Intendant
Devrient erhielt eine Abschrift.
Als der aber dann diese Texte
vom 'Tristan' las, vermerkte er
am 28. Dezember 1857 in seinem
Tagebuch:
Zitat
"Im Theater das neue
Operngedicht Richard Wagners
„Tristan und Isolde"
gelesen, das ich dem
Großherzog übergeben soll.
Das ist wahre Faselei.
Gar keine dramatische
Entwicklung, es sind
einzelne Momente des Epos
dargestellt, die mühsam
durch Rekapitulation das
Geschehen exponieren müssen.
in unerträglich breiter,
altdeutsch unverständlicher
Behandlung.
Der 3. Akt ganz überflüssig,
er könnte der Schluß des
zweiten sein. Überhaupt wie
dürftig die Handlung, wie
unverständlich!
Aber starkes
Situationsgefühl ist wieder
darin.
Das ist ein gutes
dramatisches Element, macht
aber noch kein Drama. -
Richard Wagner schreibt, daß
er Aussicht auf Begnadigung
habe und im Winter
herzukommen hoffe.
Das ist auch ein Gespenst,
das unserer hinlänglich
zerstörten Ruhe droht."
Zitatende
Eduard Devrient - 'Aus
seinen Tagebüchern' - Teil
1852 - 1870 |
Somit war an eine Aufführung in
Karlsruhe nicht mehr zu denken.
Die Beziehung zu Mathilde hatte
sich in künstlerischer Hinsicht
stark entwickelt. Man war sich
nahe, sie dichtete, er vertonte
die fünf Texte, die als
Wesendonck-Lieder mit den Titeln
-
Der Engel, (30. November 1857),
Träume, (4./5. Dezember 1857),
Schmerzen, (17. Dezember 1857),
Stehe still, 22. Februar 1858),
Im Treibhaus, (1. Mai 1858)
- in die Musikgeschichte
eingingen und von Wagner selber
als „Besseres als diese Lieder
habe ich nie gemacht, und nur
sehr weniges von meinen Werken
wird ihnen zur Seite gestellt
werden können“ - bezeichnet
wurden.
Die persönlichen Schwierigkeiten
zwischen Minna Wagner - sie sah
in Mathilde eine Konkurrentin,
die sich über Kunst und über den
'Tristan' ihrem Manne Richard
näherte - eskalierten, als Minna
ein Schreiben, das wie üblich
per Boten zum Haus Wesendonck
geleitet werden sollte, von ihr
abgefangen und zum Anlass für
heftigste Vorwürfe verwendet
wurde.
Zitat
"Am Morgen ward ich wieder
vernünftig und konnte
herzinnig zu meinem Engel
beten, und dieses Gebet ist
Liebe!
Liebe!
Tiefste Seelenfreude an
dieser Liebe, der Duell
meiner Erlösung! -
Nun kam der Tag mit seinem
üblen Wetter, die Freude,
Dich zu sehen, war mir
versagt, die Arbeit ging
noch immer nicht.
So war mein ganzer Tag ein
Kampf zwischen Mißmut und
Sehnsucht nach Dir ......
Sei mir gut, das Wetter
scheint mild, heut' komme
ich wieder in Deinen Garten,
sobald ich Dich sehe.
Ich hoffe Dich einen
Augenblick ungestört zu
finden.
Nun meine ganze Seele zum
Morgengruß!
R. W."
Zitatende
Brief an Mathilde Wesendonck
vom 7. April 1858
|
Aufgrund des Eklats, den dieser
Vorgang auslöste musste das
'Asyl' aufgegeben werden. Minna
löste den Haushalt auf, setzte
Annoncen in die Tagszeitung,
verkaufte den Hausrat unter
großer 'Anteilnahme' der
Bevölkerung und kehrte nach
Sachsen zurück.
Wagner verließ am 17. August
1858 das Züricher 'Asyl' und
reiste nach Venedig, wo er -
ohne von Pferdegetrappel oder
von den Geräuschen aus der
Schmiede gegenüber wie in seiner
ersten Wohnung in Zürich gestört
zu werden - am 'Tristan'
weiterarbeitete.
Am 8. Dezember 1858 vermerkte er
im Tagebuch für Mathilde
Wesendonck:
Zitat
"Seit gestern beschäftige
ich mich wieder mit dem
Tristan. Ich bin immer noch
im zweiten Akte. Aber - was
wird das für Musik! Ich
könnte mein ganzes Leben nur
noch an dieser Musik
arbeiten (...) So etwas habe
ich denn doch noch nicht
gemacht: aber ich gehe auch
ganz in dieser Musik auf;
ich will nichts mehr davon
hören, wann sie fertig
werde. Ich lebe ewig in
ihr."
Zitatende |
... und am 10. März 1859 schrieb
er direkt an sie:
Zitat
"Endlich bin ich gestern mit
meinem zweiten Akte, dem
großen, Allen so
bedenklichen (musikalischen)
Problem fertig geworden, und
weiß es auf eine Art gelöst,
wie noch keines. Es ist der
Gipfel meiner bisherigen
Kunst."
Zitatende |
Am 10. April 1859 teilte er ihr
mit:
Zitat
"Der dritte Akt ist
begonnen. Mir ist dabei
recht deutlich, daß ich nie
etwas Neues mehr erfinden
werde: jene eine höchste
Blütenzeit hat in mir eine
solche Fülle von Keimen
getrieben, daß ich jetzt nur
immer in meinem Vorrat
zurückzugreifen habe, um mit
leichter Pflege mir die
Blume zu erziehen."
Zitatende |
Der 'Tristan' lag dann jahrelang
unaufgeführt.
Kein Theater traute sich an das
Stück.
Auch Wien, das sich anfänglich
interessiert zeigte, lehnte nach
77 Klavierproben - innerhalb von
zwei Jahren - ab.
Das Werk wurde für unspielbar
erklärt.
Nach dieser Entscheidung und
auch um der Verhaftung wegen zu
hoher privater Schulden zu
entgehen, verließ Wagner am 23.
März 1864 Wien. Er floh nach
Zürich und Mariafeld zu Eliza
Wille, die ihn für einige Tage
aufnahm - ihr Ehemann hielt sich
gerade zu Studien in Istanbul
auf - prophezeite ihm eine
positive Entwicklung in
kürzester Zeit.
Am 28. April 1864, reiste er
nach Stuttgart, um sich auf die
Schwäbische Alb zurückzuziehen,
um in Ruhe und Abgeschiedenheit
die 'Meistersinger'
fertigzustellen, die er in
Biebrich begonnen hatte.
Im Hotel Marquardt in Stuttgart
übergab ihm am 3. Mai 1864
Kabinettssekretär Hofrat von
Pfistermeister einen Ring und
eine Mitteilung des Königs von
Bayern. Ludwig II. wünschte ihn
zu sehen.
Noch am Abend reisten beide mit
der Bahn nach München und am 4.
Mai 1864 stand Wagner vor seinem
Gönner, der sein Leben bis zum
Ende bestimmen würde.
Richard Wagner übertitelt seinen
'Tristan' mit 'Eine Handlung' um
innere Bewegungen.
Der Erfolg für die heutige Zeit:
'Action muss her!'
Hieraus leiten dann heutige
Regisseure ihre Spielereien ab,
die dann zu:
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm
oder zu:
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Tristan_und_Isolde%27_29.11.2014_Theater_RBG_final.htm
oder zu:
http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_05._Mai_2016_'Tristan_in_LA'.htm
führen.
Irritationen ergeben sich
zusätzlich, wenn behauptet wird,
es handle sich auch beim
'Tristan' von Richard Wagner
eindeutig um eine
Ehebruchgeschichte. Gottfried
von Straßburg spricht davon,
Isolde habe nachts in den Armen
Markes gelegen, um davon
abzulenken, tagsüber bei Tristan
sein zu können.
Es ist nicht festgelegt, wie
viel Zeit zwischen dem ersten
und dem zweiten Aufzug vergehen
oder auch die Zeitspanne
zwischen zweitem und drittem
Aufzug ist unbekannt.
Auch ist bei Wagner nicht klar,
ob und ab wann Isolde de jure
die Gattin von König Marke
geworden ist.
Gab es in Richard Wagners
'Tristan' eine 'Heirat' im
wahrsten Sinne des Wortes mit
einer Brautnacht? Kann es somit
einen Ehebruch überhaupt gegeben
haben?
Zu behaupten, es sei im 19.
Jahrhundert schwierig gewesen,
der Bevölkerung Wagners Art von
'Handlung' mit dem Ehebruch
näherzubringen, ist heute schwer
zu vermitteln. Damals wie heute
ist alles möglich, in kürzester
Zeit – allerdings damals mehr im
Verborgenen.
Somit gab es auch damals
Vorgänge, die sich außerhalb des
Zugriffs der Öffentlichkeit
abspielten.
Man erinnere sich an ’la grand
amour’ zwischen Richard Wagner
und Cosima von Bülow, die auch
noch Folgen in Form der Tochter
Isolde von Bülow hatte. Die
Vaterschaft Richard Wagners ist
heute anerkannt. Im
Erbschaftsprozess gegen ihre
Mutter (Beidler-Prozess) konnte
Isolde die Abstammung von
Richard Wagner nicht nachweisen.
Cosima bestritt schriftlich
wider besseres Wissen Wagners
Vaterschaft.
Immerhin war vor 90 Jahren
bezogen auf heute alles so
ungeheuerlich delikat, so dass
Hans von Wolzogen in den
Bayreuther Blättern den
'Tristan' als "Wust
sinnlich-frivoler
Minne-Spielereien" bezeichnen
konnte.
Inszenierungen aus 1981 - wie
die des BR Fernsehens im
Herkulessaal der Residenz im
München - zeigten am 18.8., am
25.8. und am 2.9.2018 (es wurde
jeweils nur ein Aufzug pro Abend
gesendet), dass man 'die
Handlung' ohne große Szenerie
und Kostümierung zeigen kann,
wobei auf diese Weise noch
Verfälschungen - wie heute beim
Regisseurstheater üblich -
vermieden werden.
Beim BR hatte man lediglich vor
die große Orgel im Hintergrund
der Bühne ein großes Segel
gespannt, auf das mal Wolken,
mal Bäume projiziert wurden.
Screenshot: Quelle: BR Fernsehen
Anders die Produktion im
’Theater für Oberfranken’.
Der erste Aufzug zeigt den
Bühnen-Raum mit Baugerüsten
vollgestellt, was so natürlich
ein stetiges Treppauf / Treppab
für die Sänger 'ermöglicht' und
eine belebte Inszenierung
suggeriert.
Aber was soll das?
Das von den Aussagen her
kümmerliche Programmheft gibt
für sieben Euro keinerlei
Hinweise, was die Szenerie
aussagen soll.
Der zweite Aufzug spielt
zwischen Fahrradständern,
Drehkreuzen, an den Wänden
Handtuchhalter und oben links
auf dem höchsten Gerüstteil
hantieren irgendwelche Leute,
die mit Scheinwerfern die Szene
mit Tristan und Isolde
beleuchten.
Das soll dann die Nacht sein,
die das Liebespaar umgibt?
Beim dritten Aufzug ist in
Bayreuth die Bühne leer - da
kann man nicht viel falsch
machen.
Es unterbleibt alles, um dem
siechen Tristan beizustehen.
Stattdessen werden dessen
Fieberträume in Form von kleinen
Häuschen - mal am Boden, mal in
der Luft, mal in dieser, mal in
jener Ecke - sichtbar, da er
überall auf und über der Bühne
Isolde zu sehen glaubt. Und die
Darstellerinnen dieser Isolden
dürfen sich beim Schlussapplaus
auch noch verbeugen.
’Bayreuther Kindergarten’.
Zwischendrin spaziert Tristan,
der Todkranke, auf der Bühne hin
und her.
Alles nur Einbildung?
Am Schluss verweigert Marke der
Isolde die Verklärung.
Er schleppt sie in den
Bühnenhintergrund.
Das Publikum reagierte und der
Tagesspiegel schrieb:
Zitat
Katharina Wagner wieder
ausgebuht
Unmut in Bayreuth. Katharina
Wagners Inszenierung von
Richard Wagners „Tristan und
Isolde“ erntete auch im
dritten Jahr Buh-Rufe.
Die Bayreuther Festspiele
sind am Mittwochabend mit
einer
umstrittenen Wiederaufnahme
von
Richard Wagners „Tristan und
Isolde“
fortgesetzt worden.
Die düstere und provokative
Inszenierung
des Liebesdramas um den
Ritter Tristan und seine
Geliebte Isolde stammt aus
dem Jahre 2015. Regisseurin
Katharina Wagner,
Chefin auf dem „Grünen
Hügel“, erntete auch im
dritten Jahr dieser
Produktion lautstarke
Buh-Rufe.
Zitatende
|
Bemerkungen eines Vollzahlers
zur szenischen Umsetzung von
’Tristan und Isolde’
Besuchte Vorstellungen am 16.
September 2018
Ankündigung der Nds. Staatsoper
Hannover
Zitat
Tristan und Isolde
Oper von Richard Wagner
Handlung in drei Akten (1856
/57 – 59) nach dem Versroman
»Tristan« des Gottfried von
Straßburg
Premiere | So 16.09.18 |
17:00 | anschließend
Premierenfeier im Foyer |
Opernhaus
Fahlheit, ausgewaschene
Farben, immer klarer
werdende Konturen – das ist
das Morgengrauen, der
Übergang von Nacht zu Tag,
diese zwielichtige Phase des
Tages. Doch für Tristan und
Isolde, dieses zum Inbegriff
tragischer Liebe gewordene
Paar, ist das Morgengrauen
mehr als nur ein Farbwert.
Für sie bedeutet der
Tagesanbruch ein Ende der
Dunkelheit, in der Umrisse
sich auflösen, Körper, Welt
und Seelen miteinander
verschmelzen. Sie wissen –
und das ist das wahre
Morgengrauen –, der Tag wird
ihnen nur die Qualen der
Entsagung bringen, denn in
dieser Welt dürfen sie nicht
vereint sein. Schließlich
ist sie, die irische
Prinzessin Isolde,
mittlerweile Frau des
kornischen Königs Marke;
schließlich ist er,
Cornwalls edler Ritter
Tristan, dessen treuer
Lehnsmann.
Doch Tristans nie
versiegende Liebe zu Isolde
ist wie die nie stillbare
Wunde, die ihn einstmals zu
Kriegszeiten unter der
falschen Identität des
Tantris zu Isolde geführt
hatte. Nur Isoldes
Heilkünste konnten die Wunde
versiegeln, doch als sie in
Tantris den Feind erkannte,
der ihren Verlobten getötet
hatte, verzichtete sie aus
Mitleid auf Rache an dem
hilfesuchenden, wehrlosen
Ritter. Seither tobt in
Tristan der Kampf zwischen
der Treuepflicht gegenüber
seinem König und seiner
Liebe zu Isolde – der Krieg,
den er einst auf dem Felde
austrug, lebt nun
schmerzhaft in seinem
Innersten weiter.
Ausgerechnet er muss Isolde
nach Kriegsende zur Hochzeit
mit Marke von Irland nach
Cornwall überführen, um den
Frieden zwischen den beiden
lange verfeindeten Völkern
zu besiegeln. Kurz vor Ende
der Reise jedoch wird die
Konfrontation von Tristan
mit Isolde unausweichlich:
Sie fordert ihn auf, einen
vorgeblichen Sühnetrank zu
trinken, von dem sie beide
denken, es sei ein
erlösendes Gift. Der zu
erwartende gemeinsame Tod
erlaubt es ihnen, sich
gegenseitig ihre Gefühle zu
offenbaren – doch als sich
der Trank als Liebeselixier
herausstellt, wandelt sich
dieser Moment höchsten
Glückes in den Moment der
größten Tragik in ihrem
Leben: Seither wissen sie,
dass diese unerfüllbare
Liebe sie bis an das Ende
ihrer Tage quälen wird. Nun
bleibt ihnen nur noch das
Dunkel der Nacht, um sich
ihrer Liebe zu vergewissern,
sich gemeinsam im Sehnen
nach Vereinigung zu
verzehren. »Tristan du, /
ich Isolde, /nicht mehr
Tristan! /Du Isolde,
/Tristan ich, /nicht mehr
Isolde!«
Handlungsträger sind nicht
mehr nur der Librettotext
und das Bühnengeschehen,
sondern in nie zuvor
dagewesenem Maße die Musik,
die dem Strom der Gedanken
der Figuren folgt und
plastisch schildert, was
ihnen unsagbar ist.
Leitmotive setzt Wagner auf
diesen verworrenen Pfaden
der Gefühle als »Wegweiser«
ein; die Welten von Tag und
Nacht erzählen mittels
bahnbrechender Harmonik
ebenso viel über die
Lichtverhältnisse wie über
den Leidensdruck und Schmerz
der Protagonisten. So wird
»Tristan und Isolde«zu einer
»der Ursprungsurkunden der
musikalischen Moderne« (Carl
Dahlhaus), die Zeugnis
ablegt vom ewigen
Widerstreit zwischen
Sehnsucht und
Pflichterfüllung, Licht und
Dunkel, Liebessehnsucht und
Liebesqual, die den
Übergangszustand wie das
Morgengrauen fliehen und nur
im absoluten Zustand des
Todesdunkels Erlösung
finden.
Leitungsteam
Musikalische Leitung
Ivan Repušić - [wegen
Krankheit ersetzt durch Will
Humburg (kj)]
Inszenierung
Stephen Langridge
Bühne und Kostüm
Conor Murphy
Licht
Susanne Reinhardt
Choreinstudierung
Lorenzo Da Rio
Dramaturgie
Christopher Baumann
Zitatende |
Am 7. September 2018 fand eine
Einführungssoirée zum 'Tristan'
in der Nds. Staatsoper Hannover
statt, die neben einige Worten
des zuständigen Dramaturgen -
die nur das brachten, was in
jedem Reclam Opernführer auch zu
lesen ist -, auch einen Besuch
der Orchesterprobe des ersten
Aktes beinhaltete.
Hierauf ging eine Mail an die
Pressestelle der Nds. Staatsoper
Hannover:
Zitat
07.09.2018
Datum
Heute, 06:59:30 UTC
Von
info@marie-louise-gilles.de
An elisabeth.schwarz@staatstheater-hannover.de
Text (1 KB)
Guten Morgen,
bei der gestern als
Bühnenorchesterprobe
abgehaltenen Veranstaltung
handelte es sich in
Wirklichkeit um eine
Arbeitsprobe.
Die zahlreichen
Unsicherheiten bei Solisten
und im Orchester gehören
nicht vor ein Publikum.
Außerdem wurde wieder einmal
ein derart
überdimensioniertes
Bühnenbild auf der
Hauptbühne ausprobiert, da
es wie viele andere in den
Werkstätten - wie von Herrn
Verwaltungsdirektor Braasch
in seiner Rede am 6. Mai
2017 ausgeführt – nicht in
Gänze aufgebaut werden kann.
Wozu ein solches Monstrum,
das die Produktivität der
Nds. Staatsoper Hannover
unter den gegebenen
Umständen einschränkt?
Mit freundlichem Gruß
ML Gilles
Zitatende
|
Bemerkungen eines Vollzahlers
'Alles Humbug'
Die freie Auswahl an Plätzen am
16.9.2018 in der dritten Reihe
des dritten Rangs:
nur vier Personen.
Die Platzanweiserin meinte,
nähme man die Armlehnen an den
Sitzen weg, dann könne man sich
hinlegen.
Auch sonst in den Rängen viele
leere Plätze.
Man hätte wieder einmal den
dritten Rang schließen können.
Es bot sich aber den Zuschauern
hier die Gelegenheit im Laufe
der Veranstaltung mehrere Plätze
auszuprobieren, mal in der
ersten Reihe, mal in der
letzten, seitlich auf dem
Einzelplatz oder mal auf der
linken Seite in der zweiten
Reihe auf dem Ecksitz.
Und am 30.9.2018 die zweite
Vorstellung 'Tristan' ersatzlos
gestrichen.
Stadt und Land verweigern sich,
gehen nicht mehr in die Nds.
Staatsoper Hannover, selbst wenn
es sich um den Beginn der neuen
Saison handelt, will nichts mehr
sehen und - nimmt man das Ende
des Abends vorweg - dann kann
man für Hannoveraner
Verhältnisse mit einem äußerst
respektablen Buh-Konzert beim
Erscheinen der dreier
Regietruppe sprechen.
Das Team kann entweder mit den
Stück nichts anfangen oder es
misstraut Autor und Komponist.
Es wird draufgeklatscht was das
Zeug hält, damit geht das Werk
unter, aber die Ergänzungen
bringen keine Verbesserung. Im
Gegenteil, sie führen ein
Eigenleben!
Und dann das Orchester.
Wenn schon einer unsensibel
herumfuchtelt, die Lautstärke
immer mehr ausufern lässt,
erinnert man sich an die ersten
Takte und sagt sich:
Schon zu laut!
Das mag einmal für Münster
ausreichend gewesen sein, dort
war dieser Maestro GMD, für
Hannover jedenfalls ist das
nicht überzeugend.
Unter GMD
Repušić wäre da musikalisch
etwas anderes herausgekommen.
Aber der war ja krank.
Der Vorhang öffnet sich, Stille,
Gaze behindert die Sicht.
Isolde von rechts. Dann eine
Truppe von Statisten als
Sicherheitspersonal verkleidet,
die links im Off verschwinden.
Isolde setzt sich auf einen
Stuhl, der links auf einem
indirekt beleuchtetem Rondell -
sieht aus wie ein etwas
erhobener, illuminierter
'Tortenboden' - steht.
Dort verbringt sie das Vorspiel.
Quer über die mit weißen
Brettern ausgelegte Bühne eine
Röhre, darin ein mannshohes
Loch.
Darüber über die ganze Breite
der Bühne in Übermannshöhe ein
Geländer.
Während des Vorspiels - Isolde
links in gelben Mantel gehüllt -
hantieren zwei 'weißgetünchte
Figuren' in dem Loch in der
Röhre.
Hat man ein Programmheft nicht
gekauft, weiß man nicht, was das
soll, was das mit dem Stück zu
tun hat.
Wohlgemerkt man hat kein
Programmheft und kann nicht
nachlesen, was Mr. Philip
Langridge als Regisseur meint.
Es kann sein, dass diese
Vorgehensweise für Göteborg
reicht, wo er zur Zeit Intendant
ist, oder für Glyndebourne, wo
er Hausherr werden soll, langt,
für Hannover jedenfalls nicht.
Das Vorspiel 'macht
Fortschritte', Isolde weiterhin
links, 'die Weißgetünchten' -
noch immer Bodenübungen im
Zeitlupentempo im Loch der
Röhre. Was die Verrenkungen
allerdings sollen, ist nicht zu
verstehen. Sagt doch die Musik
alles und das Gehampel nichts.
Das Licht im Loch des Tunnels
verlischt und damit sind auch
die beiden 'Weißgetünchten'
nicht mehr zu sehen.
Isolde allein links auf dem
Stuhl auf dem indirekt
erleuchteten 'Tortenboden'.
Die Gaze wird hochgezogen, von
rechts schreitet wer heran, es
kann nur Brangäne sein, aber in
der Inszenierung könnte auch die
Kaiserin von China auftreten.
Wer weiß das schon so genau?
Die Dame, hochgestöckelt, in
langem Abendkleid bleibt am Loch
in der Röhre stehen.
Was mag sie wollen?
Von links jemand, der ein
Fähnchen an einem langen Stock
vor sich herträgt, am linken
Portal verharrt er. Er lümmelt
dort lässig für
ERSTE SZENE
STIMME EINES JUNGEN SEEMANNS
Westwärts
schweift der Blick:
Da entflammt er mit einem
Feuerzeug das Fähnchen, das hell
auflodert und sofort verlischt.
Isolde ist ganz geblendet von
dem 'Gegokel', sie beruhigt sich
aber schnell wieder.
Der Lümmel greift hinter das
Portal und holt von dort eine
von der Requisite
dankenswerterweise rechtzeitig
positionierten langen Stab -
wieder mit einer Fahne - die der
Lümmel entrollt - es handelt
sich um den Union Jack.
Der Fahnenträger schreitet in
die Mitte der Bühne und
entwickelt sich zum
Fahnenschwenker auf das
Wehe, wehe, du Wind!
... du
wilde, minnige Maid!
steckt er den Fahnenmast in ein
Loch im Boden des 'Tortenbodens'
und geht keck nach rechts - im
Vorbeigehen die Hand an die
Mütze tippend - ab.
ISOLDE
jäh auffahrend
Wer
wagt mich zu höhnen?
sie zieht den Fahnenmast aus dem
Loch im Boden
Brangäne, du?
Sag --- wo sind wir?
Brangäne kommt
gemütlichen Schrittes von
rechts, setzt sich auf den Rand
des 'Tortenbodens' - dessen
indirekte Beleuchtung übrigens
inzwischen erloschen ist und
gibt die vage
Positionsbestimmung mit
Blaue Streifen
steigen im Osten auf
Auf das
Nimmermehr!
Nicht heut noch morgen!
schmeißt Isolde die Fahne mit
dem Mast nach links, wo sie
polternd zu Boden fällt.
Brangäne hat sich vor Schreck
erhoben und geht rechts auf und
ab, wendet sich dann dem
'Tortenboden' zu und setzt sich
auf den Stuhl, nachdem sich
Isolde zu Boden gelassen hat.
Bei Isoldes
Luft! Luft!
Mir erstickt das Herz!
erscheint oben an der Reling ein
Matrose, der mit einem Ball in
seinen Händen spielt.
Es ist kein einfacher Matrose,
sonder der junge Seemann, der
Fahnenzündler von soeben, der
für die
ZWEITE
SZENE
noch einmal behauptet, dass der
Wind frisch der Heimat zuweht
und indem er den Ball hochhält,
seit er sich auf das nächste
Fußballmatch zu freuen.
Anders kann man den dubiosen
Regieeinfall nicht deuten.
Zum
Weh, ach wehe, mein Kind!
haben sich oben auf der Brücke
von links jemand mit weißer
Kapitänsmütze und von rechts
einer von der Mannschaft
genähert.
Sie verharren in der Mitte und
blicken nach hinten auf die sich
hoch in den Bühnenhimmel
aufwölbende Verbretterung des
Bühnenbodens - soll wohl die
Weite des Meeres andeuten -
nachdem der rechts Stehende dem
Matrosen den Ball abgenommen
hat. Der geht nach rechts ab und
der von der Mannschaft legt den
Ball auf den Boden der Brücke.
Keiner weiß warum.
Brangäne
Soll ich ihn bitten,
dich zu grüssen?
drauf geht sie nach rechts ab.
Kurwenal, der zweite oben auf
der Brücke, beobachtet das,
indem er sich weit über die
Reling lehnt. Er meint
Hab
acht, Tristan!
Botschaft von Isolde
Brangäne ist auf dem Oberdeck
angekommen und es entwickelt
sich das Gespräch zwischen ihr
und dem mit der weißen
Kapitänsmütze, Herrn Tristan.
Kurwenal schaut weiter nach
hinten auf die weite
Wasserwüste, dann dreht er sich
um und mischt sich ein
Darf ich die Antwort sagen?
[...]
Sein Haupt doch hängt
im Irenland,
als Zins gezahlt
von Engeland:
Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!«
Dabei spielt er mit dem Ball,
den der Steuermann zurückließ
und den er soeben vom Boden
aufhob.
Der Chor unsichtbar hinter dem
Tunnel, wirft Bälle in die Luft
und jauchzt
Hei! Unser Held Tristan,
wie der Zins zahlen kann!
Brangäne die Reling
entlang nach rechts ab und so
ist sie rechtzeitig für die
DRITTE SZENE
zum
Weh, ach wehe!
Dies zu dulden!
wieder zurück auf der
Hauptbühne.
Für die große Erzählung
Wie
lachend sie
mir Lieder singen,
wohl könnt' auch ich erwidern
stehen die beiden Männer an der
Reling und schauen teilnahmslos
nach hinten aufs Meer.
Isolde und Brangäne im Gespräch
auf und neben dem 'Tortenboden',
der sich merklich auf leisen
Rädern nach rechts bewegt.
Was soll das?
Der Zuschauer wird damit
abgelenkt von der schweren Szene
und von Isoldes beiden hohen
Tönen beim
mit
ihr gab er es preis!
und beim
mir
lacht das Abenteuer
(hier nicht
ausgehalten, sondern wie ein
Juchzer behandelt)
Bei Isoldes
Den Schrein dort bring mir her!
wird das Loch im
Tunnel illuminiert und zum
Für Weh und Wunden
Balsam hier
erscheint rechts in
der Röhre (der 'Tortenboden' ist
mit Isolde unmittelbar von der
Öffnung in der Röhre angekommen)
'der Weißgetünchte' und bald
darauf von links 'die
Weißgetünchte'.
Bei Brangänes
Für Weh und Wunden
Balsam hier;
für böse Gifte
Gegengift
reicht ihr 'der
Weißgetünchte' ein Glas, das sie
auf den Boden stellt
und zu
Isoldes
Den hehrsten Trank,
ich halt' ihn hier
reicht die in der
Röhre links erschienene
'Weißgetünchte' der Isolde ein
Wasserglas (wahrscheinlich aus
Kostengründen echtes 'Senfglas')
Brangäne nimmt Isolde
das Glas ab und stellte es zu
dem, das sie auf dem Boden gab.
SCHIFFSVOLK
von außen und unsichtbar für das
Publikum
Ho!
He! Ha! He!
Am Untermast
die Segel ein!
Ho! He! Ha! He!
VIERTE
SZENE
KURWENAL
Auf! Auf! Ihr Frauen!
Auf der Brücke 'macht einer
Männchen' vor dem Kapitän.
Kurwenal geht nach links und
hebt die britische Fahne auf,
die von Isolde vordem auf den
Boden geschmettert wurde.
Dann hört er sich Isoldes Wunsch
an
Herrn Tristan bringe
meinen Gruss
und meld ihm, was ich sage.
Mit dem
Sicher wisst,
das sag' ich ihm;
nun harrt, wie er mich hört!
geht Kurwenal nach
links ab und die beiden Frauen
widmen sich Isoldes
Nun
leb wohl, Brangäne!
Grüss mir die Welt,
grüsse mir Vater und Mutter!
KURWENAL
Herr Tristan!
Der 'Tortenboden' ist für die
FÜNFTE
SZENE
auf seiner Fahrt unmittelbar vor
dem Loch in der Röhre
angekommen.
Das Gespräch endet mit
TRISTAN
Wo
sind wir?
ISOLDE
Hart am Ziel!
Brangäne vertauscht die beiden
am Boden stehenden Gläser
Tristan
Wohl kenn' ich Irlands
Königin
und ihrer Künste
Wunderkraft
sind beide durch das
Loch in der Röhre in diese
zurückgetreten, dann Tristans
Vergessens güt'ger Trank,
dich trink' ich sonder Wank!
Er setzt an und trinkt
ISOLDE
Betrug auch hier?
Mein die Hälfte!
und da sinken sie nieder auf dem
''Tortenboden', berühren sich
zaghaft mit den Händen.
Der Zauber wirkt.
Dann auf der Brücke, winkend in
den Hintergrund
ALLE MÄNNER
Heil! Heil! Heil!
König Marke Heil!
Heil dem König!
Brangäne erscheint mit dem
Morgenrock, den Isolde ja schon
am Anfang des Aktes trug, von
rechts.
Kurwenal von links mit der
Botschaft
Heil Tristan,
glücklicher Held!
Marke zwängt sich von hinten
durch die Stäbe der Reling, weil
sich das Absperrgitter am 16.
September 2018 nicht öffnen
lässt.
Durch diese beherzte, von der
Regie nicht vorgegebene Aktion,
ereicht er oben auf dem Quergang
an der Reling entlang
rechtzeitig die Mitte der Bühne,
um die Huldigungen
entgegenzunehmen und
entsprechend königlich zu
winken.
Der Vorhang fällt schnell.
Zweiter Aufzug
Erste
Szene
Die Bühne vom Orchestergraben an
bis nach hinten in die
Bühnentiefe und von dort weiter
nach oben in den Schnürboden
verlaufend die weiße
Holzbeplankung.
Völlig unnötig dieser Aufwand
für ein Bühnenbild.
Aus dem Schnürboden herunter
hängt ein Abschnitt eines
Rohres, schräg angeschnitten
oberhalb eines Whirlpools ohne
Wasser. Dafür am Rand des Pools
Becher mit brennenden Kerzen
ringsherum.
Rechts nahe dem Portal der
bekannte 'Tortenboden' auf ihm
ein typisches Krankenhausbett.
Rechts an der Wand, hoch über
dem Bühnenboden weit auskragend
ein Austritt, ein Balkon.
Gespräch Isolde / Brangäne
ISOLDE
Hörst du sie noch?
Mir schwand schon fern der
Klang.
bis zu ihrem
Zur
Warte du:
dort wache treu!
Die Leuchte,
und wär's meines Lebens Licht
---
lachend
sie zu löschen zag' ich nicht!
wird das Stück gespielt, würde
da nicht 'der 'Weißgetünchte' im
Slow-Motion-Tempo auf der Bühne
herumtigern und die Szene
stören.
Dann wird auch noch 'die
Weißgetünchte' aus der Röhre
kopfüber an einem Seil
heruntergelassen und in dem
Pool, der keinen Boden hat,
versenkt.
'Der Weißgetünchte' steigt ihr
nach - und das Publikum fragt
höchst befremdet:
Was soll das?
Wird hier Reklame für einen
Auftritt am Trapez in einem
Zirkus gemacht?
Dann Auftritt für die
ZWEITE
SZENE
TRISTAN
Isolde! Geliebte!
ISOLDE
Tristan! Geliebter!
Für die Gestaltung gibt der
Regisseur das rechts auf dem
fahrbaren 'Tortenboden' stehende
Bett zum Bespielen frei, so kann
Isolde mal drauf sitzen oder
aber auch sich der Länge lang
draufstellen. Gelegentlich hockt
sie sich auf drauf, während
Tristan unter ihr auf dem Rand
des 'Tortenboden' sitzt.
Tristan geht zum Pool und nimmt
die Kerzen dort vom Rand und
stellt sie - nach vorne rechts
verlaufend - auf den
Bühnenboden. Während Isolde
neben dem am Boden liegenden
Schwert verharrt.
Für das
O
sink hernieder
sitzt Tristan auf dem Bett,
Isolde kniet hinter ihm.
Beim Ruf
Einsam wachend
wandert Brangäne hinten von
links nach rechts über die
Bühne, hat damit die Möglichkeit
ohne Behinderung durch
irgendwelche störende Ecken die
schwierigen Phrasen ungehindert
aussingen zu können.
Tristan legt zwischendurch schon
mal sein Jackett auf den Rand
des Pools und krempelt sich die
Ärmel rauf, während Isolde den
gelben Morgenmantel ablegt, ihn
einfach zu Boden fallen lässt.
Dann stehen beide am Pool und
bemalen sich ihre Gesichter und
die Arme mit weißer Farbe, den
sie einem Napf entnehmen, der am
Rand des Pools steht.
Zum
Nie
erwachen!
zieht Isolde bei ihrem
Doch der Tag
muss Tristan wecken?
ein Leintuch vom Bett, geht
links ans Portal, legt das Tuch
dort auf den Boden aus und setzt
sich drauf. Doch dann besinnt
sie sich, erhebt sich und geht
zum Pool, zu Tristan, der dort
sein
der
Liebe lasse,
wie wäre seinen Streichen
die Liebe selbst zu erreichen
singt.
Aber nein, sie bleibt nicht bei
ihm, sondert wandert um ihn
herum wieder zum Bett auf der
rechten Seite.
Er folgt ihr und zieht sich beim
Dies süsse Wörtlein: und,
Isoldes gelben, langen
Morgenrock an und sie, nicht
müßig, zieht sich Tristans
Kapitänsjoppe über. (Wer hat
nicht gerne mal vier Streifen am
Ärmel?)
Isolde begibt sich nach
Brangänes erneutem Ruf links auf
das von ihr ausgebreitete Tuch.
Tristan bleibt während der
ganzen langen schweren 'Ewig'-Schraube
am Pool stehen und stürzt erst
für die
DRITTE
SZENE
bei Kurwenals
Rette dich, Tristan!
zu Isolde links ans Portal.
Dann von rechts hinten Statisten
mit Gewehren, Melot und dann
Marke.
War vorher Dämmerlicht, wird
plötzlich am 16.9.2018 die volle
Bühnenbeleuchtung eingeschaltet
- wohl ein Fehler des
Inspizienten, der eine Stimmung
nicht rechtzeitig durchsagte.
Ansprache Marke
Tatest du's wirklich?
[...]
Den
unerforschlich tief
geheimnisvollen Grund,
wer macht der Welt ihn kund?
Marke geht in den
Bühnenhintergrund, hält sich am
Bett fest, während Tristan sein
O
König, das
kann ich dir nicht sagen
als Antwort gibt.
Tristan setzt sich rechts auf
den Boden neben das seit dem
ersten Aufzug dort liegenden
Schwert für sein
Wohin nun Tristan scheidet,
willst du, Isold', ihm folgen?
Isolde antwortet ihm, noch immer
links am Portal stehend
Als
für ein fremdes Land
der Freund sie einstens warb
dann zu Tristan nach
rechts hinübergehend, von wo sie
fluchtartig bei
MELOT
Verräter! Ha!
wieder nach links an
das Portal eilt.
Tristan eilt mit dem Schwert
beim
aus
Eifer verriet
mich der Freund
dem König, den ich verriet!
nach hinten.
Neben ihm die beiden
'Weißgetünchten'. Sie mit einer
Waschschüssel in den Händen
unten, er auf dem Balkon.
Zum
Wehr dich, Melot!
hält Tristan ihm das Schwert
hin, watscht ihm eine, Melot
zieht das Schwert an Tristans
Körper vorbei.
Tristan stürzt aufs Bett, Melot
wankt nach vorne, sinkt
gebrochen ob seiner Tat auf den
Boden.
Der Vorhang fällt schnell.
DRITTER AUFZUG
ERSTE
SZENE
Die Bühne - wie schon vorher,
ganz in weiß - ein Lager von
ausgedienten Möbeln.
Bettgestelle, Matratzen,
umgefallene Stehlampen.
Rechts hinten - nun liegend -
die angeschnittene Röhre, auch
in ihr Lattenroste, Betteile -
'Graffel'.
Vor der Röhre ein Bett, wohl das
aus dem zweiten Aufzug. Auf ihr
liegend, Tristan.
Links hinten der Rest einer
Landungsbrücke. Drei Leute
wimmeln um Tristan herum. Die
nehmen dann hinter der
Landungsbrücke Platz.
Diese herunterkommend, der junge
Seemann für das
Kurwenal! He!
Rechts vorne, neben dem
Bettgestell, Kurwenal, nach
hinten gehend für das
Erwachte er,
wär's doch nur,
um für immer zu verscheiden
Der in seiner Haltung aufsässige
Hirt wird die Landungsbrücke
hinauf abgeschoben.
Dessen Kommentar, ohne sich groß
umzublicken und zu orientieren:
Öd und leer das Meer!
Kurwenal
Süsses Leben,
meinem Tristan neu gegeben!
Ein Sanitäter kommt ans Bett,
geht wieder.
Tristan erhebt sich für das
Wo
ich erwacht ---
weilt' ich nicht;
doch, wo ich weilte,
das kann ich dir nicht sagen
steigt in die Röhre, beschaut
sich den dort lagernden
Sperrmüll, steigt wieder heraus.
Links diskutiert schone eine
Weile Kurwenal mit einem zum
Stück nicht gehörenden Menschen.
Beim
Wie
schwand mir seine Ahnung?
Sehnsücht'ge Mahnung
hat er den links liegenden wohl
bekannten 'Tortenboden' - hier
nun nicht indirekt illuminiert
- erreicht für das
Welches Sehnen!
Welches Bangen!
[...]
Das
Licht --- wann löscht es aus?
Er geht nach rechts
über die Bühne für das
Wann wird es Nacht im Haus?
erschöpft sinkt er zu Boden.
Statisten waren zum
'Weißgetünchten' geeilt, der -
kaum war Tristan aus dem Bett
aufgestanden - sich dort
breitmachte und nun
herumhampelnd einen Fiebrigen
mimt.
Kurwenal dort am Bett des
'Weißgetünchten' spricht ihn an
du sollst sie sehen
hier und heut
Tristan stürzt quer über die
Bühne für das
Isolde kommt!
Isolde naht!
O
Treue! Hehre,
holde Treue
und weiter
Mein Kurwenal,
du trauter Freund!
[...]
Dort streicht es am Riff!
Siehst du es nicht?
Kurwenal eilt die Landungsbrücke
hinauf
(Das Englischhorn erklingt.)
Noch ist kein Schiff zu sehn!
Tristan
Muss ich dich so verstehn,
du alte ernste Weise
[...] (er wirft den
'Weißgetünchten' aus seinem
Bett)
verflucht sei, furchtbarer
Trank!
(beutelt ihn)
Verflucht, wer dich gebraut!
Kurwenal ist
hinzugekommen, beugt sich über
zu Boden gesunkenen
Mein Herre Tristan!
Schrecklicher Zauber!
O Wonne! Nein!
Er regt sich, er lebt!
Die Sanitätsstatisten
sind herbeigeeilt, richten
Tristan auf ...
TRISTAN
Das
Schiff? Siehst du's noch nicht?
KURWENAL
Das
Schiff? Gewiss,
es naht noch heut;
es kann nicht lang mehr säumen.
... und legen Tristan auf sein
Lager und gehen dann nach rechts
hinten ab..
Unheildrohend naht von links
unaufhörlich 'die Weißgetünchte'
die Landebrücke hinunter, rechts
der aus dem Bett geworfene
'Weißgetünchte' sich langsam
unaufhörlich rückwärts nach
links bewegend.
Tristan
Wie
sie selig,
hehr und milde
[...] 'Die Weißgetünchte' nähert
sich Tristans Lager, dann biegt
sie nach links ab in Richtung
'Tortenboden', an dem 'der
Weißgetünchte' schon angekommen
ist. Umschlungen stehen die
beiden Angemalten da rum, auch
noch weiß angestrahlt und
stören.
Tristan
Das Schiff? Das Schiff?
Isoldens Schiff?
Du musst es sehen!
Musst es sehen!
Das Schiff? Sähst du's noch
nicht?
Kurwenal oben auf der
Landungsbrücke
O
Wonne! Freude!
Ha! Das Schiff!
Von Norden seh' ich's nahen.
ZWEITE
SZENE
TRISTAN
O
diese Sonne!
[...]
'Die Weißgetünchte'
schlurft nach links, 'der
Weißgetünchte' nach rechts - und
beide sind wieder nichts als im
Weg.
Vergeh' die Welt
meiner jauchzenden Eil'!
Tristan bricht vorne
rechts zusammen.
Die Landungsbrücke
herunter Isolde und Kurwenal.
ISOLDE
Tristan! Geliebter!
Sie eilt zu ihm,
richtet ihn auf.
TRISTAN
Isolde!
'Die Weißgetünchte'
hebt die Arme und schleicht zur
Mitte der Bühne.
ISOLDE
Ha!
Ich bin's, ich bin's,
süssester Freund!
[...]
Horch! Er wacht!
Geliebter!
Sie legt sich neben Tristan -
Kopf an Kopf.
DRITTE
SZENE
Kurwenal die ganze Zeit wartend
am Fuß der Landungsbrücke
verblieben.
HIRT
Kurwenal! Hör!
Ein zweites Schiff.
Der Sanitäter-Statist eilt von
rechts kommend die
Landungsbrücke hinauf.
Die beiden anderen Statisten
kommen von rechts herbeigeeilt,
schleppen Bettgestell und
sonstiges herumliegendes Zeug
herbei und bauen am Fuß der
Landungsbrücke eine Barrikade,
die aber gleich von den Mannen
des Marke - von oben die
Landungsbrücke hinunterteilend -
beiseite geschoben wird.
Brangäne auf der Landungsbrücke
Isolde! Herrin!
Kurwenal zu ihr gewandt
Was
suchst du hier?
Melot die Brücke herunter.
Kurwenal sticht ihn
nieder.
Heiahaha! Dem Tag,
an dem ich dich treffe!
MARKE
die Landungsbrücke
heruntereilend
Zurück! Wahnsinniger!
Jemand schießt - Kurwenal stürzt
zu Boden.
MARKE
O
Trug und Wahn!
Tristan, wo bist du?
KURWENAL
Da
liegt er ---
hier --- wo ich --- liege.
Brangäne stöckelt ungerührt an
dem Elend vorbei.
MARKE
Tot
denn alles!
Alles tot!
[...] kniet neben Tristan ...
Die
Ernte mehrt' ich dem Tod,
der Wahn häufte die Not.
... und zieht sich
dann in den Bühnenhintergrund
zurück, setzt sich auf den
'Tortenboden'.
ISOLDE
Mild und leise
wie er lächelt,
wie das Auge
hold er öffnet
[...]
ertrinken,
versinken ---
unbewusst ---
höchste Lust!
Die 'Weißgetünchte'
schleicht an Isolde in den
Bühnenhintergrund
- sie stört wieder,
aber hier glücklicherweise zum
letzten Mal.
Der Vorhang fällt
langsam
Fazit:
'Toll' welche Spielmöglichkeiten
da eingeräumt werden.
Derartige Mätzchen mögen in
Zukunft für Glyndebourne, wohin
der Regisseur ja bekannterweise,
wenn er Göteborg verlassen hat,
als Theaterdirektor ausweicht,
ausreichen, für Hannover
jedenfalls nicht.
Der Regisseur traut - es sein
nochmals gesagt - ganz
offensichtlich weder dem Text
noch der Musik - und auch den
Darstellern nicht.
Als könnten die rollengemäß
nicht agieren.
Da müssen - abgesehen von den
Kosten - noch diese zwei
'Weißgetünchten' auf der Bühne
herumschlurfen als sei es das
Telemann Stück 'Pimpinone'.
Schon vor Jahrzehnten ergänzte
Günther Roth an der
Folkwanghochschule für Studenten
aus drei Sparten das Stück. Da
war es angebracht, aber hier in
Hannover beim 'Tristan' - ein
einziger Ärger und völlig
daneben.
Die beiden sind hier überflüssig
'wie der Dreck zu Pfingsten'.
Es bleibt dem Besucher nichts
übrig, als Hohn und Spott
auszugießen über das, was hier
gezeigt wird.
Das gilt schon lange für die
völlig danebengegangen
Produktionen an diesem Haus.
Ob 'Ring', ob 'Meistersinger',
ob 'Giovanni', ob 'Traviata', ob
'Rusalka', ob 'Fledermaus', ob
'Freischütz', ob 'Verkaufte
Braut', ob 'Holländer' - um nur
einige zu nennen.
So wie der von Herr Dr. Klügl
zweimal engagierte Herr Voges
die 'Aida' szenisch in den Dreck
zieht, so urteilt der Vollzahler
bei den Eintrittskarten und der
Steuerzahler und empört sich
über das Gemurkse des Regisseurs
Langridge beim 'Tristan' in
Hannover.
©heerrufer.de
Schlussbemerkung
Man kann nur staunen, wie viel
Leute, die die Oper
verabscheuen, ungeheuer viel
Geld damit verdienen, dass sie
auf Symposien sitzen und im
Soziologen-Schnack (diesen
treffenden Ausdruck lernte ich
von meinen Studenten) darüber
palavern, wie dieser
scheißbürgerlichen, altbackenen
Theaterform Oper mit politisch
relevanten, performativen,
optisch additiven, akustisch
augmentativen Mitteln eine Ende
bereitet werden kann, damit
stattdessen die Oper durch das
intellektuell vermauschelte
merkantile Entertainment zur
Freude der Massen und damit des
Staatssäckels Freude
hinweggefegt wird.
Berichte über diese Symposien
füllen dicke Bücher, die
hoffnungsfrohe Titel wie 'Die
Zukunft der Oper' oder
bedeutungsschwere wie 'Warum
Oper?' tragen.
Mühevoll, von Phasen des
Erschöpfungsschlafs
unterbrochen, kämpft man sich
durch die Texte, wacht erfreut
auf, wenn zwischen all' den
unerträglichen Phrasen eine
vernünftige Praktikerin wie Vera
Nemirowa etwas Brauchbares sagt
und man fragt sich:
"Was habe ich in den vielen
Jahren praktischer,
erfolgreicher, vom Publikum mit
vollen Theatern belohnter Arbeit
falsch gemacht?"
Ich habe wie unzählige Kollegen
in meist freudiger
Zusammenarbeit mit
Kapellmeistern und Regisseuren
die Figuren meines Fachs nach
dem Willen der Komponisten und
Textdichter auf die Bühne
gebracht - und das ganz ohne
Soziologen-Schnack.
Aufmärsche und Proteste in Ost
und West lassen uns fragen: "Was
ist uns wichtig?"
Die Sicherheit?
Die Gesundheit?
Der Frieden?
Der Freundeskreis?
Die Rente?
Die Kultur?
Die Sprache?
Pöbeln mit Fäkalausdrücken oder
intellektuelles Gefasel mit
unverständlichen Termini ist
modern.
Das Benehmen?
Rempeln, schubsen, vordrängen,
treten, prügeln, anbrüllen -
sind üblich.
Die Kleidung?
Graue Schmuddelfetzen,
zerrissene Jeans, dreckige
Latschen sind hip.
Das Essen?
Fettiges und süßes Fastfood 'to
go' wandert überall und kleckert
auf Straßen und Sitze.
Als Gegenwelt könnte es noch
Orte der Besinnung, der
Schönheit, des guten Benehmens,
der eleganten Kleidung, der
kostbaren Stimmen geben:
Unsere Opernhäuser.
Wir, die Steuerzahler, haben in
stummer Resignation zugelassen,
dass, gestützt von den lauten
Publikationen tendenziöser
Zeitschriften sich eine
Theater-Unkultur ausbreiten
konnte. Diese mit
wissenschaftlichen Phrasen zu
untermauern, werden Kongresse
und Workshops mit unseren
Geldern veranstaltet.
Hinter die Gründe der Misere zu
kommen, die das Publikum zu
Resignation und Fernbleiben
veranlassen, daran sollen Sie
teilhaben, an den
selbstverliebten Begründungen
der Regisseure, die Werke der
Musikliteratur als
Abbruchmaterial zum Aufbau ihrer
Allmacht in unsern
steuergeldfinanzierten
Opernhäusern nutzen, wobei
Unkenntnis und Desinteresse der
zuständigen Ministerien ihnen
den Weg bereiten.
Es ist allerdings gewiss, dass
man nicht argumentieren kann,
früher sei alles besser gewesen.
Aber jeder klarsichtige
Musikfreund erkennt, dass Werte
verloren gegangen sind und
weiter verloren gehen.
Eine Opernaufführung besteht
auch heute
- aus dem Text
- aus der Musik
- aus den Sängern
- aus dem Orchester
und einer Bühne, auf der das
Stück dem Publikum dargeboten
wird.
Die in den meisten Fällen
gezeigte Behandlung der Werke
wird in Bürgerversammlungen
kritisiert, wobei
- die allgemeine
Gleichgültigkeit,
- die verringerte Schulbildung -
siehe Beitrag des BR-Fernsehens
mit dem Titel:
"Abschluss 'ja', Bildung
'nein'!"
- die Verrohung,
- der Verlust der Werte
als Grund angegeben wird.
Gelegentlich erreicht diese
Einsicht auch Politiker.
Wir, die Opernfreunde, sind die
von Ministerpräsident Weil
beschriebene "aktive
Zivilgesellschaft, in der die
Bürger die Werte verteidigen,
für die wir mit großer Mehrheit
stehen."
Manchmal titelt auch ein
Kritiker deutlich - so am 4.
September 2018 - wie hier über
eine Produktion am Nds.
Staatsschauspiel Hannover.
Hannoversche
Allgemeine
5. September 2018
Zitat
"Nathan"? Zum Kotzen!"
Von Lessing bleibt nur di8e
Ringparabel - der Rest von
'Natahn' im
Ballhof ist ein
Theaterprojekt von Oliver
Frljic
Zitatende
|
Zum allerletzten Schluss – ’das
Allerletzte!’
Um den Horizont zu erweitern und
zu erleben, was das progressive
Regisseurstheater, das mit dem
Schauspiel der Nds.
Staatstheater mit seinen
Produktionen ’Medea’ und ’Die
Edda’ für den ’Faust 2018’
nominiert ist, leistet, besuchte
ich die in Hannover auf die
Bühne gebrachte ’Edda’.
Trotz Nominierung - Veranstalter
des Deutschen Theaterpreises DER
FAUST sind der Deutsche
Bühnenverein, die Bundesländer,
die Kulturstiftung der Länder
und die Deutsche Akademie der
Darstellenden Künste - war der
Besuch der Vorstellung am 28.
September 2018 kläglich, der
Rang geschlossen, im Parkett
verteilten sich die Zuschauer
großzügig.
Die ersten Minuten – die Bühne
in Dunst und Schnee – mit
schemenhaften Gestalten der
Nornen waren dem sagenhaften
Thema angemessen und
vermittelten Atmosphäre.
Dann aber brach das Chaos des
Regisseurstheaters aus, das
Gedröhne, die völlig offene
Bühne mit aller Technik, die –
zum Beispiel mit dem Hochziehen
des Eschestammes – Zeit schindet
und davon ablenkt, dass dem
Regisseur zur stückgemäßen
Personenführung nichts einfällt,
außer unablässigem Hinfallen,
Aufstehen, Brüllen der
Darsteller, ekelhaften Kostümen,
alberner Wortspiele, über die
das unwissende Publikum aus
Verlegenheit lacht, was dann von
der Theaterleitung als Erfolg
verbucht wird.
Tiere werden nicht so behandelt.
Die armen Kollegen!
Unvorteilhafte Präsentation des
eigenen Talents, blaue Flecke,
verbrüllte Stimmen – eine
einzige Quälerei.
Und dann stehen noch Kündigungen
an, die das asoziale Verhalten
der Theaterleitungen beim
anstehenden Intendantenwechsel
mit Billigung der Politik – im
Falle Niedersachsen des
CDU-Politologen Björn Thümler,
Nds. Minister für Wissenschaft
und Kultur - dokumentieren.
ML Gilles
|
Außenwerbung
Nds. Staatsschauspiel
Hannover
Screenshot -
Foto:
Katrin Ribbe |
|
Impressum
'Eine Mitteilung an
meine Freunde'
erscheint als nichtkommerzielles
Beiblatt zu
Kulturjournal.de
- ausgezeichnet mit dem
Kulturförderpreis der Stadt
Regensburg -
kulturjournal - Holzländestraße
6 - 93047 Regensburg
Ersterscheinung der Ausgabe
Regensburg am 27.07.2007
Erscheinungsweise:
kulturjournal-regensburg zehn
Mal pro Jahr von Februar bis
August und Oktober bis Dezember
Ausgabe des Beiblattes als
’Mitteilung an meine Freunde’ –
gewöhnlich zum Anfang eines
Monats
Verteilung Regensburg:
Direktversand, Hotels, Theater,
Galerien, Veranstaltungsorte,
Tourist-Info, Bahnhöfe
Verteilung Hannover u.a.:
Direktversand an ausgewählte
Leserschaft wie Mitglieder der
Bürgerinitiative Opernintendanz
Niedersächsischer
Landesrechnungshof,
Niedersächsische
Landesregierung,
Politische Parteien im Nds.
Landtag,
Hochschule für Musik, Theater
und Medien Hannover,
Bund der Steuerzahler,
Genossenschaft Deutscher
Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen
RA Frank Wahner, Fachanwalt für
Verwaltungsrecht, Hannover
Wir verstehen diese
Besprechungen und Kommentare
nicht als Kritik um der Kritik
willen, sondern als Hinweis auf
- nach unserer Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten
diese Texte auch Überspitztes
und Satire. Hierfür nehmen wir
den Kunstvorbehalt nach Artikel
5, Grundgesetz, in Anspruch.
Wir benutzen Informationen,
hauptsächlich aus eigenen
Unterlagen, aus dem Internet u.a.
Veröffentlichungen des Deutschen
Historischen Museums, der
Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Texte werden paraphrasiert
wiedergegeben oder als Zitate
kenntlich gemacht.
Bilderquellen: Maria Jeritza (Wikipedia),
Luciano Pavarotti (DECCA
Plattencover), Catarina Ligendza (Nordbayerischer
Kurier), Lucia Popp (EMI
Plattencover), Leonie Rysanek (Mytho
Plattencover), Klaus Kusenberg (kulturjournal),
Tito Gobbi,
Bühnenmodelle Tartuffe /
Holländer (kulturjournal)
|